Ab wie viel Jahren Kinder allein einkaufen schicken?

In einem Journal konnte ich nachlesen, dass es durchaus zumutbar wäre, Kinder ab 5 Jahren auch schon alleine zum Einkaufen zu schicken. Ehrlich gesagt finde ich so ein Alter ja noch ein bisschen jung und ich wüsste gar nicht genau, in welchem Alter mich meine Kinder das erste Mal alleine zum Einkaufen geschickt haben. Würdet ihr eure Kinder mit 5 Jahren durchaus auch schon einkaufen schicken oder wäre das euch auch etwas zu riskant? Mit welchem Alter wurde euch denn das Einkaufen übertragen?

Das kommt aufs Kind, den Einkauf und den Weg an. Meine Jungs wollten alle mit etwas über vier Jahren alleine gehen. Damals wohnten wir so, dass der Bäcker gut erreichbar und vom Fenster aus zu sehen. Außerdem kannte man die Kinder da. Also ging es ausgerüstet mit Tasche, abgezähltem Geld und einem Zettel, falls in der Aufregung die Bestellung vergessen wird, allein los.

Mama oder Papa standen heimlich am Fenster und guckten auf jeden Schritt. Und die Jungs waren absolut stolz, wenn sie zehn Brötchen ganz allein geholt haben. Die schmecken dann ganz besonders gut. Ich wurde selbst auch vor dem ersten Schuljahr zum Bäcker geschickt.

Brötchen oder Sahne holen, das sind typische Jobs für kleine Kinder. Ich wurde damals bis zur Straße gebracht und wenn frei war rüber geschickt. Dann ging es knapp einen Kilometer zum Bäcker, ohne eine Straße zu überqueren.Auf dem Rückweg musste ich dann an der Straße warten, damit man mir die Überquerung erlaubt.

In Stufe zwei durfte ich dann den Hund mitnehmen. Später einen Umweg über die Ampel machen und erst Jahre später durfte ich direkt über die Straße gehen. Wie soll ein Kind denn sonst selbstständig werden und Vertrauen in seine Fähigkeiten entwickeln?

Ich finde das durchaus machbar, zu meiner Zeit ging das auch. Da habe ich samstags morgens auch allein die Brötchen geholt. Den Laden kannte ich, der lag neben dem Kindergarten und die Leute kannte ich auch. Geld bekam ich abgezählt in die Hand gedrückt oder mir wurde gesagt, du kriegst drei Münzen zurück. Natürlich war das nur ein kleiner übersichtlicher Laden und kein riesengroßer Supermarkt und die Aufgabe und der Weg waren überschaubar. Ich denke, dass man da Kinder einfach je nach Gegebenheit langsam und altersgerecht heran führen kann.

Spätestens im Schulalter sollten Kinder solche Dinge alleine erledigen können. Zur Schule schaffen sie es im Idealfall ja auch alleine (ich weiß, vor den Grundschulen dieser Republik kann man durchaus einen anderen Eindruck gewinnen ). Ein wenig Selbständigkeit schadet auch im zarten Alter von fünf Jahren nicht.

Unsere Kinder sind z.B. alleine mal losgegangen, als der Große fünfeinhalb war. Der Weg führte zwar über eine Straße, dort ist aber eine Fußgängerampel. außerdem ist der Weg zum Einkaufszentrum identisch mit dem Schule, bzw. zur Schulbushaltestelle. Ideal also, um schon mal zu üben. Vorher sind wir den Weg ja auch hunderte Male zusammen gegangen, er war also gut bekannt. Um das Wechselgeld habe ich mir nie Gedanken gemacht, sondern dem Verkaufspersonal blind vertraut.

Es kommt erst einmal darauf an, wie konzentriert und wie aufmerksam ein Kind ist und dann kommt es auch auf den Weg an. Wenn man über eine gefährliche Straße muss, dann ist es schon für einen 5-jährigen oder eine 5-jährige ein wenig gefährlich. Wenn es Ampeln gibt, ist das schon wieder machbarer. Und wenn das Geschäft auf der gleichen Straße wie das Wohnhaus und noch auf der gleichen Seite ist, kann ein Kind durchaus auch mit 4 Jahren schon alleine einkaufen gehen.

