Kindeserziehung früher einfacher als heute?
Ich bin mit einer Schwester, die drei Jahre älter ist als ich aufgewachsen. meine Mutter war berufstätig, als ich in die Schule kam. Ich war 6 und meine Schwester 9 und wir beide waren viel Zeit auch alleine zu Hause, weil mein Vater den ganzen Tag auch arbeiten war.
Meine Schwester und ich hätten uns nie erlaubt irgendwelchen Unsinn zu machen, der gefährlich geworden wäre. Meine Kinder hätte ich in dem Alter unmöglich alleine lassen können. Schon damals als ich meine Kinder in dem Alter hatte, dachte ich an meine frühere Kindheit und habe mich gefragt, was früher die Erziehung und die Beaufsichtigung so einfacher gemacht hat.
Haben die Kinder früher besser gehört? Waren sie einfach "lieber"? Ich habe mich auch mit meiner Schwester gezankt. Keine Frage. Aber unsere Streits sind nie so ausgeartet, dass irgendjemand verletzt war. Warum konnte man früher die Kinder einfach auch unbeaufsichtigter lassen? Wir waren auch viel draussen. Auch, als wir noch kleiner waren. Heute würde man Kinder in dem Alter gar nciht mehr ohne Aufsicht rauslassen. Selbst dort, wo kaum Verkehr ist.
Auch, als meine Schwester und ich ins Jugendalter kamen, kann ich mich gut erinnern, dass wir nie später nach Hause gekommen wären, als Mutter uns gesagt hat. Widerspruch gab es einfach nicht. Warum widersprechen die Jugendlichen aber heute den Erwachsenen soviel und erkennen einfach nciht an, wenn die Erwachsenen was sagen. Warum stellen sie die Erwachsenen immer wieder in Frage?
Was ist anders an der Erziehung früher und heute? Warum entwickeln sich die Kinder und Jugendlichen heutzutage einfach anders und auch teilweise sehr viel unselbstständiger? Könnte man heutzutage noch so erziehen wie unsere Eltern oder Großeltern es gemacht haben?
Ich denke, dass das mit sehr vielen verschiedenen Faktoren zusammenhängt.
Zunächst einmal gibt es heutzutage sehr viel mehr äußere Einflüsse und oft ist es, denke ich, für Kinder nicht ganz einfach richtig und falsch zu trennen. Auch für Erwachsene ist das nicht immer eindeutig! Es gibt nun mal nicht nur schwraz und weiß. Früher gab es dieses schwarz/weißdenken sehr viel mehr als heute. Außerdem wurde Disziplin damals groß geschrieben und heute weiß keiner mehr so ganz genau wie man das richtige Mittelmaß zwischen Autonomie des Kindes und genug Disziplin zu finden!
Außerdem denke ich, dass früher die Familie das Wichtigste war, Mittelpunkt des Lebens. Heute orientieren sich Kinder oft mehr an Freunden und leider auch an den Medien. Tv und Internet sei Dank können wir problemlos mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren. Dies kann aber natürlich auch negative Effekte haben, wenn Menschen leicht zu beeinflussen sind und ich denke, dass viele Kinder noch nicht gefestigt genug sind um mit dieser Reizüberflutung zurechtzukommen.
Wahrscheinlich kann man nur versuchen sein Kind nach den eigenen Werten zu erziehen und hoffen, dass es nicht an "falsche Freunde" gerät.
Erstmal finde ich das auf jeden Fall ein interessantes Thema Und insgesamt sehe ich es ähnlich wie du, die Kinder heute sind anders und deswegen kann man nicht mehr auf die selbe Art und Weise erziehen, wie man es vor 30, 40 Jahren gemacht hat. Doch an sich ist diese Entwicklung schon normal, meine Großmutter wurde schließlich auch noch anders erzogen als meine Mutter. Nur gehen solche Veränderungen heute vielleicht viel schneller vonstatten als vor unserer Zeit.
