Was macht ein Physiotherapeut im Kindergarten?
Mein Sohn ist 4,5 Jahre alt und geht demnach in den Kindergarten. Nun hat wieder ein neues Kindergartenjahr begonnen und von daher gibt es auch wieder frischen Wind bezüglich diversen Organisationen. So hat mich die Kindergartenleiterin heute angesprochen und mich gefragt, ob ich daran Interesse habe, dass mein Sohn einmal pro Woche im Kindergarten eine Stunde mit einem Pyhsiotherapeuten verbringt.
Mein Sohn hatte lange Zeit ein paar Defizite in der motorischen Entwicklung und war diesbezüglich etwas langsam. In letzter Zeit hat er einiges nachgeholt, aber dennoch ist der motorische Bereich nicht gerade sein starker Bereich, wobei er nun auch nicht mehr wirklich im Defizitbereich ist. Aber da so eine Stunde denke ich zumindest sicher nicht schaden wird, habe ich einmal zugesagt. Die Stunde wird auch entweder mit ihm alleine oder maximal mit einem zweiten Kind sein.
Was genau in dieser Stunde gemacht wird, konnte sie mir nicht sagen. Da werde ich noch ein Gespräch mit dem Physiotherapeuten direkt haben. Dennoch möchte ich da ein wenig "vorbereitet" sein und so würde es mich interessieren, was man in so einer Physiotherapiestunde im Kindergarten normalerweise macht.
Meine Kinder haben alle eine leichte Skoliose und sie haben als Kinder Stunden beim Physiotherapeuten verschrieben bekommen. Dort haben sie spielerisch sportliche Übungen gemacht. Ich denke, das wird im Kindergarten auch so laufen. Es waren Übungen mit großen Bällen, eine spezielle Rückengymnastik und ein spielerisches Training für eine richtige Haltung. Auch in der Grundschule gab es das sogenannte Sonderturnen. Das hat zwar kein Therapeut abgehalten, sondern die Sportlehrerin, aber es waren ähnliche Übungen. Ich finde es gut, dass der Kindergarten das anbietet.
Soweit ich weiß, wird da auf kindgerechte Art und Weise versucht, Haltungsschäden vorzubeugen und insgesamt die Motorik zu verbessern, wo leider einige Kinder ja viele Defizite haben. Es soll angeblich Kinder geben, die nicht auf einem Bein stehen können. Ich meine, solche Defizite sollen da erkannt und möglichst gleich behoben werden, sodass daraus erst gar kein größeres medizinisches Problem wird und das Kind in der späteren Zeit eine altersgemäße Motorik entwickelt und seine ganzes Potenzial ausschöpft.
Ich kenne einen Physiotherapeuten, der ebenfalls mit einer Kollegin regelmäßig in einen Kindergarten geht, um dort Übungen mit den Kindern zu machen. Dabei geht es wohl einfach darum, zu erkennen, wo die Kinder Probleme haben und diese Probleme dann spielerisch zu beheben. Für die Kinder ist es ein Spiel, aber mit dem Spiel werden eben die Bereiche gefördert, die noch nicht so ausgeprägt sind, ohne dass die Kinder es richtig merken und von den Übungen genervt werden.
Mir stellt sich da einfach nur die Frage, wovon wird der Physiotherapeut bezahlt? Physiotherapie wird ja aufgrund eines Leidens bzw. Beschwerden verordnet und vorher hat ein Arzt untersucht.
Meine Kinder haben auch Probleme mit den Gelenken, aber einfach so auf Verdacht. Ich finde Sport im Kiga völlig okay, aber nicht im therapeutischen Sinne einfach so!
Elflein: Der Physiotherapeut wird von der Krankenkasse bezahlt werden. Ein ärztliches Attest zu bekommen ist im Fall von meinem Sohn nicht schwer. Der hat eine ziemlich lange Krankenakte. Seine Gelenke sind in Ordnung, aber es sind ein paar Defizite in der Motorik noch da, obwohl ich sehr viel mit ihm unternehme: Wir sind sehr viel draußen: wandern, spazieren gehen, Spielplätze, üben auch so oft es geht diverse Balanceübungen zu machen, Schwimmen, Herumtoben, Indoorspielplätze und so weiter.
