Immer mehr Kinder "ohne" Erziehung!
Hallo,
ich arbeite nun seit Anfang Mai wieder in einem Kindergarten als Kindergartenpädagogin und bin über die Gruppe, die ich führe mehr als schockiert! Ich habe 14 Kinder - nur drei Mädchen und elf Buben- im Alter zwischen ein und drei Jahren. Es gibt beinahe täglich Situationen, in denen sich zeigt, dass viele der Eltern zu Hause mehr oder weniger gar keine Grenzen setzen und dass die Kinder Regeln überhaupt nicht kennen!
In meinen ersten Arbeitstagen habe ich mit einigen Kindern sehr gekämpft, dass sie merken, dass sie bei mir nicht alles machen dürfen. Zwar gab es im ersten Moment den einen oder anderen Wutaufbruch der Kinder, aber mittlerweile wissen sie ganz gut, dass sie bei mir eben nicht alles machen dürfen, was ihnen gerade so einfällt.
Ein ganz extremer Fall ist dennoch einer meiner jüngsten Buben. Er ist noch nicht ganz zwei Jahre alt und ist dennoch schon sehr aggressiv. Er geht immer wieder zu Kindern und schlägt sie und schlägt sogar die Bilder in einem Bilderbuch oder auch meinen Kollegen. Er läuft uns ständig aus der Gruppe und kennt einfach kein "Nein". Der kleine Mann findet einfach alles witzig und hat zu Hause ganz offensichtlich noch nie ein Nein gehört.
Ich frage mich nun, inwiefern diese antiautoritäre Erziehung auch eine Frage der Kultur ist. Ich arbeite in einem Kindergarten, in dem vorwiegend Kinder mit türkischer oder serbischer Abstammung sind. Ich möchte hier natürlich nicht behaupten, dass alle deutschen oder österreichischen Kinder gut erzogen wären, aber dennoch muss ich feststellen, dass es auf meine Gruppe wohl zutrifft. Wie sind eure Erfahrungen dazu?
Wie geht ihr mit euren Kindern um? Ich merke selbst natürlich auch, dass unser Sohn mehr Freiheiten hat, als meine Kindergartenkinder. Das liegt aber selbstverständlich daran, dass man bei einem Kind schnell mal etwas durchgehen lassen kann, nicht aber bei 14 Kindern. Dennoch ist es schon so, dass unser Sohn gewisse Grenzen und Regeln kennt und auch akzeptiert!
Hast Du denn schon mal mit den Eltern gesprochen und diese informiert, wie sich ihre Kinder so benehmen? Wenn ja wie haben die darauf reagiert? Ohne eine solche Befragung würde ich nicht gleich behaupten, dass es immer mehr unerzogene Kinder gibt.
Mein Kind ist auch mit einem Jahr in die Krippe gekommen und hat da einige Dinge gebracht, die es zu Hause gar nicht erst probiert hat und sicher auch nicht hätte durchsetzen können. Da wurde mir zuerst auch nichts gesagt, erst als es eskalierte wurde ich informiert und konnte dann auch daheim mit meinem Kind darüber reden.
Insgesamt denke ich nicht, dass es mehr unerzogene Kinder gibt als früher, auch wenn es vielleicht in einigen Regionen mehr Fälle gibt als in anderen. Aber das gab es sicher früher auch schon.
Ja, ich würde auch sagen, dass sich da nicht viel verändert hat. Ich weiß aus meiner eigenen Kindheit noch, dass es da absolut dreiste Kinder gab. Auch in der Kindertagesstätte oder in der Schule, in der ersten Klasse. Wobei auch bei älteren Kindern zum Teil immernoch kaum Erziehung da war.
Das äußerte sich eben in andauernden Prügeleien, in lautem Geschrei und Gewüte bei Meinungsverschiedenheiten, und so weiter. Wir hatten tatsächlich auch Kinder in der Klasse, die der Lehrerin gegenüber absolut dreist waren, beispielsweise während des Unterrichts durch die Klasse liefen und herumschrieen, und die Aufforderungen der Lehrerin, sich bitte wieder hinzusetzen, und ruhig zu sein, bloß mit einem "Nö, will ich nicht!" kommentierten. Ob das nun eine kindliche Trotzphase ist, eine frühpubertäre, oder einfach altersunabhängiger Erziehungsmangel, wer weiß?
