Abnehmen schwerer, wenn nur wenig Geld zur Verfügung?
Eine Bekannte von mir möchte gerne abnehmen, da sie deutlich zu viel auf den Rippen hat und damit unzufrieden ist. In der Vergangenheit hatte sie schon einige Diäten ausprobiert, ist aber jedesmal gescheitert. Nun ist sie auch gar nicht mehr so zuversichtlich, dass es diesmal anders sein könnte. Sie meint nämlich, dass sie nur wenig Geld zur Verfügung hat und es deshalb schwer ist, abnehmen zu können.
Für das Fitnessstudio oder irgendwelche Sportkurse hat sie beispielsweise kein Geld. Und draußen laufen zu gehen, ist aufgrund ihres Übergewichts nicht empfehlenswert, wie sie meinte. Außerdem könne sie es sich nicht leisten, hauptsächlich gesunde und regionale Produkte zu kaufen und täglich mit frischen Zutaten zu kochen.
Ich sehe das ehrlich gesagt als Ausrede an. Viele Sportübungen kann man ja trotzdem zu Hause machen und gesunde Ernährung muss ja auch nicht automatisch teuer sein, auch wenn man frisch kocht. Und man kann ja vieles für ein paar Tage vorkochen oder einfrieren, so dass man eben nicht jeden einzelnen Tag kochen muss.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Aber nur so tun, als hätte man den Willen ist dermaßen verlogen und schwach. Ich selbst habe schon mit den einfachsten Mitteln abgenommen. Einmal aß ich Brot mit Käse morgens, Knäckebrot mit Schinken und Ei zum Mittag und eine Kleinigkeit mit dem Kind dann zum Abendbrot.
Am Wochenende gab es Normalkost. So habe ich gut abgenommen. Und die Kosten für diese Lebensmittel sind doch wirklich überschaubar. Heute würde ich noch etwas Gemüse in Form von Rohkost dazu essen, das hält auch länger satt. Ein andermal aß ich tagsüber Brot ohne Belag und abends dann zwei Fertigsuppen aus dem Beutel, instant. Auch mit dieser Variante verlor ich schnell und kontinuierlich an Gewicht.
Die beste Methode ist immer noch eine Ernährungsumstellung. Also zwei vollwertige Mahlzeiten am Tag innerhalb von acht Stunden essen. Dann isst man einfach, was man sonst auch isst. Also geht das absolut nicht ins Geld. Gymnastik mache ich auch zu Hause bzw. in der Mittagspause im Büro. Ich kann auf You Tube die Clips von Gabi Fastner nur wärmstens empfehlen.
Ja es gibt wohl Menschen die das als Ausrede sehen und andere sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich habe auch eine Bekannte die sich ähnlich geäußert hat. Sie ist Alleinerziehende und hat tatsächlich kein wirklich großes Budget für Lebensmittel. Sie hat oft Nudeln oder Reis mit Soße gekocht und kein Gemüse oder Salat dazu.
Auch Nudeln mit Ketchup oder Pommes aus der Friteuse waren eine vollwertige Mahlzeit für sie. Sie hat das nicht gegessen weil sie so großen Heißhunger auf diese "Gerichte" hatte sondern weil sie einfach der Meinung war dass das die einzige günstige Art und Weise ist sich zu ernähren. Außerdem hat sie auch oft tagsüber dann gar nichts gegessen weil ihr Kind in der Schule war und hat dann zum Abendessen eben zugeschlagen.
Sie ist dann zu einer Ernährungsberaterin gegangen und hat mit ihr ein Ernährungskonzept gestaltet, dass auch mit kleinem Geldbeutel realisierbar ist. Natürlich klappt das auch mal mehr mal weniger gut, aber sie hat schon ein wenig an Gewicht verloren.
Was den Sport betrifft hat sie auch ähnlich argumentiert. Sie fährt inzwischen den Großteil der Strecken mit einem gebrauchten Fahrrad (anstatt mit dem kostenintensiven Bus) oder geht kürzere Strecken zu Fuß. Außerdem hat sie sich eine Wertekarte fürs Schwimmbad geholt. Auch die paar Stockwerke in ihre Wohnung geht sie häufiger mal zu Fuß nach oben. Fahrrad fahren und Schwimmen sind für Übergewichtige eh sehr gute Sportarten und kosten nicht die Welt.
