"Bis das der Tod uns scheidet."?
Ich hatte vor einer Weile ein sehr interessantes Gespräch mit der Mutter einer Freundin von mir. Und zwar erzählte diese, sie habe damals die kirchliche Hochzeit nicht aus Mangel an Glauben heraus abgelehnt, sondern weil sie nicht versprechen wollte, bis zum Tod mit ihrem Mann zusammenzubleiben. Sie geht davon aus, das Partnerschaften ohnehin eher Lebensabschnittsgemeinschaften seien und wollte nichts versprechen, was sie nicht zu halten bereit oder in der Lage ist.
Prinzipiell finde ich es ja auch gut, nichts zu versprechen, von dem man weiß, das man es nicht hält. Aber irgendwie finde ich es eine seltsame Einstellung zu einer Beziehung, davon auszugehen, dass sie eh nicht hält. Natürlich ist mir bewusst, dass die einzige Liebesbeziehung mit konstantem Glück und ewiger Treue sehr selten geworden ist. Mir ist auch klar, dass es immer passieren kann, dass ich mich neu verliebe, oder der andere, oder, dass man sich auseinanderlebt, oder irgendetwas sonst, woran man scheitert. Aber wenn igendwie kam mir die Einstellung dieser Frau so vor, als würde sie annehmen, dass irgendetwas davon passieren muss. Aber warum gehe ich eine Beziehung ein, wenn ich von vornherein denke, dass sie sowieso scheitern wird?
Man kann natürlich argumentieren, dass man die Zeit dazwischen geniessen will und nicht an die Zukunft denkt. Und heiraten kann man natürlich auch wegen der Steuervorteile oder was da sonst noch mit dranhängt. Dennoch kann ich mich mit dieser Weltsicht nicht anfreunden. Man darf natürlich nicht vollkommen naiv und blauäugig durchs Leben rennen und alles durch die rosa Brille sehen, sonst ist der Fall sehr tief. Aber von Anfang an alles schwarz zu sehen, negiert für mich schon irgendwie den Wert der Beziehung, die ich gerade führe.
Wie steht ihr zu diesem Satz? Würdet ihr jemanden ewige Treure schwören wollen, mit den besten Absichten sozusagen und bereit dafür zu arbeiten, dass es vielleicht doch die Liebe eures Lebens ist? Oder haltet ihr das auch für überholt und würdet ihn vielleicht aus dem Traugelübde streichen wollen, weil ihr nichts versprechen wollt, was ihr nicht halten könnt oder wollt?
Naja ich denke schon, wenn man sich dazu entschließt zu heiraten. Sollte man das, weil man wirklich daran glaubt, das es ein Leben lang hält. Das ist doch eigentlich der Sinn einer Beziehung, dachte ich. Darum nennt es sich doch auch "Den Bund fürs Leben zu schließen".
Klar muss ich auch sagen eine 100%ige Garantie gibt es nie, aber wenn ich schon von Anfang an Zweifel haben, würde ich mir ernsthaft überlegen ob eine Heirat dann wirklich notwenig ist. Heutzutage kann man ja auch so gut zusammen leben. Es ist nichts mehr verpöhntes wie es früher einmal war. Und selbst wenn man solche Aspekte mit einbezieht, wie die Steuerklasse oder ähnliches, wenn man bedenkt was heutzutage Scheidungen kosten, glaube ich, ist es nicht mal mehr das wert. Wobei ich auch sagen muss, nur zu heiraten aus Steuergründer ist doch auch ganz schön arm.
Also ich muss sagen, ich finde das ebenfalls eine sehr seltsame Einstellung zur Beziehung. Jeder weiß, dass es immer anders kommen kann, es gibt einfach keine Garantie. Aber dennoch ist doch im Moment der jetztige Partner der Mann fürs Leben. Zumindest in einer gut funktionierenden Partnerschaft ist der jeweilige Partner der , mit dem man sein Leben verbringen möchte.
