Duzen statt Siezen - Auch in Deutschland

vom 26.05.2008, 20:30 Uhr

Ich denke, dass ich hauptsächlich Gewohnheitssache. Leute, die mit dem Du und Sie aufgewachsen sind, können sich das sicherlich nicht mehr so schnell abgewöhnen. Auch ich würde das Sie wahrscheinlich weiterhin verwenden, ganz automatisch. Würde man einem Kind jetzt aber von Anfang an nur das Du beibringen, würde es wahrscheinlich munter alle Leute duzen.

Und das ist das Problem: Wie soll man etwas abschaffen, dass sich die Leute fest angewöhnt haben? Wenn man zwar jetzt alles Kindern nur noch das Sie beibringen würde, könnten diese es zwar, aber der Rest der Bevölkerung nicht und das klingt dann schon komisch.

Ich finde auch nichts Schlimmes dabei, Leute zu siezen. So kann ich mich wenigstens von manchen Leuten distanzieren. Außerdem gibt es diese Unterscheidung ja auch noch in anderen Sprachen. Um das Deutsche zu verbessern, sollte man meiner Meinung nach erst einmal die Groß- und Kleinschreibung abschaffen, das wäre viel sinnvoller.

» Kampffisch » Beiträge: 923 » Talkpoints: -0,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich weiß zwar nicht, was eine solche Regelung für einen Sinn haben soll, aber hätte kein Problem damit, mir das "Sie" wieder abzugewöhnen. Bis zur vierten Klasse haben wir unsere Lehrer beispielsweise auch geduzt, bis uns dann mitgeteilt wurde, dass wir die Lehrer ab der fünften Klasse siezen müssten. Im ersten Moment dachte ich, dass sich das relativ schwierig gestalten würde, doch bald schon wurde mir klar, dass es eigentlich ziemlich leicht ist, wenn man sich darauf einlässt. Vielleicht lag es daran, dass wir noch Kinder waren, aber ich denke, dass es schon möglich wäre.

Nur bleibt meiner Meinung nach die Frage, was das bringen soll; ich denke, einige Personen sollte man aus "Respekt" siezen, wie es zum Beispiel bei Lehrern der Fall ist. Das "Du" verwendet man meiner Meinung nach nur bei Menschen, die man schon längere Zeit kennt oder bei denen man es für angebracht hält - bei Lehrern würde ich das nie verwenden, da dann ja irgendwie die Autorität verloren geht.

» Piro_08 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Grundsätzlich fällt mir nur ein, dass ich nicht von fremden Leuten, die man nicht leiden kann, oder die einfach asozial rüberkommen geduzt werden will.

Ansonsten fällt das Duzen von fremden Leuten unter Beleidigung oder z.B. Beamtenbeleidigung. Von daher fällt eine Diskussion ohne die gesetzliche Grundlage in unserem tollen Bürokratischen Land eher flach.

» sapperlot » Beiträge: 12 » Talkpoints: 0,00 »



Das "Sie" kann ruhig bleiben. Stört doch niemanden und wie schon so einige hier niedergeschrieben haben erzeugt es ein wenig respeckt dem anderen gegenüber.

Da ich Handwerker bin, dutze ich mich mit meinen Kollegen alle. Auch wenn ein "Gast" in die Werkstatt kommt, wird nicht groß gefragt, sondern gleich gedutzt. Bis jetzt hat sich noch niemand daran gestört. Es fällt mir allerdings dann schwer um zu stellen, wenn ich zum Beispiel meinem Leiter oder einen der Vorstände gegenüber stehe. Da fällt schon ungewollt ein Du. Das ist in der Situation schon unangenehm. Beschwert hat sich allerdings noch niemand!

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» Nostradamos » Beiträge: 375 » Talkpoints: 27,47 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke das ist sogar in Deutschland schon unterschiedlich. Wenn man z.B. hier in Köln in einer Kneipe was zu trinken bestellt, sagt man zum Wirt oder Kellner: "Machste mir 2 Kölsch!". Also wird gedutzt. Ich war zuletzt in Heidelberg und hab mir ein Pils bestellt, auch in der Du-Form, so wie ich es gewohnt bin und ohne nachzudenken. Ich bekam es hingestellt mit den Worten: Lassen SIE es sich schmecken und wenn SIE leer getrunken haben, werden SIE bitte bezahlen und gehen. Immer mit der Betonung auf SIE.

Also ganz ehrlich, ich mach mir nichts daraus, wenn ich gedutzt werde. Ich bin Handwerker und auch alle meine Mitarbeiter sprechen mich mit Vornamen an, so wie ich sie natürlich auch. Obs an der lockeren kölschen Art liegt? Ich weiss es nicht.

Übrigens: Wenn DU, lieber Leser, nicht magst dass ich DU zu DIR sage, dann kannst DU mir ja schreiben, ich werde DIR dann mit SIE antworten!

» Fraenky0770 » Beiträge: 22 » Talkpoints: 0,09 »


Ich finde es eine sehr gute Idee, das man zu jedem das gleiche sagen kann und sich dann auch nicht blöd vorkommen muss.

Bei mir ist es zum Beispiel besonders blöd. Ich bin Krankenpflegeschülerin und weiß nie ob ich die Mitarbeiter auf der Station Dutzen oder Siezen soll. Wenn man zu oft Sie sagt, dann glauben viele das man nicht ins Team integriert werden möchte und wenn man zu schnell jemanden dutzt, glauben manche man hat keinen Respekt vor einander. Diese verschiedenen Feedbacks habe ich schon von mehreren Stationen bekommen (da ich jetzt schon in 10 verschiedenen Praktiken war).

