Kinder & Erziehung - Liebesentzug / Schweigen als Strafe
Ich habe ein Problem mit meinem Partner bzw. ein Problem mit mir. Bin mir da eben nicht ganz sicher und deshalb möchte ich eure Meinung dazu hören. Unser Sohn ist nun vier Jahre alt und darum dreht sich das Ganze. Während ich versuche dem Kleinen Fehlverhalten zu erklären und auf Kommunikation mit ihm setze, schweigt ihn sein Vater Stunden und manchmal Tage an.
Ich könnte da ausrasten, weil ich denke, dass Schweigen als Strafe der falsche Weg ist. Er sieht dies natürlich komplett anders. Ich weiß aber eben nicht, ob ich das neutral sehe, denn ich wurde als Kind oft Tage lang von meinen Eltern angeschwiegen, wenn ich einen Fehler gemacht habe und ertrage auch heute kein Schweigen, sondern bevorzuge in allen Situationen miteinander zu reden. Was haltet ihr von Schweigen als Strafe?
Tagelanges schweigen als Strafe finde ich vollkommen unangemessen. Wie soll ein (kleines) Kind dass denn verstehen? Was für ein "Vergehen" hat das arme Kind denn begangen, um tagelang ignoriert zu werden?
Ich kann schon verstehen, wenn man mal einen Moment schweigt, wenn irgendwie zum Beispiel der Lärm überhand nimmt. Dann sage ich aber vorher auch an, was passiert, wenn ich nicht mehr hören kann, was hier gesagt wird- ich höre dann nämlich auch nicht mehr. Aber sowas ist eine Sache in einem absolut überschaubaren Zeitrahmen und steht in direktem Bezug zu dem ursprünglichen Verhalten des Kindes.
Strafen ohne Bezug zur Tat sind soweiso für Kinder kaum zu verstehen und bringen nur das Kind durcheinander und dazu, sich wertlos zu fühlen. Reflektieren kann ein Vierjähriger doch kaum und wenn doch, so nur durch Gespräche und Erklärungen. Liebesentzug macht Kinder zu Opfern und leider empfänglich für spätere, auf dieser Art von Zuneigungsbezeugung basierenden Beziehungen, die meist sehr ungesund sind. Ob Dein Partner das sereichen möchte?
Anschweigen und Ignorieren an sich schadet keinem Kind, wenn es sehr kurze Zeiträume sind. Dein Sohn ist in einem Alter, wo er versteht, wenn du zu ihm sagst, das Mama traurig/sauer wegen ihm ist, weil er X oder Y gemacht hat. Da ist das durchaus normal, das man mal ein paar Minuten (max. 15) das Kind ignoriert. Man gibt ihm damit die Chance mal selber über die Sache nachzudenken. Allerdings soll sich das eben auch nicht über Tage ausdehnen. Denn dann weiss der Knirps echt nicht mehr, was er so schlimmes "verbrochen" hat.
Genauso sollte man sich dann auch dem Kind zuwenden, wenn es nach einer Weile wieder ankommt, reden will und auch Zuneigung braucht.
Also das Kind anschweigen, halte ich für den völlig falschen Weg. Man muss mit dem Kind reden, ihm erklären, was es falsch gemacht hat und ihm beibringen wie man es richtig macht. Wie soll das Kind es denn sonst verstehen.
Was ich ok finde, ist das man das Kind vielleicht für ein paar Minuten in sein Zimmer schickt und ihm, natürlich in angemessenem Tonfall, das es drüber nachdenken soll, was es gemacht hat. Und man dann nach ein paar Minuten Auszeit, auch vielleicht um selber runterzukommen, mit dem Kind über die Sache spricht.
Woher soll das Kind wissen, dass es was falsch gemacht hat, wenn es angeschwiegen wird? Und überhaupt frage ich mich, was ein 4 Jähriger so schlimmes anstellen kann, damit man ihn derart bestraft. Anschweigen ist in meinen Augen Liebesentzug und meiner Meinung nach sollte man seinen Kindern NIE das Gefühl geben, man würde sie nicht lieben.
Dein Mann sollte sich fragen, wie er es empfinden würde, wenn du tagelang nicht mit ihm reden würdest. Es spricht nichts dagegen aus dem Raum zu gehen, wenn man sich so sehr ärgert, dass man wirklich ausrasten könnte. Aber tagelanges ignorieren oder anschweigen halte ich für falsch und auch gefährlich. Auch euer Sohn hat ein Recht auf Respekt, Liebe und Verständnis. Egal wie jung er ist. Manchmal hilft auch, tief durchzuatmen und sich zu fragen, wie schlimm es wirklich ist, dass die Lieblingstasse kaputt ist.