Auf jeden Fall kann ich mich SabrinaMuc anschließen, dass die mediale Überflutung, die wir heute haben, die Kinder bereits prägt. Ein 14-jähriger ohne Handy - heute undenkbar! Und die Elterngeneration? Die hatten mit 14 ja noch nicht mal einen Fernseher über den sie verfügen konnten (also das Programm auswählen. Das wurde vielleicht im Wohnzimmer vom Vater gemacht und man durfte mitgucken, mehr aber auch nicht). Heute haben Kinder mit 10 ja schon häufig einen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer, können ihn benutzen wann und wie sie wollen - und die größte Veränderung: Das Programm wurde auch an Kinder angepasst. Früher gab es neben dem Sandmännchen und der Sesamstraße wenig Programm für Kinder, heute gibt es ganze Sender wo rund um die Uhr Programm für Kinder läuft. Und dieses Programm sieht auch ganz anders aus als das frühere.
Ein weiterer Unterschied zu früher ist heutzutage auch die Kinderzahl. Meine Mutter hat drei Geschwister, mein Vater sogar sieben! Ich dagegen habe "nur" einen Bruder und die zwei-Kind-Familie ist heute auch Standard. Auch gibt es deutlich mehr Einzelkinder als früher. Die heutigen Kinder müssen also erstens weniger teilen (nicht nur Spielsachen, auch ihr Zimmer!) und die Eltern können heute für ihre Kinder auch mehr Geld als früher ausgeben. Mit einem ähnlichen Job wie mein Großvater könnte mein Vater uns zwei Kindern ganz deutlich mehr verwöhnen als sein Vater ihn. Er muss mit dem Geld nicht so stramm hauswirtschaften. Man könnte also sagen, die Kinder sind heute "verwöhnter" als früher, wobei das jetzt sehr pauschalisiert ist.
Außerdem gibt es heute auch weit mehr Scheidungskinder als früher - einfach weil die Scheidung heute viel vebreiteter ist. Wie viele Leute über 30 mit geschiedenen Eltern kennt man? Eine kleine Hand voll, wenn überhaupt. Und wie viele dieser Eltern ließen sich bereits scheiden, als ihre Kinder noch nicht erwachsen waren? Also ich kenne davon niemanden.
Und ein weiterer Punkt ist noch die Veränderung der Gesellschaft insgesamt. Natürlich gab es auch früher Vergewaltiger und Mörder auf den Straßen. Aber durch die krassere Schnellebigkeit und die Einstellung "was kümmerts mich?" beispielsweise weiß man heute, wenn man sein Kind alleine auf die Straße ließe, würde auch kein Fremder mehr darauf achten - Fremde sind jetzt eher Gefahr geworden als Schutz. Wenn ein Kind früher alleine auf die Straße ging, wurde es viel eher angesprochen "Na wo gehörst du denn hin?" und nach Hause geschleppt. Wenn das Kind gar Unsinn gemacht hätte wie dem Bauern ein Huhn stehlen oder so hätte ein Nachbar, der das sah, es sofort am Ohrläppchen zu seinen Eltern geschleppt. Heute würde der Nachbar dasitzen, kurz aufsehen, und wieder weggucken, egal ob das Kind irrend durch die Straße läuft oder einer Katze am Schwanz zieht. "Ist ja nicht mein Kind, da sollten sich die Eltern mal besser drum kümmern!".
Und zusätzlich gefördert wird die Veränderung der Gesellschaft auch noch durch das, was die heutigen Kinder erleben. Immerhin sind die Erwachsenen ihre Vorbilder. Sehen sie Gewalt, sei es im Fernsehen oder auf der Straße, und keine Konsequenzen dazu, so werden sie Gewalt eher als Mittel akzeptieren. Erleben sie, dass außer der eignen Familie sich niemand kümmert, so kümmern sie sich auch um niemanden mehr. Das Beste was man gegen eine solche Entwicklung unternehmen kann bleibt wohl, seine Kinder so gut wie man kann zu erziehen, damit wir nicht eine noch schlimmere Wegschau-Gesellschaft werden und keiner vor niemandem mehr sicher ist.
Ich glaube, dass sich die Erziehung allgemein etwas gelockert hat. Und wenn alle im Umfeld so locker erziehen ist es äußerst schwer konsequent zu bleiben.
