Ärgerlich wenn Partner beruflich nur auf Geld fixiert ist?
Der Mann einer Bekannten von mir ist Professor für Literatur an der Universität und gibt dort auch Sprachkurse. Meine Bekannte ist Lehrerin an einer Schule. Dort gibt es seit einer Weile auch viele Flüchtlingskinder, die erst Deutschkurse belegen müssen, bevor sie in den Unterricht können.
Es gibt aber einen großen Mangel an Deutschlehrern und meine Bekannte ist daher auch schon mehrfach gefragt worden, ob ihr Mann sich nicht dazu bereit erklären würde, ehrenamtlich so einen Deutschkurs zu übernehmen.
Ihr Mann möchte aber nicht und findet es nicht in Ordnung, dass er für seine Mühen nicht entlohnt werden soll. Er bekommt von der Universität seit Mitte des Jahres auch mehr Geld und hat auch betont wie wichtig es ihm ist, dass seine Arbeit geschätzt wird.
Wie findet ihr das Verhalten des Professors? Wird eine Tätigkeit tatsächlich nur dann geschätzt, wenn man sie bezahlt? Fühlt man sich als Professor etwa unwürdig, wenn man unbezahlten Unterricht geben soll? Versteht ihr dieses Verhalten oder kommt das bei euch auch einfach nur arrogant rüber?
Was bringt es einen, wenn die Zahl auf dem Konto steigt und man trotzdem nicht wirklich etwas hinterlassen hat. Ich finde es sehr wichtig, wenn man auch mal etwas für andere Menschen tut. Wenn Menschen immer nur auf das Geld sehen finde ich das sehr unsympathisch und mit solchen Leuten würde ich auch nicht gerne etwas zu tun haben.
Ich denke, dass seine Tätigkeit von den Flüchtlingen wohl mehr geschätzt werden würde, weil diese auch wirklich Deutsch lernen wollen und die Schüler oder Studenten da ja nicht immer Bock drauf haben. Auch für das eigene Gefühl dürfte so etwas ja durchaus gut sein.
Warum sollte er das machen, wenn er das nicht möchte? Neben seiner Arbeit wird der Mann auch ein Privatleben haben, er wird vielleicht gerne kochen, Bücher lesen oder mit seiner Frau ausgehen. Natürlich ist es lobenswert, wenn man ein Ehrenamt hat oder für kein Geld arbeitet, aber das kann und möchte auch nicht jeder und das sollte auch so akzeptiert werden.
Jeder Mensch hat eine andere Priorität im Leben und wenn ihm andere Leute nicht wichtig sind oder das Helfen ihm nichts zurückgibt, dann ist das eben so. Wer bei diesem Thema motzig wird und findet, dass er etwas für andere Menschen tun sollte, der kann sich ja zum Arbeiten ohne Lohn bewerben.
Sicher ist es schön, wenn die Arbeit geschätzt wird, das sehe ich auch so. Aber genau das drückt sich doch nicht nur in Geld aus. Wenn man ehrenamtlich hilft, dann hilft man doch den Menschen und kann beobachten, wie sie sich anstrengen und es eben auch zu schätzen wissen, was für sie getan wird. Genau das macht doch die ehrenamtliche Hilfe aus und so muss ich schon sagen, dass ich die Haltung etwas arrogant finde.
Warum ist das eine arrogante Haltung? Ich lasse mich für meine Arbeit auch bezahlen und möchte meinen Job absolut nicht ehrenamtlich machen. Dabei mag ich meine Tätigkeit durchaus. Aber mit ihr verdiene ich mein Geld und da ziehe ich eine klare Trennungslinie.
Eigentlich könnte ich die Seiten von Vereinen oder Initiativen betreuen. ich könnte Artikel für unsere Roma-Zeitung schreiben. Das wäre durchaus sinnvoll und würde genau meiner Tätigkeit entsprechen. Das tue ich aber nicht und dazu werde ich mich auch nicht überreden lassen. Das ist für mich einfach eine Tätigkeit, die ich mir ausschließlich bezahlen lasse.
