1-mal jährlich das Geschlecht wechseln - Gut oder ein Witz?
Als ich zum ersten Mal von diesem Selbstbestimmungsgesetz und davon, dass jede Person einmal pro Jahr das Geschlecht ändern kann gehört habe, da dachte ich im ersten Moment, dass das nicht wahr ist. Aber dem ist nun scheinbar doch so. Ich persönlich halte diesen Gesetzesvorstoß für einen absoluten Witz und würde diesen glatt weg ablehnen. Was haltet ihr denn von diesem Vorschlag und seht ihr darin einen Gewinn an individueller Freiheit?
Ich kann mir einiges vorstellen, aber dass irgend jemand aus purem Spaß an der Freude jährlich aufs Standesamt trabt, um daran herumzufummeln, ob die Person als Männlein oder Weiblein geführt wird, nun wirklich nicht. Oder beziehst du aus Verwaltungsakten etwa persönliche Befriedigung? Ich jedenfalls nicht.
Und dass es für den zugegebenermaßen recht geringen Prozentsatz an Leuten, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren können oder wollen, das ihnen nach Augenschein Sekunden nach der Geburt zugeordnet wurde, nun leichter wird, zumindest den bürokratischen Kram anzupassen - wieso sollte irgend jemand damit ein Problem haben? Es heißt doch immer, Bürokratie gehört abgebaut, um Zeit und Kosten zu sparen.
Und letzten Endes macht es doch sowieso kaum einen Unterschied und geht niemanden was an, ob jemand als Bernhard oder Elisabeth durch die Welt segeln. Ich selber bin zwar nicht unmittelbar betroffen, aber es ist ja kein Nullsummenspiel mit der Freiheit - niemand nimmt mir etwas weg, wenn Alexander nicht mehr durch 50 erniedrigende Reifen springen muss, um endlich Franziska zu heißen, oder umgekehrt. Und falls jemand in der Umkleide oder Frauensauna sexuell übergriffig werden will, trabt die Person auch unter Garantie nicht vorher zum Standesamt und lässt sich umdefinieren.
Wer bin ich, dass ich entscheiden kann, ob jemand sich als Mann oder Frau fühlt? Ich habe nichts dagegen, wenn jemand sein Geschlecht wechselt, meinetwegen so oft er möchte. Wenn ich aber noch nicht so genau weiß, was ich bin, denn es gibt ja tatsächlich Menschen, die beides sind oder sich als beides oder keines von beidem fühlen, dann würde ich einen neutralen Namen wählen und divers eintragen lassen. Es wäre mir zu viel Aufwand, das dauernd zu wechseln.
Erzähl doch mal warum genau du dieses Gesetz ablehnen würdest. Wie genau wird dein Leben denn dadurch beeinflusst wenn ich mir jedes Jahr zu meinem Geburtstag ein anderes Geschlecht schenken würde? Würde das deine Lebensqualität beeinträchtigen? Würdest du das überhaupt mitbekommen?
In der Realität betrifft das ein paar tausend Menschen, deren Leben dadurch erleichtert wird und die ihr Geschlecht in der Regel nur EIN EINZIGES MAL in ihrem Leben ändern lassen wollen. Da du anscheinend niemand kennst, auf den das zutrifft, wird es dich beruhigen, dass die Chance, dass du jemals einen Betroffenen kennen lernen wirst, sehr gering ist. Also rein mathematisch gesehen. Aber es würde dir vielleicht dabei helfen mal über den Tellerrand zu schauen.
Wo liegt denn jetzt das Problem? Du musst es andersherum betrachten: Nach dem Entwurf darfst du höchstens einmal pro Jahr das Geschlecht offiziell ändern. Das ist doch super. Hugo wird nicht als Partygag zu Helga und die wirklich Betroffen können einen Irrtum in absehbarer Zeit korrigieren.
Warum sollte es für mich ein Problem sein, dass jemand sein Geschlecht ändert? Wenn das in meinem direkten Umfeld passiert und mein Mann plötzlich beispielsweise den Caitlyn Jenner Weg gehen würde, hätte ich sicher an ganz anderen Dingen zu knabbern als am Geschlechtseintrag beim Standesamt. Und wenn es im weiteren Umfeld oder bei Unbekannten so ist, tangiert es mich doch gar nicht.