Mein Bruder und ich wurden auch strenger erzogen, weil es nötig war. Unsere Mutter war berufstätig, studierte nebenbei und war alleinerziehend. Allerdings hatte sie die Unterstützung ihrer Mutter. Wir haben immer gehört und wären auch nicht auf die Idee gekommen uns zu widersetzen, weil es so für alle einfach am besten geklappt hat. Wir haben schnell gelernt, dass Diskutieren von unserer Zeit mit der Mama abgeht.
Jedenfalls wurde meine Schwester, die erheblich jünger als wir ist, anders und lockerer erzogen. Es gab oft Diskusionen über die Schlafenzeit, den Schlafort und überhaupt. Möglicherweise lag es an ihr und nicht an der Erziehung, könnte man meinen, aber ich glaube schon, dass die Erziehung einen Großteil ausmacht.
Bei uns gab es klare Regeln: Nach dem Sandmann Zähneputzen und ab ins Bett, da gabs dann noch eine Gute-Nacht-Geschichte. Meine Schwester war teilweise sehr lange auf, und hat meine Eltern soweit um den Finger gewickelt, weil sie danach noch eine "Wissens-Sendung" guckten musste. Wie auch immer. Meine Mutter ist auch der Meinung, dass sie uns besser erzogen hat, aber die Umstände waren eben auch ganz anders.
Ich glaube, dass es nur teilweise an dem "heute" liegt, dass es schwerer ist. Vieles hat eben auch mit den Umständen zu tun.
Ich bin der Meinung, es liegt einfach an der Erziehung der Eltern, die sie ihren Kinder geben. Und es hat nichts mit unserer Gesellschaft zu tun oder auf andere Sachen,auf die man es schieben kann.
Ich bin jetzt 29 Jahre alt. Und meine Geschwister und ich wurde auch streng erzogen. Also haben wir Unsinn gemacht, dann wussten wir auch, das wir mit einer Strafe rechnen konnten. Wiederworte gabst es auch nicht bei uns, einfach , aus Respekt, den wir unsern Eltern gegenüber hatten und immer noch haben. Kleiner Aufgaben im Haushalt hatte jeder von uns, die richtete sich nach den Fähigkeiten von jeden. Sind diese Aufgaben nicht erledigt worden dann gab es einfach kein Taschengeld. Wir kannten die Regel und waren alle einverstanden damit.
Jetzt habe ich auch einen Sohn und er wird genau so erzogen, wie ich erzogen worden bin. Und wir haben ein super Verhältnis. Er hat seine Pflicht aber auch seine Rechte und es funktioniert einbandfrei. Und wenn ich zum Beispiel "Nein" sage, weiß er genau das ich es auch so meine.
Aber ich kenne auch genug Familie wo die Kinder ihren Eltern auf die Nase tanzen und sich viel erlauben. Und es liegt bei den dran, das die Eltern, die Regel, die sie aufgeben nicht richtig durchsetzen. Und oft noch mit Sachen belohnen um einfach wieder ruhe zu Hause zu haben. Und wie sollen solche Kinder sich später mal an Regel halten.
Im Vergleich früher und heute finde ich es sehr unpassend in Kategorien wie einfacher oder schwieriger zu urteilen. Zum einen müsste man da objektiv urteilen können und das wird wohl kaum einer von sich behaupten können. Zum anderen sollte man dann nicht nur einen bestimmten Aspekt beurteilen sondern muss auch alle Berührungspunkte beachten. Auch das kann wohl kaum jemand von sich behaupten.
Um nun mal speziell zur Erziehung zurück zu kommen. Gerade da muss ich sagen, dass ich nicht finde, dass die Kindererziehung schwerer oder vielleicht auch einfacher geworden ist. Sie ist nur ganz anders, was zum Teil auch daran liegt, dass die Eltern vielfach verunsichert sind. Denn, und das liegt sicher auch an den vielen medialen Einflüssen, es gibt heute so viele sich widersprechende Ratschläge, dass man als Eltern schon schwer verunsichert sein kann. Allerdings können dafür die Kinder rein gar nichts. Hier liegt es an den Eltern, ob die eine klare Linie für sich und ihre Kinder finden (die sicher nicht in Stein gemeißelt werden muss).
