Schadenfreude im Alltag

Als ich neulich in unserem großen Einkaufszentrum war, habe ich ein Pärchen gesehen, was sich andauernd gestritten hat. Und dann kam der Höhepunkt. Die Frau, die nur am rumkeifen war schaute nicht richtig hin und knallte mit dem Kopf an eine Glastüre, die geschlossen war. Und keifte dann noch ihren Mann an, dass sie sich weh getan hat und er sie nicht gewarnt hätte vor dieser Tür.

Ich habe fast am Boden gelegen und habe gelacht. Und hinterher habe ich mich ja doch ein wenig geschämt, da es auch bestimmt weh getan hat. Aber irgendwie konnte ich nicht anders als Lachen. Die Frau hatte also auch einen "Schaden" davon getragen. Sie hatte eine Beule am Kopf.

Ist es euch auch schon mal passiert, dass ihr aus Schadenfreude gelacht habt? Sicher ist das nicht die feine Art, aber fast alle, die im Einkaufszentrum waren und das gesehen haben haben sich umgedreht und gekichert.

Ich kann mich nicht wirklich erinnern, dass ich mal aus Schadenfreude gelacht habe. Höchstens mal, wenn ich diese Shows mit den verschiedenen Clips, im Fernsehen gesehen habe. Nur meisten kann ich darüber nicht lachen, wenn sich jemand wirklich weh tut. Daher hätte ich wohl auch nicht gelacht, als die Frau vor die Glastür gelaufen ist. Zum Glück ist ihr ja nicht mehr passiert.

Wenn ich sowas mitbekomme, dann schaue ich eher peinlich berührt in eine andere Ecke. Oder ich würde hingehen und fragen, ob sie sich weh getan hat und ob ich helfen kann. Aber ich denke auch, dass es einem sicher mal passieren kann, dass man einfach lachen muss. Manchmal kann man sowas ja gar nicht steuern und es passiert einfach, dass man etwas Schadenfreude empfindet.

Ich muss sagen, dass ich ganz gerne lache, wenn jemandem ein Missgeschick passiert, was irgendwie witzig ist. Grade wenn überperfekten und auf Selbstkontrolle bedachten Menschen eine Schusseligkeit unterläuft, finde ich das sehr komisch. Wenn jemandem aber ein echter Schaden zustößt, finde ich das nicht komisch.

Wenn mir aber selbst auch etwas passiert, ich zum Beispiel bei Glatteis so richtig unelegant hinfalle, dann lache ich auch immer sehr herzhaft über mich selbst und kann Leute nicht verstehen, die dann lieber wegschauen, als mit mir zu lachen.

Lachen ist gesund und Schadenfreude doch wohl die ehrlichste Freude von allen oder?

Ich finde da auch nichts schlimmes dran, wenn ich über die Patzer und Pannen von anderen lachen muss, denn ich denke wäre mir sowas passiert, würde derjenige genauso lachen über mich.

Außerdem gibt es ja auch schon genügend Sendungen, die sich auf sowas beziehen und da soll ja auch gelacht werden. Das ist doch in meinen Augen genau das gleiche.

Ach jeder hat doch schon einmal aus Schadenfreude gelacht. Das war völlig in Ordnung - und mal unter uns, so eine Zicke hatte das wahrscheinlich auch verdient . Fast überall lachen wir ja über andere, das sind nun einmal die besten Witze und das ehrlichste und herzhafteste Lachen, was ein Mensch raus bringen kann.

Nehmen wir zum Beispiel fast sämtliche Komödien. Man merkt es meistens garnicht, aber fast alle Gags sind auf Schadenfreude abgezielt. Oder wenn man mit Freunden unterwegs ist und einer hat eventuell zu viel getrunken und redet nur wirres Zeug, lacht man ja nicht, weil er nen super Witz erzählt hat, sondern weil er das in einem so wunderschön-lallenden Akzent macht . Und was ist mit den ganzen Ostfriesen-, Blondinen- und Ossiwitzen?

Es lebe die Schadenfreude!

Doch, so eine ähnliche Situation habe ich vor ein paar Jahren auch schon einmal erlebt. Allerdings fand ich meine Schadenfreude da berechtigt, denn dem Geschädigten ist ein Missgeschick nur passiert, weil er damit beschäftigt war Streit mit uns zu beginnen:

Wir standen auf der Straße vor einer Kneipe und unterhielten uns, als ein fremder Radfahrer an uns vorbei fuhr. Er sah uns dort stehen und fing spontan an, uns anzupöbeln. Er war so damit beschäftigt uns mit Schimpfnamen einzudecken, dass er sogar den Kopf drehte, als er uns schon hinter sich gelassen hatte, um uns noch weiter beleidigen zu können und nicht mehr auf die Straße achtete. Deswegen übersah er ein metallenes Verkehrsschild, das für seinen erhöhten Sitz auf dem Fahrradsattel genau in der Höhe seines Gesichts hing.

Es kam wie es kommen musste: Er fuhr mit vollem Tempo dagegen. Richtig weh getan hat er sich wohl nicht, er ist natürlich vom Fahrrad geklatscht und hatte daher diverse Schürfwunden und ziemliches Nasenbluten, weil er den Kopf im letzten Moment doch noch halb gedreht hatte. Gebrochen hatte er sich jedoch nichts, außer einem riesigen Schrecken und einem extremen Schamgefühl ist ihm nichts passiert. Jedenfalls soweit wir das auf den ersten Blick sagen konnten. Die Lust auf Streit war ihm nämlich vergangen er stand ziemlich schnell wieder auf, schnappte sich sein leicht demoliertes Rad und suchte mit hochrotem Kopf so fix wie möglich das Weite.

