Streiten vor den Kindern (?)
Heute hatte ich eine heiße Diskussion mit meiner Mutter. Sie ist knapp über 60. Es ging darum, daß ihr mein Sohn, 6 Jahre alt, erzählt hat, daß seine Eltern sich manchmal laut streiten würden. Ich konnte mir eine ewiglange Standpauke anhören, was ich mir dabei denken würde. Für sie gilt es als absolutes NO GO!
Mein Mann und ich sind uns einig, daß normales zivilisiertes Streiten zu einer gesunden Ehe dazu gehört. Es ist ja nicht so, daß wir uns Schimpfwörter an den Hals schmeißen. Es kommt dann eben vor, daß der Kleine auch im Haus ist und die Angelegenheit mitbekommt. Wir können ihm kein Oropax in die Ohren stecken oder ihn kurzerhand vor die Tür setzen.
Meine Mutter ist der Meinung, daß man dann eben bis zum Abend warten soll, bis man sich anfängt auseinander zu setzen. Ich weiß noch genau, daß sie sich nie darangehalten hat. Nun bin ich ein Scheidungskind. Ich glaube, mehr muß ich dazu nicht sagen. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, daß ich mehr wie eine Streitigkeit mitbekommen habe.
Zugegeben war das schlimm. Aber um diese Art von Streit handelt es sich in meiner Ehe nicht. Normale Auseinandersetzungen, die bestimmt jeder kennt. Ich finde, daß mein Sohn wissen muß, daß kleine Reibereien zu einer Ehe dazu gehören und nicht gleich das absolute Aus bedeuten. Es soll ihm heute und auch in seiner Zukunft keine Angst machen, wenn es mal nicht nur friedlich zugeht.
Über eure Erfahrungswerte würde ich mich freuen! Ich lasse mich auch gerne belehren.
Ich würde wohl eher versuchen, mich nicht mit meinem Partner vor den Kindern zu streiten. Die Kinder können solch einen Streit schnell falsch verstehen und als schlimmer ansehen, als er eigentlich war. Und ich meine, dass es auch auf das Alter der Kinder ankommt. Ich habe früher auch einige Streitereien meiner Eltern mitbekommen. Dann habe ich mich auch oft gefragt, ob sie sich nicht mehr lieb haben und vielleicht sogar bald scheiden lassen. Ich war damals auch noch recht klein und wusste nicht, dass sich Erwachsene auch mal streiten können.
An deiner Stelle würde ich versuchen, den Streit vor den Kindern geheim zu halten und diesen auszutragen, wenn es die Kinder nicht mitbekommen. Später wenn die Kinder mal älter sind, werden sie eher verstehen, dass Mama und Papa sich manchmal streiten, aber sich trotzdem noch lieb haben. Du könntest auch deinen Kind natürlich auch erklären, dass ihr euch trotz Streit immer noch lieb habt und es nichts schlimmes bedeutet. Da euer Sohn nun mitbekommen habt, dass ihr hin und wieder streitet, würde ich es ihm auf jeden Fall so erklären.
Dass es kein Ehestreit ist, der zwangsläufig zur Trennung führen kann, ist deinem Kind in dem Moment nicht bewusst, wenn er euch streiten hört. Dass es ihn beschäftigt siehst du daran, dass er seiner Oma davon erzählt. Also streitet euch nicht vor dem Kind. Egal, ob es ein ernster Streit ist, oder nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.
Kinder sind sehr empfindlich, was das angeht und ich denke auch, dass man sich nicht lauthals streiten muss, wenn die Kinder im Bett sind. Denn als Kind bekommt man mehr mit, als ein Erwachsener denkt. Ich habe meine Eltern immer abends im Bett streiten hören und ich fand es furchtbar.
Man ist doch erwachsen. Da sollte man einen Streit, der so wie du schreibst nicht mal so furchtbar ernst ist, auch ohne schreien aus der Welt schaffen können.