Ein anderer Punkt ist aber auch, wie man sich selbst als Kind empfindet. Denn bei den meisten hier liegt die Kindheit doch schon ein wenig zurück und ist so auch verklärt. So ist es sicher auch vermessen zu behaupten, dass man sich selbst als Kind nur gefahrlosen Aktionen ausgesetzt hat. Würde man die eigenen Eltern dazu befragen würden die die Aktion sicher ganz anders sehen. Genauso sieht es auch mit anderen Vergehen aus. Mag sein, dass das der ein oder andere von sich weist, ich sehe mich da aber voll getroffen.
Keine Frage, dass sich auch die äußeren Umstände der Kindererziehung geändert haben. Klar hat das auch Einfluss auf die Kinder. Aber doch nicht nur auf die, auch auf die Eltern haben diese geänderten Umstände Einfluss. Und die sind dann eben in der Pflicht darauf zu reagieren - dazu sind sie Eltern!
Ich denke, dass hängt alles von vielen Faktoren ab, allerdings muss ich zunächst einmal sagen, dass du hier von dir und deiner Schwester redest, du redest hier nicht über die komplette Generation! In deinem Beitrag hört sich dass leider nämlich so heraus, dass du und deine Schwester nun mal sehr gehorsam und gut erzogen war und deswegen waren dass alle anderen Kinder eurer Generation auch, dabei ist das absoluter Blödsinn!
Bei mir beispielsweise weiß ich, dass mein Vater und seine Geschwister in ihrer Kindheit auch viel Blödsinn getrieben haben, heute erzählt meine Oma das auch noch und wir können dann darüber lachen, aber es war eben nicht so, dass man dort den Eltern bedingungslos gefolgt wäre und auch von Seiten meiner Mutter weiß ich, dass besonders das Nesthäkchen in der Familie, also meine Tante, sich teilweise sehr viel erlaubt hat und dann eben auch Ärger angezettelt hat, der die Eltern wütend gemacht hat.
Das Kinder früher beispielsweise eher draußen spielen konnten und man nicht zwingend immer an eine Aufsicht gedacht hat, kann meiner Meinung nach auch einfach daran liegen, dass viele Menschen früher eben in eher ländlicheren Gegenden gewohnt haben, heute wohnen ja auch eher mehr Menschen in der Stadt. Meine Eltern kommen beispielsweise beide vom Land, meine Großmutter väterlicherseits hat einen Bauernhof und meine Uroma mütterlicherseits hatte auch einen, aber die Oma eben nicht mehr, diese war schon in der Stadt aufgewachsen.
Hier ist das übrigens dann sogar heute so, dass die Kinder einfach raus gehen, wann und wohin sie wollen, sie gehen zu den Nachbarskindern, rennen auf das Feld und so weiter und so fort. Das kann man in der Stadt eben nicht mehr machen, hier hat man dann eben Angst vor einer Entführung oder auch vor einem Unfall, aber auf dem Land ist das an sich kein großes Thema. Das du und deine Schwester aber vergleichsweise gehorsam wart, würde ich auch nur darauf schieben, dass die Eltern früher andere Möglichkeiten hatten.
So war es doch beispielsweise früher auch nicht unüblich, dass Kinder geschlagen wurden. Ohne ihn großartig zu verletzen, hat meine Tante ihren kleinen Sohn früher sogar mit einem Kochlöffel den Hintern versohlt, sowas wäre doch heute niemals denkbar gewesen! Ich selbst habe keine Schläge bekommen, aber ich weiß von meinen Eltern, dass das damals in ihrem Alter auch nicht unüblich war.
Abgesehen davon wurde man mit Schlägen nicht nur unbedingt im Elternhaus bestraft, in der Schule sah das damals auch noch ganz anders aus und wenn man sich dort irgendwelche Späßchen erlaubte, durfte man dann auch Nachsitzen, musste einen Aufsatz schreiben und so weiter und so fort. Es war aber eben nicht so, dass die Lehrer sich das gefallen ließen, die schickten die Schüler auch raus oder in die Ecke. Das prägt so ein Kind natürlich und wenn sowohl in der Schule, als auch im Elternhaus so durchgezogen wird, dann ist es kein Wunder, wenn die Kinder sich keinen Blödsinn erlauben.