Wobei ich auch sehr sicher weiß, dass es Eltern gab, die ließen alles durchgehen, was ihr Kind wollte. Da gab es nie ein Nein. Da wunderte es echt nicht, dass die Kinder jedem auf der Nase herum tanzten. Die Eltern kümmerte es nicht. Denen war es auch egal, wenn ihr Kind andere Kinder schlug. Da kann ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln!
Es waren bei uns übrigens Ausländer und Deutsche gleichermaßen. Ein Ungleichgewicht zwischen den Nationen war da zumindest bei uns nicht zu erkennen.
Wobei ich glaube, es gibt ein Gefälle zwischen Stadt und Land. Stadtkinder sind wohl prozentual eher "schlimmer", als Landkinder. Womöglich wegen der anderen Lebensumstände. Damals in den 80ern gab es ja beispielsweise in der Stadt mehr Alleinerziehende, als auf dem Land, und mehr Kinder, die die Nachmittage wegen berufstätigen Eltern immer alleine verbringen mussten. Was nicht heißen muss, dass Kinder Alleinerziehender, oder so genannte "Schlüsselkinder" immer schrecklich sein müssten (ich bin selbst bei nur einem Elternteil aufgewachsen, außerdem ein "Stadtkind", und halte mich doch für eine sehr friedvolle und tolerante Person). Aber je mehr Zeit und Mittel für eine positive Erziehung da sind, desto besser gelingt die wahrscheinlich potentiell.
Da hat sich auf jeden Fall eine Menge im Gegensatz zu früher verändert. Es gibt heutzutage einfach viel zu viele Kinder, die überhaupt nicht oder nur schlecht erzogen werden. Die Eltern nehmen ihre Aufgabe einfach nicht mehr wahr, schicken ihre rotzfrechen und meist auch aggressiven Kleinkinder in die Kinderkrippe oder in den Kindergarten. Heutzutage denken die Eltern anscheinend, dass die Erzieherinnen oder Erzieher im Kindergarten dazu da sind den Kindern beizubringen, was sie dürfen und was sie gefälligst zu unterlassen haben.
Ich würde jetzt nicht pauschal sagen, dass es nur die Ausländer sind, das wäre nämlich zu allgemein und vor allem sehr diskriminierend. Ich bin mir sicher, dass es genau so viele deutsche unerzogene Kinder, wie ausländische, gibt. An deinem Kindergarten ist es anscheinend eine Gegend, wo sehr viele Ausländer wohnen, und deshalb kommt es dir so vor als wären es vorwiegend die Kinder ausländischer Abstammung. Aber dem ist nicht so.
Das zeigte sich schon als ich im Kindergarten war und das war vor ungefähr 11 Jahren. Meine Mutter hat mich zum Kindergarten gebracht und ich hatte mein Fahrrad dabei, da es eine schöner Tag war. Meine Mutter ist an diesem Tag etwas später gekommen, um mich abzuholen, und ich war der vorletzte. Ich habe demnach mit einer meiner Erzieherin UNO gespielt und plötzlich habe ich gesehen, wie der Junge, der auch noch da war, von seinen Eltern abgeholt wurde.
Dann nahm dieser Junge, der soweit ich mich erinnern kann aus Russland kommt, mein Fahrrad und macht sich mit seinen Eltern auf den Heimweg. Ich dachte ich spinne. Ich bin ihm sofort hinterher gerannt und ich habe ihn dann außerhalb des Kindergartengeländes auch einholen können. Dann kam die Erzieherin nach und fragte, was diese Aktion sollte und die Eltern antworteten nur, dass er sich das Fahrrad doch nur ausleihen wollte.
An diesem Beispiel habe ich wirklich gesehen, dass nicht nur Kinder, sondern auch manche Erwachsene nicht richtig erzogen sind. Manchen Eltern ist auch wirklich alles egal und so eine Einstellung vermitteln sie auch ihren Kindern und da kann man als außen stehende Person nicht groß etwas tun, außer mit den Eltern zu reden, wenn diese normal sind und man mit ihnen reden kann. das würde ich an deiner Stelle auch versuchen.
Also ich lebe ja in der Stadt und würde sagen, hier hat sich im Gegensatz zu früher die Lage nicht so sonderlich verschlimmert. Denn sie war früher leider schon genauso schlimm. Da frage ich mich, ob das vielleicht auch mit dem Wohnort zusammenhängen kann? Wie ich ja schon schrieb, war es früher ja in den Städten schon so, dass es hier viele Eltern gab, die wenig Zeit für ihre Kinder haben. Was ein Erziehungsdefizit bei den betreffenden Kindern bewirkte. Vielleicht hat dieser Trend mit der Zeit auch kleinere Städte und Dörfer ergriffen, sodass sich die Zustände dort nun langsam denen anpassen, die schon seit Jahren in der Großstadt vorherrschen?