Was Gemüseeinkäufe betrifft kann ich zum Beispiel empfehlen zu späterer Stunde mal auf Wochenmärkte zu gehen bzw. auch in Supermärkten kurz vor Ladenschluss vorbeizugehen. Viele der Händler und Märkte reduzieren ihre Produkte gerade samstags um 30-50 %. Da schlage selbst ich immer wieder zu, da das Gemüse im einwandfreien Zustand ist und sich vieles ja auch gut einfrieren lässt.
Es gibt ja Studien, die eine Korrelation zwischen Übergewicht und geringem Einkommen festgestellt haben, auch in Deutschland. In den Medien wird daraus dann gerne mal eine Kausalität gebastelt nach dem Motto "Armut macht dick", weil das halt eine wesentlich besser Schlagzeile ist als "ein geringes Einkommen kann zu weniger Bildungschancen führen, was auch die Gesundheitsbildung betreffen kann".
Denn das eigentliche Problem ist natürlich nicht das Einkommen sondern das mangelnde Wissen darüber, wie eine ausgewogene Ernährung überhaupt aussieht. Und das Gerücht, dass das ja so teuer wäre, hält sich auch ziemlich hartnäckig und ist natürlich eine super Ausrede dafür nichts zu ändern.
Ich weiß jetzt nicht, was du mit "gesunden" Lebensmitteln meinst, weil dieser Begriff totaler Unsinn ist, aber Obst und Gemüse muss man nicht unbedingt regional und bio kaufen. Discounter haben teilweise wirklich extrem günstige Angebote. Fast alle Kohlsorten, die aktuell Saison haben, bekommt man ja fast schon nachgeworfen.
Und wenn man nicht mir frischen Zutaten kocht, mit was kocht mann dann? Doch mit verarbeiteten Zutaten und seit wann sind die denn billiger? Ein einziges Fixtütchen kostet so viel wie ein ganzer Streuer mit Gewürz, der monatelang hält. Für den Preis von einer Tüte Pommes bekommt man einen Sack Kartoffeln, der mehrere Wochen reicht und so weiter.
Wenn man nur sehr wenig Geld hat ist es sicherlich schwerer dann abzunehmen. Gesunde Sachen sind meist teurer als ungesunde Sachen. Und nicht jeder hat Lust zuhause irgendwelche Sportübungen zu machen oder den Platz zum Einfrieren. Wer wenig Geld hat der isst dann vielleicht auch öfters mal aus Frust.
Würde man mir mit solchen Ausreden kommen müsste ich wohl schmunzeln. Es ist nämlich nur das, eine Ausrede. Gerade gesundes Kochen muss doch gar nicht viel kosten. Wenn man regional und saisonal Produkte auswählt sind diese meistens recht günstig, dann kann man noch nach Angebote schauen und schon kann man sich günstig mit guten Lebensmitteln versorgen. Außerdem kann man auch mal schauen, was man vor Ort noch so bekommen kann. Bei uns gibt es beispielsweise recht viele Obstbäume, an denen man sich bedienen kann. In der Stadt ist das sicherlich nicht so üblich, aber da gibt es Foodsharing.
Ich sehe das wirklich nur als Ausrede, vor allem könnte man sich ja auch die Angebotszeitungen nehmen und einfach danach bestimmen was man kocht und vorkochen. Es geht ja nur um gesundes Kochen, da man damit ja auf jeden Fall abnimmt, wenn man sich bewegt. Sportliche Übungen kann man auch zu Hause machen und es gibt auch jede Menge Gruppen, die sich zum Sport machen für draußen treffen oder man geht einfach selber mal ein paar Schritte mehr als sonst, benutzt die Treppe und so weiter.
Was ich mir aber eher vorstellen kann ist dass man schlecht aus so einem Muster herauskommt und es einfacher ist wenn man sich eine Pizza in den Ofen schiebt, die dann auch nur ein paar Euro in der Dreierpackung gekostet hat. Man ist diese Kalorien gewöhnt und nimmt sie irgendwann sicherlich auch aus Frust zu sich, aber machbar ist gesunde Ernährung und Abnehmen auch mit wenig Geld.