Im übrigen kommt kein Kind auf die Welt mit dem Ziel, seine Eltern zu tyrannisieren. Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos. Und sie sind klein und auf euch angewiesen. Ihr seid dafür verantwortlich aus ihnen gute Menschen zu machen. Manche sind draufgängerischer als andere oder haben einen stärker ausgeprägten, eigenen Willen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfach ist, einen kleinen Michel aus Lönneberg daheim zu haben.
Spich mit deinem Mann darüber. Warum tut er das? Hat er es selbst so erlebt? Und was möchte er damit erreichen? Wenn er nicht möchte, dass sein Sohn sich später nur an das Schweigen seines Vaters erinnert, sollte er sich logische Konsequenzen einfallen lassen.
Schweigen/ignorieren ist nicht logisch. Kinder verstehen Strafen nicht. Nur die Konsequenzen ihrer Handlungen. Kommt er nicht zu Tisch, obwohl man gerufen hat, dann ist das Essen eben kalt. Ein Fernsehverbot deswegen zu verhängen ist nicht logisch. Denn was hat fernsehen mit essen zu tun? Will er auf der Strasse nicht an der Hand laufen, muss er eben in den Buggy oder darf nicht mehr mit. Hat das Kind geklaut, muss es das geklaute zusammen mit einem Elternteil zurückbringen. Hausarrest ist nicht logisch. Sich im Laden fürs klauen schämen schon. Und es sollte so wenig Aufriss wie möglich darum gemacht werden. Nicht verbal noch eins draufsetzen. Fragt euch, wie ihr euch in der Situation fühlen würdet und wie es wäre, wenn man dann noch zu euch sagt "Das hast du nun davon."
Ausserdem empfehle ich euch das Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul. Er schreibt sehr verständlich, wie Kinder von den Erwachsenen lernen können ohne, dass man permanent auf Regeln pocht. Manchmal ist weniger mehr. Auch bei der Kindererziehung.
Auch ich finde, dass stunden- oder gar tagelanges Anschweigen eines Kindes keine sinnvolle Erziehungsmethode ist! Zumal der Kleine höchstwahrscheinlich nach kurzer Zeit kaum noch weiß, womit er dies Behandlung "verdient" hat. Ich selbst verordne meinem Sohn mir ab und zu mal eine Auszeit, wenn Situationen zu eskalieren drohen. Dabei habe ich festgestellt, dass er so manches Mal mit seinen bald fünf Jahren nicht mehr weiß, warum diese Auszeit nötig war.
Atlatonin hat geschrieben:Spich mit deinem Mann darüber. Warum tut er das? Hat er es selbst so erlebt? Und was möchte er damit erreichen? Wenn er nicht möchte, dass sein Sohn sich später nur an das Schweigen seines Vaters erinnert, sollte er sich logische Konsequenzen einfallen lassen.
Ich denke auch, dass das der richtige Weg ist, ich glaube kaum, dass Dein Mann weiß, was in seinem Sohn wirklich vorgeht. Die wichtigste Frage ist wohl wirklich, was Dein Mann mit dem Schweigen erreichen möchte. Ich denke schon, dass es zu jedem Fehlverhalten angemessen Konsequenzen gibt, die nicht nur logisch sondern auch für Euch durchführbar sind.
Hallo!
Das Anschweigen und der Liebesentzug ist das schlimmste, was man enem Kind antun kann. Denn ein Kind wversteht das nicht. Genausowenig darf man einem Kind Schuldgefühle einreden, indem man ihm "erklärt", dass Mama oder Papa WEGEN IHM traurig ist. Kein Kind kommt auf die Welt um die eltern zu tyranisieren. Deswegen sollte man sehr vorsichtig mit solchen Äusserungen sein. Denn ein Kind gibt sich schnell die Schuld für was, wofür es nichts kann.
Ich selbst bin mit Schweigen durch meine Mutter erzogen worden. Keine Ahnung, was dahinter steckte: Ob MAchtdemonstration, Ohnmacht zu kommunizieren oder nur ein Rückzug. Ich habe es als Liebesentzug und als seelische Gewalt enpfunden. Manchmal wäre mir eine Ohrfeige lieber gewesen. Oft wusste ich nicht, warum geschwiegen wurde. Das Schlimme daran war die Willkür. Manchmal herrschte auch Schweigen, wenn ein anderes Familienmitglied "Mist" gebaut hatte. Ich kam aus der Schule und es wurde geschwiegen.