Meine Kinder sind mit 4 Jahren schon alleine in den Kindergarten gegangen und mit 6 dann auch alleine zur Schule. Es war ein machbarer Weg und warum sollte man da den Kindern nicht zeigen, dass sie es schon können, indem man sie alleine einkaufen gehen lässt. Ein Zettel mit dem, was sie kaufen sollen, welchen sie auch der Verkäuferin zeigen können ist hilfreich. Ich habe die Kinder auch manchmal selber malen lassen, was sie kaufen sollen. Sie wussten dann, was sie gemalt haben. Es waren nie mehr als 3 Artikel. Aber sie haben es geschafft.

Bei uns war das ziemlich früh der Fall. Mein Bruder ist 16 Monate älter als ich, dieser ist mit 4 Jahren bereits zum Bäcker und Metzger gelaufen und hat eingekauft, ganz ohne Zettel und abgezähltes Geld. Dabei wurde dann immer nach und nach eine der jüngeren Schwestern mitgenommen oder auch mal alle, dass man es sich direkt dort abschauen konnte.

Der Weg war ebenfalls nicht ohne und nicht in Sichtweite vom Haus. Man ist dazu erst einmal 800 Meter an die Hauptstraße gelaufen, an dieser dann nochmals 600 Meter entlang, musste dann über die Straße ohne Ampel und Fußgängerüberweg in einer Kurve (vorher waren überall Gitter an den Bordsteinen) und stand dann vor dem Metzger. Zum Bäcker ging es noch den Berg 300 Meter weiter nach oben und zurück hatte man den gleichen Weg zu nehmen.

Ungefährlich war es dennoch nicht, wir hatten einen Spinner im Dorf der mit seinem Panzer Gassi gefahren ist und dabei nie nüchtern war, wie auch die typischen 18 jährigen Idioten mit ihren aufgemotzten Karren die mit 100 durch das Dorf gefahren sind. Aber in 30 Jahren gab es dort genau einen Unfall ohne Personenschaden. Wenn man von Anfang an so erzogen wird und das vorgemacht bekommt, dann ist auch das kein Problem und machbar.

Das erste mal komplett alleine mit meiner Bestellliste stand ich in beiden Läden mit 4 Jahren und war ebenfalls in der Lage 12 Brötchen zu bestellen, mir Süßkrams auszusuchen, hinterher noch Aufschnitt zu kaufen und das auch zu bezahlen. Geld hat immer gereicht, da musste nichts abgezählt werden und selbst wenn nicht, dann wurde auch mal ein Auge im Dorf zugedrückt. Denn wir waren nicht die einzigen Kinder die mit 4 Jahren dort alleine ohne Zettel und nicht passendem Geld standen und einkaufen waren.

Es gab noch einen kleinen Supermarkt, eher einen Kiosk, auch dort konnte man noch Eier, Brotaufstrich und Käse einkaufen auch das war manchmal noch mit inbegriffen auf unserer Einkaufstour. Gezeigt wurde uns nichts, es hatte einfach damit angefangen das mein Bruder und ich mit 2 und 3 Jahren jeden Abend zum Bauern geschickt wurden einen Liter Rohmilch kaufen für 1 DM, entsprechend waren es dort schon die 800 Meter Weg zur Straße nach unten. Die Zeitvorgabe waren 30 Minuten, waren wir nach dieser Zeit nicht wieder zurück wurde beim Bauern angerufen ob wir schon da waren oder wieder im Stall am Kälbchen streicheln sind, damit er uns heim schickt. Mehr "zeigen" gab es von unseren Eltern nicht und dennoch wurde es geschafft.