Heute ist das ein bisschen anders, denn anstatt von autoritären Erziehungsmethoden, greift man heute eher zu der demokratischen Variante, man redet mit den Kindern, strebt verbale Lösungen an, anstatt sie zu schlagen, einen Tag lang Fernsehverbot ist das, was früher mal eine Woche Hausarrest war.
Auch die Pädagogik ist heute ein wichtiges Thema, Montessori, Reggio, Freud, die Kinder sollen gefördert werden und sich frei entfalten können, es soll ihnen nichts geschehen (siehe Eltern die einen Tobsuchtanfall bekommen und mit ihrem Kind zum Arzt rennen, wenn es sich das Knie aufschlägt) und natürlich darf auch nicht geschlagen werden, dass Kind benötigt viel Entwicklungsfreiraum und muss sich entfalten können und so weiter und so fort. Das lässt einem Kind natürlich automatisch mehr Spielraum, für Unsinn und Ungehorsam.
Hattest du nicht in anderen Threads schon berichtet, dass du deine Kinder schon allein lassen musstest, bevor sie in die Schule gingen? Ging da um das Telefonieren, wenn ich mich richtig erinnere. Hier schreibst du, dass du in dem Alter deine Kinder nicht allein lassen konntest. Aber wie dem auch sei, es hat sich im Lauf der Zeit vieles geändert.
Und es gab auch mal Zeiten, wo die Kinder ihre Eltern gesiezt haben. Das war normal und ist eigentlich noch gar nicht so lange her. Damals hatte aber ein Kind auch nicht die Kindheit, wie du sie schon erlebt hast. Selbst mein Vater, welcher jetzt 67 Jahre wäre, hatte noch eine andere Kindheit als du selbst. Damals mussten nämlich die Kinder zu Hause noch richtig ran und schwer arbeiten. Besonders, wenn sie auf dem Land wohnten und die Ferien waren damals nicht grundlos anders gelagert als heute, weil man eben auf die Landwirtschaft Rücksicht nehmen musste.
Damals war die Erziehung auch noch wesentlich mehr von Autorität geprägt, wo man heute eher versucht der beste Freund des eigenen Kindes zu sein. Deswegen sind die Kinder nicht unbedingt schlimmer, als früher und auch vor fünfzig Jahren haben sich prügelnde Geschwister schon verletzt. Nur heute wird dabei vieles auch wesentlich kritischer gesehen. Damals haben eben beide von Mutter oder Vater eine Ohrfeige für ihr Verhalten bekommen. Geht heute nicht mehr, weil man mit einer Anzeige vom eigenen Kind rechnen muss.
Allerdings ist es auch so, dass man viele Verhaltensweisen als schlimmer empfindet, je älter man wird. Ich kenne es noch aus meiner Schulzeit. Es war uns durch Lehrer bekannt, dass auch unsere Eltern keine Engel waren. Trotzdem hatten wir einige Elternhäuser, welche immer so getan haben, als wenn sie die bravsten Kinder der Welt gewesen wären. Auch das kann die Sichtweise beeinflussen und manches extremer sehen lassen, als es wirklich ist.
Meiner Meinung nach ist das multifaktoral bedingt. Einer dieser Faktoren ist aber auch das Verhalten der Eltern in der Gegenwart. Meine Schwester und ich wurden sehr streng erzogen. Natürlich habe ich auch mal versucht, Grenzen auszutesten, das ist normal und macht jedes Kind irgendwann. Aber ich habe ziemlich schnell begriffen, dass ich zu dem Zeitpunkt zu Hause zu sein habe, den mein Vater festgelegt hat und keine Minute später. Meine Eltern waren in dieser Hinsicht sehr konsequent. Wenn ich nur eine Minute nach der festgelegten Zeit zu Hause war, habe ich schon eins auf den Deckel bekommen und musste harte Konsequenzen fürchten. Ausnahmen gab es damals nicht. So lernte ich ziemlich schnell Respekt und Gehorsam.
Die Eltern heutzutage gehen meines Erachtens nach um einiges lascher mit der Erziehung um, als die Generation davor. Vielleicht fanden sie ja die Erziehung der eigenen Eltern viel zu streng und wollen das auf diese Weise besser machen. Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass es definitiv lockerer geworden ist, zumindest in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis.
