Ab welchem Kindesalter Anblick von Toten zumutbar?

vom 03.01.2017, 16:14 Uhr

In einem anderen Beitrag schrieb Nelchen dass es je nach Alter ja schon fraglich wäre, wenn man Kinder mit einem Toten konfrontieren würde. Ich habe so konkret noch gar nicht darüber nachgedacht, weil es so einen Fall eben noch nicht gab, der mich oder mein Umfeld betroffen hat. Ich finde aber durchaus, dass diese Frage Diskussionspotential hat.

Ich denke, es kommt sicherlich auf das Alter an sich an und auf den Charakter des Kindes. Auch kommt es darauf an, wie der Tote an sich ausschaut und unter welchen Umständen es passiert, dass der Tote eben gesehen wird. So finde ich persönlich einen Autounfall, wo ein Mensch dann schwer verletzt am Unfallort verstirbt viel tragischer und traumatisierender für ein Kind als wenn ein Mensch friedlich im Schlaf verstirbt.

Unter Umständen kommt es vielleicht auch darauf an, welche Beziehung zu dem Verstorbenen bestanden hat. So wird der Anblick einer sehr engen verstorbenen Bezugsperson sicherlich schwerer zu verdauen sein als der Anblick eines vollkommen fremden Toten. Wie seht ihr das? Ab welchem Kindesalter ist der Anblick von Toten in euren Augen zumutbar und richtet keine seelischen Schäden an?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das ist eine schwierige Frage und bei bei mir war es so, dass ich von meinen Eltern gefragt wurde, ob ich damals meine verstorbene Oma denn noch einmal sehen wollte. Ich war da in der 4. Klasse der Grundschule und fand es auch gut, dass meine Eltern mir diese Entscheidung eben überlassen haben.

Allerdings wollte ich damals nicht nochmal meine Oma sehen. Ich habe sie lieber so in Erinnerung behalten, wie sie eben zu Lebzeiten war. Das hat sich bis heute nicht geändert und ich entscheide mich bisher immer noch dafür, einen Verstorbenen nicht noch einmal sehen zu wollen.

Ich denke daher, dass ich meine Kinder auch fragen würde, ob sie eben ein verstorbenes Familienmitglied noch einmal sehen möchte. Ich denke aber, dass ich damit auch warten würde, bis das Kind eben zumindest schon in der Grundschule ist und vielleicht auch in der dritten oder vierten Klasse.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich habe selber noch keinen Toten gesehen und würde mir das auch nicht antun wollen. Wenn es die Option geben würde, würde ich sie meinem Kind ab der 5. Klasse anbieten, wobei ich ihm dann auch erklären würde, dass das eventuell kein schöner Anblick ist. Ich meine auch unter natürlichen Umständen gestorbene Menschen sehen dann ja nicht sonderlich gut aus.

Wobei ich einem sehr sensiblen Kind nicht anbieten würde einen verstorbenen Verwandten zu sehen. Als Kind kann man das ja auch nur bedingt absehen und bei einem sehr sensiblen Kind hätte ich Angst damit etwas zu ruinieren, ein Trauma zu hinterlassen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Puh als nicht Mutter ist diese Frage für mich natürlich schon schwer zu beantworten, weil ich keine Verantwortung trage. Doch ich habe Patenkinder, Geschwister & Co und wirke vielleicht herzlos, aber habe für mich eben eine klare Linie im Leben. Unter 7 Jahre hat kein Kind einen Toten zu sehen, bin ich der Meinung. Ich würde wohl vermeiden, dies vor der vierten Klasse zu tun. Also so ab 10 bis 11 Jahren.

Natürlich kann man einem Kind kein Leben lang davor bewahren, einen toten Verwandten beispielsweise auf einer Beerdigung zu sehen, aber je früher desto schädlicher kann es trotzdem sein. Es kommt aber auch darauf an, welche Position die Person wohl im Leben des Kindes besaß. Eine wichtige Omi, die regelmäßig da war, tot zu sehen, das kann verstören und ich weiß wovon ich rede, als ich damals als Kind meine Tante nicht mehr im Krankenhaus sehen durfte, weil da der Zustand nicht tot war, aber schon Ähnlichkeiten aufwies.

Ich war sehr verstört und das sicherlich nicht ohne Grund. Dabei war sie nicht einmal tot, sondern vegetierte sie daher. Ich durfte danach als das bekannte "aufbäumen" kam, auch nicht mehr zu ihr, obwohl ich so gerne wollte. Sie hat meine Mama nicht einmal mehr erkannt, redete seltsames Zeug und verstarb auch wenige Tage später. Das wollte man mir ersparen.

Ich habe die letzten 2 Jahre viele Menschen verloren und habe daran zu knacken. Wer nicht, wenn es alltäglich wichtige Menschen waren, der Leidensweg zu sehen war. Das muss ein Kind zu früh nicht mitkriegen, aber man sollte es behutsamer auf den Tod geliebter Menschen einspielen, ihnen das Leben entsprechend erklären und dann selber entscheiden, ob man beispielsweise sich in der Pathologie usw. verabschieden möchte.

Ich würde es wohl vermeiden, weil viele Erwachsene es nicht einmal können und was will man dann so etwas einem Kind zumuten? Nur weil Kids das offensichtlich gut verpacken, muss es nicht stimmen. Es kommt auf vieles an, wie Charakter, Einstellung, die Erziehung und mehr. Wobei Trauer & Co da eben eine andere Angelegenheit sein können.