Ich würde euch raten, mit eurem Kind zu sprechen. Ihm wird das alles näher gehen, als ihr denkt. Wenn Kinder sich schon anderen Leuten, wie deiner Oma anvertrauen, dann ist es meines Erachtens auch ernst, was das Gefühlsleben deines Kindes angeht. Wenn es Meinungsverschiedenheiten und Streits gibt, dann erörtert sie, wenn das Kind im Bett ist und macht alle Türen zu und versucht dabei leise zu streiten. Kein Kind steckt Streitereien der Eltern einfach so weg.
Also wir streiten uns auch nie vor unserem Sohn. Wenn wir uns wirklich in die Haare bekommen, dann wird es tatsächlich auf den Abend verschoben. So können sich beide auch wieder runter fahren und man diskutiert nur, statt zu schreien und unser Sohn schläft und bekommt nichts mit.
Da fällt mir nur eine Situation zu ein. Wir haben mal lauter Diskutiert, weil wir und über Politik unterhalten haben und unser Sohn hat das mit bekommen und kam zu uns und umarmte uns nach einander, weil er dachte, das wir streiten. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass unsere Organe immer lauter wurden, beim Diskutieren. Auch wenn wir uns gar nicht stritten.
Aber so merkt man, wie sensibel Kinder sind und Angst davor haben, dass sie Schuld sein könnten. Unser Sohn ist 1,5 Jahre und kommt dann schon ganz anhänglich zum Kuscheln und Küsschen verteilen, damit wir uns wieder vertragen. Also so was sollte man verschieben.
Wenn man mal Kleinigkeiten, ohne Geschrei, zwischendurch klärt, dann sagt ja kein Mensch was, aber wir lachen auch hinterher, wenn es mal Missverständnisse gab. Für so was interessiert sich kein Kind, aber richtig Streiten (auch wenn ohne Schimpfwörter) sollte wirklich auf den Abend verschoben werden.
Ich finde es normal, das mein Mann und ich unsere unterschiedlichen Meinungen auch vor den Kindern diskutieren. Denn damit lernen Kinder ja auch, das man sich "streiten " kann ohne mit Bauklötzern zu werfen. Es ist nunmal die nackte Realität, das zwei Menschen nicht immer einer Meinung sein können.
Und wenn das alles in einem normalen Rahmen, wenn auch mal ein wenig lauter abläuft, wird das keinem Kind schaden. Unsere haben jedenfalls noch nirgends was erzählt, das bei uns die Bude brennt, wenn Mama und Papa nicht einer Meinung sind.
Allerdings versuchen wir zu vermeiden Dinge zu bereden, wo es um die Kinder geht. Denn diese lernen doch schnell, bei wem sie eher ihre Wünsche durchdrücken können und wie sie die Eltern untereinander ausspielen können.
In Ordnung, ich glaube ich muß da etwas klar stellen. Und natürlich danke für eure Beiträge.
Aber ich habe das Gefühl, daß die Lautstärke der Streitereien zu stark im Fokus steht. Es ist nicht so, daß einem die Ohren klingeln würden es ist nur definitiv lauter als bei normalen Gesprächen. Ich habe die Befürchtung, daß ihr ein falsches Bild von meiner Famile bekommen habt und das möchte ich nicht.
In unserer kleinen Gemeinschaft wird auch das Miteinanderreden groß geschrieben. Natürlich haben wir unserem Sohn gemeinsam erklärt, warum Mami und Papi lauter sind, als sonst. Selbstverständlich wurde auch angesprochen, daß er niemals daran Schuld ist, und wir uns trotzdem lieb haben.
Mein Mann und ich wollen ihm so auch zeigen, daß nicht nur mit ihm geschimpft wird, so etwas nennt man Erziehung, sondern daß auch Erwachsene sich nicht immer einig sein können. Wir denken, daß es ihn durch diese Erfahrungen nun auch nicht erschüttert, wenn er sich mal mit seinen Freunden streitet. Dann verträgt man sich wieder und alles ist gut. Kindersprache!
