Abschaffung der Anwesenheitspflicht im Studium sinnvoll?

Die Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen ist ja schon seit Jahren abgeschafft worden und normalerweise erkundigt sich da auch kein Dozent, ob auch alle Studenten anwesend sind. Bei uns an der Uni war es bisher so, dass man in den Seminaren dennoch Anwesenheitspflicht hatte und nur eine bestimmte Anzahl von Sitzugen versäumen durfte. Wenn man diese Anzahl überschritten hatte, wurde man automatisch disqualifiziert und durfte keine Prüfungsleistung in dem Seminar erbringen.

Seit diesem Semester ist es jedoch so, dass auch die Anwesenheitspflicht in den Seminaren abgeschafft wurden. Die einzige Ausnahme sind hierbei die Sprachkurse. Aber bei den normalen Seminaren höre ich aber immer wieder Dozenten wiederholen, dass es ja keine Anwesenheitspflicht mehr gäbe und dass die Anwesenheit daher nicht kontrolliert werden würde, sodass wir im Prinzip machen können was wir wollen solange wir unsere Prüfungsleistungen (in Form von Referaten) erbringen und dann auch anwesend sind.

Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten wie sinnvoll diese Abschaffung der Anwesenheitspflicht ist. Gerade in Vorlesungen finde ich das total sinnvoll, da manche Dozenten im Prinzip nur das Skript runter rattern und man seine Zeit zu Hause sinnvoller nutzen kann als sie dort zu verschwenden. Aber gerade bei Seminaren finde ich schon, dass Anwesenheit wichtig ist, gerade wenn es um Seminare geht, die sich auf das eigene Studienfach beziehen.

Wie seht ihr das? Ist die Abschaffung der Anwesenheitspflicht im Studium sinnvoll? Existiert die Anwesenheitspflicht noch an eurer Uni?

Ich finde es sinnvoll, dass es an den meisten Universitäten keine Anwesenheitspflicht mehr gibt. Das sollte doch gerade das Besondere am Studium sein beziehungsweise der Unterschied zur Schule. Während des Studiums lernt man ja selber und deswegen ist auch jeder für sich selber verantwortlich. Eine Anwesenheitspflicht ist dementsprechend überflüssig. Zudem ist ja nicht jede Vorlesung auch wirklich wichtig und wäre im Zweifelsfall verschwendete Zeit.

Eine Anwesenheitspflicht in Vorlesungen ist meiner Meinung nicht sinnvoll und in meinem Bundesland sogar unzulässig, wenn die Veranstaltung am Ende des Semesters durch eine schriftliche Prüfung abgeschlossen wird. Ich persönlich hatte Vorlesungen, zu denen ich sehr gerne gegangen bin, weil sie einfach nur gut waren.

Allerdings hatte ich auch Vorlesungen, die für mich nur Zeitverschwendung waren, da ich den Stoff allein schneller aufgearbeitet habe. Letztendlich soll ein Studium zum selbstverantwortlichen Handeln befähigen und damit sollte der Student auch selbst entscheiden können, ob er zur Vorlesung geht oder nicht. Und um die Prüfung zu bestehen, muss sich der Student sowieso mit dem Inhalt der Vorlesung beschäftigen.

Dies gilt aber nicht für Seminare, da diese im Regelfall nicht mit einer schriftlichen Prüfung abschließen, sondern meist eine alternative Prüfungsleistung gefordert ist. Meiner Meinung nach ist das auch sinnvoll. Zum einen finde ich es unhöflich gegenüber den anderen Seminarteilnehmern, wenn ein Student nur zu seinem eigenen Vortrag erscheint. Immerhin möchte keiner seine Präsentation vor einem leeren Raum halten und eine Diskussion des Themas ist ohne andere Seminarteilnehmer auch nicht möglich.

Zum anderen lernt man auch nicht viel, wenn man sich nur mit seinem eigenen Seminarthema beschäftigt und man sonst nicht am Seminar teilnimmt. Ich hatte sogar einmal einen Dozenten, der uns vor die Wahl stellte, ob wir am Ende des Seminars eine Prüfung schreiben wollen, oder ob er lieber eine Anwesenheitsliste führen soll. Natürlich haben wir uns für die Anwesenheitspflicht entschieden.

Es kommt also meiner Meinung nach wirklich auf die Art der Veranstaltung an, ob eine Anwesenheitspflicht sinnvoll ist oder nicht.