Was ist schlimmer blind oder taub sein?
Folgende Geschichte, mein Mann liegt ja seit fast zwei Wochen im Krankenhaus die erste in einemat Bundeswehrkrankenhaus und jetzt die zweite in einer Uniklinik. Er hat die Mandeln rausbekommen und hatte eine knappe Woche später Nachblutungen, deshalb habe ich ihn in die HNO-Klinik gefahren und nicht wieder zur Bundeswehr. Jetzt leigt er mit insgesamt zwei Männern auf dem Zimmer wovon der eine Herr taubstumm ist.
Ich war völlig entsetzt als mein Mann mir das erzählte, weil ich oder wir soweit keine taubstummen Menschen kennen. Er kann zum Glück sprechen und von den Lippen ablesen. Trotzdem tat der Mann mir unheimlich leid. Ich weiss das Mitleid, das wenigste ist was diese Leute haben wollen. Diese totale Stille und nicht das hören können muss doch schrecklich sein. Jeden Tag wenn ich meinen Mann besuche sprechen wir über den Herren und ich frage meinen Mann täglich ob die sich unterhalten haben.
Bei einem Gespräch sind wir dazu gekommen uns zu fragen was eigentlich schlimmer ist nichts zu hören oder nichts zu sehen? Wir waren uns eigentlich schnell einig das wir beide gesagt haben das nicht hören schlimmer sei, jetzt in dem ganzen Menschlichen Umfeld. Die meisten können keine Gebährdensprache und es somit im Alltag fast unmöglich normal mit einander umzugehen. Es fängt ja schon mit fragen an.
Würde gerne eure Meinung dazu wissen, wie seht ihr das was ist schlimmer nicht hören oder nicht sehen können?
Guck mal, dieses Thema wurde bereits in dem folgenden Thread heiß diskutiert:
http://www.talkteria.de/forum/topic-9268.html
Zu diesem Thema fällt mir ein gutes Zitat ein: Nicht sehen trennt von den Dingen, nicht Hören trennt von den Dingen. Dieser Ausspruch kommt, wenn ich mich recht entsinne von Immanuel Kant. Ich denke, für mich wäre es schlimmer, mein Gehör zu verlieren, weil ich ein sehr kommunikativer Mensch bin und meinen Hörsinn für meine Leidenschaften wie die Musik dringend brauche. Und nicht zu vergessen ist, dass man mit dem Gehör nicht nur die Stimme wahrnimmt, sondern auch durch den Tonfall heraushört, welche Bedeutung das Gesprochene hat. Es kann ganz ernst gemeint sein, aber auch wieder ironisch, oder, oder, oder.
Blind sein ist aber genauso schlimm, Man verliert einen wichtigen Teil seiner Unabhängigkeit und ist doch immer auf seine Mitmenschen angewiesen. Ich komme zu dem Schluss, dass man sich glücklich schätzen sollte, wenn man gar nichts von beidem hat. Wie Albert Schweitzer bereits einmal sagt: Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Aber noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich sind. Sollte einem mal zu denken geben.
Ich finde blindsein um einiges schlimmer als taub sein. Das Sehen ist für mich der wichtigste Sinn. Und eigentlich sagen das auch Wissenschaftler, deswegen wundert es mich, dass bei der Umfrage, zu der der oben genannte Link führt, raus kam, dass die meisten taub schlimmer finden.
Naja ich finde Blind trotzdem schlimmer. Sehen ist doch viel besser als hören. Wie soll ich denn die Welt sehen ohne Augen. Die Welt hören will man doch nicht.
Ha! Da bin ich der passend kompetente Ansprechpartner! Bin nämlich blind und ratet mal, ob ich es gegen die Taubheit eintauschen würde? Noch ein tip: ich bin auch noch Musiker... Antwort ist also: Nein. Der Sehsinn ist der wohl meistüberschätzte Wahrnehmungs-eingang, würde ich sagen. Vieles von dem, was uns wirklich im allertiefsten Inneren zu berühren weiß, hält seinen Einzug ins Hirn nicht über die Augen, sondern die Ohren und, kommen wir zum unterschätztesten Sinn, die Nase! Hier aber jetzt auch noch über Nasen zu reden, wäre zu viel. Ich bleibe also dabei:
Taubheit schneidet den Betroffenen um Welten stärker von den wichtigen Dingen des Lebens ab, als Blindheit. Beides in Kombination ist allerdings auch nicht so schön, das stelle ich bei jeder Mittelohr-entzündung traurig fest. Ist wohl aber so, dass sich auch ein tauber seine feinen Strategien entwickelt, um dicht am Leben zu bleiben, wie auch der Blinde, ich kenns von mir. Wenn man den Leuten lange genug Zeit gibt, kommen sie mit so ziemlich jeder Widrigkeit strahlend durchs Leben. Wobei nicht jede Behinderung langfristig auch eine Widrigkeit darstellt.