Mein Sohn ist auch noch nie dazwischen gegangen. Er wartet ab, bis der Sturm vorbei ist und fertig. Zum Punkt, warum er zu meiner Mutter gegangen ist vermute ich, daß er wissen wollte, wie sie darüber denkt. Er ist gerne und oft bei ihr und legt viel Wert auf ihre Meinung. Aber bei ernsthaften Problemen kommt er immer zu mir und meinem Mann.
Freue mich immer noch über eure Meinungen!
Wenn man mal ganz ehrlich ist und sich so manche "wir-müssen-unsere-Kinder-schützen" Diskussionen sieht und hört dann keimen so langsam aber sicher folgende Gedanken auf:
Ab sofort werden alle unsere Kinder in Watte eingepackt, sie könnten sich ja schließlich irgendwo stoßen. Danach bekommen sie einen "Umweltanzug" aus Kunststoff, damit sie vor schädlicher Luft geschützt werden und keine Keime ihre so anfälligen Immunsysteme stören können. Zu essen bekommen sie nur noch ganz gesunde Lebensmittel, welche nicht chemisch behandelt sind und auch keine Gentechnik enthalten, könnte ja schließlich schädlich sein. Das leibliche Wohl schon damit vorerst gesichert zu sein. Achja, das hätte ich fast vergessen, zu trinken gibts nur noch gut gekühltes Quellwasser ohne irgendwelche Zusätze. Schließlich ist alles andere ja auch schädlich.
Dann bekommen sie als nächstes Scheuklappen, denn dann können sie nur noch gerade aus schauen. Natürlich wird auch ein elektronisch gesteuertes Gestell an Kopf und Hals angebracht, damit man den Blick des Kindes genau da hin lenken kann, wo man der Meinung ist, dass es hingucken darf. Weiterhin bekommt es Kopfhörer die bei Bedarf den Schall und damit das gesprochene Wort blockieren können. Das Kind darf ja schließlich auch nicht alles hören.
Meine Eltern haben auch vor mir gestritten, davon bin ich auch nicht irgendwie gestört oder habe Komplexe. Ich bin groß geworden, gehe arbeiten und lebe immernoch. Obwohl ich früher kein steriles Essen bekomme habe, nicht in Watte eingepackt wurde und auch nicht hermetisch vor der Umwelt abgeriegelt wurde lebe ich auch noch. Oh welch Wunder. Das ist kaum fassbar oder?
Ist unsere Gesellschaft eigentlich total verblödet oder einfach nur verweichlicht?
Unsere Eltern haben auch im Beisein von uns Kindern gestritten oder so laut gestritten das wir davon wach wurden. Als Teenager habe ich zu ihnen mal gesagt, ob das unbedingt im Beisein von mir sein muss und ich das nicht gut finde. Meine Mutter meinte nur, das ginge mich nichts an. Ich denke aber schon, das es mich was angeht, wenn ich dabei sitze und unfreiwillig zuhören muss.
Mich hat das geprägt und auch beschäftigt. Ich werde zum Teil die Erinnerungen an solche Streits meiner Eltern nicht los. Ich kann es bis heute im Kopf nicht umsetzen das man sich Streiten kann und man sich trotzdem lieb haben kann.
Ich habe (hatte) ein Patenkind. Die Eltern wohnen weiter weg und ich habe mein Patenkind nur selten gesehen. Aber es kam oft vor, das die Eltern in meinem Beisein vor dem Kind gestritten haben. Ich fand das recht unschön. Und die Kleine, damals etwa um die 2 Jahre alt hat auch nur erschrocken ihre Eltern angeschaut. Ich finde bestimmte Sachen müssen nicht im Beisein Anderer ausgetragen werden. Weder vor Freunden und Bekannte. Aber vorallem nicht vor den Kindern.
Ich kenne das aus der Sicht deines Sohnes, denn meine Eltern haben sich immer recht viel gestritten vor uns Kindern. Ich hab das aber erst so ab dem dritten, vierten Lebensjahr richtig mitbekommen.
