Änderung des Streikrechts - Richtiger Weg?
Wie wir alle aktuell durch die Medien oder durch persönliche Betroffenheit mitbekommen, ist es selbst kleinen Gewerkschaften möglich, durch nicht mal ausschließliche Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder sondern auch der Eigenen, die Infrastruktur Deutschlands erheblich zu beeinträchtigen.
Ich habe mir ein wenig Gedanken über das Recht des Streiks an sich gemacht und bin ein wenig unentschlossen. Dieses Recht ist ein sehr essenzielles Mittel im Arbeitskampf. Die Regierung möchte nun, dass nur noch die Gewerkschaften zum Streik aufrufen dürfen, die in der jeweiligen Firma die meisten Mitglieder haben.
Dadurch könnte im aktuellen Fall sicher Abhilfe geschaffen werden, doch geht dies auf lange Sicht doch sehr zu Lasten der kleinen Gewerkschaften, die ja nun wirklich nicht alle Machtmissbrauch betreiben. Mir gefällt die aktuelle Lösung aufgrund dessen nicht wirklich und ich denke, dass sich die zuständigen Leute nochmal dazu beraten sollten. Wie seht ihr das?
Ich finde die mögliche Änderung des Streikrechts infam. Es wird dann darauf hinauslaufen, dass Arbeitnehmer keine Chance mehr haben sich zur Wehr zu setzen, wenn ihre "Hausgewerkschaft" sich nicht für ihre Interessen einsetzt. Und dass Gewerkschaftsfunktionäre käuflich sind, das hat es in der Vergangenheit zu Genüge gegeben.
Dann können die Gewerkschaften gleich abgeschafft werden, denn dann bereichern sich wenige Personen und die Konzerne über die Gewerkschaft zu Lasten der Arbeitnehmer. Das funktioniert aber auch ohne Gewerkschaft bestens. Jetzt die Grundrechte einschränken zu wollen, das ist eine bodenlose Frechheit. Dumpinglöhne, keine Absicherung gegen Arbeitslosigkeit mehr, Zeitarbeit oder Befristung - was sich Arbeitnehmer hier gefallen lassen müssen, das ist eh schon hart. Und dann soll auch noch ein der wenigen Werkzeuge, sich dagegen zur Wehr zu setzen, gestrichen werden?
Ich komme aus einer Beamtenfamilie und bin selbstständig. Ich habe nichts vom Streikrecht. Aber ich erkenne die Wichtigkeit an, auch wenn es manchmal hart trifft.
Natürlich sind Streiks unangenehm. Teils für die Firmen, teils für die Bevölkerung. Man denke da nur an den Streik der Bahn. So etwas betrifft dann weite Teile der Bevölkerung, die Städte quellen im Berufsverkehr über, die Wirtschaft lahmt, weil Lieferungen nicht ankommen und Urlauber sind sauer.
Aber dass es das Streikrecht gibt, ist schon sinnvoll. Es gab ja auch schon Zeiten, wo Arbeitnehmer gar keine Möglichkeit hatten sich zu wehren. Wie die Bedingungen damals waren, wissen sicher einige aus dem Geschichtsunterricht. Und ob man da wieder hin will? Das halte ich für sehr fraglich.
Fragwürdig finde ich es aber auch dann, wenn Streiks genau dann angesetzt werden, wenn der Schaden für die Firma oder Firmen maximal ist. Beispielsweise bei Bus, Bahn und Flugverkehr in der Hauptreisezeit. Oder im Versandhandel mitten in der Zeit, wo der größte Umsatz gemacht wird, nämlich kurz vor Weihnachten. Da wundert man sich schon, ob die Gewerkschaften da wirklich hoffen, dass sie an ihr Ziel kommen. Ich würde da eher erwarten, dass die Fronten verhärten und die Situation fruchtlos eskaliert.
Ob eine Überarbeitung nötig ist, glaube ich weniger. In Deutschland wird eher wenig gestreikt. Ich kenne auch aus südamerikanischen Ländern Situationen, da gibt es wochenlang Generalstreik. Das heißt, dass sich so lange gar nichts mehr bewegt, weil kaum noch einer mehr arbeitet und das über alle Branchen hinweg. Das ist wirklich lästig.
Ich frage mich eher, ob Streik wirklich noch so viel bringt, wie erhofft. Firmen wie Amazon lagern dann ihre Logistik ins Ausland aus, um streikende Mitarbeiter umgehen zu können. Zudem glaube ich nicht, dass die oben genannten Beschränkungen sich auf den Streik bei Amazon auswirken würden. Verdi ist vermutlich schon die größte Gewerkschaft in dem Bereich bei Amazon. Und könnten Gewerkschaften nicht auch fusionieren? Dann wäre so eine Neuerung auch sinnlos.
