Adoption - welche Voraussetzungen sind in Ordnung?

vom 10.01.2015, 00:04 Uhr

In diesem Thread Für Adoptivkind zwei Jahre zu Hause bleiben? habe ich bereits erwähnt, dass eine Bekannte adoptieren möchte und das Jugendamt hat die Bedingung, dass man nach einer Adoption 2 Jahre zu Hause bleiben muss. Dafür muss man einen Partner haben der arbeiten geht oder aber eine gewisse Summe Geld auf dem Konto. Ich habe meinem Freund davon berichtet, denn wir denken möglicherweise auch über eine Adoption nach. Wie bei meiner Bekannten auch, wäre es bei uns mein Freund, der die 2 Jahre zu Hause bleiben müsste und das möchte er nicht.

Er hat immer davon gesprochen, dass er bei einem eigenen Kind gerne Elternzeit nehmen möchte, allerdings keine 2 Jahre. Möglicherweise wäre auch Teilzeit eine Option, je nachdem wie es auf der Arbeit ausschaut und ob er bereits selbstständig ist oder nicht. Er findet es aber hart, dass man vom Jugendamt direkt 2 Jahre vorgeschrieben bekommt. Er möchte gern ein Baby adoptieren und findet diese Bedingung zu streng. Bei einem eigenen Kind würde er das schließlich auch nicht machen. Daher möchte er sich über eine Adoption im Ausland informieren, wo man meist leichter ein Baby bekommt, als in Deutschland und solche Bedingungen werden einem dann oft auch nicht gesetzt.

Gesetzlich geregelt ist die Sache mit den zwei Jahren aber nicht. Offenbar haben Jugendämter unterschiedliche Regelungen was das angeht und es soll wohl auch welche geben, die diese Regelung nicht haben. Das besagte Jugendamt in unserer Stadt möchte außerdem einen Nachweis vom Hausarzt darüber haben, dass man gesund ist und man muss unterschreiben, dass man in den kommenden zwei Jahren nach der Adoption nicht versuchen wird, ein eigenes Kind zu bekommen.

Für mich klingen die Regelungen plausibel, denn in Deutschland gibt es nicht viele Kinder zu adoptieren und da sucht man sich dann natürlich das beste aus. Wenn es mehrere Paare gibt, dann nimmt man natürlich eher das, was Geld hat, zwei Jahre zu Hause bleibt und die anderen Bedingungen erfüllen möchte. Aber die Ämter haben offenbar unterschiedliche Voraussetzungen und mein Freund findet viele der Bedingungen dreist und unfair. Paare die es sich beispielsweise aus finanziellen Gründen nicht erlauben können die zwei Jahre zu Hause zu bleiben würden demnach kein Kind bekommen.

Die Voraussetzungen sind aber nicht gesetzlich geregelt und mein Freund meint, dass man Bedingungen mancher Ämter gerichtlich wahrscheinlich auch umgehen könnte, weil es gesetzlich nicht in Ordnung ist. Auf welchen Grundlagen treffen die Jugendämter ihre Bedingungen für die Adoption? Was steht ihnen frei und was nicht? Können die Ämter wirklich solche Bedingungen setzen oder tun sie das nur, weil sie einfach eine Auswahl haben? Was findet ihr in Ordnung und was geht für euch zu weit?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke nicht, dass sich alle Forderungen gerichtlich durchsetzen lassen. Denn wenn man da Kind erst einmal adoptiert hat, ist es das eigene Kind. Da kann das Jugendamt nicht einfach hingehen und es einem wieder wegnehmen, wie es beispielsweise bei einem Pflegekind möglich wäre. Ich gehe mal davon aus, dass selbst wenn man einen Adoptionsvertrag unterschrieben hat, in dem diese Punkte geregelt sind, das Jugendamt keine handhabe hätte.

Wenn man beispielsweise direkt nach der Adoption schwanger werden würde oder nach einem Jahr wieder arbeiten gehen würde, wäre das keine Kindeswohlgefährdung. Kein Richter der Welt würde Eltern ihr Kind aus diesem Grund wegnehmen. Dabei spielt es keine rolle ob man sich vertraglich dazu verpflichtet hat, denn mit der Adoption hat man dieselben Rechte wie leibliche Eltern und denen kann man ihr Kind auch nicht aus diesen Gründen wegnehmen.

