Ändern ZDF-Sendungen die Essgewohnheiten bei Euch?
Gestern haben wir eine Sendung aus so einer Testreihe auf ZDFinfo gesehen, wie süß das Heinz Ketchup und das Dr.Oetker Müsli war. Mein Schatz hat heute schon die Müslis aussortiert und will nur mehr ungesüßte Haferflocken verwenden. Beim Ketchup wird auf Tomatenmark umgestellt. Ich wünschte, wir hätten diese Sendungen nie angesehen.
Ändern ZDF-Sendungen die Essgewohnheiten bei Euch? Können diese Sendungen langfristig Leute bekehren oder ist das nur ein momentaner Effekt?
Ich schaue keine Sendungen über Lebensmittel im ZDF. Aber dass Tomatenketchup ähnlich wie Nutella eine Süßigkeit ist, die man Kindern maximal in Maßen zugesteht, habe ich schon in den Achtzigern leidvoll am Frühstücks- und Mittagstisch erfahren. Und das galt damals für alle Familien im Stadtteil, bei denen man mal gegessen hat. Ebenso wie Müsli fast immer einen Stück Kuchen entspricht.
Aber deshalb muss man all das doch nicht komplett verbannen. Die Dosis macht das Gift. Wenn die Ernährung im Großen und Ganzen ausgewogen und abwechslungsreich ist und das Gewicht auch gleichbleibend in etwa so ist, wie man selbst es sich wünscht, dann muss man doch nicht durchdrehen, wenn man mal Lust auf Hochkalorisches mit wenig Nährwert hat. Wo liegt das Problem?
Dauerhaft vermeintlich "gesund" zu essen, wenn es keinen Spaß macht und nicht schmeckt, macht nicht glücklich, sondern produziert Stress. Und das ist nicht gesund. Ich mag beispielsweise zum Frühstück gern Haferflocken mit Leinsamen pur. Aber ab und zu greife ich trotzdem zum guten Vitalis Schoko, weil ich Lust darauf habe. Und ich sehe da kein Problem. Wollte ich das jeden Morgen, müsste die Portion halt kleiner ausfallen, damit der Gürtel nicht eng wird, weil ich schnell wieder Hunger habe. Dann eben eine kleine Menge bewusst genießen, Ballaststoffe aus einem Apfel und ein Ei und schon reicht es bis zum Mittagessen.
Warum jetzt gerade ZDF Sendungen? Es gibt doch schon seit Jahren alle möglichen Sendungen auf allen möglichen Sendern, die uns die Tatsache, dass Müsli und Ketchup viel Zucker enthalten als neue Erkenntnis verkaufen wollen. Dabei müsste man doch nur mal auf die Verpackungen schauen und könnte sich dann diese Sendungen sparen.
Ich esse generell eher wenig hoch verarbeitete Produkte, deshalb sind die meisten dieser Sendungen für mich uninteressant. Und wenn ich mich für ein Produkt entscheide dann weiß ich was da drin ist und es stört mich dann auch nicht. Ja, Ketchup enthält viel Zucker. Nein, ich esse weder täglich Ketchup noch nehme ich es in größeren Mengen zu mir wenn ich es esse. Ist das also relevant im Bezug auf meine gesamte Ernährung? Nein.
Ich glaube nicht, dass "Bekehrung" Sinn und Zweck von solchen Sendungen ist, aber ich kenne Leute, die bestimmte Marken meiden weil sie in irgendeinem subjektiven Test schlecht abgeschnitten haben.
Jede Information kann meine Essgewohnheiten ändern, nicht nur solche, die im ZDF kommen. Wenn zum Beispiel ein Film über grausame Tierhaltung gezeigt wird, werde ich eine Zeit lang mal wieder zum Vegetarier, beziehungsweise kaufe nur noch Biofleisch. Gestern hat Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royal über die Herstellung von Wein geredet. Die nächste Zeit kann ich wahrscheinlich keinen üblichen Wein mehr trinken, ohne mich zu ekeln, sondern nur noch veganen Biowein.