Darüber haben wir uns bestimmt noch eine halbe Stunde später kaputt gelacht haben. Das Bild, wie er gegen das Schild krachte, war einfach zu komisch und wenn ich daran denke, muss ich immer noch schmunzeln. Auch wenn es natürlich irgendwie gemein ist, darüber zu lachen, aber irgendwie hatte der Kerl seinen Unfall auch verdient, hätte er nach vorn gesehen ohne zu pöbeln, wäre ihm ja nichts passiert.

Ich kann echt schadenfroh sein, aber nur wenn ich auch wirklich weiß und sicher bin, dass sich die Person nicht verletzt hat. Ich habe schon oft aus Schadenfreude gelacht und mache es auch sehr gerne. Vielleicht empfinden das manche als unfair aber ich kann leider nicht anders. Manchmal muss ich echt Tränen lachen.

Die Sendungen im Fernsehen sind nicht immer lustig. Manche Clips sehen echt wild aus und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass alle heil, ohne jegliche Verletzungen, davongekommen sind. Da muss ich sagen, hört bei mir die Schadenfreude auf.

Das kenne ich gut. Mir ist sowas mal auf dem Weg zur Arbeit im Auto passiert: Auf einer Brücke war sehr viel Verkehr und ich musste mich einfädeln, aber das Auto hinter mir hat mich einfach nicht reinfahren lassen, weil er offenbar nicht kapiert hat wie das Reissverschlussverfahren funktioniert. Stattdessen tat er so als wäre ich in der Versuchung ihm die Vorfahrt zu nehmen und hat sich tierisch aufgeregt. Er wechselte dann auf die linke Spur, aber nicht um mich netterweise reinfahren zu lassen, sondern um mich richtig von der Seite beleidigen zu können. Er zeigte mir den Vogel und regte sich wie wild auf und ich war echt genervt von dem.

Als er dann 200 Meter weiter vorne auf das vor ihm fahrende Auto auffuhr, konnte ich wirklich nur noch lachen und ich musste einfach die Scheibe runtermachen und ihm einen schönen Tag wünschen. Ich bin eigentlich nicht so fies, aber das hat mich total gefreut und mir echt den Tag gerettet.

Ist doch menschlich, wenn man lacht. Finde das nicht so schlimm, wenn es aus Schadenfreude geschieht. Vorausgesetzt, es ist nichts Schlimmes passiert. Als ich noch regelmäßig Reiten war, gab es da ein Mädchen, das extrem zickig und fies war. Den einen Tag äzte sie mal wieder so richtig herum, ich bekam auch wieder den Segen ab. Sie stolzierte davon, guckte nicht, stolperte oder rutschte aus (war so ein Wetter wie jetzt und der Boden auf den Weiden und Wegen sah entsprechend durchgematscht aus) und landete voll im dreckigen Matsch, war so eine richtige Matschpfütze aus Erde, Regenwasser und vermutlich auch dem einen oder anderen Pferdeapfel mit drin. Ich bin dann ganz schnell in den Stall geflitzt und habe da gelacht. Dem Mädchen war nichts passiert, außer dass sie halt nach Hause musste, um sich umzuziehen, da sie ja entsprechend aussah. Genützt hat es aber nicht viel, die war zwei Tage lang zwar friedlich, danach aber wieder ganz die alte.

Wenn ihr was passiert wäre, hätte ich natürlich gefragt, ob ich ihr helfen könnte. Aber sie stand ja gleich wieder auf, war zwar am Heulen und Herumschimpfen, aber das nicht, weil ihr was wehtat, laufen konnte sie.

Also ich kann auch schon schadenfroh sein, obwohl ich mich bei manchen Menschen wirklich frage, ob das so noch so in Ordnung ist. Da ist eine gute Bekannte, die sich tierisch darüber freut, dass die Beziehung des Sohnes einer weiteren Bekannten in die Brüche gegangen ist, weil letztere erstere mal darauf hingewiesen hat, dass es für die Kinder nicht gut sei, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Ebenso hatte ich für eine weitere Bekannte kein Verständnis: die meinte bei einer Naturkatastrophe in einem Urlaubsgebiet, dass die Verunglückten selbst schuld seien, wären sie nicht so weit weg gefahren. Über so etwas kann ich nun wirklich nicht lachen.

Allerdings erinnere ich mich an zwei Situationen, in denen ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. Einmal ist ein Autofahrer sehr rücksichtslos gefahren, hat überholt und sich dann immer in den Sicherheitsabstand gequetscht. Als er dann in Magdeburg endlich ungehindert auf der zweispurigen Straße an den anderen triumphierend vorbei zischte, fragte ich mich nur, wo wohl der im Verkehrsfunk angekündigte Blitzer stehen würde. Ein paar hundert Meter weiter wusste ich es.

Ebenso konnte ich mich mal köstlich darüber amüsieren, dass ein guter Freund einem seiner Freunde erklärte, dass dieser doch blöd sein müsste an einer Stelle geblitzt worden zu sein an der doch sehr oft geblitzt würde. Am darauf folgenden Wochenende wurde dieser Freund angehalten und gleich wegen mehrerer Verkehrsverstöße verwarnt: er benutzte einen Weg, dessen Benutzung nur forstwirtschaftlichen Fahrzeugen gestattet ist, war dabei nicht angeschnallt, das Kind saß nicht im Kindersitz (hatte er gar nicht dabei) und Führerschein sowie Fahrzeugpapiere waren sicher daheim verstaut.