Wenn ich schon zu Anfang davon ausgehe, dass es sich hierbei nur um einen temporären Lebensabschnittspartner handelt, dann kann es mit der Liebe nicht so weit her sein. Denn ansonsten würde ich doch nicht davon ausgehen, dass nach ihm noch andere folgen werden. Und genau das hat deine Bekannte dadurch ja gesagt
Mir selbst ist klar, dass Dinge geschehen können, die ich momentan kaum erahnen kann. Es kann sich ganz anders entwickeln als ich mir das wünsche. Trotzdem ist der Mann an meiner Seite in meinen Augen der perfekte Mann und auch der, mit dem ich alt werden möchte. Es kann anders kommen, aber emotional gesehen passt es für mich zu hundert Prozent. Und genau wegen dieser starken Gefühle könnte ich niemals sagen, dass mich mein Partner nur eine zeitlang begleiten wird.
Und wenn ich nicht bereit bin, ein Treuegeblübde abzulegen, nicht bereit bin, diesen Partner bis zum Ende zu begleiten und die Vorstellung "nur" noch mit ihm zusammenzusein, nicht ertrage, dann sollte die Beziehung ernsthaft überdacht werden. Richtige Liebe kann da kaum im Spiel sein, wenn mich solche Gedanken abschrecken. Ich verstehe so eine Einstellung also überhaupt nicht und in meinen Augen hat das nichts mit einer funktionierenden Beziehung zu tun.
"Und am Ende zählt doch nur, hast du bloß geliebt."
Ich werde auch nur heiraten, wenn ich 100% weiß, dass diese Liebe für die Ewigkeit ist. Bei wahrer Liebe sollte es auch kein Ding der Unmöglichkeit sein. Allerdings haben viele Menschen weder den Glauben, noch die Fähigkeit wirklich zu lieben. Nicht zuletzt würden sie auf ihr eigenes Versprechen nichts geben. Traurig.
Ich frage mich wieweit es mit der Liebe hergeholt sein kann, wenn man sicher vorher schon nicht sicher ist, dass sie hält.
Ich finde die Einstellung gut. Schließlich sollte man sich zu dem großen Schritt wirklich nur entschließen wenn man es auch ernst meint. Mal abgesehen davon kann man nun mal auch nur einmal kirchlich heiraten und wenn man das mit dem "falschen" macht, ist das nun mal auch ärgerlich.
Wenn man wirklich sehr christlich eingestellt ist, kann ich mir auch vorstellen das man seinem Gott nicht verspricht jemanden bis zum Tode zu lieben, wenn man es dann doch nicht macht. Ich denke das ist dann eine Art Vertrauensbruch für jemanden der wirklich streng gläubig ist.
Man kann nie 100% wissen, dass es die Liebe für die Ewigkeit ist. Man kann eben für nichts garantieren. Und ich muss sagen, dass ich meinen ersten und auch meinen zweiten mann nie kirchlich geheiratet hätte. Obwohl ich gehofft habe, dass es was für die Ewigkeit ist, hätte ich bei beiden nicht schwören können, dass ich bei ihnen bleibe, bis der Tod mich von ihnen scheidet. Und auch der Satz "In guten und in schlechten Zeiten" gab mir damals bitteres Austoßen. Denn auch da konnte ich nicht für garantieren.
Aber trotzdem bin ich nun zum dritten Mal verheiratet und bei meinem jetzigen Mann hätte ich, unter Umständen, auch geschworen, dass ich in guten und in schlechten Zeiten mit ihm zusammenbleibe. Da hätte ich auch gesagt, bis dass der Tod mich von ihm scheidet. Aber die Kirche wollte uns nicht verheiraten, weil er nicht getauft ist. Wer weiß, für was sowas gut ist.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mir sage, dass ich bzw. auch mein Mann ein Alter erreicht haben, wo wir endlich eine Insel gefunden haben, wo wir wirklich sicher sind. Zar kann ich auch jetzt nicht 100 % wissen, dass es eine Ehe für immer ist, aber ich hoffe es doch sehr. aber bei manchen Partnern hofft man zwar, dass es hält und man liebt sich auch gegenseitig, aber deswegen muss man doch nicht unbedingt schwören.
