Drama beim Zähneputzen mit dem Papa und anderes
Zuerst muss ich sagen: mein kleiner Sohn liebt seinen Papa über alles. Die beiden können super viel Spaß miteinander haben und kommen normalerweise super miteinander klar. Ein Problem gibt es aber: der Papa kann sich den Mund fusselig reden, wenn er bei dem Zwerg einmal etwas erreichen möchte. Sachen, bei denen ich nur einmal etwas sagen muss ("Thema Windeln wechseln, Schlafanzug anziehen, zum Essen an den Tisch kommen etc.) dauern ewig, wenn der Papa die Sache anpackt und irgendwann gibt es dann Geheule vom Kleinen. Irgendwie habe ich das Gefühl, der Zwerg (zwei Jahre und acht Monate alt) nimmt seinen Papa einfach nicht so ernst.
Ein ganz besonderes Drama und mein größtes Anliegen in diesem Thread ist jedoch das Zähneputzen. Grundsätzlich geht der Kleine absolut gerne Zähne putzen - wenn man ihn ließe, würde er sich seine Zähne zehnmal am Tag putzen wollen. Meistens gehe ich mit ihm zusammen Zähneputzen. Dann macht er, wenn ich es möchte, auch immer bereitwillig den Mund auf, läßt sich gründlich die Zähne von mir putzen, dann spült er den Mund aus, stellt ganz von selbst den Hocker, auf dem er beim Zähneputzen steht, wieder unter das Waschbecken etc. Putzt jedoch mal der Papa ihm die Zähne, nimmt das Drama seinen Lauf. Er zappelt herum, weigert sich, den Mund aufzumachen, will nur herumspielen und so weiter und so fort.
Mein Lebensgefährte ist langsam mit seinem Latein am Ende. Für ihn stellt sich einfach die Frage: warum klappt es bei der Mama und bei mir einfach nicht? Macht er es auf seine Weise, hört der Zwerg überhaupt nicht, versucht er es so wie ich es anstelle, klappt es auch nicht. Dann gibt es Tränen und Verweigerung bei dem Kleinen. Wie schaffen wir das nur, damit auch "ernste" Sachen mit dem Papa klappen? Ich meine, der Kleine ist gerade wunderschön im Trotzalter und auch ich habe es nicht immer leicht, mich ihm gegenüber durchzusetzen, aber im großen und Ganzen klappt es doch gut - warum geht das denn mit dem Papa nicht?
Dein Sohn sieht Papa als Spaßperson an, mit dem man so richtig Spaß haben kann. Er sieht ihn aber nicht als Erziehungsperson in dem Sinne an. Und da solltet ihr anpacken. Der Papa ist nicht nur zum Spielen und Bespaßen da, sondern er muss auch auf Papa hören. In dem Alter kann man ihm das schon erklären.
Dein Sohn weiß, dass er es mit deinem Lebensgefährten machen kann, aber mit dir nicht und das nutzt er voll und ganz aus. Papa wird wohl nicht energisch genug sein und nciht konsequent genug. Er wird wahrscheinlich eher den Sohn machen lassen, was er will.
Bei der Erziehung müssen beide an einem Strang ziehen. Egal, ob Papa weniger zu Hause ist oder eben mehr für den Spaßfaktor sogt. Er muss genau wie dein Sohn lernen, dass Spaß nur Spaß ist und Ernst auch Ernst ist.
Ich schließe mich da Diamante an. Aber nachdem Du schwanger bist und bald ein Geschwisterchen kommt, solltet ihr dieses Projekt sehr sanft durchziehen und es bloß nicht zu einem Bruch kommen lassen. Sonst fühlt der Große sich womöglich wirklich ungeliebt und das wäre ziemlich stressig für alle.
Es würde zum Beispiel helfen, wenn Du dem Kleinen unmissverständlich klar machst: Sohni, ich erwarte, dass Du jetzt mit Papa ohne zu maulen die Zähne putzt. Ich weiß, dass Du das kannst. Dann weiß der Kleine instinktiv, dass ihr Eltern zusammenhaltet und er euch nicht gegeneinander ausspielen kann. Er weiß dann auch, dass Du das von ihm erwartest. Da er bei Dir hört, wird er das auch tun. Irgendwann wird der Junge dann sich nicht mehr erinnern, dass Du das Gehorsam bei Papa eingefordert hast und ganz automatisch auch bei ihm gehorchen. So wie mit dem Zähneputzen hilft das auch, wenn er bei sonstigen Dingen nicht gehorcht. Wenn du mitkriegst, dass er bockt, gehst Du ins Zimmer und fragst den kleinen Mann, warum er den bockt, ob er denn nicht gehört hat, was Papa gesagt hat. Das hilft normalerweise.