Vielleicht ist die Entwicklung aber auch regional völlig unterschiedlich. Studien darüber gibt es sicherlich, aber ich kenne sie nicht. Aber gut, pauschalisieren kann man so oder so nicht. Das würde niemandem gerecht werden.
Nur, was vielleicht langsam immer mehr Menschen klar wird, ist, wie wichtig es ist, Menschen soziales Verhalten näher zu bringen, egal, ob Kindern, Jugendlichen, oder Erwachsenen. Denn die Probleme werden kaum kleiner werden. Es ist ja nur logisch, wenn man bedenkt, dass Kinder ein soziales Verhalten ja anhand irgendwelcher Vorbilder erlernen sollten. Wenn die Eltern sich schon unsozial benehmen, wer soll es den Kindern beibringen? Ebenfalls unerzogene Gleichaltrige? Lehrer? Erzieher? Letztere dürfen sich dann damit herumärgern, das sieht man ja jetzt schon.
Aber, die andere Frage wäre dann natürlich auch, inwiefern nehmen unerzogene Kinder einen Lehrer oder Erzieher überhaupt ernst? Das zeigt wieder nur, dass man mit der Erziehung zu einem sozialen Verhalten schon früh beginnen muss, dann nämlich, wenn ein Kind seine Eltern noch als Vorbilder sieht und sie ernst nimmt. Das kann dann mit Beginn der Pubertät ja auch vorbei sein.
Kinder in dem Alter sind nicht einfach nur böse oder gar von Natur aus aggressiv. Sowas muss Gründe haben und ich würde sie nicht nur in der schlechten Erziehung der Eltern sehen. Wobei halt gerade Kinder, soweit mir bekannt, aus den Nationalitäten, welche bei euch in der Kita überwiegen, wesentlich strenger erzogen werden, als deutsche Kinder.
Aber es kann dadurch natürlich sein, das sie im Kindergarten versuchen wollen etwas mehr Lockerheit zu erzielen, als sie es von zu Hause aus gewohnt sind. Doch es gibt auch andere, wesentlich ernstere Probleme, welche zu so einem Verhalten führen können.
Meine eine Tochter wurde selbst im Alter von 3 Jahren durch ein jüngeres Mädchen massiv angegriffen und das täglich. Das von Seite der Kita erst etwas unternommen wurde, als ich drohte meine Töchter aus der Einrichtung zu nehmen, ist schon ein Fall für sich. Aber nach gezielten Beobachtungen und einem Gespräch mit der Mutter kamen echte Probleme zu Tage.
So wurde dieses Kind nur Angriffslustig, wenn sie müde war und sich bedrängt fühlte. Sie war sprachlich noch nicht in der Lage den anderen Kindern zu sagen, das sie lieber allein spielen mag und hat entsprechend reagiert, wenn ihr jemand körperlich zu nahe kam.
Ausserdem gab es Probleme in der Erziehung zwischen den Eltern, welche getrennt waren. Die Mutter arbeitete daran, das die Kleine ohne Windel klar kam. Der Vater war zu faul sich darum zu kümmern und packte dem Kind immer wieder die Windel an den Po. Also wusste die Kleine auch nicht mehr wirklich was nun Sache ist.
Einfach zu sagen, das die Kinder einfach nur schlechter Erzogen sind, ist also der falsche Weg und wenn ein Kind mit sowas anfängt, machen die anderen Kinder es schnell nach und schon scheint einem die ganze Gruppe auf der Nase rumtanzen zu wollen.
Punktedieb hat geschrieben: Wobei halt gerade Kinder, soweit mir bekannt, aus den Nationalitäten, welche bei euch in der Kita überwiegen, wesentlich strenger erzogen werden, als deutsche Kinder.
Ich habe eher das Gegenteil gehört. Nämlich, dass bei vielen Kindern, gerade aus dem arabischen Raum, die Jungen von den Eltern sehr verhätschelt werden würden, und sie dadurch kaum Grenzen aufgezeigt bekämen. Was dann natürlich eine Erklärung für ein überhebliches, freches Verhalten, wäre.
Allerdings kann man natürlich auch hier nicht verallgemeinern, da jeder Mensch unterschiedlich ist, und auch nicht nach der Nationalität unterschieden werden kann, wie jemand sein Kind erzieht. Das macht eben doch noch jeder Mensch anders, egal, ob Deutscher oder Ausländer.