Zufällig mache ich etwas anderes, was auch hilft. Aber hätte ich diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht, dann würde ich trotzdem nicht das kostenlos tun, womit ich mein Geld verdiene. Weil ich mich anderweitig engagiere, kann man mich wohl nicht arrogant nennen. Hätte ich die andere Tätigkeit nicht, wäre ich dann auch arrogant?
Es muss jeder Mensch für sich entscheiden, ob er sich ehrenamtlich engagieren will oder nicht. Allerdings halte ich die Einstellung für falsch, dass nur bezahlte Arbeit eine Wertschätzung erhält. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten erfahren diese Wertschätzung, wie ich selbst erleben kann. Denn seit ich den Vorsitz für einen Förderverein inne habe und dazu noch zwei engagierte Mitstreiter mit mir im Vorstand habe, ist da auch viel passiert, was immer wieder mit Dankesworten honoriert wird.
Dass wir für diese Arbeit und den Mehraufwand seit unserer Wahl nicht bezahlt bekommen, war uns vorher klar. Aber die Freude der Lehrer und Erzieher, das Leuchten in den Augen der Kinder ist doch eine Wertschätzung für das was wir tun. Wenn sich Kinder freuen und bedanken, weil der Förderverein die Chorfahrt finanziert, da es sich die Eltern nicht leisten können, ist das doch auch eine Art Entlohnung, auch wenn man kein Geld dafür bekommt.
Aber man sollte eben auch einfach akzeptieren, dass es Menschen gibt, die keine Freizeit investieren wollen, um für andere Menschen etwas zu tun. Die Gründe dafür sind vielfältig, wobei es dem Professor um die Bezahlung geht. Andere Menschen lehnen es vielleicht ab, weil sie so schon zu wenig Zeit für die Familie haben, was man auch berücksichtigen sollte.
Ich würde das, was ich beruflich mache, auch nicht kostenlos anbieten ohne jede Form der Entlohnung. Wenn ich etwas Geld bekäme, nur weniger als gewohnt, dann wäre es noch etwas anderes, aber ich übe meinen Beruf aus, weil ich damit Geld verdienen will und wenn ich für etwas kein Geld bekomme, dann ist das für mich Freizeit und meine Freizeit sollte mir Spaß machen.
Es ist ja eine freie Entscheidung, sich zu engagieren und man sollte keinen Druck auf andere ausüben, dass diese etwas ehrenamtlich machen sollen. Ich habe mit ehrenamtlichen Engagement auch eher schlechte Erfahrungen gemacht, dass man da viele komisch Leute trifft, dass man auf Undankbarkeit stößt oder Menschen einfach total unrealistische Erwartungen haben, deren man als Ehrenamtlicher nicht gerecht werden kann.
Ich habe es eher erlebt, dass schnell eine große Anspruchshaltung an Ehrenamtliche entsteht und wehe wenn man dann irgendwann diese hohen Ansprüche mal nicht erfüllt oder nicht so hüpft und springt, wie es jemand gerne hätte. Dann sieht man, wie sich die "Dankbarkeit" für ehrenamtliches Engagement äußert. Das hat mich gelehrt, mich nie wieder ehrenamtlich vereinnahmen zu lassen.
Ich finde es kommt da auch immer auf die Hintergründe an. So kann ich es verstehen, dass jemand arbeitsloses schon ein Entgelt für seine Arbeit bekommen möchte, weil es sonst schwierig wird, die ganzen Rechnungen und dergleichen zu bezahlen. Aber bei jemandem, der schon finanziell abgesichert ist und in dieser Hinsicht keine Sorgen hat, finde ich es offen gesagt schon ein wenig egoistisch und auch dreist, wenn er nichts für eine Gegenleistung tun möchte.
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