Wenn Dein Mann auf die Art Rückendeckung von Dir bekommen hat, muss er allerdings ganz stur dabei bleiben, das Gehorsam auch einzufordern. Wenn der kleine wieder meckert oder heult, kommst einfach Du wieder und tadelst ihn dafür. Das lernt er dann schon.
Wenn der Junge es gewöhnt ist, dass der Papa immer Spaßaktivitäten macht, dann kann er ja das Zähneputzen mit Spaß verbinden. Klar merkt der Junge, wenn der Papa die Mama imitiert. Da das nicht der Stil vom Papa ist, wirkt das künstlich und augesetzt. Kinder haben da einen Riecher für und durchschauen das schnell, wenn der Erzieher nicht authentisch ist.
Was bei mir ganz gut geklappt hat, war, dass die Kindern zuerst selbst vorgereinigt haben. Ich habe sie gebeten, nicht alle Zahnmännlein wegzuputzen, weil ich auch noch welche jagen will. Wenn die Kinder fertig waren, dann habe ich nachgeputzt und den Kindern spannende Geschichten erzält, was die Zahnmännlein im Mund so alles angestellt haben. Damit wird das Zähneputzen für die Kinder spannend und gleichzeitig wird auch noch ihr Sprachverständnis trainiert.
Deiner Beschreibung nach zu urteilen, würde ich auch dazu tendieren, dass dein Lebensgefährte einfach der Spaßmacher für euren Sohn ist. Auch denke ich, dass dein Lebensgefährte insgesamt wahrscheinlich nicht ganz so konsequent ist wie du und dass euer Sohn das einfach merkt.
Ich selbst merke auch, dass mein Mann für unseren Sohn- zwei Jahre und zwei Monate alt- ebenfalls eher der Spaßmacher ist. Mittlerweile weiß unser Sohn aber ganz gut, dass auch bei Papa nicht alles geht und dass er auch dort folgen muss!
Ich würde dir also dazu raten, dass dein Lebensgefährte wirklich konsequent bleibt und dass du dich in diese schwierigen Situationen möglichst nicht einmischt! Dein Lebensgefährte soll sich alleine mit eurem Sohn ausmachen, was getan wird und soll dabei auch wirklich konsequent sein!
Zuerst einmal vielen Dank für Eure Antworten. Es ist schon richtig, dass der Papa eher der Spaßmacher bei uns in der Familie ist. Ich meine, ich mache auch schon meine Späße mit dem Kleinen, aber richtig ausgelassen herumtoben macht dann doch eher der Papa mit ihm. Es ist allerdings nicht so, dass der Papa wesentlich weniger konsequent wäre als ich. Wenn er nein sagt, bleibt es auch dabei. Wenn der Kleine etwas erledigen soll, wie zum Beispiel helfen, sein Zimmer aufzuräumen (Kleinzeug in Kisten packen etc.), dann bleibt der Papa auch dabei, bis es erledigt ist. Ich denke oft, er ist sogar noch etwas strenger als ich.
Ich habe die Situationen in den letzten Tagen jetzt noch einmal verstärkt beobachtet. Es ist wohl größtenteils so, dass bei den beiden der Übergang von Spaß zu Ernst oft sehr fließend ist. Der Kleine zupft Papa am Bart, der Papa quietscht lustig los. Der Kleine steigert sich natürlich richtig ins Spiel hinein, das Gezupfe beginnt weh zu tun. Der Papa sagt "Aua, das tut weh!" Das Kind lacht, weil es denkt, der Papa macht weiterhin Spaß - auf einmal wird der Papa lauter, weil es ihm reicht und schon weint der Kleine. Bei mir weiß der Kleine irgendwie besser, wann ich es ernst meine und wann wirklich Schluss mit lustig ist. So anders als mein Lebensgefährte reagiere ich dann aber auch nicht - vielleicht finde ich ja einfach die klareren Worte in solchen Situationen ("R., das tut mir weh und dann mag ich das Spiel nicht mehr spielen. Ich gehe dann und spiele so nicht mehr!" Plus Aufstehen und wirklich gehen, wenn es schlimmer wird).
