15 jährige will Krebs-Op nicht - muss man es akzeptieren?

vom 09.02.2015, 14:17 Uhr

Das Mädchen A ist mit 10 Jahren an Krebs erkrankt und wurde erfolgreich therapiert. Sie hat eine Operation hinter sich, viele Chemotherapien und einen langen Leidensweg. Seit 2 Jahren war sie dann krebsfrei und hat auch ein relativ normales Leben geführt. Nun ist sie 15 Jahre alt und bei ihr wurde wieder Krebs festgestellt. Aber A weigert sich, sich operieren zu lassen und sie will auch keine Chemotherapie haben.

Die Eltern wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Auch sind die Ärzte nicht gerade hilfreich dabei. Der eine Arzt meint, dass das Kind minderjährig ist und die Eltern entscheiden müssen und gegebenenfalls auch gegen den Willen einer Operation zustimmen müssen und ein anderer Arzt meinte, dass man den Willen des Kindes auf jeden Fall akzeptieren muss und wenn das Kind es nicht will, sollte man es lassen. Jeder kann darüber selber entscheiden.

Wie sieht es aber wirklich aus? Können die Eltern wirklich nur tatenlos daneben stehen und müssen sie akzeptieren, dass die Tochter keine Therapie will? Sie haben schon so viel mit der Tochter geredet, dass die Tochter sich immer mehr abwendet. Wie würdet ihr reagieren?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das ist leider oft so, dass Patienten beim Wiederkehren von Krebs die Therapie komplett verweigern, weil sie wissen,welche Qualen das für den Körper bedeutet.

Zu Deiner Frage: Ja, das Mädchen kann unter Umständen die OP verweigern. Hier das Urteil:

"Az.: VI ZR 74/05, Urteil vom 10.10.2006:"

a) Minderjährigen Patienten kann bei einem nur relativ indizierten Eingriff mit der Möglichkeit erheblicher Folgen für ihre künftige Lebensgestaltung ein Vetorecht gegen die Einwilligung durch die gesetzlichen Vertreter zustehen, wenn sie über eine ausreichende Urteilsfähigkeit verfügen.

b) Auch über ein gegenüber dem Hauptrisiko des Eingriffs weniger schweres Risiko ist aufzuklären, wenn dieses dem Eingriff spezifisch anhaftet, es für den Laien überraschend ist und durch die Verwirklichung des Risikos die Lebensführung des Patienten schwer belastet würde.

c) Im Hinblick auf den Beginn der Verjährungsfrist gemäß § 852 BGB a. F. besteht keine Verpflichtung des Patienten, sich Kenntnisse über fachspezifisch medizinische Fragen zu verschaffen.

Es ist eine sehr schwierige Lage. Natürlich wollen die Eltern nicht ihr Kind verlieren. Das ist das schlimmste, was einem passieren kann, aber das Kind will eben nicht leiden. Für sowas sollte es eigentlich Psychotherapeuten geben, die zusammen mit Kind und Eltern darüber reden und ihnen helfen, die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden.

Ich selbst würde da nicht mehr mit meinem Kind drüber reden, wenn es sich schon von mir abwendet. Damit mache ich es doch nur schlimmer.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es handelt sich um ein minderjähriges Kind, sodass hier die Eltern die Entscheidung auferlegt bekommen, wie mit dem Krebs jetzt weiter verfahren wird. Das mag für das Kind unerträglich sein, sich in die Hände der liebenden Eltern zu begeben, aber ein fünfzehn jähriges Mädchen weiß im Endeffekt nicht immer, was richtig und falsch ist. Schon gar nicht, nach solch einer Diagnose, denn sie ist jung, kraftvoll und eben noch guter Chancen, den Krebs erneut zu besiegen.

Die Eltern sollten in Ruhe mit ihrem Kind reden und erörtern, welche Möglichkeiten das Kind hat. Sie müssen ihrer Tochter auch sagen, dass wenn sie nach ihrem Wunsch agieren, dass ihre Tochter sehr schwer leiden wird durch den Krebs und letzten Endes womöglich auch sterben wird. Früher oder später ist es einfach so. Selbst Krebspatienten mit Chemo Therapie leiden an qualvollen Schmerzen, auch wenn viele Medien und Quacksalber dies gerne abtun, als würde es nicht stimmen.

Die Eltern haben ein schweres Päckchen zu tragen, aber die Tochter darf nun einmal nicht alleine entscheiden. Hier muss wirklich abgeschätzt werden, ob das Kind ohne besser beraten wäre, was ich in dem Alter als Quatsch empfinde. Sie hat das Leben noch vor sich und ist keine 80 Jahre, wo es sich rein altersmäßig nicht mehr lohnen würde.

Ich als Mutter würde mit meinem Kind sprechen, ihr Möglichkeiten aufweisen, sie ein wenig bedenken lassen und dann entscheiden. Ich würde ihr jedoch zeigen, dass ich sie ernst nehme, ihre Ängste, Sorgen und Befürchtungen, aber ihr gleichwohl auch zeigen, was sie verpassen könnte, wenn sie ihre Chance, die sie hat nicht nutzt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde durchaus das man noch mal mit dem Arzt reden sollte. Irgendwie kommt es ja darauf an, wie er die Sache einschätzt. Wenn danach wieder mit Krebs zu rechnen ist, sollte man es durchaus auch sein lassen, weil die Qual dann überwiegen wird und man nichts mehr vom Leben hat. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass sie nicht mehr kann und da sie noch weiß, wie es war auch Angst davor hat.

