Ich wähle Piraten!
Unter dem Titel "Ich wähle Piraten" versucht die Piratenpartei derzeit Unterstützerunterschriften zur Wahlzulassung für die nächste Bundestagswahl zu bekommen. Interessante Schwerpunkte im Parteiprogramm sind unter anderem die Privatsphäre und der Datenschutz, also die Vermeidung des gläsernen Bürgers.
Auf mich macht das Parteiprogramm einen sehr guten Eindruck, dort könnten endlich einmal Leute mit in die Regierung kommen, die selber Ahnung davon haben, was für Gefahren und Risiken Maßnahmen wie Stopp-Schilder auf Webseiten, Vorratsdatenspeicherung und dergleichen bergen, statt sich dort auf irgendwelche Berater verlassen zu müssen.
Auch wer lieber eine andere Partei wählen möchte, es aber gut findet, wenn sich eine solche Partei dem Wahlkampf stellen darf, sollte eine Unterstützerunterschrift leisten! dies kann über diese Webseite ganz einfach geschehen!
Meine Unterschrift für die Piraten steht bereits, wenn es mit der Zulassung hinhaut, werde ich sie auch wählen. Denn das digitale Zeitalter braucht Menschen an der Führung, die wissen, welchen Stellenwert freie Informationen haben, statt nur den Wert von vertuschten Informationen zu kennen.
Im letzten Jahr wurde hier ja schon ein wenig über diese Partei diskutiert (Was oder wer ist die Piratenpartei?). Allerdings ist diese Diskussion nie so richtig in Gange gekommen. Wäre ja interessant, was andere darüber denken.
Das Programm ist auf jeden Fall gut. Allerdings fehlen mir hier noch ein paar Personalien: wer also steckt hinter den Piraten?
Die Personalia findest du beispielsweise bei den Landesverbänden dort kannst du dann sehen, wer im Verband von deinem Land aktiv ist.
Das Piratenprogramm lässt sich übrigens als PDF hier herunterladen. Als Ausdruck neun Seiten lang und sicherlich gut geeignet um es einfach mal in Ruhe auf der Toilette oder in Bus und Bahn zu lesen.
Meiner Unterstützerunterschrift werde ich übrigens gleich zur Post bringen und abschicken, denn ich glaube, dass wir einfach eine solche Partei als kleines Gegengewicht brauchen, damit nicht Musik- / Filmindustrie und Überwachungswahnsinnige alles allein an uns vorbei entscheiden können.
crissi hat geschrieben:Die Personalia findest du beispielsweise bei den Landesverbänden dort kannst du dann sehen, wer im Verband von deinem Land aktiv ist.
In meinem Land gibt es leider keinen Verband. Und bei den anderen Landesverbänden dauert es einfach zu lange, bis ich mich durchgeklickt habe. Und neben einem Parteiprogramm finde ich auch immer mal interessant, welche Personen dieses vertreten. Für mich muss das schon ein wenig passen.
Hmm, mit nur zwei Klicks habe ich mich von der Übersichtsseite der Landesverbände zur Vorstandliste des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen durchgeklickt, ging sogar ganz schnell. Zu finden hier.
Erstaunlicherweise sind die Gesichert ganz anders als erwartet, denn da sind keine punkigen Jugendliche zu sehen sondern seriöse Herren zwischen 30 und 40 Jahren, welche auch Geschäftsmänner durchgehen.
So interessant deren Aussagen zu Urheberrechten im Bezug auf Vervielfältigung von Daten und Erfindungen vielleicht sind, für mich klingt das alles letztendlich nach purem Chaos und reiner Provokation. Stellen denn Urheberrechte und Patente nicht gewisse Regelungen und Grenzen bezüglich illegaler Vervielfältigung und Gedankendiebstahl dar? Es kann doch auch nicht im Sinne der Piraten sein, wenn Ideen einfach gestohlen werden, weil Urheberrechte scheinbarer Schwachsinn sind!? Oder verstehe ich die "Piraten" da irgendwie falsch?
Ironisch finde ich dabei auch, dass einer der Direktkandidaten der Piratenpartei beruflich "Software-Entwickler und betrieblicher Datenschutzbeauftragter" ist. Widerspricht der Kandidat als Mitglied in der Piratenpartei und der Zustimmung ihres Gedankengutes nicht derer seines eigen Berufsbilds?