Ich habe damit kein Problem, soll doch jeder so machen wie er will. Vielleicht schafft das ein bisschen Bürokratie für andere Menschen ab, denn das wird dazu führen, dass man sich mit dem Aufwand auseinandersetzen muss, den das Ganze macht und somit wird es dann vielleicht auch für Nichtbetroffene einfacher Behördengänge zu machen. Abgesehen davon finde ich es aber vollkommen okay, die Möglichkeiten muss es geben und es ist doch total egal wie oft jemand sein Geschlecht wechseln will, das ist sicherlich schon schwer genug, da muss ich doch nicht noch Steine in den Weg werfen.
Das ist kein Hobby von Menschen, sondern das sind Probleme, die man beheben will und das kann man nur richtig finden, wenn man ein sozial agierender und denkender Mensch ist. Ich finde es auf jeden Fall gut und hoffe, dass da auch ein Umdenken in den Köpfen stattfinden wird, damit das eben kein Problem mehr darstellt.
Cloudy24 hat geschrieben:In der Realität betrifft das ein paar tausend Menschen ... Aber es würde dir vielleicht dabei helfen mal über den Tellerrand zu schauen.
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 1,5 Prozent der Menschen dieses Angebot annehmen werden und da sind wir schon locker mal bei über einer Million. Und was ich dagegen habe? Mir gefällt dieser ganze derzeitige Trend nicht, geht los mit Frühsexualisierung im Kindergarten, Legalisierung von Sex im Kindesalter bis hin zu solchen und anderen Geschichten. Und über diesen Tellerrand möchte ich auch einfach nicht drüberweg schauen oder diese Entwicklung gutheißen.
Lupenleser hat geschrieben:Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 1,5 Prozent der Menschen dieses Angebot annehmen werden und da sind wir schon locker mal bei über einer Million.
In einem Jahr lassen etwa 3000 Menschen ihren Geschlechtseintrag ändern aber plötzlich sollen es über eine Million sein? Wo sollen die denn alle so plötzlich herkommen? Was sollen diese Millionen denn für Gründe haben? Und selbst wenn es Millionen wären, bleibt immer noch die Frage, wie genau würde dich das betreffen?
"Das gefällt mir aber nicht" und trotzig mit dem Fuß aufstampfen und ein paar rechts-konservative Schlagworte ohne Zusammenhang zum Thema raushauen ist keine Antwort auf meine Frage. Oder weißt du eigentlich ganz genau, dass sich überhaupt nichts für dich ändern würde und willst das nur nicht zugeben, weil man sich dann nicht mehr so schön über eingebildete Probleme empören kann?
Lupenleser hat geschrieben:Ich persönlich halte diesen Gesetzesvorstoß für einen absoluten Witz und würde diesen glatt weg ablehnen.
Hm, warum sollte ich denn diesen Gesetzentwurf ablehnen wollen? Soweit ich verstanden habe, nimmt mir das Gesetz überhaupt nichts weg und beeinträchtigt mich nicht. Es ist nur dazu geeignet, anderen Menschen weitere Optionen zu ermöglichen, die ihnen vielleicht dabei helfen, besser zu sich selbst zu finden.
Neue Gesetzentwürfe würde ich hauptsächlich dann kritisch sehen in Fällen, in denen mir selbst ein mir wichtig erscheinendes Recht genommen werden könnte, aber das ist ja hier nicht der Fall. Hier wird meines Erachtens niemand eingeschränkt.
Ein Gesetz muss nicht exklusiv meine Rechte beschneiden oder erweitern um Einfluss auf mein Leben zu haben. Es reicht vollkommen aus, wenn das neue Gesetz dazu geeignet ist die Gesellschaft in der ich lebe zu beeinflussen. Und ich glaube, dass dieses neue Gesetz genau das machen wird, wenn auch nur in Teilen.
Es ist mir grundsätzlich egal wie oder als was jemand leben möchte. Frau, Mann, Divers oder als Stuhl ist mir gleich. Nicht egal ist mir aber wenn wir Schutzräume von Gruppen, in diesem Fall von Frauen, leichtfertig aufweichen und sie dem Missbrauch preisgeben weil die Gesellschaft für die Lösung dieses Problems weit über das Ziel hinausschießt..