Zucker finde ich für mich persönlich nicht so schlimm. Berichte darüber können mein Essverhalten nicht beeinflussen. Aber beim Fleisch bin ich mittlerweile fast so weit, gar keine Wurst mehr zu essen. Die Biowurst, die ich bis jetzt probiert habe, war mir immer zu salzig und hat mir nicht geschmeckt. Und Fleisch esse ich nur noch selten. Auch Berichte über die Ausbeutung von Menschen in Entwicklungsländern beeinflussen mein Essverhalten stark. So kaufe ich vermehrt Fair Trade Produkte. Fair Trade Kaffee, Schokolade und Bananen gibt es ja mittlerweile in allen größeren Supermärkten.
Bei deinem Partner scheint es doch schon zu wirken, oder? Aber ich muss mir eingestehen, dass Tomatenmark und Bio-Ketchup der tatsächlich nach Tomatenmark geschmeckt hat, auf Dauer bei mir keine Alternativen darstellen. Den Spritzer Ketchup gestehe ich mir dann doch zu. Oder Müslis sind auch so eine Sache. Ja, manche Sorten enthalten viel Zucker, aber es gibt auch Bio-Müslis, die gut schmecken und nur geringe Mengen an Zucker enthalten. Auf Dauer nur Haferflocken essen, wurde selbst mir zu eintönig, selbst wenn ich sie mit Obst und Mandelmus getunt habe.
Für kurze Zeit können solche Sendungen durchaus die Essgewohnheiten verändern. Ich hatte auch Phasen, in denen ich auf jeden dieser Züge aufgesprungen bin. Dann musste es zum Beispiel besonders entzündungsarm und vegetarisch sein, besonders nachdem ich beim NDR so Sendungen über Darmgesundheit und Co. angeschaut habe. Weißt du was? Meinem Crohn sind die Tipps immer noch scheiß egal. Ich hatte monatelang Probleme und mein Darm war komplett verwirrt.
Also die Sendungen hatten selbst bei mir gewirkt. Mittlerweile dienen sie nur noch als Inspiration und ich kann mich gut abgrenzen. Es darf gerne gesund sein, aber es muss auch schmecken. Und solange ich mir nicht täglich x Burger bei Mäckes und Co. reinpfeife, ist es mir so nur recht.
ZDF-Sendungen nicht direkt, aber gewisse Sendungen und Reportagen über Nahrungsmittel haben mein Konsumverhalten schon verändert. Beispielsweise achte ich mittlerweile darauf, dass ich nicht zu viele hochverarbeitete Lebensmittel zu mir nehme und ich versuche hin und wieder Zucker zu meiden, da ich in der Vergangenheit unglaublich viel Zucker zu mir genommen habe. Die Geschmacksknospen erholen sich beispielsweise auch von Zuckerpausen, so schmecken mir bestimmte Lebensmittel heute einfach nicht mehr gut.
Ich muss aber zugeben: Einfach an den Schrank gehen und schlechte Lebensmittel aussortieren, das möchte ich nicht. Die Lebensmittelpreise sind auf der ganzen Welt momentan verdammt hoch, da muss man nichts aussortieren oder sogar in den Müll schmeißen. Vielleicht kann man das eine oder andere Produkt verschenken. Aber ich würde eher dazu neigen ungesunde Lebensmittel zu verbrauchen und dann einfach nicht mehr nachkaufen.
Beim Wegwerfen von Lebensmitteln habe ich ein unglaublich schlechtes Gewissen. Das schlechte Gewissen beim Konsum von ungesunden Lebensmitteln in großer Menge wäre da deutlich geringer, weswegen ich es einfach so handhaben würde.
Wenn ich die Entscheidung zugunsten einer Umstellung meiner Ernährungs- und Konsumgewohnheiten treffe, dann tue ich das sicherlich nicht nur auf Basis einer pseudowissenschaftlichen Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Dazu gehören dann auch entsprechende Überzeugungen und Wertvorstellungen meinerseits, vielleicht evidenzbasierte medizinische Erkenntnisse aus anerkannten Studien oder finanzielle Aspekte.
"Horrorstories" über Gammelfleisch und fragwürdige Hygienebedingungen in Fast-Food-Restaurants oder die Darstellung des Zuckergehalts von Lebensmitteln anhand von Pyramiden aus Zuckerwürfeln schocken mich nicht, da ich mich gar nicht der Illusion hingebe, dass die Lebensmittelindustrie immer die Wahrheit spricht.