Darüber, dass der Zusammenhang zwischen Übergewicht und niedrigem Einkommen kein kausaler ist, sind wir uns wohl alle einig. Salopp gesagt würde der Arme rein logisch betrachtet ja eher Hunger leiden und abnehmen, weil er sich kein Essen leisten könnte. Offensichtlich wirken also andere Einflussfaktoren zwischen den beiden Variablen, über die eine Armut das Risiko für ein ungesundes Gewicht erhöht.
Welche Einflüsse das sind, ist vielen Spekulationen unterworfen, denn es gibt widersprüchliche Studien und Expertenmeinungen dazu. Mag sein, dass ein geringerer Bildungsstand und somit weniger Wissen über eine ausgewogene Ernährung ein Grund ist, und dass man in einer finanziellen Notlage auch eher auf den Rückgriff auf Billigprodukte und weniger hochqualitative Lebensmittel angewiesen ist, sodass man unter dem Strich mehr Zusätze, Geschmacksverstärker, Fett und Zucker konsumiert, als wenn man frisch und regional kauft.
Vielleicht spielen auch die vermehrte Betätigung in Jobs mit unregelmäßigen Arbeitszeiten über die Verschiebung des natürlichen Bio- und Mahlzeitenrhythmusses oder die geringere Priorisierung von Gesundheitsfürsorge und körperlicher Aktivität eine Rolle. Frust über die Gesamtsituation kann sich bei einigen Menschen sicherlich auch in dysfunktionalen Strategien zur Emotionsregulation, beispielsweise in Form von Essanfällen oder Alkoholkonsum, der bekanntlich auch dick macht, niederschlagen. Nicht zu vernachlässigen sind aber auch unveränderliche genetische Prädispositionen, die unabhängig vom Status wirken.
Irgendwo wird es eine Mischung aus diversen Faktoren sein, die zu einer Korrelation zwischen den genannten Problemen führt, und im Einzelfall muss man gründlich die Gefahren und Ressourcen analysieren, um einer Person Unterstützung bei der Gewichtsabnahme anzubieten.
Wenn es "nur" ums Geld geht, und ausreichend Zeit und Muße vorhanden sind, lassen sich "Abnehmen" und Sparen in meinen Augen gut vereinbaren. Die ganzen sowieso oft überteuerten Süßigkeiten, Puddings, Chips, Flips, Dips, Pommes und TK-Pizzas im Regal lassen und für das gesparte Geld in der Gemüseabteilung mitnehmen, was gerade im Angebot ist. Dazu noch ein paar Basics, und die Sache läuft. "Sportkurse" haben mit Gewichtsreduktion sowieso nicht sonderlich viel zu tun.
Das Problem ist aber, wie schon richtig erwähnt, dass kaum jemand einfach "nur" wenig Geld hat. Wer sich beispielsweise für einen Hungerlohn einen oder gar mehrere anstrengende Jobs antun muss, hat selbstverständlich keine Lust und Energie mehr, nach Feierabend noch liebevoll Gemüse zu schnippeln, sondern greift aus purer Erschöpfung eher zum Döner. Ging mir auch schon so. Und die knappen Reste an Freizeit dafür herzunehmen, "gesund und frisch" vorzukochen oder die Supermärkte nach Sonderangeboten abzuklappern, stellt für viele Menschen auch eine kaum umsetzbare Vorgabe dar.
Angeblich soll es ja einen Zusammenhang zwischen übergewichtigen Menschen und Menschen, die in Armut leben geben. Ich möchte da gar nicht so viel hineininterpretieren, weil ich generell nicht der Ansicht bin, dass es viel Geld bedarf, um sich gut ernähren zu können. Es kommt immer noch darauf an, was man isst, wie viel man zu sich nimmt und wo man es kauft.
Auch ich musste nach meiner Immobilienberufung erst einmal in Hartz IV kurzfristig ausharren und würde ungern behaupten, dass es leicht war. Doch ich konnte täglich frisch kochen und musste weder morgens, mittags noch abends auf eine Mahlzeit frisch zubereitet verzichten. Es gibt zig gesunde Lebensmittel, die im Angebot sind und einige, die eben „verramscht“ werden. So bekommt man Äpfel und Bananen ja immer noch sehr günstig, aber auch Eisbergsalate, Gurken, Cherry Tomaten und gewisse Gemüsesorten sind billig zu haben.