So kenne ich auch arabische Jugendliche, die es zuhause recht streng hatten, sowie Deutsche, die fast alles machen durften, was sie wollten, und wo die Eltern so gut wie nie eingriffen. Und der umgekehrte Fall ist mir eben auch gleichermaßen bekannt.
Also ich habe mein Kind selber in einer Spielgruppe und sie weiß manchmal auch nicht, wie sie sich bei diversen Personen verhalten soll. Ich habe sogar schon erlebt, dass ein Bub der Kindergärtnerin auf der Nase herum tanzt und der eigenen Mutter auch, während er, wenn der Papa ihn abholt, ein Englein darstellt und alles macht, was gesagt wird. Auch bei meiner Tochter ist es so, dass sie manchen Kindergärtnerinnen Folge leistet, manchen aber einfach nur auf der Nase herum tanzt.
Ich denke, es hat nichts mit den Kindern selber zu tun oder mit der Erziehung, sondern einfach auf das Grenzen setzen individuell. Wenn man eine Respektsperson darstellt, dann folgen die Kinder einem auch, egal wie sie sich zu Hause verhalten. Ob das dann auch zu Hause der Fall ist, das müssen dann eben die Eltern ausbaden. Hauptsache ist, dass sie dir Folge leisten.
Dazu möchte ich nochmals sagen, dass ich sowohl inländische, als auch ausländische Kinder erlebt habe, die brav sind und/ oder auch nicht wissen, wie sie sich aufführen sollten. Das Ganze liegt aber immer an der Autorität, die die Bezugsperson ausstrahlt. Am Besten ist daher, wie du es handhabst, von Anfang an klare Grenzen aufzeigen, dann hat man später keine Probleme.
Ich muss dir allerdings sagen, dass du schon Recht hast, dass die Eltern nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen. Aber wie auch, sollte es anders sein. Das Schlagen oder Schreien ist- Gott sei Dank- abgeschlossen, allerdings werden den Eltern leider Gottes keine anderen Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie ihr Kind dazu bringen sollten, dass es trotzdem auf dem richtigen Weg bleibt. Die Eltern finden kein goldenes Mittelmaß mehr und es mangelt ihnen leider auch oft am logischen Hausverstand- an der logischen Konsequenz. Auch zu viel durchgehen lassen, grenzt bei einem Kind an körperliche oder seelische Misshandlung, denn es kann sich ohne Grenzen nicht entwickeln.
Das ist schon ziemlich deftig was du so beschreibst. Unser Sohn ist zwar schon lange aus dem Kindergartenalter raus aber zu den Erzieherinnen haben wir immer noch einen guten Kontakt. Sie klagen uns öfters ihr Leid was inhaltlich genau mit dem übereinstimmt was du geschrieben hast. Allerdings sind bei uns nicht die Kinder mit Migrationshintergrund das Problem sondern die vielen Kinder aus Problemhaushalten. Vielleicht erscheinen aber die deutschen Kinder im Vergleich zu den von dir beschriebenen Kindern wie ware Engel.
Ich bin eigentlich auch für "light", aber konsequent muss man einfach sein. Erst wenn die Schmusevariante nicht funktioniert müssen härtere Seiten aufgezogen werden. Vielleicht ein Beispiel, ich habe damals immer verlangt dass mein Sohn zum Abendbrot mindestens zwei Schnitten isst. Er hatte aber die Freiheit sich vorher oder nachher den Bauch mit Süßigkeiten vollzuschlagen. Das hat wunderbar funktioniert, exakte Anweisung, klare Ausführung und genug Individualität bei der Umsetzung.
Das so etwas nicht immer und nicht bei jedem Kind funktioniert ist schon klar. Wir hatten öfters die Kinder meiner Schwägerin zu Besuch die einfach nicht hören konnten. Lieblingsspruch der Mutter, lass das und ich komme gleich. Standartreaktion der Kinder, die macht ja doch nichts. Erziehung verfehlt würde ich sagen. Nein, Kinder brauchen klare Regeln und sie müssen genau wissen was passiert wenn diese nicht eingehalten werden. Sicherlich sollte man ihnen bei einem bestimmten Alter auch erklären warum man etwas nicht macht, aber ich habe einfach den Eindruck dass es manche Eltern auch nicht besser wissen. Kinder sind meistens ein Spiegelbild ihrer Eltern und handeln eben meistens genau so wie sie es sich abgeschaut haben.
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