Internet: Firmen auf der Jagd nach persönlichen Daten
Wir haben ja schon ein paar Artikel über die Datenjagd und die Datensammelwut einiger Anbieter im Internet, siehe Spock.com - moderne Stasi für jedermann oder nur toll?, aber geht es eigentlich noch „besser“. Die Antwort ist natürlich, unschwer zu erraten: Ja, zweifelsohne!
Denn Unternehmen sind immer stärker an persönlichen Profilen und Daten ihrer Nutzer interessiert, warum, dürfte jedem wohl klar sein: Es geht einfach um das bare Geld, denn solche Adressdatenbänke voller persönlicher Daten sind im Internet pures Gold wert, nicht umsonst knackte vor kurzem eine Crackergruppe Monster.com, siehe Trojaner klaut Daten von Mitgliedern des Jobportals Monster, da die hier erbeuteten Daten und Datensammlungen für Cracker und Spammer Millionen Dollar wert sind. Für legale Anbieter, die diese Daten sammeln, bedeutet dies einen riesigen Markt an personalisierter Werbung mit riesigen Gewinnen, der bald auf jeden von uns von ihnen aus zurollen soll.
Und die Methoden werden immer, sagen wir, kreativer. Es muss kein illegaler Hack sein um an Daten zu kommen, es reicht z.B. völlig aus, einen „lustigen“ Bekannten zu haben, der zuviel Zeit hat.
So kann man beispielsweise auf Yahoos neuer Plattform Mash - mash.yahoo.com - , die mal wieder ein soziales Netzwerk à la MySpace nachahmt, alles mögliche als registriertes Mitglied über jemand anderen eintrage, das geht via Profil, welches man über andere Menschen anlegen kann. Einzige Voraussetzung: Bei Mash muss man die eMailadresse des anderen angeben, den man so profiliert. Ein paar Witzbolde tragen hier natürlich allen möglichen Blödsinn ein und man selbst bekommt eine eMail, ohne jemals etwas von Mash gehört zu haben. Darin steht dann, jemand anderes habe ein Profil über die betreffende Person erstellt mit dem Abschlusssatz: „Es ist gut, geliebt zu werden!“.
Klar will man nachsehen was wer da über einen geschrieben hat und Richtigstellungen vornehmen, weil man ja nicht schlecht dargestellt werden will im WWW, vielleicht nicht alle, aber viele. Und schon sitzt man in der Datenmühle von Yahoo, editiert sein Profil und füllt es mit richtigen Angaben. Meist reine Zeitverschwendung für einen selbst, oft genug bares Geld für Yahoo und seine Adressdatenbank. Das bestreitet man nicht einmal, so steht im Yahoo Blog ein Kommentar von Chefentwickler Will Aldrich, der ganz einfach aussagt, dass man andere dadurch werben möchte, indem man für sie Profile anlegt, die nicht immer ganz richtig sein müssen eben damit der andere kommt, und seine Daten anpasst. Man unterscheide sich laut Aldrich von anderen Mitbewerbern dadurch, dass die Profile bei Mash eine Freigabe erfordern. Und wieder lacht die Datenmühle über eine neue, verifizierte eMailadresse, die den Bestand weiter anfüllt.
Jetzt mag manch einer zittern und denken: „Na hoffentlich schreibt da keiner irgendeinen Müll über mich.“ und denken, dass Mash von yahoo schon bitterböser Datenfang wäre weit gefehlt, dass ist noch die Kuschelphase, es geht immer noch schlimmer, denn bei Mash kann man, obwohl man seine Daten zumindest Yahoo feilbietet, wenigstens noch entscheiden, zu welchen Teilen das eigene Profil öffentlich einsehbar ist und was andere daran verändern dürfen. Zudem hat zwar Yahoo in jedem Fall einen „Eintrag in der Akte“ dank des angesprochen Spaßvogels und Tagträumers mit zuviel Zeit, aber erst nachdem ersten Login ist das eigene Profil für andere Mitglieder sichtbar.
Wer so richtig erleben möchte, wie man Daten aus den Profilen anderer saugt und ohne den eigenen Willen die eigenen Daten irgendwo veröffentlicht werden, sollte sich einmal quechup.com widmen. Zwar gibt es auch hier den üblichen Kokolores mit Blog, Chat, Kontaktbörse und blabla Profilen, aber so richtig toll ist, dass jeder Neue User alle seine Bekannten gleich mit einlädt, dass steht sogar im Kleingedruckten und wird somit natürlich überlesen. Deswegen wird auch Quechup.com nicht einmal gefragt, ob man das will, sondern man fragt den Neuzugang schon beim Anmelden, ob er nicht mal nachsehen wolle, ob schon Bekannte und Freunde von ihm registriert sind, dass geh, indem man sich mit einem Hotmail, Google, Yahoo oder AOL Account einloggt.
