Abtreibungsgesetz ändern, weil das Herz schon schlägt?

vom 18.11.2015, 04:09 Uhr

Ich habe vor Kurzem einen Entwicklungshelfer für die Schwangerschaft gelesen. Dort wurde erklärt, welche Phasen das ungeborene Baby im Unterleib der Mutter durchlebt. Dabei fiel mir auf, dass das Herz eines Babys oder eher Embryo erst schlägt, wenn die fünfte Schwangerschaftswoche beginnt. In diesem Zeitraum scheint das Herz sich weiterzuentwickeln und entsprechend regelmäßig zu schlagen. Hinzu kommt, dass ab der achten Woche die Entwicklung rasant vonstatten geht.

Nun wissen wir alle, dass Abtreibungen bis zur zwölften Woche möglich sind. Das würde defakto bedeuten, dass eine Abtreibung nach der fünften Woche durch irgendwie mit dem "Mord" der Abtreibungsgegner vereinbar ist oder? Es geht hier schließlich schon aus wissenschaftlichen Studien und durch Frauenärzte hervor, dass das Herz des Embryos schlägt. Natürlich wäre es nicht lebensfähig, das stimmt. Trotzdem schlägt ein Herz!

Jetzt war ich natürlich total geschockt, weil als Nicht-Mutter wusste ich das so genau gar nicht. Ich habe mich nie damit beschäftigt, weil es mir egal war. Ich fand Abtreibungen aus vielerlei Hinsicht immer scheiße, aber jetzt wo ich weiß, dass der Herzschlag ab der fünften Schwangerschaftswoche beginnt, finde ich es nur noch schlimmer.

Worum geht es beim Abtreibungsgesetz denn eigentlich genau, dass diese zwölf Wochen für eine potenzielle Abtreibung in Ordnung sind? Geht es darum, weil das Baby noch nicht lebensfähig ist? Denn dann wäre ja auch der vierte Monat oder fünfte Monat für eine Abtreibung denkbar.

Es geht mir eher darum, ob Ihr der Meinung seid, dass sobald es einen Herzschlag hat, dass es Mord ist und das Gesetz dahingegend verbessert werden muss oder ob ihr sagt, dass es darum geht, dass ein Baby nicht lebensfähig ist und das Gesetz daher richtig ist.

Wäre es sinnvoll, ein Gesetz anzupassen, wenn man doch eigentlich weiß, dass dort ab der fünften Woche ein Herzschlag existiert oder ist das aktuelle Gesetz so in Ordnung, weil der Embryo noch nicht entwickelt ist und damit auch nicht lebensfähig?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Allein schon dadurch, dass das Herz schon ab der 5. Woche schlägt ist für mich eine Abtreibung definitiv Mord. Aber ich glaube nicht, dass das Gesetz jemals angepasst wird. Denn wann kapiert eine Frau denn normalerweise, dass sie schwanger ist? In der Regel, wenn die Monatsblutung ausbleibt, wobei das dann meistens auf Stress und dergleichen geschoben wird. Bis man es dann kapiert hat und bestätigt bekommen hat, ist die Zeit dann schon fast rum und man muss sich praktisch sofort entscheiden, ob man das Kind will oder nicht.

Manche Frauen brauchen aber Zeit, diese Information zu verarbeiten, gerade wenn das Kind eher ungeplant entstanden ist und man gar nicht damit gerechnet hat. So ein Kind bedeutet ja auch finanzielle Aspekte. Daher glaube ich, dass man die drei Monate extra so gelegt hat, dass man sich das noch als Frau gut überlegen kann und nicht überstürzt abtreibt. Schließlich muss ja auch gesetzlich eine Frist zwischen Beratungstermin und tatsächlicher Abtreibung stattfinden, um sicher zu gehen, dass die Frau das auch wirklich will und es nicht nur eine Kurzschlussreaktion ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nein, Abtreibung ist kein Mord. Mord gilt erst ab der Geburt. Ein Embryo in der 5. Woche misst gerade mal 2 Millimeter. Die 12. Wochen (nach der Befruchtung, also 14. SSW) ist ein Kompromiss. Es hat nichts mit lebensfähig zu tun. Denn lebensfähig, wie Du selbst schreibst, ist erst so in der 25. SSW. Deshalb gibt es auch ganz unterschiedliche Abtreibungsregeln. In Schweden ist es bis zur 18. Woche erlaubt, in Holland bis zur 22., in England bis zur 24.

Das Gesetz ist so schon gut. Ein Gesetz zu "verbessern" mit einer Frist von 5. Wochen wäre fatal. Was würde das heißen? Was ist, wenn eine Frau erst dort feststellt, dass sie ungewollt schwanger ist? Müsste sie dann das Kind bekommen? Fakt ist, die Frauen würden dorthin gehen, wo es erlaubt ist. Oder es gäbe illegale Abtreibungen. Ein Verbot heißt nicht, dass es Abtreibungen nicht gibt, dann werden eben andere Wege gesucht.