Ich finde es viel sinnvoller zu überlegen, wie man viele Berufe so umgestalten könnte, dass sie familienfreundlicher werden und was man tun könnte, dass man von Arbeit auch immer leben kann. Dann wäre die Leute zufriedener und das mit den Streiks würde sich von selbst erledigen.
trüffelsucher hat geschrieben:Fragwürdig finde ich es aber auch dann, wenn Streiks genau dann angesetzt werden, wenn der Schaden für die Firma oder Firmen maximal ist. Beispielsweise bei Bus, Bahn und Flugverkehr in der Hauptreisezeit. Oder im Versandhandel mitten in der Zeit, wo der größte Umsatz gemacht wird, nämlich kurz vor Weihnachten
Die Frage ist doch vielmehr, was ein Streik denn bringen soll, wenn er die Firma nicht trifft? Wenn eh keiner mit dem Zug fahren würde, dann ist es für die Bahn auch egal ob der Lokführer mit dem Zug jetzt losfährt oder nicht. Dann fällt der Zug halt aus, aber es gibt kaum einen Kunden, der sich über das Unternehmen beschwert. Das bringt dann höchstens etwas logistischen Aufwand mit sich, weil der Zug dann vielleicht später irgendwo fehlt. Aber das ist ja beherschbar.
Wenn man streiken will, tut man das ja gerade deswegen um zu zeigen, dass man genug Macht hat um dem Arbeitgeber zu schaden und um ihm finanzielle Einbußen zuzufügen. Aber genau das geht eben bei Verkehrsbetrieben am besten in den Hauptreisezeiten oder bei Versandhändler wenn diese ihre Boomzeiten haben. Klar ist das vorallem für die Kunden ärgerlich, aber nur so macht der Streik halt Sinn. Fragwürdig ist aber, ob man das eben auch 9 oder 10 mal im Jahr machen muss.
Ich glaube auch nicht, dass es wirklich gut wäre, das Streikrecht zu ändern. Sicher ist die Situation für mich genauso ärgerlich und wir haben für unsere Urlaubsplanung schon darauf geachtet kurz vor Weihnachten nicht mehr mit der Lufthansa zu fliegen, sondern ausländische Fluggesellschaften zu wählen, weil wir neue Streiks schon befürchtet hatten. Aber auf der anderen Seite muss man eben auch sagen, wenn es in jedem Betrieb nur noch eine Großgewerkschaft gibt, wird es wohl nicht für jeden eine gute Vertretung sein.
Gerade bei großen Betrieben, gibt es doch mittlerweile soviele verschiedene Berufsgruppen, mit völlig unterschiedlich Anforderungen an ihren Arbeitsalltag und an das was sie dafür brauchen, dass dies wohl kaum von nur einer Gewerkschaft umgesetzt werden kann. Oder muss dann jedes mal der ganze Betrieb streiken, wenn einzelne Berufsgruppen um Betrieb streiken wollten? Ich denke eher, dass es dazu führt, dass die Gewerkschaft dann nur die größeren Gruppen vertritt, mit den man dann eben auch Stimmen holen kann, wenn es gilt wieder gewählt zu werden und viele kleine Gruppen dann vernachlässigt werden.
Komisch. Alle anderen schaffen es, mit verschiedenen Gewerkschaften zu verhandeln. Im Gesundheitswesen wird für eine Berufsgruppe mit bis zu drei Gewerkschaften locker umgegangen. Zig andere Branchen schaffen das auch problemlos.
Aber die Bahn kann natürlich durch das Gesetz nur gewinnen. Sind die Lokführer separat und die anderen in der EVG organisiert, dann fehlt den meisten Angestellten ein echtes Druckmittel. Die EVG als zahme Hausgewerkschaft setzt sich doch schon lange nicht mehr für die Belange der Mitarbeiter ein.
@cooper75: So ist es aber nun auch nicht. Auch deutsche Krankenhäuser standen schon mal bis auf einen Notdienst still als der Marburger Bund die Ärzte zum Streik aufgefordert hat, genauso wie bei der Lufthansa dauert Flugzeuge am Boden bleiben, weil mal die Piloten und mal die Fluglotsen streiken.
Es ist also nicht nur ein Bahnproblem. Nur hat man eben mit der Deutschen Bahn oder der Lufthansa einfach zwei Großbetriebe, die man direkt angreifen kann. Im Gesundheitswesen zum Beispiel hat man da ja ganz andere Vorzeichen. Zum einen gibt es da ja nicht das Feindbild, sondern hunderte, da es dort nur wenige große Krankenhausbetreiber gibt und selbst diese nur einen Teil des Marktes abdecken, zum anderen aber hat dort auch kaum ein Arbeitgeber genug Finanzpolster um tagelange Streiks durchzuhalten.
Auch darf man eben nicht vergessen, dass es eben nur ganze wenige Branchen gibt, in denen kleine Spartengewerkschaften wirklich ein ganzes Land lahm legen können. Das sind eben Piloten und Lokführer beziehungsweise ihre Pendants wie Fluglotsen dazu und dann kommt schon nicht mehr viel. Im Gesundheitswesen können Ärzte noch in gewissem Maße ihr Streikrecht ausüben, aber diese müssen eine Notversorgung sicher stellen und zum anderen hat man da eben andere Vorraussetzungen wie oben beschrieben und dann kommt schon nicht mehr viel.
Klar der Beamtenbund könnte den Staat lahm legen, wenn seine Beamten denn überhaupt streiken dürften, dürfen sie aber nicht. Und alle anderen Berufsgruppen treffen mehr oder weniger nur ihren Arbeitgeber oder haben mit ihren Streiks nur lokale Wirkungen.
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