Tja, nette Geste, mag so manch ein naiver Neuzugang denken, doch Quechup ist nicht nur so nett und gleicht das Adressbuch mit den eigenen Daten ab, es werden gleich persönliche Einladungen des Neuzugangs an alle Adressen im Adressbuch geschickt. Das ganze wird übrigens so nebenbei in einem Nebensatz in einem Kästchen auf der Seite erwähnt, natürlich so angebracht, dass es einem sofort ins Auge sticht. Quechup.com hat damit natürlich wieder schon viele eMailaddressen für sein Netzwerk geschenkt bekommen.
Auf diese „seriöse“ Art der Mitgliederwerbung sind sogar schon „alte Hasen“ hereingefallen, die selber schon lange im Internet aktiv sind, die sich in Blogs und öffentlich darüber beschweren, dass Quechup.com so ihre ganzen Kontakte zugespammt habe. "Wie kommt Quechup auf die Idee, dass das Spammen eines Adressbuchs eine dauerhafte Nutzerbasis schafft?", so Tom Forenski. Doch das juckt Quechup.com nicht wirklich, trotz der breiten Kritik hat man dort nichts am „Verfahren“ geändert. Aber wer braucht schon eine dauerhafte Nutzerbasis und aktive Community, wenn man tausende und Millionen Adressen in der Datenbank hat, was man damit machen kann, überlass ich der Phantasie jedes Lesers.
„Man, man - Sachen gibt`s“ mag jetzt manch einer denken und meinen, dass war jetzt aber das höchste der Gefühle. Wirklich? Naiv gedacht, denn es geht noch besser, noch schlimmer, noch rücksichtsloser.
Schon einmal etwas von Rapleaf.com gehört? Nein? Na dann sollte man sich jetzt mal hinsetzen, denn es wird langsam nicht mehr lustig, wer bis hierhin noch lachen konnte. Rapleaf.com betreibt drei verschiedene Internetdienste, die alle teilweise veschiedene Datenschutzbestimmungen haben und untereinander die gesammelten Informationen fleißig tauschen. In diesen Datenschutzbestimmungen, natürlich nicht überdeutlich, steht, dass die gesammelten Daten zwischen den drei Töchtern und Rapleaf stets hin- und hergetauscht werden dürfen und über Trustfuse an verschiedene Unternehmen von der Dachgesellschaft Rapleaf.com verkauft werden können. Man sagt zu all dem ja als Verbraucher.
So gibt es zum einen upscoop.com im Grunde eine Suchmaschine die die eigenen Mails durchsucht um Einträge aus dem Adressbuch zu überprüfen, ob diese auf irgendwelchen Social Network Seiten vermerkt sind. Lustig wurde es, als Upscoop im August 2007 damit anfing, ganze Adressbücher beim Log In an Rapleaf zu schicken, nicht nur Teile daraus, eben weil man herausfinden wollte, wo Max Mustermann so überall zu finden ist und ob man sich da auch anmeldet.
Rapleaf.com ist dabei auch gut dabei, dort kann man beispielsweise auch nach eMailadressen suchen. Und na ja, selbst wenn man sie nicht im Internet per Rapleaf.com finden sollte, so hat Rapleaf.com zumindest wieder einen Eintrag mehr in der Datenbank. Rapleaf soll derzeit über 50 Millionen Profile angelegt haben, ganz zu schweigen von eMail adressen, und täglich werden es hunderttausend mehr. Möglich ist das im Grunde nur, weil jeder meint überall alles von sich preis zugeben und weil er besonders lustig ist, auch die Daten von anderen mit rauszuhauen.
Und das besonders perfide an Rapleaf kann ja jeder einmal austesten, vorher sollte man aber auf Trashmail.net eine Testadresse erstellen. Nach dieser lässt man dann bei Rapleaf.com suchen mit dem Ergebnis, dass er sie nicht finden wird. Klar woher soll er sie auch kennen. Doch dann sollte man mal am nächsten Tag wieder nach der Adresse suchen, ohne dass man sie inzwischen für etwas anderes benutzt oder weitergegeben hat, also der Urzustand. Jetzt meldet Rapleaf, dass die Adresse „bekannt“ sei. Und diese Adresse mehr im System, für alle die es immer noch nicht verstehen, speichert Rapleaf, Einverständnis hin- oder her. Und damit wächst die Datenbank und je größer diese ist, desto besser kann man sich verkaufen und Kunden werben, die darauf einen Zugriff erhalten könnten. Im Firmenblog sülzt man das so runter: "Wir wollen einer Person, nach der gesucht wird, die Chance geben, ihre Daten zu verwalten.", egal ob diese Person das will oder nicht.