Ich habe vor einiger Zeit zufälligerweise mal eine Situation mitbekommen. Ich war zu Besuch bei einem Bekannten von mir und dessen damals 12jähriger Sohn wollte sich an einem Sonntag mit seinen Freunden treffen. Sein Vater ließ ihn gehen und sagte seinem Sohn, dass dieser definitiv um 18:00 Uhr zu Hause sein soll. Sein Sohn kam erst 19:20 Uhr nach Hause und es war ihm so ziemlich egal, was seine Eltern davon dachten. Anstatt Konsequenzen zu bekommen, hat sein Vater nur Witze darüber gemacht und sich nicht sonderlich dafür interessiert.
Ich finde ein derartiges Verhalten absolut verantwortungslos. Gerade als Eltern muss man seinem Kind doch Respekt und Disziplin beibringen. Es hätte sonstwas passieren können. Ein derartiges Verhalten hätte ich mir früher nicht erlauben können. Da hätte ich schon um 18:01 Uhr eins auf den Deckel bekommen.
Ich denke, dass früher einfach sehr vieles auch anders gesehen wurde als heute. Heute die Kinder alleine zu Hause lassen? Da könnte unter Verletzung der Aufsichtspflicht führen, genauso wie die Kinder alleine draußen spielen zu lassen. Überhaupt, dass man heute einfach das Gefühl hat, die Leute reden über einen schlecht, nur weil er eben halt andere Sichtweisen vertritt als man selber. Wie kann man auch nur das arme Kind so lange zu Hause alleine lassen? Was für eine schlechte Mutter ist man dann denn bitteschön?
Auch wurden die Kinder früher einfach anders erzogen. Während der Berühmte Klapps auf den Hintern nicht geschadet hat, wird man heute schon schief von der Seite angeguckt, wenn man mit seinem Kind auch noch etwas heftiger schimpft. Mein Sohn kam letztens aus dem Kindergarten „Du darfst mich nicht hauen“ und ich sage „Ich haue dich ja auch nicht“, woraufhin er zu mir sagte „du darfst auch nicht mit mir schimpfen“. Tja und da fängt auch schon die nächste Sache an.
Kinder und Jugendliche kennen ihre Rechte und schrecken auch nicht davor zurück von ihnen Gebrauch zu machen. Sperr heute mal ein Kind für einen kurzen Zeitraum in seinem Zimmer ein, das ist Freiheitsberaubung und das Kind / der Jugendliche bekommt dafür auch noch Recht gesprochen bei der Polizei und vor Gericht.
Früher hatte man auch nicht solche Faktoren wie Konsolenspiele, Laptop, Smartphone, oder dergleichen. Wenn die Kinder nicht gerade mit einem Mörder unterwegs war, wäre es nie auf aggressive Gedanken oder Ideen gekommen. Ich meine, was bekommen die Kinder in der heutigen Zeit denn vorgesetzt? Aggressive Gewaltspiele und „Ballerspiele“ auf der Konsole, Gewalt im Fernsehen, selbst in den ach so niedlichen Zeichentricksendungen geht es doch fast nur noch um Kämpfe und Kriege und darum, wie man einem Anderen etwas heim zahlen könnte.
Und warum sind die Kinder und Jugendliche heute immer weniger selbständig? Naja, Mama ist ja immer zu Hause und tut und macht ja auch und man will seinen Kindern ja durchaus auch was Gutes tun und sie verwöhnen. Kinder haben den Dreh sehr schnell raus, wie sie Mama und Papa um den Finger gewickelt bekommen und ehe jemand, der zu Besuch anfangen kann zu erzählen „Boar, bei euch sieht es ja auch, schlimm, selbst das Kinderzimmer nicht einmal ordentlich aufgeräumt“, da spurtet doch Mama lieber schnell ein paar mal öfter selber hinterher, Hauptsache alles ist tadellos und niemand kann etwas Negatives über einen sagen. Was nehmen die Kinder sich daraus mit? Ach, ich sag einfach nein, mache einfach nicht, die Mama wird es sowieso wieder von selber tun, solange nur einfach alles lange genug so rum liegen bleibt.
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