Gerbera hat geschrieben:niemand nimmt mir etwas weg, wenn Alexander nicht mehr durch 50 erniedrigende Reifen springen muss, um endlich Franziska zu heißen, oder umgekehrt. Und falls jemand in der Umkleide oder Frauensauna sexuell übergriffig werden will, trabt die Person auch unter Garantie nicht vorher zum Standesamt und lässt sich umdefinieren.
Dir nimmt vielleicht niemand etwas weg weil du dich womöglich nicht in diesen Bereichen bewegst. Bei genug anderen dürfte der Fall aber gänzlich anders gelagert sein. Nämlich dann, wenn die Damensauna kein sicherer Ort mehr für biologische Frauen ist und sich jeder Perverse mit einer Unterschrift Zutritt zu diesem Bereich verschaffen kann.
Übergriffigkeit fängt ja nicht erst beim anfassen an, und wenn dir die breitschultrige Frau lüsterne Blicke zuwirft, ist es mit der Damensauna als sicherer Bereich auch mal gewesen. 50 Reifen müssen es nicht sein, meinetwegen hätte man den Großteil davon streichen können. Aber eine Hürde hätte ich dennoch gelassen um so eine Änderung eben nicht so einfach zu machen.
blümchen hat geschrieben:Es wäre mir zu viel Aufwand, das dauernd zu wechseln.
Was für ein Aufwand? Ein Formular ausfüllen und auf den Ausweis warten? Das ist doch kein Aufwand! Wer diesen Schritt wirklich gehen möchte, wird sehr viel mehr Aufwand als das auf sich nehmen können und wollen um diesen Weg zu gehen.
Cloudy24 hat geschrieben:Erzähl doch mal warum genau du dieses Gesetz ablehnen würdest.
Es weicht die Schutzräume der Frau auf, es ist zu einfach sich als Mann Zutritt zu diesen Bereichen zu verschaffen. Weiter haben wir im Sport, dem Strafvollzug und etlichen weiteren Bereichen genug Gründe eine Änderung des Geschlechts nicht so einfach zu gestalten.
Cloudy24 hat geschrieben:Wie genau wird dein Leben denn dadurch beeinflusst wenn ich mir jedes Jahr zu meinem Geburtstag ein anderes Geschlecht schenken würde?
Ich vermute du bist eine Frau die sich dann als Mann sieht. Meinetwegen mach das, wenn du das witzig findest nur zu. Allerdings bist du als Frau die sich als Mann sieht nicht das Geschlecht von dem das Potenzial für Übergriffigkeit ausgeht.
Cloudy24 hat geschrieben:Würde das deine Lebensqualität beeinträchtigen?
Wenn ich alles um mich herum was familiäre, freundschaftliche und sonstige Verbindungen ausblende und es nur um mich geht, dann würde es meine Lebensqualität nicht beeinflussen wenn du als Transmann die Männerdusche betrittst. Wären die Geschlechter vertauscht, dann wäre meine Lebensqualität vielleicht beeinträchtigt.
Cloudy24 hat geschrieben:In der Realität betrifft das ein paar tausend Menschen, deren Leben dadurch erleichtert wird und die ihr Geschlecht in der Regel nur EIN EINZIGES MAL in ihrem Leben ändern lassen wollen.
Wenn es so wenige sind und sie es nur einmal machen wollen, warum dann nicht ein Verfahren anwenden das eben aus mehr als einer Erklärung besteht und Missbrauch erschwert?
Cloudy24 hat geschrieben:Aber es würde dir vielleicht dabei helfen mal über den Tellerrand zu schauen.
Du stehst mit dem Gesicht vor einer ideologischen Mauer und wirfst anderen vor, ihren Horizont nicht erweitern zu wollen.
Ramones hat geschrieben:sondern das sind Probleme, die man beheben will und das kann man nur richtig finden, wenn man ein sozial agierender und denkender Mensch ist.
