Im 20. Semester studieren?

vom 23.04.2009, 18:37 Uhr

Ich bin heute einer alten Kommilitonin begegnet und glatt aus allen Wolken gefallen. Das Mädel hat damals, als ich angefangen habe zu studieren, mein Einführungstutorium geleitet und war damals gerade mit ihrem 13. Semester angefangen. Das fand ich als Ersti schon viel, ging aber irgendwie automatisch davon aus, dass sie bestimmt bald ihr Examen machen wird und quasi auf den letzten Metern ist.

Heute nun traf ich sie wieder und sie erzählte, dass sie immer noch studiert! Ich selbst bin mittlerweile im 10. Semester, was ich schon extrem lange finde und strample mich ab, um endlich fertig zu werden. Außerdem kann ich zu meiner Entschuldigung einen Auslandsaufenthalt und einen Fachwechsel vorbringen, was das Ganze doch nicht unerheblich verzögert hat. Inzwischen bin ich in meinem letzten Semester und stehe kurz vor dem Examen. Bei dieser Kommilitonin keine Spur davon. Sie studiert seit Beginn die gleichen Fächer, arbeiten muss sie eigentlich nur, um die mittlerweile recht horrenden Langzeitstudiengebühren tragen zu können und hat auch leistungsmäßig keine größeren Schwierigkeiten. Trotzdem macht sie keinerlei Anstalten fertig zu werden, sie hat noch nicht mal die Zwischenprüfungen absoviert.

Ich kann so etwas absolut nicht nachvollziehen! Mich nerven wie gesagt schon meine zehn Semester(obwohl acht Regelstudienzeit sind, ich also nicht so viel darüber liege) und ich habe keine Lust mehr zu studieren, sondern bin schon recht versessen aufs Arbeiten und vor allem "richtiges" Geld verdienen. Ich könnte mir niemals vorstellen zehn Jahre lang zu studieren und mit 30 immer noch an der Uni zu sein(Wenn man mit 26 oder 27 erst angefangen hat ist das natürlich etwas anderes, ich setze jetzt hier den regulären Studienbeginn mit 20 oder 21 vorraus.). Vor allem will sie ja scheinbar nicht fertig werden. Sie genießt das Studium und die Vergünstigungen, die man mit Studentenausweis so hat und will auch weiter an der Uni bleiben.

2011 läuft ihr Studiengang aus und ist dann endgültig durch den BA ersetzt worden, ich weiß nicht ob sie dann ohne Examen zwnagsexmaturkuliert wird oder ob sie einfach weiter Studentin bleiben kann, ein Abschluß bleibt ihr ja aber auf jeden Fall verwehrt. Was also hat sie dann davon gehabt, abgesehen von ein paar spaßigen Jahren? Ich kann wirklich nicht verstehen, wie man mit so einem Leben glücklich sein kann und warum man so viel Geld in die Uni pumpt ohne etwas davon haben zu wollen.

Kennt ihr auch solche Leute? Oder lebt ihr gar selber als ewiger Student? Könnt ihr das nachvollziehen oder findet ihr das wie ich völlig unmöglich und unverständlich? Nerven euch solche Leute, vielleicht speziell im Bekanntenkreis, oder betrachtet ihr diese eher amüsiert bis mitleidig? Ich frage mich echt gerade, wie man so etwas guten Gewissens praktizieren kann und würde ganz gerne mal eure Meinungen dazu hören.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo,

also bei uns sitzt in der Ringvorlesung ebenfalls ein Langzeitstudent. Dieser studiert bereits seit 25 Jahren, ist also folglich im 50. Semester. Er hat neulich mit den Professoren auf 25 Jahre Studium angestossen. Ob das ein Grund wäre für mich zu feiern, weiß ich nun nicht, aber okay, dass ist eine andere Sache. Allerdings glaube ich auch nicht, dass dieser jemals fertig werden will und arbeiten möchte.

Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh, wenn ich die Unizeit hinter mir habe und setze alles daran, so schnell wie möglich fertig zu werden. Außerdem möchte man auch irgendwann endlich sein eigenes Geld verdienen und davon leben können.

» menja » Beiträge: 152 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich könnte mir auch nicht vorstellen, so lange zu studieren. Wenn ihre Eltern das finanzieren, kann sie sich ja ein schönes Leben machen, aber in der Regel haben Studenten ja eher weniger Geld. Was macht die Frau denn den ganzen Tag? Gut, du hast erwähnt, dass sie Tutorien geleitet hat. Das ist ja eigentlich eine schöne Sache, vor allem da sie ja nach 20. Semester schon eine Expertin an der Uni sein muss. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ihr Tag sinnvoll ausgefüllt ist, wenn sie nicht viel arbeitet und wohl auch an der Uni nicht allzu viele Prüfungen macht.