Oder es ist so, dass die beiden miteinander herumalbern und ganz plötzlich wird der Papa ärgerlich und faucht wirklich los. Ich habe dann auch schon gefragt, was jetzt los war und bekomme dann zur Antwort "ich hab´s ihm ja eh schon mehrmals gesagt". Irgendwie bekommt mein Lebensgefährte dem Kind gegenüber nicht deutlich genug ausgesprochen, was Sache ist, kommt mir vor.
Das hört sich wieder ganz anders an. Ich glaube es war in dem Buch "Das Geheimnis glücklicher Kinder" Von Steve Biddupph wo ich das gelesen habe. Der Trick könnte Deinem Mann helfen:
Als Erziehender sollte man schon gegenüber dem Kind die Grenze ziehen, bevor das Fehlverhalten für den Erzieher unerträglich ist. Also, in dem Falle nicht warten, bis das Bartziehen unmenschlich weh tut, sondern schon dann die Grenze ziehen, wenn es unangenehm wird. Dadurch kannst Du als Elternteil wesentlich gelassener bleiben, weil es für Dich ja noch auszuhalten ist. Wenn deine persönlich Grenze erst mal überschritten ist, wirst du schnell ungehalten. Das ist normal. Unter der Strich hat Dein Kind dann mehr davon. Es gibt im so die Sicherheit, dass es gefahrlos an die Grenze gehen kann und ihm rechtzeitig die Grenze gezeigt wird.
Was sich bei Kindern, die nicht aufs erste Mal hören auch bewährt hat: Dem Kind erst sagen: "Hör auf mir den Bart zu ziehen." Wenn es nicht aufhört, dann soll man das Kind mit beiden Händen rechts und links sanft aber unnachgiebig festhalten und es in die Augen und auf die Mimik des Erzieher sehen lassen. Dann mit ganz ruhiger aber bestimmter Stimme sagen: Hast Du gehört was ich gesagt habe: "Hör auf zu ziehen. Das ist jetzt nicht mehr lustig". Oder: "Ich meine das ganz ernst". ALso man macht in einem kindgerechten einfachen Satz klar: Stopp, es ist Ernst.
Dabei muss natürlich die Stimme auch deutlich ernst klingen und jegliches Grinsen muss man sich auch verkneifen, sonst macht man sich unglaubwürdig. Irgendwann lernt der Kleine dann auch, welchen Tonfall der Papa anschlägt, wenn es ernst ist. Und wichtig ist es, in etwa auch immer diesen Tonfall anzuschlagen. Und wichtig ist, dass das Kind eine deutlich formulierte Warnung hört, dass der Spaß vorbei ist, bevor geschimpft wird, damit es Gelegenheit hat, aufzuhören. Hört das Kind dann nicht auf, kann man ihm sagen:Ich habe Dir gesagt es ist Ernst und Du hast nicht aufgehört. Und dann kann man schimpfen und das Kind wird das auch akzeptieren, weil es die Vorwarnung gehört aber ignoriert hat. Es weiß dann, dass es eine Grenze unerlaubt überschritten hat.
Du schreibst, dass bei Deinem Partner plötzlich die Stimmung umschlägt. Ohne Vorwarnung getadelt zu werden macht das Kind mit recht beleidigt. Es empfindet es nämlich so, dass mitten im Spiel plötzlich aus heiterem Himmel geschimpft wird, ohne etwas unerlaubtes zu tun. Das verunsichert und verärgert natürlich das Kind.
Als Erzieher erlebt man sich selbst nicht so, wie es Außenstehende tun. Wenn ihr eine Videokamera habt, kannst Du so eine Szene mal videografieren und danach deinem Mann vorspielen. Das ist zwar ziemlich ulkig. Aber wenn man sich selbst mal als Außenstehender beim Erziehen betrachtet, geht einem manches Licht auf. In der Lehrerausbildung wird das manchmal so gehandhabt und ich finde das sehr lehrreich. Ob sich Dein Mann allerdings mit solchen Psychologenmethoden anfreunden wird, kann ich Dir nicht sagen. Es ist nämlich in jedem Fall ein komisches Gefühl sich so selbst zu beobachten.
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