Im Kindergarten wird auch viel auf regelmäßige Bewegung wert gelegt. Sie haben einen großen Garten mit vielen Spielgeräten, einen sehr gut ausgestatteten Turnsaal den sie auch nutzen. Zusätzlich zum Turnen mit der Kindergartenpädagogin haben sie auch noch einen Turnverein im Kindergarten der ein eigenes Turnprogramm anbietet. Auch dort war mein Sohn angemeldet.
Trotzdem hat er durchaus noch Probleme vor allem beim Gleichgewichtssinn, Klettern und so weiter. Es ist auch so, dass er noch immer mit einem Fuß Stufen steigt. Das ist für ein fast 5 jähriges Kind auch nicht im "Normalbereich". Also die Stufen hinauf geht er mit beiden Füßen, aber hinunter steigt er mit einem Fuß, stellt den zweiten dazu und dann wieder mit einem hinunter und so weiter. Auf einem Bein hat er auch lange nicht stehen können, inzwischen kann er es für ein paar Sekunden. Auf einem Bein hüpfen geht noch nicht wirklich.
Mein Sohn mag das Prinzip von Versuch und Irrtum nicht. Was er nicht kennt oder was er nicht kann, übt er auch nicht. Da braucht er enorm viel Motivation. Er ist allerdings sehr bewegungsfreudig. Ich kann mit ihm durchaus 10 km eine Bergwanderung machen. Die Ausdauer hat er, aber bei gewissen Geschicklichkeitsbereichen hapert es zum Teil. Von daher hoffe ich / kann ich mir vorstellen, dass da ein Physiotherapeut durchaus ein wenig bewirken kann. Ich werde es zumindest einmal ausprobieren.
Ich würde da auf jeden Fall zugreifen, weil dir das viel Rennerei erspart. Die Motorik ist nämlich auch bald für seine Leistungen in der Schule wichtig. Die Einschulung ist ja nun auch nicht mehr allzu weit weg und vielleicht schon zum Beginn des nächsten Schuljahres? Da geht es eben nicht nur um die Note in Sport. Wenn Kinder Probleme mit der Motorik haben, dann kann sich das zum Beispiel negativ auf das Verständnis von Mathematik auswirken, weil die Grundlagen für das Verständnis der Zahlen eng damit verbunden sind, wie man als Mensch die Raumerfahrung erlebt und verstanden hat. Man hat zum Beispiel fest gestellt, dass Kinder, die Problem mit dem Rückwärts laufen haben auch schwerer das Minus-Rechnen erlernen.
Wenn die Grobmotorik schon einige Baustellen aufweist, wäre es interessant zu wissen, wie es bei deinem Sohn mit der Feinmotorik aussieht? Zumindest vermute ich da auch mögliche Schwierigkeiten, wenn du schreibst, dass es bei Geschicklichkeitsbereichen hapern soll bei deinem Sohn. In dem Fall wäre es vielleicht sogar eine Idee, über ein paar Sitzungen bei einem Ergotherapeuten zusätzlich nachzudenken. Die sind nämlich die Fachleute für so etwas. Was man im Vorfeld vor der Einschulung schon beheben kann, kann in der Schule gar nicht mehr so stark zum Problem werden. Gerade beim Schreiben ist nämlich die Feinmotorik sehr wichtig.
Ohne deinen Sohn je gesehen zu haben, kann ich da natürlich nur pauschal was sagen. Aber an deiner Stelle würde ich ihn auf jeden Fall mal einem Physiotherapeuten und einen Ergotherapeuten vorstellen, der sich auf Kinder spezialisiert hat. Wenn die sagen, dass derzeit keine Förderung nötig ist, ist es schön, wenn nicht, hat man das gute Gefühl, sein Kind nach allen Möglichkeiten unterstützt zu haben. Da so etwas ja sehr spielerisch gemacht wird, wird das dein Kind auch nicht belasten.