Mir ist klar, dass ich für unter 2 Euro keinen Burger mit Kobe-Rind und für einen lecker süßen Geschmack meiner Limonade keine Nährwertbilanz mit Null Kohlenhydraten und Kalorien erwarten darf. Das muss man mir nicht mit Sensationsjournalismus beweisen. Da besitze ich Vernunft und gesunden Menschenverstand genug um zu wissen, dass ich mich nicht ausschließlich von so etwas ernähren sollte. Gleichzeitig will ich mich aber auch nicht in meinem Genuss derart einschränken lassen, dass ich solche Produkte gänzlich von meinem Speiseplan eliminiere. Eine gesunde Balance ist, wie so oft, der Schlüssel zum Erfolg.
Und dazu benötigt man eine Fernsehsendung? Egal jetzt, welcher Sender das gebracht hat. Solche Dokumentationen kommen doch auf allen Sendern mal, die man frei empfangen kann. Aber ein einfacher Blick auf die Zutatenliste oder auch die Nährwerttabelle hätte das Licht schon aufgehen lassen können.
Es ist ja nun Geheimnis, dass in Ketchup viel Zucker ist. Der Hersteller ist dabei auch egal, denn das wird man bei allen Sorten so entdecken können. Wenn ich aber zum Beispiel einmal in der Woche Ketchup verwende, dann wird mir der viele Zucker nicht gleich schaden. Anders sieht das aus, wenn ich das regelmäßig in großen Mengen konsumiere.
Und das ist bei allen anderen Lebensmitteln auch so. Esse ich einmal in der Woche ein Stück Schokolade oder trinke eine Cola, wird mir das nicht gleich auf der Waage vor Augen gehalten. Zwei Liter Cola täglich werde ich wohl schnell merken.
Ich weiß nicht, ob das nun für oder gegen mich spricht, aber ich finde Ernährungs-TV generell uninteressant. Es ist ja klar, dass so gut wie alle massenproduzierten Nahrungsmittel, wenn man nur ein bisschen genauer hinschaut, problemlos als "eklig" dargestellt werden können, und dass Ketchup quasi Zuckersirup ist, hat mir mein Zahnarzt schon anno 1988 anschaulich erklärt. Ich kaufe eben das zuckerreduzierte Zeug, ohne mir jedoch einzureden, dass daran jetzt auf einmal etwas "Gesundes" sei.
Aber ich halte nicht viel davon, mir von irgendeiner Fernsehsendung vor Augen führen zu lassen, dass beispielsweise auch die Tiere, die wir essen, am Leben hängen, und als halbherzige Konsequenz dann eine "Zeitlang" vegetarisch zu essen, um dann doch wieder dem Ruf des Steaks zu folgen. Und auch ein "Bio"-Leben wird nicht gerade durch gutes Zureden beendet.
Wenn ich meine Ernährung umstellen würde, würde ich mich nicht von einer gammligen Reportage, am Besten noch mit "schockierenden" Bildern, beeinflussen lassen, sondern mich eigenständig ans Recherchieren machen. Letzten Endes gibt es sowieso keinen Grund, Fleisch zu essen, außer Gewohnheit und Bequemlichkeit. Da gestehe ich mir lieber ehrlich ein, zu bequem zu sein und auch vor Tierleid die Augen zu verschließen, als meine Entscheidungen bezüglich Ernährung unhinterfragt vom ZDF treffen zu lassen.
Manche Sachen weiß man aber einfach nicht und erfährt sie zufällig durch eine Fernsehsendung oder einen Zeitungsbericht. So wusste ich zum Beispiel nicht, dass Cashewkerne mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit verbunden ist und bei der Verarbeitung sehr toxische Stoffe für die Arbeiter entstehen. Seitdem kaufe ich nur noch Fair Trade Bio Cashewkerne. Vorher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Man kann sich natürlich nicht über alles informieren, was man mal so kauft oder woanders isst. Aber bei mir kommt es durchaus vor, dass ich aufgrund von Berichten mein Kaufverhalten ändere.
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