Abnehmen schwerer, wenn nur wenig Geld zur Verfügung?
Wenn man nicht in so einer extremen Gegend lebt, wie Cooper75 beschreibt, ist Abnehmen nicht schwerer, wenn man wenig Geld hat. Ich habe in meinem Leben die unterschiedlichsten finanziellen Verhältnissen gehabt. Im Moment muss/möchte ich sehr sparsam leben, weil mein finanzielles Polster, was ich für mein höheres Alter angespart hatte, durch die Börsenlage und schlechter Anlagen ziemlich geschrumpft ist.
Man kann sich gesund ernähren und trotzdem sparen. Es ist meiner Meinung nach sogar billiger, sich gesund zu ernähren, wenn man statt Fertiggerichten Reis mit Gemüse macht oder Nudelgerichte mit Salaten. Möhren, Eisbergsalat, Obst der Saison kann man sich trotz gestiegener Preise gut leisten. Reis als Beilage kostet für eine Person ein bis zwei Groschen. Irgendein Obst gibt es immer irgendwo im Sonderangebot und Brot kaufe ich beim Lidl vom Vortag. Ich gebe zur Zeit pro Person weniger als 120 Euro im Monat für Lebensmittel und Hygieneartikel aus und ernähre mich durchaus abwechslungsreich.
Statt Wurst oder Käse kann man sich Tomaten, Champignons Pastete vom Müller Markt oder Frischkäse mit Schnittlauch aufs Brot tun. Das ist billiger als die billigste Wurst oder Schnittkäse. Dass das Geld für eine gute Ernährung nicht reicht, ist eine Ausrede oder mangelndes Wissen, wahrscheinlich eine Kombination aus beidem.
Sport gibt es bei YouTube umsonst. Man muss dafür gar nicht raus. Man braucht nur eine Bodenmatte, die nicht die Welt kostet. Geht aber manchmal auch ohne. Bei Gabi Fastner gibt es eine große Auswahl an Trainingseinheiten, zum Beispiel Zirkeltrainung, bei denen man in einer Stunde 300 bis 800 Kalorien, je nach Intensität, verbraucht.
Manchmal ist es mir fast peinlich, wie viel man fast umsonst bekommt. Ich lese für einen Stadtbibliothekspreis von jährlich 20 Euro umsonst Zeitung und Zeitschriften, mache umsonst Sport, gehe sonntags für einen Euro ins Museum und fahre zurzeit für neun Euro in Deutschland herum. Manche Dinge hängen natürlich davon ab, wo man wohnt, aber so Extreme, wie Cooper75 beschreibt, sind doch eher selten.
Blümchen, diese Extreme sind nicht selten. Es gibt Untersuchungen zu Nahrungsmittelwüsten in Industrienationen und die zeigen, auch in Europa und in Deutschland sind die nicht selten. In sozialen Brennpunkten in Großstädten, wo Läden mit entsprechendem Angebot nicht erreichbar sind, und auf dem Land, wo nicht mobile Menschen sich auf Haltbares konzentrieren müssen, sieht es ziemlich mau aus.
Da sind die Menschen schlichtweg mangelernährt. Die sind nicht zu dünn, weil ihnen Eiweiß und Kohlenhydrate fehlen, da sind Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente Mangelware. Weil der Zugang zu frischen Nahrungsmitteln fehlt.
Wenn du dir allein das Ruhrgebiet ansiehst. Dort leben über fünf Millionen Menschen und vielen fehlt der Zugang zu frischer Ware. Untersuchungen zeigen viele weiße Flecken auf der Landkarte in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Und du kannst auch nicht die Angebote reicherer Städte mit denen noch verschuldeter Kommunen wie denen im Ruhrgebiet vergleichen. Wenn du hier beispielsweise etwas moderne Kunst sehen möchtest, kostet das 9 Euro, falls du Sozialleistungen beziehst, sind es immer noch 5. Aus vielen Wohnlagen heraus erreichst du keine Grünfläche zu Fuß, wenn du nicht fit bist. Sport kostenlos wird also schwierig. Und komm nicht mit YouTube, hier können sich ganz viele kein Internet leisten.
Ich sehe sowas ehrlich gesagt auch eher als eine Ausrede an. Früher hätte man wahrscheinlich sogar gesagt, dass Personen aus ärmeren Schichten eher schlanker sind und sich eben nicht zu viel Extras an Ernährung leisten können. Ich selbst hatte in meiner Ausbildungs- und Studiumszeit nie viel Geld zur Verfügung, vergleichsweise weniger als eine Person mit Minijob oder Arbeitslosengeld. Allerdings konnte ich immer Sport treiben und auf meine Ernährung achten.
Bewegt habe ich mich damals hauptsächlich draußen. Eine Sportart wie Laufen gehen oder Walken kann jeder machen, ohne wirklich finanziellen Aufwand. Auch gibt es in vielen Städten richtige Sportgruppen, beispielsweise im Volleyball, welche lediglich einen kleinen Beitrag von 40-50 Euro pro Jahr verlangen. Im Vergleich zu den meisten Preisen im Fitnessstudio ist das eher leistbar. Zudem stellen immer mehr Krankenkassen, beispielsweise die AOK, entsprechende Angebote zur Verfügung. Hier wurde damals zwei Mal im Jahr ein Sport- oder Yogakurs übernommen.
