Adoptionsverfahren, aber noch Wunsch nach leiblichen Kindern

vom 02.06.2015, 22:48 Uhr

Gerade gibt es im Forum diesen Beitrag über ein Paar, das sich gerade im Adoptionsverfahren befindet, aber dann doch überlegt, erst mal ein leibliches Kind zu bekommen. Damit würde das Adoptionsverfahren abgebrochen werden.

Es werden in den Beiträgen viele Zweifel geäußert, dass das Verfahren tatsächlich eingestellt würde, wenn man den Wunsch nach einem leiblichen Kind äußert. Ich habe daher mal ein bisschen gegoogelt, weil mich das interessiert hat. Ich hatte lange vor, sowohl eigene Kinder zu bekommen als auch zu adoptieren.

Laut meinen Recherchen legen Jugendämter allerdings wirklich großen Wert darauf, dass der Kinderwunsch bei potentiellen Adoptiveltern abgeschlossen ist. Meistens handelt es sich ja um Eltern, die keine Kinder bekommen können. Diese Tatsache muss man aber erst einmal lernen zu akzeptieren, bevor man wirklich bereit ist, ein Kind zu adoptieren. Daher wird da wohl sehr nachgebohrt, ob man noch weitere Hormonbehandlungen etc. plant.

Das kann ich für solche Eltern sogar nachvollziehen. Wenn man gleichzeitig sowohl ein Adoptionsverfahren laufen hat als auch eine Hormonbehandlung zur künstlichen Befruchtung, kann das richtig schief gehen. Was ist, wenn man ein Kind zugesprochen bekommt. Das lebt ja meines Wissens nach erst mal ein Jahr in der Familie, bevor es wirklich rechtlich adoptiert wird. Was passiert, wenn man in diesem Jahr schwanger wird? Wenn man endlich das langersehnte leibliche Kind bekommt? Die Gefahr besteht, dass dann einige Eltern die "Zweite Wahl", das Adoptivkind doch nicht haben wollen.

Aber was ist mit Eltern, für die es vollkommen egal ist, ob leiblich oder adoptiert? Das Ehepaar aus dem Beitrag wollte anfangs erst adoptieren und dann ein leibliches Kind bekommen. Sie sind also ihres Wissens nach voll zeugungsfähig und wollen das auch irgendwann nutzen. Was denken Jugendämter über diese Situation? Sind diese Paare genauso gern gesehen wie zeugungsunfähige Ehepaare? Oder werden sie sogar bevorzugt? Oder beruht das ganze System darauf, Ehepaaren Kinder zu geben, die keine leiblichen (mehr) haben können?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Kinder, die zur Adoption freistehen, brauchen genauso liebevolle Eltern wie leibliche.

Ich bin selbst Adoptivkind und kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Für meine Mutter war damals (1970er Jahre), dass sie auf jeden Fall Kinder adoptieren wollte und auch mindestens ein leibliches Kind mochte.

Heute bin ich ihr einziges Kind, das ihr geblieben ist. Zwei leibliche Kinder sind schon im Säuglingsalter verstorben, eine Fehlgeburt war gar nicht erst zu zählen, und da sie dann schon im höheren Alter (für Adoptionen) waren, kam es leider zu keinem Geschwisterkind für mich, was ich sehr bedauerte.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es gibt doch auch viele Paare, die es akzeptiert haben, dass sie keine eigenen Kinder bekommen können, haben dann ein Kind adoptiert und die Frau wurde kurz danach schwanger. Einfach weil bei ungewollter Kinderlosigkeit auch die Psyche eine große Rolle spielt. Den Paaren nimmt dann die Adoptivkinder dann auch nicht wieder weg.

Ich selbst keine zwei Paare, wo das so passiert ist und es gab nie Unterschiede zwischen den Kindern. Alle Menschen im näheren Umfeld wussten, dass ein Kind adoptiert ist, das Kind selbst wusste es auch, aber es wurde wie das leibliche Kind behandelt.

Auch als bei einer der mit bekannten Familien das Adoptivkind teilweise auf die schiefe Bahn geriet, haben die Eltern alles daran gesetzt, um ihm zu helfen, dass er die Kurve kriegt. Hat dann auch geklappt, aber das ist dann wohl auch nur möglich, wenn man ein Adoptivkind nicht wie die 2. Wahl behandelt, wenn doch noch ein leibliches Kind kommt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich sehe das ja wie ihr. Ich würde ein Adoptivkind auch nicht anders behandeln als ein leibliches. Ich habe auch einen Pflegebruder, der für mich genauso mein Bruder ist wie meine leiblichen Geschwister.