So spammte Rapleaf z. B. alle Menschen, die von Subdienst Upscoop mittels der „kreativen“ Methoden erfasst wurden mit Mails zu, um diese dazu aufzurufen, ihre Profile zu pflegen um somit die Profile indirekt in der Rapleaf.com Datenbank aufzuwerten – praktisch wie die Kuh, die sich auch noch selbst schlachten und melken soll.
Das ging aber zum Glück ordentlich nach hinten los, weil viele Menschen jetzt erst merkten, wo z. B. ihre Daten überall „gelagert“ werden und was damit gemacht wird. Den Masseneinladungen zur Profilpflege folgte ein Protest sondergleichen, ähnlich wie bei Quechup.com. Und was kam danach? Rapleaf will jetzt nur noch einmal im Quartal Einladungen verschicken, wahrscheinlich damit die Beschwerden weniger stark ausfallen, indem man die Anzahl der Beschwerden jetzt über einen größeren Zeitraum streckt.
Achso, der Geschäftsführer von Rapleaf hält das ganze nicht für bedenklich, denn: "Diese Informationen sind öffentlich verfügbar, aber es dauert lang, sie zu finden. Rapleaf automatisiert die Suche." so kann man natürlich auch sagen, dass man Daten zur persönlichen Gewinnmaximierung akquieriert ohne viel dafür tun zu wollen (außer Spam zu verschicken).
MySpace legt jetzt übrigens auch nach, Pessimisten haben es lange erwartet, Optimisten stets bestritten - MySpace.com wird die eingestellten Nutzerprofile in Zukunft für Online Werbung nutzen.
Wer sich einbildet, im Internet sei weiterhin alles gratis und frei, der sollte langsam in der Realität ankommen und das öffentliche zur Schau stellen ist nicht nur extrem toll, weil man sich der Welt und nicht nur seinen Freunden präsentieren kann, sondern hier verdienen Konzerne so richtig dran und die eigenen Daten werden mehr und mehr ohne das man den „Eigentümer“ fragt in Datenbanken gesammelt, die dann höchst bietend an die Industrie verscheuert werden letztendlich gewinnt hier nur eine Seite, und der mit dem „tollen Profil“ wird es nicht sein.
Das sind nur ein paar Auszüge der besonders krassen Fälle, aber jedes Unternehmen sammelt die Daten. Ob es sich nun um Facebook handelt, Google oder auch diverse Online Versandunternehmen wie Amazon, Neckermann und Co. Alle handeln mit diesen Daten und sind daran interessiert möglichst viel über ihre Nutzer herauszufinden und dann weitere Daten zu haben die sie so verwenden können.
Daher wundert man sich auch nicht mehr, dass die Werbung inzwischen auf einen direkt zugeschnitten ist da man vorher danach gesucht hat oder es bereits einmal gekauft hatte bei einem Versandunternehmen. Denn auch das wird bedacht und entsprechend wird dann die Werbung auf jedermann zugeschnitten um ihn zum weiteren kaufen zu bewegen.
Andere Unternehmen bieten ihre Dienste offenbar gratis an, Facebook macht riesige Umsätze und Gewinne obwohl es nichts kostet. Auch da sollte man stutzig werden wie das überhaupt möglich ist sich so dermaßen stark am Markt aufzustellen obwohl man keine Mitgliedsbeiträge nimmt. Dort bekommt man eigentlich alles heraus neben den persönlichen Daten die bei der Anmeldung zur Verfügung gestellt werden erfährt man über das ausgefüllte Profil wie auch die folgenden Posts sehr viel über jeden einzelnen Menschen. Abgerundet wird es noch durch die Gruppen in denen man sich befindet und was man dort alles von sich gibt.
Werbung wird angepasst entsprechend der Likes und mit dem ständig eingeloggten Messenger lassen sich komplette Bewegungsprofile erstellen, wann wer wo war und wie lange er dort verweilt ist. Teilweise wird auch Zugriff auf die Kamera am Smartphone gefordert, warum wohl fragen sich mache oder machen sich darüber keine Gedanken. Dadurch kann man das sehen was das Smartphone sieht und so können auch Umgebung und alles weitere bequem vom Rechner aus ausgekundschaftet werden z.B. wie derjenige Zuhause eingerichtet ist, wann er Zuhause ist was er Zuhause treibt usw.
Daher sollte man sich auch nur dort wirklich anmelden wo es unbedingt notwendig ist und auch so wenig wie möglich Daten abgeben. Freiwillige Profile sollten ebenfalls nicht mit weiteren Informationen gefüttert werden und auch bei Apps und allem weiterem immer darauf achten welchen Zugriff sie alles haben wollen. Wenn es einem komisch vor kommt wieso nun ein Messenger direkten Zugriff auf die Kontakte oder die Kamera braucht, obwohl intern auch eine Funktion dafür vorgesehen ist, der sollte sich ernsthaft fragen wie weit man seine eigene Privatsphäre ausspähen lassen möchte.
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