Ab welchem Betrag, sich als reich betrachten?
Also wie schon oben beschrieben, finde ich manche Beiträge hier etwas amüsant. Wie ich schon schrieb, gehen die subjektiven Definitionen von Reichtum ja meilenweit auseinander. Wenn ich hier so einige Beiträge lese, die sich mit ihren Millionen nicht mal ein normales Haus kaufen können und dann für ihre bescheide Hütte auch noch Angestellte haben möchten, dann geht das doch über anerkannte Sichtweise von Reichtum weit hinaus.
Natürlich kann man für sich selber schon die Sichtweise haben, dass man für Reichtum jedes Jahr eine Million Euro verdienen muss oder dass da plötzlich 100 Millionen Euro auf dem Konto landen und sicherlich wären solche Leute zweifelsohne zumindest materiell reich.
Für mich stellt sich dabei aber immer die Frage, wie realistisch solche Vorstellungen sind und ob wir hier über völlig utopische Wunschvorstellungen reden oder ob wir uns halbwegs am gesellschaftlichen Ist orientieren wollen. Und wenn wir nach dem zweiten gehen, dann liegen viele Vorstellungen von Reichtum hier ja jenseits von Gut und Böse. So werden in Deutschland Menschen mit einem Monatsnettoeinkommen von mehr als 2700 Euro schon als wohlhabend gezählt und ab 3600 Euro als reich. Das sind "gerade" mal 43.000 Euro, also brutto noch unter 100.000 Euro im Jahr.
Natürlich kann man sich damit vielleicht nicht unbedingt die Villa am Tegernsee kaufen. Aber braucht man die um reich zu sein? Man kann seine Villa ja auch woanders bauen oder kaufen und es gibt auch viele andere nette Seen, wo man sich das gleiche Haus günstiger hin bauen kann und hat damit trotzdem eben immer noch ein Haus, das wahrscheinlich größer ist als die meisten anderen und eine bessere Lage hat als viele anderen.
Aber vor allem finde ich solche Zahlen eben noch irgendwo realistisch und nahbar. Und mit solchen Einkommensverhältnissen gehört man eben schon zu den oberen 10 Prozent in unserer Gesellschaft. Wenn also 9 von 10 Leuten weniger verdienen, sollte man dann nicht irgendwo rein logisch schon zu den reichen Menschen gehören?
Alternativ gibt es ja auch Frugalisten. Die geben einfach so wenig Geld aus, dass sie mit ihrem Vermögen und ihrem Lebensstandard mit 40 Jahren in den Ruhestand gehen können. Da kann man sich auch ausrechnen, dass die meisten von denen wohl keinen großen materiellen Luxus haben dürften, aber sie kommen dann ohne Arbeit aus. Die wären also auch reich und das eben auch ohne viele Millionen.
Klehmchen hat geschrieben:So werden in Deutschland Menschen mit einem Monatsnettoeinkommen von mehr als 2700 Euro schon als wohlhabend gezählt und ab 3600 Euro als reich. Das sind "gerade" mal 43.000 Euro, also brutto noch unter 100.000 Euro im Jahr.
Damit fühlt sich doch kaum jemand in westdeutschen Großstädten wirklich richtig reich, das kann ich ziemlich sicher oder sogar sehr sicher sagen, vor allem, wenn man sich die Immobilienpreise und Mieten in Hamburg oder München anguckt. Statistik hin oder her, es gibt hier um subjektiven (!) Reichtum. Subjektivität impliziert ein Gefühl, darüber lässt sich nicht anhand von Fakten diskutieren, weil es auf eigenen Emotionen und Vorstellungen basiert. Dass das unrealistisch ist, ist klar, aber die Frage hier war eben explizit nach dem Gefühl von Reichtum, nicht, wie viel Geld man braucht, um ganz gut leben zu können. Das ist eine völlig andere Diskussionsbasis. Realistisch betrachtet kann ich persönlich zum Beispiel auch von recht wenig leben, um mich okay zu fühlen, aber das war eben gar nicht gefragt.
In München bekommt man übrigens für eine Million gerade mal ein bescheidenes Reihenhaus, mehr nicht, das ist schon die Untergrenze. Das Geld wäre dann komplett weg, die laufenden Kosten bleiben, auf Arbeit wird man genauso wie jeder angewiesen sein. Damit kann man sich wohl gut fühlen, aber nicht reich im Sinne von "alle Geldsorgen für den Rest des Lebens ade". Und eine Villa in bester Lage wären übrigens schon so einige Millionen. Das gilt analog für so einige Gegenden in Westdeutschland.
Für mich ist man gemessen am Lebensstandard nicht reich, wenn man sich nur eine Mietwohnung leisten kann und zwingend arbeiten muss. Und was ist an Angestellten so ungewöhnlich? Ich kenne auch Leute, die sich Putzfrauen, Handwerker oder einen Gärtner leisten, so dekadent oder Upper class ist das sicher nicht. Ein Reicher könnte sich eben all das zu bezahlen leisten. Es geht auch nur um normale Dienstleister, nicht um Leute, die in ihren Kammern im Hinterhaus Frondienst leisten müssen.
Verbena hat geschrieben:In München bekommt man übrigens für eine Million gerade mal ein bescheidenes Reihenhaus, mehr nicht, das ist schon die Untergrenze. Das Geld wäre dann komplett weg, die laufenden Kosten bleiben, auf Arbeit wird man genauso wie jeder angewiesen sein. Damit kann man sich wohl gut fühlen, aber nicht reich im Sinne von "alle Geldsorgen für den Rest des Lebens ade". Und eine Villa in bester Lage wären übrigens schon so einige Millionen. Das gilt analog für so einige Gegenden in Westdeutschland.
