Abends nur ungern zur Uni gehen?

Ich habe schon diverse Veranstaltungen besucht. Darunter waren schon Vorlesungen, Seminare, Proseminare, Tutorien und Übungen. Dabei hatte ich schon fast jede Uhrzeit gehabt, zu der eine Veranstaltung stattfinden kann, sowohl Montag morgens um 8, aber auch schon dienstags oder mittwochs 18-20 Uhr.

Auffälligerweise ist es aber so, dass die Veranstaltungen am späten Vormittag und am Nachmittag am meisten besucht werden und sich die Anwesenheitsdichte immer weiter ausdünnt, je später die Veranstaltung stattfindet. So hatte ich letztes Semester ein Tutorium, das Dienstags 18-20 Uhr stattfand und zu dem sich elektronisch fast 30 Personen angemeldet hatten und mit der Zeit sind immer weniger gekommen, sodass im Endeffekt nur 5-7 Personen wirklich regelmäßig daran teilgenommen hat. Das lag aber nicht an der Tutorin selbst, sie war sehr kompetent und konnte den Stoff wirklich gut veranschaulichen. Ich glaube eher, es lag an der ungünstigen Uhrzeit. Denn ein derartiges Verhalten habe ich auch schon bei anderen Dozenten mitbekommen, unabhängig von der Art der Veranstaltung, vom Dozenten selbst oder eben vom Thema der Stunde.

Aktuell besuche ich eine Vorlesung, die Dienstag von 17-19 Uhr stattfindet. Der Dozent ist wirklich gut und kompetent. Mir macht der Unterricht bei ihm richtig Spaß und er gehört zu der Sorte, die so begeistert und spannend den Stoff vermitteln können, dass man nur zuhören braucht und man lernt schon eine Menge. Er ist ein ziemliches didaktisches Talent, wenn ich das mal so sagen darf, was gerade bei Professoren nicht besonders oft vorkommt laut meiner Beobachtung und Erfahrung. Viele Professoren sind ja eigentlich mehr der Forschung gewidmet und interessieren sich nicht wirklich für die Lehre und haben auch kein Talent dafür, das merkt man dann auch in den Vorlesungen.

In dieser Vorlesung waren wir zu Beginn 8 Studenten, aber letzte Woche saßen nur noch 5 Personen da. Der Dozent war da ganz irritiert und meinte, dass er das schon häufiger beobachtet hätte, dass sich die Studentendichte in seinem Kurs immer weiter abnimmt, was er schade fände. Er wollte daraufhin wissen, woran das liegt und ob die Ursache eher an der Uhrzeit, an der Anzahl der Leistungspunkte oder an seiner Vermittlungsart läge. Ich kann da schon verstehen, wenn man sich als Dozent da so seine Gedanken macht und sicherlich bekommt man da irgendwann Selbstzweifel, wenn kaum jemand auftaucht. Ich glaube aber bei ihm nicht, dass es an ihm oder an dem Stoff liegt, sondern wirklich an der Uhrzeit. Die meisten Studenten pendeln von außerhalb und nicht jeder hat Lust dann so spät noch nach Hause zu kommen.

Mir gefällt die späte Stunde nicht so wirklich, aber ich finde die Vorlesung so spannend und interessant, dass ich trotzdem gerne hingehe. Besonders nervig finde ich es, wenn Vorlesungen Freitags oder Montag früh stattfinden, wobei man sich das leider nicht immer aussuchen kann.

Wie ist das eigentlich an euren Universitäten? Habt ihr ähnliche Beobachtungen gemacht wie meine Dozenten und ich? Oder ist das an euren Universitäten anders und die Studenten gehen nach 18 Uhr sogar gerne zur Uni und sind immer anwesend? Zu welchen Zeiten geht ihr am liebsten zur Universität und warum?

Bei mir an der Uni waren die Vorlesungen und Seminare vor 10:00 Uhr morgens immer schlecht besucht. Auch nach 17:00 Uhr war die Begeisterung immer nicht sehr groß, wenn zu dieser Zeit eine Pflichtveranstaltung stattgefunden hat. Und Freitag nachmittag war sowieso niemand mehr zu sprechen.

Ich glaube auch, dass es daran liegt, dass viele Studenten entweder von weiter außerhalb an die Universität pendeln oder schlicht nicht so gern früh aufstehen, solange sie noch die Wahl haben. Ich habe mich auch nur zähneknirschend in Veranstaltungen geschleppt, welche um acht Uhr morgens stattfanden.

In den Abendstunden war es das gleiche Spiel, nur umgekehrt, wenn die Studierenden nach Hause fahren oder abends noch Party machen wollten. Viele Studenten arbeiten zudem noch zusätzlich zum Studium und halten sich dafür die Abende frei. Ich hatte das Glück, untertags in der Bibliothek auszuhelfen und konnte deswegen auch abends um sieben oder acht Uhr noch an der Uni sein. Das war nur im Winter bei Dunkelheit und Kälte manchmal etwas lästig.

Aber natürlich war es nicht möglich, alle Lehrveranstaltungen in dem Zeitfenster zwischen zehn und sechzehn Uhr abzuhalten, in dem wirklich niemand etwas Besseres zu tun hatte.

Ich hatte an meiner alten Uni auch einige Seminare gehabt, die bis 20.15 Uhr gingen. Es waren aber tatsächlich immer recht viele Studenten zu dieser Uhrzeit da, vor allem im Sommer. Ich konnte auch nicht die Erfahrung machen, dass immer weniger Studenten im Laufe des Semesters gekommen sind. Die Seminare waren immer gut besucht. Mir kommt es so vor, als wenn diese Seminare sogar recht beliebt sind, eher unbeliebt sind dagegen die Seminare, die früh am Morgen stattfinden.

Im Winter fand ich es immer richtig ätzend, so lange Uni zu haben. Es war eben schon längst dunkel und um diese Uhrzeit auch immer sehr kalt. Ich war dann irgendwie auch schon müde und hatte nicht so richtig Lust. Im Sommer hingegen war es ganz schön, da ich den Tag am See hatte ausnutzen können. Als es am Abend dann kühler wurde, bin ich ins Seminar gegangen, was ich nicht schlecht fand.

Wenn es nach mir geht, bevorzuge ich aber Seminare und Vorlesungen, die bis spätestens 18 Uhr gehen. Danach möchte ich auch endlich mal "Feierabend" haben. Es dauert ja auch, bis ich dann endlich zu Hause bin und ich möchte auch nicht unbedingt mitten in der Nacht zu Hause sein, sondern auch noch etwas vom Abend haben. Diesen möchte ich gerne auf dem Sofa mit meinem Partner verbringen, so dass wir eben auch noch etwas Zeit gemeinsam verbringen können. Wenn es nicht anders gehen würde oder wenn mich das Seminar sehr interessieren würde, würde ich es schon so spät absolvieren, aber es muss nicht unbedingt für mich sein.