Es würde vermutlich nicht mal auffallen, wenn man wieder arbeiten geht, solange man das Kind nicht in eine staatliche Einrichtung gibt. Das Jugendamt steht doch nicht jede Woche vor der Tür und kontrolliert, ob man mit dem Kind Zuhause sitzt.

Dennoch finde ich die Voraussetzungen gar nicht so schlecht. Zwei Jahre sind jetzt auch nicht so viel, dass Kind ist zu dem Zeitpunkt noch sehr klein und ich halte nicht viel von Fremdbetreuung für Kinder unter 2. Kinder in dem alter brauchen einfach eine feste Bezugsperson und Adoptivkinder noch viel dringender als leibliche Eltern.

Zwei kleine Kinder, die sehr nah beieinander sind, sind total anstrengend. Außerdem besteht natürlich bei einem so geringen Abstand die Gefahr, dass die Bindung zum Adoptivkind noch nicht so fest ist und man so eine engere Beziehung zum eigenen Kind aufbaut und das Adoptivkind vernachlässigt. Wegnehmen können sie einem das Kind aber selbstverständlich nicht, falls man doch schwanger wird. Sinnvoll finde ich den Abstand aber trotzdem.

Die Jugendämter wollen selbstverständlich optimale Bedingungen für das Adoptivkind. Da es wenige Adoptivkinder gibt, suchen sie sich selbstverständlich die Besten aus und das sind nun mal die finanziell abgesicherten Eltern, die sich ausschließlich um dieses Kind kümmern wollen und ihnen eine optimale Zukunft bieten können.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die Jugendämter wollen die Kinder in sichere Hände vermitteln und versuchen logischerweise diverse Punkte vorher abzuklären. Zum Beispiel eben, dass die Adoptionsfamilie in der Lage ist, dass Kind zu ernähren und eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Deshalb wird wahrscheinlich auch darauf geachtet, dass die Eltern eben ein halbwegs gesichertes Einkommen haben.

Die Jugendämter sind ganz klar auch daran interessiert, dass Adoptionskinder und deren Adoptionseltern möglichst lange eine Bindung zueinander haben. Aus diesem Grund wird auf die Gesundheit geachtet. Klar kann man das bei leiblich geborenen Kinder nicht ausschließen, dass die Mutter oder der Vater erkranken und versterben. Aber bei Adoptionseltern kann man genau das beeinflussen, so weit das möglich ist. Da werden eben auch Erbkrankheiten ausgeschlossen und so weiter. Auch wenn diese das Kind nicht direkt betreffen können, aber eben ein Elternteil daran erkranken könnte.

Ein Adoptionskind soll in eine Familie vermittelt werden, die auch Zeit für ihr Kind hat. Eine Familie, die nur ein Kind adoptiert, welches das Kind dann von vorneherein fremd betreuen lässt, ist sicherlich nicht gerne gesehen. Ich gehe davon aus, dass Teilzeitjobs durchaus möglich sind. Aber eben nicht, dass zwei Eltern der Kategorie Workaholic ein Kind adoptieren, welches mehr Zeit bei fremden Menschen verbringt, als bei oder mit den Eltern.

Früher wurden Menschen, die ein nicht leibliches Kind aufgenommen und "versorgt" haben Geld bezahlt. Das wurde oftmals ausgenutzt. Sicherlich ein Grund dafür, klare und auch harte Regelungen aufzustellen. Eben das sich auch jedes adoptionswillige Paar überlegt, ob es wirklich bereit ist, den Weg zu gehen. Davon mal abgesehen, gibt es in Deutschland viele Paare, die aus welchen Gründen auch immer, ein Kind adoptieren wollen.

Wenn da nun zehn Paare sind, von denen fünf Arbeitslosengeld 2 bekommen, zwei Paare mit nur einem niedrigen Einkommen und drei Paare, die ein gutes Einkommen, eventuell Vermögen haben und noch dazu gerne zwei Jahre Elternzeit machen, warum sollte man den letzten drei Paaren kein Kind zur Adoption geben?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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