Ich kenne zwei Mädels, die auch schon ziemlich lange studieren. Eine der beiden leidet unter extremer Prüfungsangst. Sie hatte sich letztes Wintersemester nach 8 Semestern endlich für die Zwischenprüfung angemeldet (normalerweise macht man die nach 4 Semestern), weil sie selbst endlich fertig werden will. Leider hat sie dann doch so eine Panik bekommen, dass sie am letzten möglichen Tag wieder zurück getreten ist. Jetzt will sie sich im Sommer wieder anmelden und geht momentan zum Psychologen, um die Angst zu überwinden. Die andere leidet meiner Meinung nach unter extremer Selbstunterschätzung. Sie ist im 10. Semester, hat sich bisher aber noch nicht an die Zwischenprüfung getraut, weil sie meint, sie könne den Stoff noch nicht. Dabei lernt sie viel und ist auch in Seminaren usw. sehr gut.

Bei solchen Fällen kann ich irgendwo noch nachvollziehen, dass das Studium so lange dauert. Aber wenn ich keine Probleme mit Angstzuständen hätte, würde ich auf keinen Fall ewig studieren wollen und entweder die Doppelbelastung Arbeiten plus Lernen auf mich nehmen oder auf Kosten meiner Eltern leben. Man hört aber immer wieder von solchen Langzeitstudenten. Sowas ist ja garnicht bei jedem Studiengang möglich, bei einigen muss man in einer gewissen Zeitspanne gewisse Prüfungen machen. Und bei den BA und MA Studiengängen steht man soviel ich weiß sowieso unter Zeitdruck. Also ist der "Ewige Student" wohl ein aussterbendes Phänomen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nein, das Mädel leidet nicht unter Prüfungsangst oder geringem Selbstwert, zumindest soweit ich das einschätzen kann. So gut kenne ich sie nicht, aber sie kommt nicht so rüber, sondern ist eigentlich mehr die selbstbewusste Powerfrau.

Jobben tut sie schon viel, allerdings nicht um ihren direkten Lebensunterhalt finanzieren zu können, sondern weil sie pro Semester Gebühren von mittlerweile um 1200€ aufbringen muss, weil sie neben den normalen Beiträgen ja zusätzlich noch Langzeitstudiengebühren zahlen muss. Da kommen dann zu den allgemeinen 500€ nochmal gestaffelte Beträge, je nachdem wieviele Semester man drüber ist, in ihrem Fall sind es mittlerweile 500€ und dazu kommt natürlich noch der Semesterbeitrag von knapp 200€. Das ist ein Haufen Kohle, den man erstmal aufbringen muss. Wenn diese Belastung wegfiele könnte sie sich sicherlich mit einem normalen Studentenjob problemlos finanzieren, aber so muss sie natürlich mehr arbeiten.

In ihrer restlichen Zeit arbeitet sie in der Fachschaft als Beraterin und gibt halt Tutorien, wenn wieder Erstsemester kommen. Sie schuftet quasi in zwei 400€ Jobs um immatrikuliert zu sein und in der Fachschaft zu arbeiten. Das ist mir wirklich schleierhaft, was man daran finden kann!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Nein, ich kenne solche Langzeitstudenten nicht. Ich würde mit so jemandem aber auch gar nichts zu tun haben wollen, weil ich die Einstellung nicht so toll und erstrebenswert finde und es wohl schwer wäre, so jemanden zu akzeptieren.

Ob man das eher als amüsant oder als bemitleidenswert betrachtet, kommt darauf an, warum diese Person ein Langzeitstudent ist. Ist es vielleicht jemand, der total Prüfungsangst hat und sich deswegen nie zu Prüfungen angemeldet hat, dann finde ich das traurig und bemitleidenswert.

Ist es dagegen jemand, der sich nur aus Spaß eingeschrieben hat und gar nicht ernsthaft studieren will, finde ich das eher lächerlich. Denn derjenige zahlt ja auch ne Menge Semestergebühren / Studiengebühren und hat dann hinterher gar nichts davon.

Ich persönlich bin auch kein Langzeitstudent und habe auch nicht vor, einer zu werden. Ich bin zwar durch Studienfach-Wechsel schon von den Hochschulsemestern her etwas weiter, aber dafür auch hoffentlich bald wirklich fertig.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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