Vielleicht kann mich ja jemand mal aufklären?
Auch ich bin Softwareentwickler und vielleicht auch grade deswegen entschiedener Gegner von Softwarepatenten. Es fordert auch niemand, dass jeder alles immer kostenlos verwenden dürfe. Aber grade im Bereich der Softwarepatente gibt es eine grosse Menge an Trivialpatenten, wie den Ladebalken. Einmal hat sich ein Grüppchen von Leuten aus Spass das Wahlverfahren per Tastentönen patentieren lassen, ist damit durch gekommen und könnte nun jeden Hersteller von Telefonen verklagen.
Auch die Urheberrechte werden nicht als "Schwachsinn" hingestellt, sondern das Recht auf Privatkopie soll geschützt werden, sprich, da man auf Leermedien (CD-Rohlinge zum Beispiel) eine Abgabe zahlt, die genau dazu gedacht ist, Künstler und so zu entlohnen, soll man auch weiterhin Straffrei im privaten Rahmen Musik kopieren können. Dort wurde in den letzten Jahren durch eigenwillige Gesetze und fadenscheinige Kopierschutzmechanismen eine Pseudoillegalität erzeugt.
Auch die Idee der Kulturflatrate kommt bei den Piraten ganz gut an, was auch eine tolle Lösung ist, um Kultur am Leben zu halten, gleichzeitig Künstler zu entlohnen und mit einem Schlag das komplette Raubkopierthema zu lösen. Aber dann sind eine Menge Anwälte die sich auf diesen Zweig spezialisiert haben erst einmal arbeitslos.
Nicht zuletzt geht es den Piraten um einen Schutz der Grundgesetzte und der Grundrechte, die da zum Beispiel sagen, dass eine Haus- oder Wohnungsdurchsuchung nur in wirklich begründeten und schweren Verdachtsfällen stattfinden darf und nicht, weil man beispielsweise einmal ein Stopp-Schild im Internet erwischt hat.
Man muss nicht gegen einen Umstand als solches sein, wenn man die Umsetzung von selbigen kritisiert. So wie zum Beispiel eine Geschwindigkeitsbegrenzung oft sinnvoll sein kann, wenn sie aber umgesetzt würde, in dem jedem der zu schnell ist, die Reifen zerschossen würden, müsste man das kritisieren und das geht auch dann, wenn man eine Geschwindigkeitsbegrenzung grundsätzlich für richtig hält.
Es ist einfach wichtig zu sehen, dass es mehr als nur schwarz und weiss gibt.
So hingestellt macht das auch alles Sinn und ist auf jeden Fall nachvollziehbar sowie im hohen Maße unterstützungswürdig.
Aber wieso wählt diese Partei dann einen solchen unseriösen Namen wie "Piratenpartei"? Wenn man solche ungemein wichtigen Standpunkte vertritt, dann doch lieber in einer ordentlichen Form, bei der Altersgruppen über 30 Jahren noch verständnisvoll mit dem Kopf nicken können und vielleicht sogar interessiert das Parteiprogramm lesen. Wenn ihnen dort aber gleich der Name "Piratenpartei" entgegen lacht, dann überlegen sich doch viele zwei Mal, ob sie eine solche Partei überhaupt ernst nehmen können.
Oder ist es gar nicht gewollt, dass die Partei ernst genommen wird? Und geht es der Partei, genauso wie ihr schwedischer Namensvetter, im Hintergrund auch nur um die Legalisierung illegaler Urheberrechtsverletzungen?
Ich bin keines Falls gegen eine solche Partei und ihre Vorhaben. Wie gesagt, ich halte sie auch für sehr wichtig und überfällig. Aber wenn man sich mit Datenschutz und Urheberrechten identifiziert, dann doch bitte nicht als Pirat.