Ist eine interessante Frage. Ich bin blind. Ich komme mit meiner Blindheit gut zurecht, weil ich es ja nicht anders kenne. Ich kann also nicht beurteilen ob es schlimm ist nichts zu sehen. Aber ich finde es viel schlimmer wenn ich taub wäre. Dann könnte ich viele Dinge nicht machen bei denen man sein Gehör braucht. Zum Beispiel könnte ich mich dann nicht mit den vielen Menschen unterhalten. Wenn ich taub wäre dann wär ich nur auf die Leute angewiesen die Geberdensprache können damit ich mich dann unterhalten kann.
Noch mal zur Blindheit. Ich komme zwar mit ihr klar aber mal ganz ehrlich gesagt es gibt auch Situationen wo ich sie verfluchen könte. Hier schrieb jemand das man als blindr so gut wie gar nichts machen kann. Das stimmt so nicht man kann als blinder eine ganze Menge machen. Aber würden sich die sehenden nicht so doof anstellen könnte man als blinder noch viel viel mehr machen. So kann man dann zum Beispiel auch ohne Probleme ins Schwimmbad gehen.
Es gibt zwar auch Ausnahmefälle aber in den meisten Fällen wird ein blinder leider nur mit einer sehenden Begleitung in ein Schwimmbad gelassen. Die haben da viel zu viel schiss das dem blinden was passiert. Aber die kapieren überhaupt gar nicht, das es total schwer ist eine Begleitung zu finden. Und da verstehe ich folgendes nicht. In der Blindenshcule wird man dazu verdonnert diesen Jugendfreischwimmerpaß zu machen. Du wirst überhaupt nicht gefragt ob du den machen willst. Das haben die so in ihrem Programm drin.
Dann wird dir erzählt das der ja dazu dient als zeichen damit du schwimmen kannst und auch damit du später allein schwimmengehen kannst. Kommt man aber dann aus der Shule und dem Internat raus siehts in der Gesellschaft ganz anders aus. Denen interessiert es nicht ob du diesen Jugenfreischwimmerpaß hast. Die sehen bloß ach ja der ist ja blind der kann gar nichts. Der kann nicht allein schwimmen gehen und braucht eine Begleitung. Man bekommt ja regelrechteine Begleitung aufgezwungen ob man will oder nicht. Ich könnte hier noch mehr Dinge aufzählen die mich ärgern aber das würde den Ramen dieses Forums sprengen.
Mein erster Gedanke war - lieber taub als blind. Das Sehvermögen empfinde ich als wichtiger. Ohne Augenlicht ist man viel eingeschränkter als wenn man nur nichts hören könnte.
Das fängt schon bei der Fortbewegung an. Auto fahren ist nicht, Bahn und Bus geht zwar aber wer schon mal weitere Strecken mit der Bahn gefahren ist und auch umsteigen musste, weiss, dass man schon als Sehender Probleme dabei hat. An größeren Bahnhöfen gibt es Begleiter, die Hilfebedürftige zum richtigen Zug bringen aber diese muss man auch erst mal irgendwie informieren. Selbst zu Fuß kann der kürzeste Weg zur Tortour werden.
Was mir wohl am meisten Probleme machen würde wäre, dass ich nicht sehen könnte was ich benutze. Ich bin ziemlich empfindlich wenn es um Sauberkeit geht und auf wen sollte ich mich als Blinde verlassen? Zwischendurch ein gutes Buch lesen ist nicht und wenn man einen Film nur hört, geht zuviel von der Handlung verloren. Für Taube gibt es wenigstens Untertitel. Als Blinden bleibt einem nur die eigene Fantasie.
Wäre ich taub würde mir die Musik fehlen. Ich denke auch, dass soziale Kontakte darunter leiden würden. Sei es nun, weil man sich nicht mit jedem unterhalten kann oder, weil Menschen mit Behinderungen immer noch nicht völlig von der Gesellschaft akzeptiert werden. Klingt hart - ist aber so.
Also ich finde alle fünf Sinne sind in unserem Leben sehr wichtig. Aber wenn ich mich dennoch für eines der beiden entscheiden müsste, dann würde ich wohl auf das Sehen verzichten. Ich denke ohne den Sinn Sehen kann man im Leben immer noch besser umgehen als ohne den Sinn Hören, weil dieser auch oft mit dem Sprechen verbunden ist. Ich denke Blinde haben es deswegen im Leben auch etwas einfacher, sie können fast so leben wie ein gewöhnlicher Mensch. Auch wenn man nichts sieht, so kann man damit im Leben klarkommen. Es gibt zur Hilfe Blindenstöcke oder Blindenhunde, sogar eine eigene Blindenschrift gibt es, über die sich Blinde verständigen können. Des Weiteren kann man mit Blinden immer noch reden.