Was das Thema Ernährung betrifft muss gutes Essen absolut nicht teuer sein. Wenn man sich mal umschaut ist es sogar so, dass die wirklich gesunden Lebensmittel teilweise günstige ausfallen. Leider wird in den wenigsten Haushalten mit viel Kartoffeln, Gemüse, Nudeln etc. gekocht, obwohl sich eben auch diese Produkte sehr gut zum Abnehmen eignen und man nicht immer unbedingt Low Carb inklusive Pulverpräparate braucht.
Des Weiteren ist es häufig so, dass gerade Personen die zu einem ungesunden Lebensstil neigen eine fehlende Auseinandersetzung mit dem Preisen haben. So wird dann, was natürlich auch der fehlenden Aufklärung geschuldet ist, im McDonalds ein scheinbar "günstiges" Menü für 8 Euro pro Person ausgewählt. Dafür könnte man bereits ein gesundes Gericht für die gesamte Familie machen.
Der Mensch ist allerdings auch einfach ein Gewohnheitstier und es ist sehr schwer, den inneren Schweinehund da zu überwinden. Die eigenen finanziellen Ressourcen als Begründung zu nutzen, kommt da für das Gehirn natürlich sehr gelegen, um sich auch irgendwo für sich selbst zu rechtfertigen. Hier muss man selbst verstehen, was man erreichen möchte und kann dann wie ich finde auch erst die entsprechenden Schritte unternehmen.
Wahrscheinlich ist es in dem Fall vom Ausgangspost schon eine Ausrede. Allerdings ist es doch bewiesen, dass ungesunde und hochverarbeitete Lebensmittel günstiger sind. Zucker beispielsweise kostet ja auch nicht viel. Eine gesunde Ernährung ist immer teurer, dabei beziehe ich mich auf den Quarks Daily Podcast "Ist gesund kochen teurer als Fertigessen?" vom 13. Oktober 2022.
Finanziell fährt man am besten, wenn man sich ovo-lakto-vegetarisch ernährt und beim Einkauf nicht auf Bioprodukte oder regionale Erzeugnisse greift. Die Aussage aus dem Podcast würde ich bestätigen, da ich selbst Vegetarierin bin (ich konsumiere aber wenig Eier und nicht besonders viel Kuhmilch) und habe es mit dem Abnehmen geschafft.
Am besten kann man abnehmen, wenn man Bewegung in den Alltag einbaut. Mittlerweile kriege ich meine 10000 Schritte sehr oft voll, das messe ich mit einer relativ günstigen Fitness-Uhr, die ich mir gekauft habe. An manchen Tagen knacke ich sogar die 20000 Schritte, das ist aber momentan seltener geworden.
soulofsorrow hat geschrieben:Finanziell fährt man am besten, wenn man sich ovo-lakto-vegetarisch ernährt und beim Einkauf nicht auf Bioprodukte oder regionale Erzeugnisse greift.
Bei regionalen Produkten musst du darauf achten, was gerade Saison hat. Und es hilft natürlich auch wenn man sich außerhalb der Supermärkte umschaut. Für mich ist im Sommer und Herbst die günstigste Quelle eine Kleingartenkolonie. Da hat am Wochenende gefühlt jeder zweite Garten seinen eigenen Verkaufsstand. Keine Ahnung, ob das legal ist, aber das muss mich als Kundin ja auch nicht kümmern. Die Sachen sind frischer als im Supermarkt und außerdem deutlich günstiger.
Es ist halt regional sehr unterschiedlich. Kleingärten gibt es hier tatsächlich viele, abgegeben werden aber nur Kleinstmengen an Bekannte. Schließlich wartet man hier jahrelang und zahlt tausende Euro Ablöse, um sich selbst versorgen zu können.
Und auf dem Markt wird es nicht besser. Der ist hier jeden Freitag. Eine Bäckereikette bietet Gutes von gestern, ein Sonderpostenhändler hat fehlerhafte Chargen Lebensmittel und Dinge kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums und ein Händler hat günstige Bekleidung. Wer es sich nicht leisten kann zu fahren und körperlich nicht in der Lage ist gut drei Kilometer pro Strecke zu bewältigen und Einkäufe zu schleppen, hat halt Pech an meinem Wohnort.
Und er hat hier viel weniger Auswahl im örtlichen Discounter. Hier sind Obst und Gemüse alt, die Lücken in den Regalen groß und viele Angebote nicht vorhanden. Wer es zur nächsten Filiale in einem besser situierten Stadtteil schafft, ist regelmäßig erstaunt, was es dort selbst am Abend und am Ende des Aktionszeitraums noch vorrätig ist.
Und nein Blümchen, das ist keine extreme Wohnlage. Im Ruhrgebiet lebt von den mehr als fünf Millionen Menschen gut die Hälfte unter solchen Bedingungen. Das gilt für die armen Stadtteile in den meisten Großstädten. Und auf dem Land geht es auch Millionen ähnlich, weil kein Laden erreichbar ist.
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