Vor allem bleibt man auch nach einer Scheidung im kirchlichen Sinne verheiratet. Das finde ich total belastend, wenn eine Ehe auseinandergeht und man sich neu verliebt. Dann kann man zwar gesetzlich geschieden werden, aber kirchlich nicht. Heitatet man neu ist man im Prinzip zweimal verheiratet. Einmal kirchlich und einmal gesetzlich.
Ich mag diesen Satz überhaupt nicht. Aber nicht aus der Begründung heraus, dass man nicht weiß, ob man dieses Versprechen halten kann, sondern aus einem ganz anderen: Ich bin der Meinung, dass man selbst nach dem Tod nicht voneinander "geschieden" wird - natürlich unter der Vorraussetzung, dass die Beziehung so lange hält. Wenn die Beziehung so innig war und bis zu dem Tod des einen gehalten hatte, wird man auch nach dem Tod immer eine Beziehung zu diesem Menschen haben. Auch wenn man längst einen anderen Partner gefunden hat.
Gruß Michimaus
Da ich ja noch jung bin, gehöre ich wohl zu der Generation, die sich nicht ewig binden will und möchte mich dazu auch äußern:
Ich finde es auch nicht richtig jemandem sowas zu versprechen. Ich denke nicht, dass heiraten für immer heißen muss. Ich würde jemanden heiraten, den ich zu dem Zeitpunkt so doll liebe, dass ich davon ausgehe, dass ich so schnell niemanden anderes auch nur annähernd so lieben werde! Und wenn dann die Ehe in 20 Jahren nicht mehr läuft, dann hatte ich wenigstens 20 schöne Jahre mit einem Menschen, den ich wirklich sehr geliebt habe. Und dann wird es Zeit jemanden zu suchen, den ich vielleicht noch mehr liebe als diesen anderen Menschen.
Wir leben nur einmal. Da macht es einem irgendwie Angst zu wissen, man bleibt mit einem Menschen so lange zusammen, bis man stirbt.
Ich bin der Meinung, dass es einem heutzutage viel zu leicht gemacht wird im Bezug auf heiraten und dann doch wieder scheiden lassen. Da hat der Satz "bis dass der Tot euch scheidet" schon ziemlich an Bedeutung verloren.
Ich selbst werde nächstes Jahr heiraten. Zuerst standesamtlich und dann kirchlich. Klar kann ich keine 100%ig Garantie geben, dass mein Partner und ich so lange zusammen sind, bis einer stirbt, aber meiner Meinung nach geht es da eher um die Vorstellung. Und dazu kann ich ja sagen. Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir so lange zusammen sind.
Soweit ich weiß, ist es aber in der Zwischenzeit auch schon möglich ein Ehegelöbnis etwas zu verändern und diesen Satz "bis dass der Tot euch scheidet" anders zu formulieren. Zumindest hab ich das mal auf einer Hochzeit gehört.
Ich muss sagen, dass ich es immer schon eigenartig fand, wenn andere Menschen über ihre Beziehung gesprochen haben, als sei sie nur kurzfristig und würde ohnehin nicht halten. Ich denke, wenn man sich in einem Menschen verliebt, geht man doch normalerweise davon aus, dass man auch sein ganzes Leben miteinander verbringt.
Klar kann es immer wieder mal vorkommen, dass eine Ehe nicht so lange hält, aber ich persönlich gehe und ging auch schon vor meiner Hochzeit davon aus, dass ich mein gesamtes Leben mit meinem Mann verbringen werde. Ansonsten hätte ich ihn nicht geheiratet und wäre wohl auch keine ernsthafte Beziehung mit Kind mit ihm eingegangen!
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