Ich würde ihr klar machen, dass es durchaus sein kann, dass der Krebs nicht wiederkommt und man eben auch noch etwas von ihr haben will. Man sollte ihr klar machen, dass es dann eben bedeutet, dass sie mehr Qualen hat und leidvoller sterben kann, je nach Krebsart. Dennoch würde ich ihren Wunsch als Elternteil in letzter Konsequenz immer akzeptieren und wenn sie nicht will, würde ich ihr noch ein schönes Restleben machen und versuchen das irgendwie seelisch zu verarbeiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn das ;Mädchen mit 15 Jahren seit zwei Jahren krebsfrei ist, hat sie drei Jahre gegen den Krebs gekämpft. Das heißt, sie ist operiert worden und hat diverse Krebstherapien hinter sich. Sie hat in diesen drei Jahren so viel Schmerzen erlebt, wie andere ihr ganzes Leben nicht. Teils werden die Schmerzen so groß gewesen sein, dass sie vollkommen verzweifelte. Das kann nur jemand nachvollziehen, der selbst das alles mitgemacht hat, Wenn sie nun nach „nur“ zwei Jahren schmerzfreies Leben nicht den ganzen Schmerz erneut mitmachen will, muss man das verstehen können und auch müssen.

Wer sagt ihr, dass sie dieses Mal nicht noch weniger schmerzfreie Zeit zum Leben zur Verfügung hat und dafür unendlich viel ertragen muss? Verständlich ist auf jeden Fall, dass die Eltern ihr Kind nicht verlieren wollen. Auch das Mädchen würde ganz bestimmt lieber leben und sich freuen. Aber sie weiß sehr gut, was sie erwartet und das nimmt ihr keiner ab. Sie möchte einfach das nicht mehr mitmachen. Warum will das niemand verstehen? Die Eltern haben alles versucht, was möglich war. Ärzte sind gegensätzlicher Meinung. Die einzige Möglichkeit sehe ich darin, mit sämtlichen Unterlagen zu einem Arzt in ein gutes Krebszentrum zu gehen und dort eine dritte Meinung einzuholen und darum zu bitten, die ungeschminkte Wahrheit zu sagen.

Eine 15-jährige ist wohl in der Lage, ihre Krankheit mit allem Negativen, das sie mit sich bringt zu beurteilen und auch die guten Seiten einer Behandlung zu sehen, wenn man ihr die ganze Wahrheit über den vermeintlichen Erfolg oder Nichterfolg sagt. Wenn wirklich eine reale Chance besteht, dass der Krebs dann besiegt sein könnte, würde sie vielleicht anders entscheiden und sich nicht gegen die schmerzhafte Behandlung wehren. Aber dafür braucht es die wahre Einschätzung und Aussage eines Spezialisten.

Als Elternteil würde ich dann endlich den Wunsch der Tochter respektieren und sie nicht weiter quälen mit Bitten und Versuchen, sich doch noch behandeln zu lassen. Das quält sie nur noch mehr und sie wird total traurig sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Vor so einer Entscheidung möchte ich als Mutter niemals stehen. Das muss so ziemlich das Schrecklichste sein, was man als Eltern durchmachen kann. In der Lage des armen 15-jährigen Mädchens möchte ich allerdings auch keinesfalls stecken.

Als Außenstehender kann man hier nur schwer einen Rat geben. Wenn nichtmal die Eltern wissen, was sie tun sollen, wie soll ein Fremder mitreden können? Als Außenstehender kann man nur versuchen, einen objektiven Rat zu geben.

Mir persönlich kam zuerst die Frage in den Sinn, warum das Mädchen die Therapie verweigert. Ganz ohne Grund wohl kaum. Sie hat das Alles schonmal durchgemacht und weiss genau, was auf sie zukommt. Da sie das offensichtlich keinesfalls nochmal mitmachen möchte, muss es schrecklich für sie gewesen sein, denn so wie ich es verstanden habe, will sie lieber sterben als nochmal eine Chemo, bzw, Operation über sich ergehen zu lassen. Dass eine 15-jährige so eine Entscheidung über Leben und Tod aus einer Laune heraus trifft, kann ich mir nicht vorstellen.

Wenn ich mir nun überlege, dass ich mein Kind als Mutter, bzw. wir als Eltern zu einer Behandlung zwingen würde/n, das Kind diese unvorstellbaren Qualen einer Therapie nochmal durchleiden muss, obwohl es gar nicht will und die Therapie dann aus diesem Grund vielleicht nicht anschlägt, ist die ganze Situation im Endeffekt noch viel schlimmer als ohnehin schon. Dann hätte ich mein Kind gegen seinen Willen so sehr leiden lassen und am Ende hätte es doch nichts geholfen. In diesem Fall wäre es wohl besser gewesen, die Entscheidung des Mädchens zu akzeptieren und es in Frieden sterben zu lassen.

Andererseits könnte es natürlich auch andersherum laufen. Man würde das Mädchen zwingen, sich behandeln zu lassen und die Therapie würde anschlagen. Dann könnte man sagen, dass es gut war, diese Entscheidung getroffen zu haben. Leider weiss man aber im Vorfeld nicht, wie es laufen wird.

Ich finde es ganz, ganz schwer, hier einen Rat zu geben, wie ich oben ja bereits geschrieben habe. Ich würde anstelle der Eltern einen guten Therapeuten aufsuchen und mich mit diesem zusammensetzen. Das Mädchen sollte die Möglichkeit einer Gesprächstherapie bekommen und nochmal von einem Psychotherapeuten beraten werden, der auf solche Fälle spezialisiert ist. Es gibt bestimmt auch entsprechende Selbsthilfegruppen für Jugendliche, in denen die Kinder sich austauschen können. Danach kann man dann evt. eine Entscheidung treffen.

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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