Ab wann gilt eine Angst als Phobie?

vom 21.05.2015, 18:00 Uhr

Ich habe mich schon immer gefragt ab wann eine gewisse Angst gegen etwas als Phobie gilt. Ich selber zum Beispiel habe leichte Höhenangst, ich beginne vielleicht leicht zu zittern, allerdings kann ich dann immer noch halbwegs nach unten gucken, und auch panische Angstzustände sind nicht vorhanden.

Dann gibt es jedoch beispielsweise Leute welche dann extreme Angst davor haben, sie beginnen dann unkontrollierbar zu zittern, fangen an zu weinen, und können auch nicht in die Tiefe gucken. Und dies ist ja auch bei vielen anderen Phobien so, manche haben ja große Angst vor Spinnen, während es bei anderen jedoch ausgeprägter ist und diese dann sogar weinend aus dem Zimmer laufen.

Ab wann gilt nun eine Phobie? Wenn man nur leichte Angst vor etwas hat, gilt das dann als 'leichte Phobie'?

» Pandaas » Beiträge: 517 » Talkpoints: 53,13 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin kein Spezialist, und ich kann mir auch vorstellen, dass die Grenze oft schwer zu ziehen ist. Aber generell habe ich den Eindruck, dass der Unterschied zwischen "charakterlicher Eigenheit" und "behandlungsbedürftigem psychischem Problem" dort einsetzt, wo der oder die Betroffene im Alltag stark beeinträchtigt ist oder gar nicht mehr klarkommt. Meiner Meinung nach setzt eine Phobie also da ein, sobald sich ein Betroffener zum Arzt begibt, weil der Leidensdruck zu groß geworden ist.

In meinen Augen ist es beispielsweise ganz normal, dass jemand mit durchschnittlich viel Phantasie Angst vor dem Zahnarztbesuch hat oder sich in großen Menschenmengen nicht ganz wohlfühlt. Aber wenn derjenige welche lieber jahrelang Höllenschmerzen erträgt oder schon eine mäßig belebte Fußgängerzone meidet und lieber große Umwege auf sich nimmt, werden die Grenzen zur Phobie schon verschwommen.

Außerdem hat das natürliche Gefühl der Angst ja immer auch einen Warnungs- oder Schutzcharakter, welcher bei der Phobie in der Regel nicht mehr gegeben ist. Außerdem ist das Gefühl der Angst zwar unangenehm, aber aushaltbar, und vergeht auch wieder, wenn die vermeintlich gefährliche Situation ausgestanden ist. Bei einer Phobie ist die Angst oft unverhältnismäßig stark ausgeprägt und von dem Betroffenen auch nicht mehr beeinflussbar.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Angst an sich ist zuerst einmal etwas Gutes. Sie verhindert, dass wir zu Schaden kommen und dient als natürlicher Schutz. Wer keine Angst empfindet, wenn er auf einen Baumstamm ungesichert über eine Schlucht balanciert, der wird schnell leichtsinnig. Weniger nützlich ist Angst dagegen auf einer gut befestigten und gesicherten Brücke. Aber da viele Reaktionen zu unserem Schutz sozusagen programmiert sind, kann man Angst nicht immer einfach abschalten.

Eine Phobie ist nicht wirklich einheitlich formuliert und definiert. Aber man kann sich sozusagen herantasten. Wenn etwas so starke Angst auslöst, dass man sich eigentlich nicht überwinden kann, obwohl man weiß, dass nichts passiert, dann kommt man in den Bereich Phobie.

Wobei das immer irgendwie fließend sein kann. Wir haben von Natur aus Angst vor Verletzungen. Also finden die meisten von uns die Nadel der Spritze beim Arzt nicht wirklich lustig. Jetzt ist auch Menschen mit einer Phobie klar, dass diese "Verletzung" nötig und sinnvoll ist. Das hilft ihnen aber nicht, sie schaffen es nur ganz knapp das auszuhalten oder sie entziehen sich ganz.

Das ist ähnlich wie wirkliche Phobie vor dem Zahnarzt. Viele gehen nicht gerne in diese Praxis und vielen haben auch große Ängste. Aber jemand mit einer ausgeprägten Phobie wird entgegen aller Vernunft selbst dann nicht gehen, wenn er große Schmerzen leidet. Natürlich ist auch diesem Menschen klar, dass sein Verhalten nicht rational begründbar ist. Aber er hat solche Angst vor vielleicht unkontrollierbaren Schmerzen, den Gerüchen und den Geräuschen, dass er lieber den Schmerz erträgt. Denn der ist zwar schlimm, aber man weiß zumindest genau, was man aushalten muss.

Eine Phobie schränkt den Betroffenen wirklich ein. Und er weiß, dass seine Ängste in der Form unbegründet sind. Trotzdem schafft er es nicht oder nur gerade so, sich zu überwinden. Das ist bei Angst anders. Die ist da und man kann mit ihr umgehen oder man überwindet sich nicht. Schafft man es nicht, sich zu überwinden, dann empfindet man seine Angst aber ganz sicher nicht als unbegründet.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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