Die Feinmotorik ist bei meinem Sohn sehr gut ausgeprägt. Da würde ich sogar sagen, dass er über dem Durchschnitt liegt. Dass es an der Grobmotorik ein wenig hapert liegt wahrscheinlich auch daran, dass er eben generell eher ruhig ist. Er ist durchaus bewegungsfreudig und sitzt nicht nur herum, ganz im Gegenteil. Aber wenn er sich bewegt, dann ist das eben kein wildes Herumtoben. Er läuft zwar durchaus auch sehr gerne, aber da läuft er auch lieber länger und dafür ein wenig langsamer als kurze Strecken schnell. Er ist ein klassischer Ausdauermensch.
Wie gesagt, ich kann mit ihm den ganzen Tag in den Bergen wandern gehen. Da fragen mich viele, wie ich das machen, weil ihre Kinder die Geduld dazu nicht hätten. Aber woran es scheitert ist eben, dass er bei Spielplätzen nicht klettern kann oder mag, beim Balancieren hat er Schwierigkeiten, dadurch dass er auch nicht gerne Klettert, sich wo hochzieht oder dergleichen mangelt es ihm zum Teil denke ich auch einfach an der Kraft in den Armen.
Die Feinmotorik ist wie gesagt sehr gut. Er kann für sein Alter sehr schön schon seinen Namen schreiben, Bilder ausmalen, mit kleinen Legosteinen etwas bauen, wackelige Türme bauen ohne dass sie umfallen und so weiter. Demnach denke ich ist ein Ergotherapeut nicht notwendig. Die Physiotherapie werde ich jedoch in Anspruch nehmen
In Kindergärten wird die Motorik gern gefördert und ich gehe davon aus, dass es auch in diesem Fall passieren wird. In Deutschland gibt es spezielle Motologen, die dies übernehmen und ich weiß nicht, ob es diese Berufsbezeichnung und die Ausbildung beziehungsweise das Studium auch in Österreich gibt. Dagegen würde eben die spezielle Physiotherapie durch den Physiotherapeuten sprechen.
Worauf willst Du Dich denn da einstellen? Das Gespräch wird sich schon so entwickeln, dass Du von Deinem Sohn berichten kannst und welche Beobachtungen in der Einrichtung, vielleicht auch durch den Physiotherapeuten gemacht wurde. Dann auch, wo man Deinen Sohn fördern kann, worin man ihn fordern kann und solche Dinge. Ich würde es auf jeden Fall annehmen, sofern der Junge auch gut mit dem Therapeuten kann.
In Österreich gibt es die Ausbildung zum Motopädagogen. Ich denke einmal das ist das, was du meinst, steph. Die Motopädagogik ist oft eine Zusatzausbildung, die Kindergartenpädagogen oder Volksschullehrer zusätzlich machen. Man kann sich damit aber auch selbständig machen und soweit ich weiß, geht es da eben genau darum, motorische Defizite auszugleichen.
Eigentlich könnte ich mir vorstellen, dass so ein Motopädagoge durchaus sehr passend wäre. Vielleicht sogar noch mehr als ein Physiotherapeut? Ich kenne da nun nicht so genau den Unterschied. Ich weiß eher was ein Motopädagoge macht, aber weniger welche Aufgaben ein Physiotherapeut macht. Ich denke aber, dass sich die beiden Berufe durchaus ähnlich sind. Nur geht es beim Motopädagogen eher mehr um die Pädagogik und beim Physiotherapeuten ist denke ich eher der gesundheitliche Aspekt im Hintergrund, wobei der bei der Motopädagogik sicher auch ein großer Hintergrund ist.
Finanziell wird es denke ich auch ein Unterschied sein, weil wenn ich richtig informiert bin, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Physiotherapie, aber nicht für eine Motopädagogikstunde. Kann aber auch sein, dass ich mich da irre.
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