Die Wahl des Namens ist tatsächlich eine Provokation in Richtung derer, deren Begehr es ist unsere Rechte und Grundrechte einzuschränken. Heute sind es Leute die das Recht auf Privatkopie nutzen, welche unrechtmässig kriminalisiert und als "Internetpiraten" gebrandmarkt werden (gewerblicher Handel mit urheberrechtlich geschützten Inhalten gehört auf jeden Fall unterbunden), es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis andere Zielgruppen ins Visier der Piratenbekämpfer kommen.
Auch ein Engagement für die so genannte Kulturflatrate halte ich für einen durchaus gangbaren und wunderbaren Weg um Künstlern ihr Einkommen zu sichern und gleichzeitig jedem freien Zugang zu unseren Kulturgütern zu geben. Wäre es nicht grossartig, wenn man zu jeder Zeit, jedes Lied, jedes Bild, jede Dokumentation, jeden Film und so weiter frei betrachten könnte, ohne jedes Mal wieder zur Kasse gebeten oder als "Krimineller" hingestellt zu werden? Und die Schöpfer bekämen trotzdem eine Entlohnung. Das ist in meinen Augen alles andere, als einfach nur der Versuch illegales Filesharing zu legalisieren.
Übrigens, die Frage nach den Gesichtern hinter dem Parteiprogramm wurde mir im "Piratenwiki" sehr schnell und freundlich beantwortet, hier habt ihr die Möglichkeit mit den "Politikern" dieser Partei in direkten und unzensierten Kontakt zu treten, welche Partei bietet das noch? Einige Gesichert sind hier zu finden Piratenpassfotos.
Noch ein Nachtrag, man kann die Piratenpartei auch unterstützen, ohne sie zu wählen, einfach indem man mit einer Unterstützerunterschrift dazu beiträgt. dass die Party zur Bundestagswahl in diesem Jahr antreten darf. Man muss sie dann nicht wählen, nur weil man sie mit einer Unterschrift unterstützt hat.
Da es nur im Sinne der Demokratie sein kann, wenn es mehr Parteien zur Auswahl gibt, kann ich eigentlich nur jedem nahe legen sich einmal zu überlegen, ob so eine Unterstützerunterschrift nicht machbar wäre
Noch ein Nachtrag, man kann die Piratenpartei auch unterstützen, ohne sie zu wählen, einfach indem man mit einer Unterstützerunterschrift dazu beiträgt. dass die Party zur Bundestagswahl in diesem Jahr antreten darf. Man muss sie dann nicht wählen, nur weil man sie mit einer Unterschrift unterstützt hat.
Da es nur im Sinne der Demokratie sein kann, wenn es mehr Parteien zur Auswahl gibt, kann ich eigentlich nur jedem nahe legen sich einmal zu überlegen, ob so eine Unterstützerunterschrift nicht machbar wäre.
Also mich haben die "Piraten" jetzt wirklich brennend interessiert und ich habe noch einmal nach weiterführenden Informationen gesucht, zumal meiner Meinung nach auf der Seite der Piratenpartei einige der Wahlvorhaben missverständlich beschrieben wurden. Für alle die es interessiert: Bei Wikipedia (wo auch sonst?) sind die Vorhaben der "Piraten" sehr gut verständlich zusammengefasst.
Crissi, versteh mich nicht falsch, ich habe persönlich nichts gegen die Piratenpartei. Ganz im Gegenteil ich werde jetzt wirklich ernsthaft darüber nachdenken, sie in irgendeiner Weise zu unterstützen, denn ihr Wahlprogramm klingt, wenn man sich etwas einarbeitet, sehr interessant. Der Grund, warum ich skeptisch war, bzw. auch immernoch bin, ist ganz einfach, dass solche "Piratenparteien" nach der Gründung des schwedischen Vorbilds überall aus dem Boden geschossen sind. Und dass das schwedische Pendant unabstreitbar mit der Torrent-Plattform "PirateBay" in Verbindung steht und diese nun mal vorwiegend illegales Material verbreitet, was zahlreiche Rechtsstreite verdeutlichen.
Und ich bleibe bei meiner Meinung, dass eine solche Partei weitaus mehr Interessenten und Unterstützer finden könnte, wenn sie sich selbst seriös gibt. Denn das was sie zu sagen haben, geht ja alles etwas an. Nur wie sie es vortragen und unter welcher Decknamen, halte ich für kontraproduktiv.
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