Ab wann muss ein Hund was können?
Grade in den Zeiten des Internets wird ja auch bei der Erziehung der Hunde ähnlich viel wie bei der Erziehung von Kindern verglichen. Überall kann man es hören: “Sehr her, mein Kind kann schon XY, können eure das auch schon in dem Alter?”. Sicher spielt dort auch ein gewisser Stolz eine Rolle, aber irgendwo frisst es auch an dem eigenen Ehrgeiz und man zweifelt an den eigenen Erziehungsmethoden, wenn das eigene Haustiere bestimmte Sachen noch nicht beherrscht, aber andere, viel jüngere Artgenossen, dann schon.
So ist es auch bei unserem Hund. Unser Hund ist noch sehr klein, hat aber schon sehr früh Sitz, Platz, Bleib und Pfötchen geben gelernt. Je nach Tagesform läuft er auch schon ganz gut an der Leine und ziemlich gut frei mit. Was uns jedoch noch absolute Probleme bereitet ist die Stubenreinheit, was teilweise sehr an unseren Nerven frisst und bei der wir uns auch bald Hilfe holen werden, wenn es in ein paar Monaten immer noch nicht klappt. Auch wenn man sich bemüht, sich nicht zu sehr stressen zu lassen, nur weil andere Hunde XY schon können, so neigt man doch dazu sich und seinen eigenen Hund zu vergleichen.
Dementsprechend würde mich hier einfach mal eure Meinung interessieren, was ihr ungefähr sagt, ab wann ein Hund was genau können müsste. In unserem Fall finde ich es gut, dass er schon die Grundkommandos wie Sitz, Platz und Bleib beherrscht, aber sehr schade, dass er sich gar nicht meldet, wenn er mal fürs kleine oder große Geschäft nach draußen muss. Umgekehrt wäre es mir fast lieber.
Offensichtlich beschäftigt ihr euch ja mit dem Hund, also würde ich schon sagen, dass das alles okay ist. Ein Welpe kann das in der Regel einfach nicht lange anhalten, deswegen macht es Sinn nach dem Essen eine kleine Runde zu drehen oder man sagt so alle 2 Stunden. Draußen habe ich mich dann immer zum Blödmann gemacht, indem ich wie bescheuert alles gefeiert habe, mit dem Hund zusammen, was da geklappt hat. Wie macht ihr das denn bisher?
Ich würde dir aber dazu raten, einfach mal alle Meinungen aus deinem Umfeld zu ignorieren, dass ist in der Tat wie mit einem Kind und wenn dann dein Kind oder dein Tier das noch nicht kann, dann nervt es. Gerade aus dem Bereich Kinder gibt es da zahlreiche Beispiele von Kindern, die angeblich mit 10 Monaten schon mehrere Sprachen und Sätze sprechen, fließend laufen und alles essen, was geht. Daran sollte man sich nicht orientieren, sondern immer bedürfnisorientiert agieren. Wenn dein Kind oder dein Tier noch nicht so weit ist, dann ist es so, irgendwann klappt es.
Für mich muss ein junger Hund fast nichts können. Bis nach dem Zahnwechsel sind mir nur die absoluten Basis wichtig. Sozialverhalten, Umweltsicherheit, sicheres und freudiges Kommen, fertig. Viel wichtiger ist mir, dass er weiß, dass es bei mir immer sicher ist, dass er den größten Spaß mit mir hat und dass der Weg zu seinen Wünschen nur über mich führt.
Das ist für einen jungen Hund verdammt viel, zumal das zu einhundert Prozent sitzen muss. Damit ist der Kopf und auch der Körper mehr als als ausgelastet. Denn tatsächlich gibt es bei meiner Arbeitsrasse noch einen ganz wichtigen Punkt, der nebenbei geübt wird: Ruhe! Rassebedingt würden meine Hunde bis zum Umfallen arbeiten und sie spulen sich schnell auf. Daher müssen sie lernen zu entspannen, auch wenn die Hütte brennt. Schließlich sollen sie mit 15 noch leistungsfähig sein und nicht mit acht oder neun Jahren tot.
Ich denke, das kommt jeweils auf den Hund und den Einzelfall an. Ich würde da auch nicht genau auf den Kalender schauen und sagen, bis wann welche Lektion beherrscht werden muss. Das ist ja sogar bei den Kindern unterschiedlich und erst recht bei Hunden, wo es ja auch schon zwischen den Rassen große Unterschiede gibt.
Da ich bisher nur "Gebraucht"-Hunde aus dem Tierschutz hatte, hatte ich noch nie einen Welpen. Mein jüngster Hund war ein Jahr alt, als ich ihn bekam. Ich kann also nicht wirklich über Welpen mitreden. Aber ich habe gesehen, was passiert, wenn man etwa mit einem Neufundländer oder einer Dogge erst anfängt zu trainieren, wenn sie älter als ein Jahr ist. Das gibt dann nämlich sehr große Probleme.
Im Dorf war es einige Zeit ein übliches Bild, dass der Besitzer mit dem Neufundländer-Jährling immer von einer Laterne zur nächsten gezogen wurde, denn der Hund hatte bis dahin nie gelernt, an der Leine zu gehen, und hatte mit einem Jahr inzwischen sehr viel mehr Kraft als sein Besitzer. Da wäre es natürlich absolut notwendig gewesen, mit dem Hund sehr viel früher anzufangen zu trainieren. Mit einem Dackel dagegen hätte man dieses Problem nicht gehabt.
Das gleiche Problem hat nun ein Nachbar mit seiner Dogge. Der wurde nie beigebracht, dass sie auf irgendetwas hören muss. Anfangs lebte die Familie aber auch in einem eigenen Haus mit viel Auslauf. Dann mussten sie umziehen in eine Wohnung mitten im Dorf und jetzt rächt es sich, dass die Dogge sehr eigenständig ist und auf nichts hört, auch wenig Bindung zum Besitzer hat. Und so einem riesigen Hund bringt man nicht mal so eben das brav an der Leine gehen bei.
Mir wäre es also recht egal, wann andere Hunde was konnten. Da kommt es auch immer darauf an, was für ein Wesen der Hund hat, wie viel Zeit man investiert und wie gut man als Trainer ist. Damit der Hund versteht, was man von ihm will, muss man es ja auch beibringen können. Das kennt man ja auch aus der Schule - ein und denselben Stoff versteht man bei dem einen Lehrer, bei dem anderen nicht.
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