Manchmal erst nach Stunden wusste ich, was Sache war. Die "Verfehlungen" standen in keinem Verhältnis zum Schweigen. Stundenlange, oft tagelange Anspannung. Das Gefühl der "dicken Luft", die alles überlagert. Und dann die Befreiiung, wenn sie endlich wieder sprach. Schweigen erzeugt Zurücksetzung. Es geht da nicht mehr um die Sache. Das Kind fühlt sich als Mensch ignoriert, nicht mehr wahrgenommen. Alles macht erst wieder Spaß, wenn das Schweigen gebrochen ist.
Auch ein vierjähriges Kind versteht viel mehr, wenn ihm die Dinge erklärt werden. Die Folgen waren bei mir Unsicherheit und Schuldgefühle. Ich bemühte mich, nicht "anzuecken", keine Fehler zu machen. Ich konnte meiner Mutter nur schwer vertrauen. Später in der Pubertät reagierte ich mit verbaler Provokation, die vieles eskalieren ließ. Bei Schweigern lernt die ganze Familie, das Spiel mitzuspielen.
Ich finde es okay, wenn man vielleicht mal kurz schweigt, einige Augenblicke, wenn man wirklich genervt ist. Ich mache das aber dann nicht als Strafe, sondern eher dann, wenn mein Sohn mir mal was an den Kopf wirft, was nicht sein müsste oder pausenlos etwas von mir wissen möchte, was dann irgendwann exterm anstrengend wird. Aber stunden- oder gar tagelanges Schweigen als bewußte Bestrafung finde ich abnormal und glaube auch kaum, dass ein Kleinkind nachvollziehen kann, warum man nun überhaupt schweigt. Überhaupt finde ich Liebesentzug nicht okay. Ich raunze mein Kind lieber mal an, schreie es vielleicht sogar gelegentlich mal an, aber dann ist es wieder gut und es wird wieder normal geredet oder gekuschelt - sprichwörtlich die beleidigte Leberwurst zu spielen, finde ich daneben.
Eigenartigerweise ist es bei uns umgekehrt, denn manchmal schweigt mein 3-jähriger Sohn, wenn er wegen irgendetwas beleidigt ist, das Verhalten hat er aber weder von mir noch von meinem Mann. Da mich das schon nach wenigen Minuten bei meinem Sohn fertig macht, wenn er mir nicht sagt, warum er beleidigt ist, könnte ich das selbst ihm gegenüber nie so praktizieren. Ich versuche ihm jetzt dieses Verhalten abzugewöhnen, wenngleich sein Schweigen maximal 10 Minuten andauert, da mir selbst das wie eine Ewigkeit und irgendwie unfair uns Eltern gegenüber vorkommt, weil wir machmal selbst nicht wissen, was wir "falsch gemacht haben".
Auch ich bin der Meinung dass Kommunikation der richtige Weg ist. Kinder wissen nicht, warum auf einmal keiner mehr mit ihnen redet. Man muss ihnen sagen was nicht gepasst hat und warum jetzt eine Strafe sein muss. Kinder fühlen sich durch schweigen oder Liebesentzug schnell ungeliebt und brauchen noch mehr Aufmerksamkeit. Das kann widerrum dazu führen dass sie mehr Unsinn machen, lauter werden und man erst Recht mit ihnen schimpfen muss (oder wie im Teufelskreis sie weiter anschweigt).
Daher würde ich an deiner Stelle wirklich direkt mit deinem Mann reden. Ihr müsst auf jeden Fall die selbe Meinung in Sachen Erziehung haben. Beziehungsweise die selbe Art von Erziehung anwenden. Vielleicht könnt ihr euch ja auf eine Art einigen, die euch beiden gefällt und entspricht. Dann versteht das Kind sicher auch, dass etwas nicht richtig war. So redet Papa mit ihm nicht und Mama aber schon. Das ist verwirrend.
Erziehung ist leider nicht leicht und es gibt hunderte verschiedene Meinungen. Wichtig ist aber dass zumindest in der Familie die selbe Art herrscht. Man muss zusammenhalten sonst wird das Kind früher oder später das machen was es möchte und die Eltern gegeneinander ausspielen. Ich denke das versuchen sie doch alle. Das wichtige ist, dass sie es nicht schaffen und Mama und Papa zusammenhalten.
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