Da muss man wohl wirklich sehr behutsam sein. Eine Freundin, die ihre Tante in der Pathologie besucht hat, leidet noch heute unter den Anblick. Doch ihre Eltern waren der Meinung der Abschied, weil sie auf der Beerdigung nicht aufgebahrt werden konnte, sei gut gewesen. Offenbar nicht, denn sie teilte mal uns allen mit, dass sie davon bis heute noch Alpträume bekommt.

Könnte mir daher vorstellen, dass dies eine schwere Frage ist. Vielleicht ist es gut, frühzeitig anzufangen oder vielleicht auch nicht. Das muss wohl Mama und Papa selber entscheiden. Doch ich würde es lange wie möglich vermeiden, aber nicht das Thema Tod im Allgemeinen, sondern der Anblick von Toten.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ein schwieriges Thema, mit dem ich mich eigentlich gar nicht so richtig auseinandergesetzt habe. Unsere Tochter war gerade vier Jahre alt, als der erste Opa gestorben ist. Sie hat ihn sehr geliebt und war auch mit bei der Beerdigung. Da ich meinen Vater direkt noch seinem Tod noch gesehen habe, habe ich mich direkt an dem Tag von im verabschiedet. Danach war er zwar noch aufgebahrt, aber nur weil meine Mutter es wollte. Ich bin nicht mehr hingegangen um ihn zu sehen. Meine Tochter hat in dem jungen Alter schon gesagt, das der Opa nun im Himmel ist und im Sarg ja nur seine tote Hülle. Sie wollte ihn nicht mehr sehen.

Ein halbes Jahr später, ist dann der andere Opa gestorben, hier war der Kontakt nicht so innig und sie war auch nicht bei der Beerdigung dabei. Es war ihre eigene Entscheidung. Mittlerweile ist sie 26 und in der Zeit sind etliche Verwandte und Freunde von uns gegangen, aber sie hat es bisher immer vermieden sich noch einmal den Toten anzusehen. Wir haben ihr ab einem bestimmten Alter die Entscheidung selbst überlassen und damit kommt sie gut klar.

Ich würde es auch immer wieder so machen, denn ich als Erwachsene hatte auch lange damit zu kämpfen, das ich mir meine Oma noch einmal in der Totenhalle kurz vor der Beerdigung angesehen habe. Nach gut einer Woche war sie doch schon ganz anders als zu Lebzeiten und ich habe lange Zeit Albträume gehabt.

Jedoch kann ich es verstehen, wenn andere Eltern das anders handhaben. Was ist mit Eltern die ein Beerdigungsinstitut betreiben und tagtäglich mit dem Tod umgehen, ist es für diese Eltern vielleicht leichter, wenn ihre Kinder einen Toten sehen? Oder wie ist es in einer Pfarrfamilie, wo ständig von Gott und dem Leben nach dem Tod gesprochen wird? Ich denke, das muss jede Familie für sich selbst entscheiden, außerdem kennt man seine eigenen Kinder am Besten uns weiß wie sie reagieren.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das Thema nicht schwer und würde das auch nicht an einem Alter festmachen, sondern am Reifezustand vom Kind selbst. Dazu kommt auch, wie und wann man sich mit dem Kind auseinander gesetzt hat mit dem Thema Tod, denn auch das vermeiden viele und zögern es hinaus um die Kinder in ihrer wohl behüteten Welt zu lassen fernab der Realität. Stirbt dann jemand im Umfeld und die Frage kommt auf, dann wird das meistens auch geblockt von den Eltern und vom Kind selbst, da einfach keine Vorbereitung stattgefunden hat.

Ich habe mit 4 Jahren meine Ur-Großmutter Tod gesehen und mir hat das nichts ausgemacht und ich habe auch keine seelischen Schäden. Das bzw. die ersten Unfallopfer aus dem Straßenverkehr mit 6 Jahren, nachdem der Schulbus in den Unfall mit verwickelt war und der Fahrer im PKW hatte gar keine Chance, auch sein Beifahrer und die zwei hinten nicht. Auch davon habe ich keine Seelischen Schäden, bei mir hat das hauptsächlich das Interesse am Rettungsdienst und der Medizin geweckt.

Ich war auf das Thema Tod und Sterben aber auch vorbereitet gewesen und man hat mir nichts von rosa Regenbögen erzählt und Himmelsgeschichten, sondern einfach die Fakten nahe gebracht, dass der Körper irgendwann den Geist aufgibt und dann unter der Erde verscharrt wird. Mit 7 Jahren bin ich in den Musikverein eingetreten und auch dort hat man alle paar Wochen auf Beerdigungen die Musik gespielt, teilweise mit offenem Sarg usw. Auch damit kam ich wunderbar zurecht, eben weil ich wusste wie das abläuft. Ich stamme weder aus einer Bestatterfamilie noch aus einer Pfarrerfamilie, sondern einer normalen mit Bürojobs. Es ist einfach nur eine Sache, wie man seine Kinder darauf vorbereitet und mein Sohn hat mit dem Thema ebenfalls schon Kontakt um darauf vorbereitet zu sein, wenn der Todesfall eintreten sollte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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