Aber wie sehen das die Jugendämter? Bevorzugen die Ehepaare, bei denen die Familienplanung über eigene Kinder abgeschlossen ist? Oder würden die auch ein Ehepaar auf die Liste nehmen, das gerade noch versucht, schwanger zu werden und auch gute Chancen dazu hat? Also praktisch gleichzeitig mit der Verhütung aufhören und das Adoptionsverfahren beginnen wollen?

Oder geht es wirklich nur darum, dass ein Ehepaar, das jahrelang versucht hat, mit künstlicher Befruchtung schwanger zu werden, das erst mal verdauen soll?

In dem verlinkten Beitrag ging es eben darum, dass das Adoptionsverfahren von Seiten des Jugendamtes aus abgebrochen werden würde, wenn die Frau schwanger wäre. Und was ich so in anderen Foren dann gelesen habe, ging auch in die Richtung, dass Jugendämter niemanden auf die Liste nehmen, die noch in Behandlung zur künstlichen Befruchtung sind.

Da hab ich mich nur gefragt, wie das bei Paaren ist, bei denen noch keine Schwierigkeiten festgestellt wurden, die voll zeugunsfähig sind und jederzeit schwanger werden könnten. Dass Adoptivkinder nicht weggenommen werden, wenn die Adoptivmutter unerwartet schwanger wird, ist klar.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Warum bist du so auf die künstliche Befruchtung geeicht? Es gibt doch auch Paare, die das gar nicht erst versuchen, sondern sich eben damit arrangieren, dass sie keine leiblichen Kinder haben werden. Hätte es bei mir damals mit einer Schwangerschaft nicht geklappt, wäre eine Hormonbehandlung noch eine Option gewesen, aber nie eine künstliche Befruchtung.

Aber ich glaube nicht, dass man automatisch von der Liste gestrichen wird, wenn die Frau schwanger ist. Wenn sonst alle Bedingungen, im Vergleich zu den anderen Paaren, besser sind, wird man eher prüfen, ob eben ein Adoptivkind dort noch genauso gut aufgehoben sein wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Warum bist du so auf die künstliche Befruchtung geeicht? ... Hätte es bei mir damals mit einer Schwangerschaft nicht geklappt, wäre eine Hormonbehandlung noch eine Option gewesen, aber nie eine künstliche Befruchtung.

Ich bin gar nicht geeicht. Künstliche Befruchtung, Hormonbehandlung, Eizellenspende und was es sonst noch alles geben mag. Einfach alle Methoden, die nicht ausschließlich im heimischen Schlafzimmer unter "normalen" Bedingungen zu einem Kind führen. Das ist in dem Fall ja alles gleichwertig. Einfach ein Paar, das noch nicht aufgegeben hat, ein eigenes Kind zu bekommen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die wenigsten Adoptivkinder sind Säuglinge. Und auch wenn es Säuglinge sind, sind es oft keine einfachen Kinder. Das kann sich, denke ich, jeder vorstellen. Dem Jugendamt geht es darum, dass das Kind für eine gewisse Zeit die volle Aufmerksamkeit der Eltern erhält. Deshalb wird schließlich auch erwartet, dass ein Elternteil die ersten Jahre daheim bleibt, damit das Kind nur wenige Bezugspersonen hat und die Eltern-Kind-Bindung wächst.

Wer schon einmal zwei Kinder im Abstand von einem knappen Jahr bekommen hat oder bei wen Zwillinge geboren wurden, der weiß, dass er kaum noch Zeit hat. Zwei kleine Kinder sind zuviel. Daher ist ein eigener Kinderwunsch während der Wartezeit einfach kontraproduktiv.

Es sieht ganz anders aus, wenn das Kind da ist und die Adoptions-Pflegezeit gut verläuft. Sind dann keine Schwierigkeiten zu erwarten, wird eine Schwangerschaft sicherlich anders eingeordnet. Außerdem kann die Pflegezeit verlängert werden, um das Kind zu schützen.

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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