» armeskaenguru » Beiträge: 14 » Talkpoints: 3,99 »



Das sind zwei sehr unterschiedliche Meinungen, sodass man natürlich schon durchaus mal sehen kann, wie es wer sieht. Auch sehr interessant, dass als erstes ein Abtreibungsgegner oder zumindest jemand sich äußerst, der sagt, dass es Mord ist und ein anderer das durchaus anders sieht. Gleichwohl er weiß, dass das Herz schlägt.

Ich finde die Argumentation immer in diesem Thema schwer. Wenn es um die reine Lebensfähigkeit geht, dann sieht man, dass in Europa vieler Orts unterschiedliche Abtreibungsmonate möglich sind. Eben alles so, dass maximal bis zur 22.Wo eine Abtreibung möglich ist.

Wobei ich sagen muss, dass England und Schweden hier etwas heftig sind. Man darf nicht vergessen, auch wenn das mit langen Brutkastenzeiten verbunden ist, dass viele Kinder auch schon im fünften bis sechsten Monate gerettet werden konnten. Das muss ich hier einfach so anmerken und habe ich des Öfteren gelesen sowie im TV gesehen. Das verärgert mich.

Natürlich weiß ich, dass ein Embryo nicht lebensfähig ist, aber wenn ein Herz zu hören ist, dann finde ich das zumindest äußerst bedenklich. Es gilt bei uns ja nicht als "mord", aber ich finde es verdammt komisch. Natürlich ist der Zeitraum von maximal 12.Wochen wohl eher kulant, damit erst einmal eine Schwangerschaft festgestellt werden kann und es nicht zu spät ist.

Nun glaube ich auch nicht, dass jemand das Gesetz entsprechend nach unten anpasst, sondern wenn überhaupt noch einmal nach oben. Ich wüsste jedoch gerne, wie ihr im allgemeinen dazu steht, was Abtreibungen angeht? Okay, es ist Mord oder es ist kein Mord. Das sind zwei Varianten. Findet Ihr, dass die Leute mal verhüten sollten, wenn sie keine Kinder wollen und nicht ständig eine Abtreibung tätigen sollen? Das hat ja auch etwas mit Verantwortung zu tun.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das Gesetz in Deutschland richtet sich im Prinzip nach dem Vorbild der Natur. Bei Frauen unter 30 Jahren gehen etwa die Hälfte aller Schwangerschaften bis zur 12. Woche zugrunde. Bei älteren Frauen sind es noch mehr. Dabei betrifft das Absterben etwa 85 Prozent der Schwangerschaften bis zur 6. Woche, 15 Prozent gehen später schief. Nach der 12. Woche kommt es nur in etwa 3 Prozent der Fälle zu einer Fehlgeburt.

Wobei ich mich schon frage, warum der Herzschlag so wichtig ist? Ein noch sehr einfach gebautes Herz schlägt in der 5. Woche sehr holperig. Ein Herz, wie wir es kennen, entwickelt sich erst später. Eigentlich hat man zu dem Zeitpunkt 3 Gewebeschichten, die versuchen, einen Kreislauf aufzubauen. Das Gehirn ist nur fragmentarisch vorhanden, Rückenmark und Hirnansatz sind noch nicht verbunden.

Macht, wenn man gegen Abtreibung ist, wirklich der Herzschlag so einen Unterschied? Auch vor dem ersten Herzschlag ist es Leben, das werden könnte oder es vielleicht nicht schafft. Ist es für das werdende Leben ein Unterschied, warum es nicht leben wird?

Wenn man Abtreibungen verbietet, werden es nicht weniger Abtreibungen. Aber es wird mehr schwer kranke, tote oder zutiefst traumatisierte Frauen geben. Natürlich ist eine Abtreibung keine adäquate Methode zur Verhütung. Aber Mutterschaft per Gesetz ist auch keine Basis für ein glückliches Kind. Daher ist es durchaus sinnvoll, einen legalen Ausweg anzubieten.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es ein ungewolltes Kind im Leben wirklich gut haben wird. Zudem gibt es eben auch Menschen, die wissen, dass sie Krankheiten weiter geben oder die auch vergewaltigt wurden sind und das Kind deswegen nicht austragen möchten. Ich finde es also durchaus in Ordnung, wenn man diese Entscheidung bis zur 12. Woche treffen kann.

Ich hätte nicht mehr abtreiben können, nachdem ich den Herzschlag gehört habe, wobei unser Sohn auch ein Wunschkind ist und ich unglaublich glücklich war den Herzschlag zu hören, aber ich denke, dass es durchaus Situationen gibt, in denen man lieber kein Kind bekommt. Kindstötungen sind Abtreibungen in den ersten 12. Wochen meiner Meinung nach aber nur bedingt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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