Mein Sohn darf noch nicht alleine einkaufen, was einfach daran liegt, dass wir in der Großstadt wohnen und neben der Straße mit Ampeln hier noch die Straßenbahnen mit ins Spiel kommen, die Wege über die Straße 3-4 spurig sind. Kann man nicht vergleichen mit einem Dorf welches nur drei Straßen hat, einen Bäcker, einen Metzger und einen Kiosk. Alleine hier im Umkreis gibt es an die 20 Bäcker, woher sollte ich wissen zu welchem er gegangen ist wenn er sich alleine rar macht und nicht wieder auftaucht? Aber er darf alleine bestellen und auch bezahlen, ich warte teilweise draußen vor der Tür und bin nur das Anhängsel zum aufpassen und er wird erst in diesem Jahr 4.

Ich finde, dass das zum einen auf das Kind ankommt, zum anderen aber auch wo man wohnt. In einer Großstadt ist es unverantwortlich ein Kind auf gut Glück loszuschicken zum Einkaufen. Ich würde meinen Sohn wahrscheinlich mit 4 oder 5 nicht alleine losschicken. Es ist einfach zu viel bei uns los und sein Weg würde über eine stark befahrene Straße führen, wobei es auch eine Ampel gibt, aber da weiß man ja nie wie das von einem Kind in dem Alter beachtet wird.

Wenn man allerdings in einem Dorf wohnt oder die Wege nicht weit sind, finde ich es gut, wenn man dem Kind ein bisschen Verantwortung überlässt und auch das Kind selbstbewusster werden kann. Immerhin ist es auch für die Persönlichkeit des Kindes gut.

Letztendlich kommt es auf das Alter des Kindes an und auf den Wohnort. Ich gehe jetzt davon aus, dass mit dem Einkaufen kleine Erledigungen gemeint sind, wie zum Beispiel Brötchen beim Bäcker holen. Wenn das Kind alleine zur Schule gehen kann, kann es auch schon allein einkaufen.

Auf dem Dorf ist dies wegen der kurzen Wege auch meist ganz gut machbar. Anders ist es in einer Großstadt. Dort ist es viel gefährlicher, es passieren immer wieder Unfälle mit Kindern. Dort würde ich das Kind auf keinen Fall allein zum Einkaufen schicken (und es auch nicht allein zur Schule gehen lassen).

Ich finde, dass das ganz auf die Umstände ankommt, wie zum Beispiel, wie weit weg vom Wohnort sich der Einkaufsladen befindet und wie beschwerlich der Weg dorthin ist. Außerdem zählt für mich immer, ab wann sich das Kind etwas selber zutraut. Das war bei meinem Kind auch schon sehr früh.

Da der Weg zum Supermarkt bei uns zwar ganz in der Nähe ist, aber aufgrund der Straßenverhältnisse eher gefährlich, lasse ich meine Kinder erst, seit sie acht sind zum Supermarkt alleine laufen. Und ich habe jetzt auch ein gutes Gefühl dabei. Wenn man sich die ganze Zeit um das Kind sorgt, dann ist es auch nicht gerade prickelnd, das Kind alleine einkaufen lassen.

Mit fünf Jahren sind sie alleine in den Kindergarten gegangen, der sich auch nur einige Häuser weiter unter uns befindet. Auch dort hatte ich ab und an ein mulmiges Gefühl. Aber wie gesagt, das Kind ist so weit, wenn es sich selber zutraut, etwas zu tun.

Generell zu sagen, dass Kinder mit fünf Jahren alleine einkaufen gehen sollten, finde ich etwas unüberlegt. Außerdem ist jedenfalls bei uns im Lande die Gesetzeslage so, dass ein Kind glaube ich erst ab acht Jahren kleine Geschäftsverträge abschließen darf. Und etwas einzukaufen ist ja ein Geschäftsvertrag.

Es gibt ja auch genug Leute, die das ausnutzen und die Kinder übers Ohr hauen. Es ist mir auch schon häufiger passiert, dass meiner Tochter zu wenig Geld heraus gegeben wurde, weil man sich gedacht hat, dass ihr das eh nicht auffallen würde. Es gibt leider überall schwarze Schafe.