2 Mal teuer heiraten, obwohl man kein Geld hat?
Vor zwei Wochen hatte ich mich endlich mal wieder mit einer Freundin getroffen, die ich schon ganz lange nicht gesehen habe. Sie war bei der Hochzeit einer gemeinsamen Bekannten. Diese hat im letzten Jahr schon ganz groß standesamtlich geheiratet und nun wieder.
Ich kenne es ja so, dass man entweder standesamtlich oder kirchlich nicht mehr so groß heiratet, wenn man bereits eine Feierlichkeit hinter sich hat. Meist heiratet man ja erst standesamtlich kleiner und dann kirchlich groß. Die beiden haben aber beide Zeremonien sehr groß gefeiert und locker 10.000€ jeweils ausgegeben. Die Braut hat sich auch zwei Kleider (jeweils für ca. 1000€) geleistet.
Mich haben diese News schon etwas verwundert, da ich wusste, dass die beiden keinerlei Geld haben. Da hätte man zumindest ja eine Feier klein halten können, oder? Auch die Familien der beiden haben nicht das Geld dafür, sonst hätten sie es wohl daher nehmen können. Sie war in Ausbildung und er hatte eine Halbtagsstelle als Erzieher. Also kann man sich ja ausrechnen, was sie an Geld eigentlich hatten.
Würdet ihr so viel Geld ausgeben, wenn ihr das eigentlich nicht habt? Muss man dann zwei Mal so groß heiraten?
Den Wunsch, die Hochzeit möglichst pompös und teuer zu feiern, obwohl man das Geld dazu nicht einfach aus dem Ärmel schüttelt, habe ich persönlich noch nie verstanden. Dass es mehr werden soll als eine gewöhnliche Grillparty ist schon okay. Aber es ist und bleibt ein einziger Tag.
Wenn ein einzelner Tag Unmengen an Geld verschlingt, bereut man das doch im Nachhinein total. Wenn die Freude abgeklungen ist und wenn der Alltag wieder einkehrt. Wenn man dann noch jahrelang irgendwelche Kredite abbezahlt oder Ärger mit Firmen hat, weil man Rechnungen nicht bezahlen konnte.
Schlauer ist es da schon, einfach vorher Geld zu sparen, wo man nur kann. Hier im Forum hat Ramones ja öfter davon erzählt, dass sie extra einen Nebenjob hatte, um sich ihre Traumhochzeit zu finanzieren. Wenn man den kompletten Lohn beiseite legt, kann man genau planen, wie viel die Hochzeit kosten darf. Und danach hat man keine Schulden.
Geld auszugeben, das man gar nicht hat, sehe ich immer kritisch. Manchmal muss das sein, um sich beispielsweise ein Auto leisten zu können, um überhaupt zur Arbeit zu kommen. Aber für Dinge, die einfach nicht wichtig sind wie Fernseher oder eben Hochzeiten, würde ich niemals Schulden aufnehmen. Dann verzichte ich lieber drauf oder warte eben, bis ich das Geld habe. Vor allem, weil es von allem eine kleinere, billigere Version gibt.
Da ich nun zwei Hochzeiten vor kurzem hinter mir habe, kann ich natürlich beide Varianten verstehen. Man möchte zum Einen den Tag zu dem schönsten Tag des Lebens machen und dies kostet halt etwas, demnach gibt man da schon etwas aus. Andernfalls kann man es auch übertreiben und zu viel Geld investieren. Mein Schwager hat in großer Runde geheiratet, 60 Gäste, ziemlich teuer. Für Kleinigkeiten war dann kaum noch Geld da. Er hat aber massiv Geld, also er kann sich das leisten.
Ich dagegen habe mit meinen Mann nicht so viel Geld. Wir haben im kleinen Familienkreis deswegen gefeiert. Es war sogar schöner, als bei der Hochzeit meines Schwagers. Angenehmer und ruhiger. Ich habe zuvor an jedem Ende gespart und hatte ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Schulden haben wir deswegen nicht aufgenommen. Die Familie hat uns dann noch teilweise unterstützt.
Ich kann es deswegen eben nicht verstehen, wie man groß feiern kann, wenn man das Geld nicht hat. Dann sollte man einfach zurückstecken oder abreden, dass man dafür erst schuften geht, um sich seine Träume zu erfüllen. Da können dann beide Partner gleich viel daran arbeiten, um das Geld heran zu bekommen. Wie es nun diese Bekannten getan haben, kann ich nicht verstehen.
Und sie müssen ja einen Kredit abgeschlossen haben, um sich das zu erfüllen. Wenn ich jetzt auch wüsste, ich habe kaum Geld, würde ich zwischen den Feiern entweder eine große Pause einlegen, um das nötige Geld für die zweite Hochzeit zusammen zu bekommen oder aber eher die zweite oder eben die erste Hochzeit im kleinen Rahmen halten.
winny2311 hat geschrieben:Mich haben diese News schon etwas verwundert, da ich wusste, dass die beiden keinerlei Geld haben. (...) Sie war in Ausbildung und er hatte eine Halbtagsstelle als Erzieher. Also kann man sich ja ausrechnen, was sie an Geld eigentlich hatten.
Ich finde das ist kein wirkliches Argument. Vielleicht haben die beiden etwas geerbt und hängen das nur nicht an die große Glocke, oder aber sie spekulieren an der Börse oder investieren in Gold und machen damit eben Gewinn. Es kann doch auch sein, dass die beiden extrem sparsam leben und deswegen über die Jahre eine hübsche Summe zur Seite legen konnten. Ich habe zu Studienzeiten auch eine höhere vierstellige Summe ansparen können und das war trotz wenig Einkommen machbar. Das erwartet auch kaum jemand von einem Studenten, dass er dann so viel Geld ansparen kann in so kurzer Zeit. Es kann doch auch sein, dass du die beiden maßlos unterschätzt. Nicht jeder hängt seine Finanzen an die große Glocke und geht damit hausieren.
Abgesehen davon stimme ich dir schon zu, dass man nicht über seine Verhältnisse leben (und feiern) sollte. Ich würde ein neues Kapitel in meinem Leben auch nicht mit Schulden anfangen wollen. Aber wenn genug Geld da ist, ist es doch egal, wie groß man feiert, solange man eben glücklich damit ist. Ich könnte gut auf zwei so große Feiern verzichten und bräuchte das auch gar nicht.
Unsere Hochzeit hat auch sehr viel Geld gekostet. Über 20000 waren das auch und uns hat man das vorher auch nicht angesehen. Ich bin mir aber sicher, dass sogar einige denken, dass wir einen Kredit aufgenommen haben, aber ganz im Gegenteil, wir haben alles bar bezahlt, weil wir gespart haben und das Geld investiert haben, was wir hatten. Wir sind nach dieser Hochzeit auch nicht pleite.
Wir sind da eigentlich ein gutes Beispiel dafür. dass man den Leuten nicht immer ansieht wenn die Geld haben. Immerhin leben wir auch noch in einer Einraumwohnung, weil wir trotz des Geldes nichts finden und sind nun auch nicht so, dass wir jede Neuanschaffung präsentieren und damit angeben.
Was ich damit sagen will ist, dass du nicht wissen kannst, ob die Bekannte sonst irgendwie an Geld gekommen ist, ob sie sich es also wirklich nicht leisten kann. Ich finde, dass das für eine Hochzeit eine normale Summe ist und man durchaus such dafür sparen kann einen tollen Tag zu haben. Unsere Gäste schwärmen heute noch von dieser Hochzeit, wir hatten alle gemeinsam Spaß und da keiner ewig lebt ist das doch eine tolle familiäre Erinnerung.
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