Du möchtest ein sozial agierender und denkender Mensch sein? Du hast über diese Sache nicht nachgedacht, sonst hättest du sicherlich erkannt wie asozial dieses Gesetz einer großen Gruppe gegenüber ist. Aber ich stimme dir zu das es Probleme sind, Probleme einer sehr kleinen Gruppe von Menschen. Eine Gruppe von Menschen die sicherlich bereit sind mehr auf sich zu nehmen als nur eine Unterschrift zu leisten um ihr Problem zu lösen. Ein bisschen mehr Aufwand für die wenigen, und sicherere Räume für die vielen. Ich finde das ist wesentlich sozialer wenn man mal darüber nachdenkt.
Cloudy24 hat geschrieben:"Das gefällt mir aber nicht" und trotzig mit dem Fuß aufstampfen und ein paar rechts-konservative Schlagworte ohne Zusammenhang zum Thema raushauen ist keine Antwort auf meine Frage.
Du willst die Antwort doch auch nicht sehen, dir wird doch ganz deutlich aufgezeigt welche gesellschaftliche Veränderung/Richtung Lupenleser nicht will und in welche Richtung diese gehen ist doch auch offensichtlich. Das interessiert dich aber mit deinem ideologischem Horizont nicht. Für dich ist der Kontrollfreie Freifahrtschein zur Geschlechtsänderung die einzige Lösung für die Probleme einer sehr kleinen Gruppe. Das es zwischen dieser Erklärung und erniedrigenden Gesprächen mit Psychologen noch unendlich weitere Lösungen gibt blendest du einfach aus.
Cloudy24 hat geschrieben:Oder weißt du eigentlich ganz genau, dass sich überhaupt nichts für dich ändern würde und willst das nur nicht zugeben, weil man sich dann nicht mehr so schön über eingebildete Probleme empören kann?
Vielleicht denkst du einfach noch einmal darüber nach das es auch eine Welt um dich herum gibt in der Menschen die du gern hast davon negativ beeinflusst werden können. Es muss sich nicht auf eine sexuelle Übergriffigkeit beschränken, im Bereich des Sports kann es auch negative Folgen für Frauen haben wenn biologische Männer auf einmal in den Frauenmannschaften mitspielen dürfen.
Ein mittelmäßiger Sportler als Mann, Spitzensportler als Frau. Beispiel Stoßen beim Gewichtheben in der Klasse bis 69 Kilogramm, Rekord Frauen 158kg, Rekord Männer 198kg. Da liegen ganze 40kg zwischen. Wo bleibt da die biologische Frau im Sport wenn jeder männliche Mittelklasse Sportler die Rekorde der Frauen brechen kann? Wird es dann extra Mannschaften geben?
Biologische Männer die straffällig werden und sich auf einmal als Frauen identifizieren kommen dann in Frauengefängnisse? Eine ziemlich praktische Sache, quasi der Hahn im Korb. Lässt man sowas laufen oder eröffnet man dann extra Einrichtungen für Transmenschen? Das hier ist vieles aber sicherlich kein eingebildetes Problem. Ich halte das ganze für eine ernste Frage die Teile unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens verändern kann.
lascar hat geschrieben:Neue Gesetzentwürfe würde ich hauptsächlich dann kritisch sehen in Fällen, in denen mir selbst ein mir wichtig erscheinendes Recht genommen werden könnte, aber das ist ja hier nicht der Fall. Hier wird meines Erachtens niemand eingeschränkt.
Ich würde die Sicherheit eines Frauenbereiches nicht als Recht ansehen, viel mehr ein Privileg das es zu schützen und zu erhalten gilt.
Wie ich Anfangs schrieb, müssen nicht exklusiv meine Rechte tangiert werden um mein Leben zu beeinflussen. Die mich umgebende Gesellschaft beeinflusst mein Leben und damit auch alles, was das Zusammenleben in dieser Gesellschaft verändert.
Wenn Schutzräume für Frauen aufgeweicht werden, betrifft das meine Frau, meine Schwester und jeden anderen Menschen weiblichen Geschlechts meines persönlichen Umfeldes und damit am Ende auch mich. Sorry aber nein, ich für meinen Teil lehne das Gesetz in der jetzigen Form entschieden ab und würde eine Nachbesserung in Form einer angemessenen Kontrolle über die Ernsthaftigkeit des Anliegens begrüßen.
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