Es wird am Anfang sicher für jeden eine Umgewöhnung sein, aber wenn diese Phase einmal überwunden ist, würden wir uns sicher alle leichter tun einander richtig anzusprechen.

» quietscheentchen » Beiträge: 206 » Talkpoints: 3,31 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube gar nicht, dass es überhaupt möglich wäre soetwas "einzuführen". Die Deutschen haben eben einmal diese Unterscheidung und ich kann mir nicht vorstellen, wie man das aus den Köpfen der Leute herausbekommen sollte. Wenn überhaupt, wäre das sicher ein sehr langwieriger Prozess und wirklich alle würden sich am Ende wohl trotzdem nicht daran halten. Das wäre dann besonders merkwürdig, wenn die Hälfte der Deutschen nur noch duzen, die anderen es sich nicht trauen und doch beim "Sie" bleiben.

Mir würde es wahrscheinlich auch schwerer fallen, alle Menschen zu duzen, denn schließlich ist es eine Form von Respekt, wie man seinen Gegenüber anspricht und die meisten haben das von Kind an gelernt. Meist traue ich mich erstmal längere Zeit nicht, einen fremden Menschen, welcher älter als ich ist, mit Du anzusprechen, auch wenn er es mir eindeutig angeboten hat.

Alles in allem denke ich also, dass man alles so lassen sollte, wie es ist. In Sprachen, in denen es keine Unterscheidung in der Anrede gibt, brauchen sich die Leute ja keine Gedanken darüber zu machen, aber wenn es einmal so ist, sollte man dies auch beibehalten.

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» Katara » Beiträge: 1295 » Talkpoints: 5,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie viele die sich bereits zu Wort gemeldet haben vertrete ich auch die Meinung, dass das "Sie" auf keinen Fall abgeschafft werden darf. Ein "Sie" ist für mich immer eine Möglichkeit, einer Person zu zeigen wie sie bei mir steht. Wenn man sich anfreundet kann ja im Nachhinein noch das "Du" angeboten (und gefeiert) werden. Ich könnte es mir in eine Geschäftsbeziehung absolut nicht vorstellen, den Geschäftspartner zu dutzen. Das würde das ganze Niveau der Verhandlungen gefühlt nach unten ziehen. Ein Gedanke, der mir gar nicht gefällt.

Auch finde ich, dass ein "Du" unter unbekannten Menschen oft negativ belastet ist. Ich verbinde es immer mit einem "Ey du,..". Alles in Allem fände ich es abolut unangebracht, das "Sie" abzuschaffen. Ich gehe aber davon aus, dass der Artikel nur provozieren wollte. Dass eine Abschaffung des "Sie" geplant ist kann ich mir absolut nicht vorstellen. Man klaut doch keine Wörtet. Man stelle sich alleine den bürokratischen Aufwand vor!

» NokiaFreaK » Beiträge: 98 » Talkpoints: -0,06 »


Ich finde die Momentane Regelung eigentlich ganz gut. Das Sie drückt eben doch eine Distanz bzw. auch irgendwie das Verhältnis in dem man steht aus. Ich mein wenn ich geduzt werde stört mich das (noch) nicht. Meine Eltern und ganz besonders mein Vater finden es aber absolut unmöglich wenn sie einfach geduzt werden. Das ist bei ihnen für gute Freunde vorbehalten und nicht für jeden x-beliebigen Menschen.

Natürlich macht es einen Unterschied ob ein Deutscher sie duzt oder jemand der aus einem anderen Land kommt und für den es eben einfach schwer ist zu unterscheiden wann man duzt/siezt. Ich studiere ja in den Niederlanden und bei uns an der Uni ist es Gang und Gäbe, dass man JEDEN mit Vornamen anspricht. Hat den Vorteil, dass irgendwie eine entspannter Atmosphäre erzeugt wird, auf der anderen Seite hatte ich Anfangs schon meine Probleme damit Tutoren, Professoren oder Dozenten einfach mit Vornamen anzusprechen. Da bei uns die Umgangssprache Englisch ist fällt die Differenzierung zwischen du und sie natürlich weg.

Aber das Siezen gehört eben irgendwo schon zu unserer Kultur und alles und jeden zu duzen und mit Vornamen anzusprechen gehört für mich vor allem zur Amerikanischen Kultur und ob man jetzt krampfhaft alles in Deutschland Amerikanisieren muss ist dann die nächste Frage.

» schokobaerchen » Beiträge: 49 » Talkpoints: 0,15 »


Ich finde es gut, dass wir zwischen einem "du" und einem "Sie" unterscheiden. Somit wird eine gewisse Distanz zwischen zwei Personen beibehalten.

Hab das auch unlängst im Fernsehen gesehen, dass Kinder fremde Leute unbedingt mit Sie ansprechen sollen, um auch Leute um sich darauf aufmerksam zu machen, dass es sich wirklich um eine fremde Person handelt. Gerade bei Entführern oder bei Sittenstrolchen (ich weiß, ein schreckliches Thema. Gehört aber hier auch erwähnt) halte ich diese Differenzierung für sehr wichtig.

Im Alltag würde es mir ehrlich gesagt acuh schwer fallen, das "Sie" aufzugeben, da ich nie auf die Idee kommen würde meinen Chef mit "Du" anzusprechen. Selbst wenn er mich explizit darum bittet würde ich öfters ins "Sie" abrutschen.

» Hatebreed » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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