Beim Hören sieht das schon ein wenig schwieriger aus. Die meisten, die nichts hören können, kommen ja schon als taubstumm auf die Welt. Mit ihnen kann man nicht reden, da sie nie gehört haben, wie man bestimmte Wörter ausspricht. Sie können also weder hören noch sprechen. Momentan gibt es da auch eine eigene Sprache, aber früher sah das sicher noch ganz anders aus. Meine Oma erzählt mir immer Geschichten über ihren eigenen Vater. Dieser war, so lang sie ihn kannte, so gut wie taub. Sie erzählt immer wieder man musste neben ihm stehen, mit seinem Mund sein Ohr berühren und laut hinein schreien, dass er es verstehen konnte. Sie erzählte auch einmal von einem Nachmittag in der Stadt, wo sie noch ein kleines Kind war. Sie hatten Äpfel auf dem Markt gekauft, hatten sie in einen großen Rucksack gesteckt und meine Oma bekam die Aufgabe ihn zuzumachen. Da der Rucksack aber ziemlich voll war, gelang es ihr nicht. Ihr fehlte die Kraft. Ihr Vater, der den Rucksack auf dem Rücken trug, fragte sie warum es so lange dauerte. Meiner Oma blieb nichts anderes übrig als die Schnallen zuzudrücken. Selbst wenn sie ihm zugerufen hätte, dass sie es nicht schafft, so hätte er es ja nicht verstanden.
Dann passierte das Missgeschick. Ein paar Äpfel fielen aus dem Rucksack heraus. Ihr Vater muss davon so ausgerastet sein, dass er ihr eine Ohrfeige gab. Sie hatten zu hause zehn Kinder zu ernähren, wenig Geld und da waren so ein paar Äpfel, wo man sich heute nichts mehr draus machen würde, überlebenswichtig. Ein Mann, der gerade vorbei lief und das Ganze beobachtete, sagte "Wie kann man mit einem kleinen Kind denn nur so umgehen!". Es war aber sowieso aussichtslos, weil der Vater meiner Oma ihn sowieso nicht verstehen konnte. Meine Oma meinte immer wieder, das Leben mit einem Tauben wäre ziemlich schwer.
Das klingt vielleicht hart, aber würde ich blind werden, wäre ich definitiv suizidgefährdet. Es würde mich wahnsinnig machen, nicht überprüfen zu können, wie ich aussehe, mich nicht schminken zu können, meine Kleidung von anderen Menschen aussuchen zu lassen und somit gezwungen zu sein, meinen Mitmenschen zu vertrauen. Außerdem bin ich sehr oberflächlich und kann mir daher nicht vorstellen, mich jemals nur in den Charakter eines anderen verlieben zu können. Für mich zählen Persönlichkeit und äußere Erscheinung 50/50, aber wie soll ich Gefühle entwickeln, wenn 50 % automatisch wegfallen? Ich würde vermutlich schnell verbittert und selbstmitleidig werden und mich völlig zurückziehen. Clubs und Bars müsste ich in Zukunft meiden, weil ich mir das für Blinde als große Stresssituation vorstelle. Bei der lauten Musik könnte ich doch gar nicht einschätzen, wo sich gerade meine Mitmenschen befinden und sehr voll ist es in solchen Räumlichkeiten häufig auch. Blind werden wäre meine absolute Horrorvorstellung!
Die Vorstellung, taub zu sein finde ich aber auch nicht gerade angenehm. Mein Leben lang auf Musik zu verzichten und mich nur noch in der Gebärdensprache oder schriftlich verständigen zu müssen, würde mir auch einiges im Leben erschweren. Trotzdem fallen mir weniger Dinge ein, auf die Taube verzichten müssen als Blinde. Daher wäre ich lieber taub, obwohl ich natürlich sehr glücklich bin, alle fünf gut funktionierenden Sinne zu haben.
Würde ich einen Sinn aber nicht im Laufe des Lebens verlieren sondern schon von Geburt an nicht haben, würde ich mich tatsächlich doch für die Blindheit entscheiden. Das liegt daran, dass ich gelesen habe, Menschen, die nur die Gebärdensprache besäßen, hätten einen geringer ausgeprägten Wortschatz als Menschen ohne die Behinderung. Und meine Kommunikationsfähigkeit will ich mir nicht einschränken lassen. Außerdem habe ich schon mal gehört, wie sich von Geburt an Taube verbal ausdrücken. Es handelte sich um ein "Interview" im Fernsehen mit einem tauben Model. Man darf ihnen natürlich keinen Vorwurf machen, denn wie sollen sie auch richtig sprechen können, wenn sie es noch nie gehört haben? Trotzdem klingt es - tut mir Leid, dass ich das jetzt so drastisch ausdrücke - wie eine Mischung aus Schwein und Affe. Die Blöße würde ich mir auch nicht geben wollen, dann lieber Blindheit.
Ich finde beides schlimm. Aber auch, wenn ich hier von blinden Menschen lese, die die Blindheit nicht so schlimm finden, so kenne ich einen blinden Menschen, der nicht von Geburt an blind war und es liebend gerne gegen Taubheit eintauschen würde. Sicher ist es beides schlimm, je nachdem, was man für Hobbys und Berufe hat. Aber ich denke wie Capuccino, dass ich, wenn ich heute blind werden würde, auch suizidgefährdet wäre. Denn ich könnte mir ein Leben ohne das Sehen nicht vorstellen.
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