Haferflocken für Porridge kostet indes nicht und wer auf Augenbote achtet, findet zügig Heidelbeeren und andere Obstsorten, um das Porridge am Morgen mit gesunden Zutaten zu versehen. Während es mittags mit Möhreneintopf, Möhrencremsuppe, Tagliatelle in Paprikasoße & Co auch kein Problem geben dürfte.
Ich würde aber auch aktuell dazu raten, immer auf die Preise zu achten und Angebote zu berücksichtigen. Denn ich kann ja nicht leugnen, dass vieles teuer geworden ist und die Inflation derzeit wirklich in vielerlei Hinsicht sich zum finanziellen Nachteil für Geringverdiener oder arme Menschen auswirkt.
Abnehmen ist jedoch keine Sache des Geldbeutels, sondern der Einstellung, der Art zu Kochen und sich zu ernähren. Ich kann auch mit gesunden Lebensmitteln pro Tag viel Geld los werden, mich überfressen und mehr. Auch ich hatte mal Übergewicht und weiß daher auch wirklich, woran es gelegen hat. Ich habe falsch gegessen und mich mangelhaft bewegt. Falsch gegessen, weil ich eben statt frisch kochen auch gerne mal die Fertigpommes aus der Tüte holte, die billigen Frühlingsrollen, Pizzen usw. serviert habe. Eine schlechte Angewohnheit, die mir heute auch nicht mehr schmeckt!
Wenn der Geldbeutel etwas geringer ausgeprägt ist, ist aber natürlich auch klar, dass man etwas genauer gucken sollte. Doch frisch kochen ist auch weiterhin die billigste und gesündeste Methode abzunehmen. Täglich circa 2 Stunden spazieren (10.000 Schritte) und vielleicht alle 2 Tage mit 30 Min Situps usw. beginnen (YouTube Videos sind kostenlos) und die Erfolge schleichen sich ein.
Ramones hat geschrieben: Gerade gesundes Kochen muss doch gar nicht viel kosten. Wenn man regional und saisonal Produkte auswählt sind diese meistens recht günstig, dann kann man noch nach Angebote schauen und schon kann man sich günstig mit guten Lebensmitteln versorgen.
Das gilt aber nun wirklich nicht überall. ich wohne z. B. in einer der deutschen Food Deserts. Ich habe viele Nachbarn mit nur wenig Geld, die beim Einkaufen auf den einzigen Nahversorger, der hier fußläufig zu erreichen ist, angewiesen sind. Und dieser sogenannte Marken-Discounter nutzt die Abhängigkeit der Anwohner gnadenlos aus. Seit hier der andere Supermarkt mangels zahlungskräftiger Kundschaft geschlossen hat, das ist jetzt gut sechs Jahre her, ist das noch nicht einmal eine bessere Resterampe. Da läuft auch gern mal eine Ratte durch die "frischen" Backwaren in den SB-Fächern ...
Die Preise sind höher als bei anderen Discountern, die aber eben für viele nicht fußläufig erreichbar sind, da muss man schon fit sein. Dafür ist das Angebot knapp, falls das Obst oder Gemüse aus der Wochenwerbung überhaupt geliefert wurde. Obst und Gemüse ist dort teuer und alt, das Fleisch oft aufgrund einer nicht eingehaltenen Kühlkette verdorben. Das Risiko kann sich niemand leisten, der knapp bei Kasse ist. Die Gefriertruhen sind ständig kaputt, der Laden ist der beste Abnehmer der Hausmarke an Katzstreu, um die auslaufenden Flüssigkeiten aufzufangen.
Natürlich greift die arme Kundschaft da zu Fertiggerichten und Konserven. Das ist nicht nur billig, das landet dann auch nicht postwendend in der Tonne, weil es mal wieder verdorben war. Und weil das nicht satt macht und man sich ja irgendwas im Leben gönnen muss, kommt der Süß- und Knabberkram dazu. Aber glaubt tatsächlich jemand, die Betroffenen finden dieses leben schön? Wer sich Auto oder zumindest ein Busticket leisten kann, der kauft woanders. Aber das sind eben nicht die, die nur wenig Geld zur Verfügung haben.
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