Damals war das für mich so schlimm, dass ich auch mit anderen Leuten darüber gesprochen hab, weil ich es einfach auch nicht verstehen konnte. Als Kind ist es nicht so einfach, zu kapieren, wieso sich Leute, die sich eigentlich mögen, in gewissen Situationen eben nicht mehr mögen und ich zumindest hatte sogar häufig das Gefühl, ich wäre der Grund dafür. Oder ich dachte auch teilweise, sie wären überhaupt nur wegen mir verheriatet und ich wäre an der Situation beteiligt, weil alles nur daran liegt, dass ich auf die Welt gekommen bin.
Klingt dooft, aber solche Gedanken hatte ich als Kind eben. Ich fände es wichtig, dass ihr eurem Sohn einfach erklärt, weshalb ihr gerade streitet oder wieso und dass ihr ihm auch zeigt, dass man sich danach beieinander entschuldigen kann und alles wieder OK ist. Tut ihr das denn? Also kann er sehen, dass es nur Phasen sind und kein Dauerzustand?
Generell muss ich sagen, finde ich es sehr schade und traurig ,wenn Eltern vor ihren Kindern nicht in der Lage sind 'Stürme' zu unterdrücken.
Fabienne3 hat geschrieben:Ich weiß noch genau, daß sie sich nie darangehalten hat. Nun bin ich ein Scheidungskind. Ich glaube, mehr muß ich dazu nicht sagen. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, daß ich mehr wie eine Streitigkeit mitbekommen habe.
Ich finde es jetzt unabhängig davon, ob man streiten in Grenzen okay findet oder nicht schon anmaßend, dass deine Mutter sich so darüber aufregt. Sie kann dir ja sagen, dass sie es nicht für gut befindet, aber gerade angesichts dessen, dass es bei ihr auch nicht anders war, finde ich ihr Verhalten dir gegenüber übertrieben.
Ich würde ihr an deiner Stelle auch sagen, dass sie bzw. dein Vater selbst ständig vor dir gestritten haben - dann kann sie zwar kontern, dass das ja auch retrospektiv betrachtet nicht gut war, aber zumindest nimmt ihr das etwas den Wind aus den Segeln. Selbst Fehler zu machen und dann bei der jüngeren Generation den Moralapostel herauszukehren finde ich nämlich nicht so toll.
Ich muss zugeben, dass mein Mann und ich uns auch nicht so toll im Griff haben und es ab und zu auch kracht. Das finde ich nicht gut, allerdings nehmen wir unseren Sohn dann, wenn wir merken, dass er irritiert ist, was aber zum Glück nicht oft der Fall ist, da es generell eher selten vorkommt, in den Arm und sagen ihm, dass wir ihn lieb haben.
Ich denke, man kann nicht pauschal sagen, dass es ein no go ist. Es kann nun mal vorkommen. Für mich ist es ehrlich gesagt besser, wenn man sich mal kurz "angiftet", als bei manchen Paaren, wo alle etwas in sich hereinfressen und dann irgendwann die angestaute Wut doch zutage kommt bzw. die Partner sich irgendwann gar nichts mehr zu sagen haben.
Dennoch finde ich das Streiten vor Kindern nicht schön, aber es ist manchmal schwer zu verhindern. Immerhin gehören dazu zwei, und wenn ein Partner wirklich mal schlecht drauf ist, ist es schwierig, das immer so abzubiegen bzw. zu verschieben.
Wie dem auch sei, häufiges lautes Streiten finde ich auch nicht gut, aber wenn es gelegentlich kracht und man das Kind danach in den Arm nimmt und es nicht einfach links liegen lässt, finde ich es okay. Irgendwann verstehen die Kinder dann auch, dass gelegentliches Streiten normal ist, auch wenn es mal heftiger ist und dass Mama und Papa sich nicht gleich scheiden lassen. Ich finde es überhaupt wichtig, mit Kindern über ihre Gefühle zu reden, so kann man auch gelegentliche elterliche Gefühlsausbrüche wieder ausbügeln.
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