Wenn es aber darum geht ein eigenes Haus zu haben und die anfallenden Dienstleistungen von Angestellten ausführen zu lassen, muss man dafür aber kein Reihenhaus in München kaufen. Natürlich weiß ich sehr wohl, dass du da für 1 Millionen Euro kaum irgendwo noch ein Haus bekommst.
Aber warum sollte ich mir Gedanken über völlig unrealistische Sachen machen? Für den dekadenten Lebensstil mit großer Villa im Herzen Münchens reicht mir wahrscheinlich selbst ein Millionengewinn im Lotto nicht beziehungsweise wird es trotzdem früher oder später notwendig machen wieder arbeiten zu gehen.
Wenn man es aber auf nicht mehr arbeiten gehen und eigenes Haus herunterbricht, warum muss es denn dann das Haus in München oder Hamburg zum Beispiel sein. Auch in Westdeutschland gibt es viele schöne Gegenden wo dir genau das gleiche Haus mit allem drum und dran für viel weniger leisten kannst. Und die von mir genannten Zahlen mögen für den ein oder anderen subjektiv nicht viel erscheinen, spiegeln aber deutsche Realitäten wieder.
Wenn man deine Vorstellung zu Grunde legt, dürfte ja so gut wie niemand in Deutschland reich sein. Natürlich weiß ich, dass Objektivität und Subjektivität oft weit auseinander liegen. Aber wenn ich mich jetzt mal da rein versetze und mir überlege, wir gehen hier jetzt mal wirklich von deiner Vorstellung von Reichtum aus, dann setzt das ja wahrscheinlich Jahresverdienste von mehreren hunderttausend Euro netto voraus oder eine Summe von mehreren Millionen auf dem Konto. Wenn ich da jetzt wüsste, dass ich das aller Voraussicht nach so nicht erreichen werden und trotz eigentlich gutem, wenn nicht sogar deutlich höherem Verdienst als der Rest der Bevölkerung nicht schaffen werde, dann wäre ich subjektiv doch arg frustriert.
Wenn ich mir dagegen mal die tatsächlichen Zahlen anschaue, dann stelle ich doch schon fest, dass es mir ziemlich gut gehen muss und es den meisten wohl nicht so gut geht wie mir. Und mit dem Gefühl fühle ich mich dann doch noch mal deutlich reicher, als es irgendwelche materiellen Dinge aussagen könnten.
friedchen hat geschrieben:In einer TV Doku ging es um Reichtum und Millionäre in Deutschland. Darin wurde ein Multimillionär vorgestellt und interviewt und auf die Frage, ab wann man sich denn eigentlich als reich betrachten könnte, kam dann die Antwort, also ein dreistelliger Millionenbetrag sollte es schon sein.
Auch ich habe zufällig kurz die Doku gesehen. Was der "Unternehmer" sagte, war aus meiner Sicht schon nachvollziehbar. Als wirklich "reich", betrachten sich Vermögende nur sehr selten. Das trifft wohl nur auf diejenigen zu, die so viel Geld haben, dass sie es tatsächlich nicht verwalten müssen bzw. selbst kaum ausgeben könnten. Aller anderen "Reichen" streben danach, immer noch reicher zu werden... Das liegt wohl in der Natur des Menschen.
Als reich betrachte ich mich nicht. Wäre ich es, müsste ich nicht bei jeder Ausgabe genau hinschauen und könnte mir kaufen, worauf ich Lust hätte. Mein Lebensstil ist nicht ausufernd. Ich verzichte auf Urlaub und schaue, dass die Miete angemessen ist. Und dennoch bin ich definitiv nicht reich.
Ich würde mich erst als wirklich reich bezeichnen wenn ich mir tatsächlich keine Gedanken mehr ums Geld machen müsste und tatsächlich für ein Leben lang ausgesorgt hätte, wenn ich meine Freizeit und meine Lebensführung so gestalten könnte, dass Geld tatsächlich keine Rolle mehr spielt. Ich würde dann zum Beispiel mal die ganze Welt bereisen wollen und erst mal nicht mehr in die Arbeit gehen.
Mit einer kleineren einstelligen Millionensumme kann man sich vielleicht kurzfristig als reich bezeichnen bzw. muss damit dann aber tatsächlich arbeiten. Wenn man zwei oder drei Millionen Euro hat dann hat man noch lange nicht bis zum Ende seines Lebens ausgesorgt. Ich wohne derzeit in einer Mietwohnung würde mir erstmal ein eigenes Haus kaufen. Das verursacht nicht nur Anschaffungs- sondern auch Haltungskosten. Außerdem würden mir auch noch zahlreiche andere Anschaffungen einfallen die mehr oder weniger notwendig wären und meine Tochter ist auch noch nicht erwachsen und selbstständig. Ein bis zwei Millionen wären da denke ich schnell verbraten. Man sieht das ja auch an Quizspiel- oder Lotto-Gewinnern. Nicht jeder dieser Millionäre ist es heute auch noch.
Grundsätzlich ist Reichtum vermutlich aber auch eine subjektive Einstellungssache. Ein afrikanischer Slumbewohner würde sich vermutlich mit 10.000,- Euro auch schon fühlen wie der reichste Mensch der Erde.
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