Anleitung - Rosen veredeln

vom 27.04.2008, 20:10 Uhr

Angeregt durch diesen Beitrag Veredelung bei Rosenstock weggeschnitten? möchte ich hier erklären, wie die Veredelung von Rosen prinzipiell funktioniert. Mit dem entsprechendem Werkzeug und Geschick ist es eigentlich ganz einfach, auch wenn etwas Erfahrung das ganze leichter macht. Eine Rose veredeln klingt schwer, ist es jedoch im Grunde nicht.

Bei Rosen und deren Veredelung handelt es sich um eine Form der vegetativen Vermehrung - im Grunde ist es immer das gleiche, egal welche Technik, ob nun Okulieren oder Pfropfen, angewandt wird. Veredeln bedeutet hier, dass man versucht eine "höherwertige" Pflanze auf eine "minderwertige" aufzusetzen. Höherwertig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich oft um Pflanzen handelt, die vom Menschen aufgrund ihrer Schönheit oder ihrer Früchte geschätzt wird, minderwertig das Gegenteil. Zuchtpflanzen, welche allgemein als höherwertig gelten sind jedoch oft wesentlich anfälliger für Schädlinge und Krankheiten und wachsen langsamer - bei minderwertigen Pflanzen ist ebenfalls das Gegenteil der Fall, da es sich hierbei meist um Wildwuchs handelt. Durch das Veredeln vermengt man praktisch die Zuchtpflanze mit der Wildpflanze um am Ende eine schnellwachsende, schöne, ertragreiche und gleichzeitig möglichst resistente Pflanze zu erhalten. Also im Grunde die Vorteile beider Pflanzen verbinden, die Nachteile eliminieren. Und so schwer ist es nicht.

Bei Veredeln von Rosen verbindet man in der Regel eine Wildrose mit einer Zuchtrose - Wildrosen haben im Gegensatz zu dieser kräftiger und schneller wachsende Wurzeln, daher werden sie als Unterlage genommen. Unterlage bedeutet, dass diese Pflanze praktisch die Basis für jene bildet, die man darauf aufsetzen möchte. Gelingt dies, spricht man von Veredelung (der minderwertigen Pflanze).

Wildrosen als Unterlage bekommt man meist bei Gärtnereien oder Rosengärtnern - meist müssen diese vorbestellt werden, aber im Zeitalter der Discount Gartenbaumärkte liegt sowas auch oft auf Lager. Die Wildrosenunterlage muss entweder im Frühjahr oder im Herbst eingebracht werden - Veredelt wird prinzipiell im Sommer, da hier die Erfolgsquote am höchsten ist.

Bei der Rosensorte die mit der Unterlage veredelt werden soll geht man wie folgt vor: Zuerst werden Reiser, also Zweige, geschnitten von denen man die Dornen und Blätter entfernt. Rosen werden okuliert, was im Grunde verrät wie das ganze abläuft: Man entfernt nun von den Stiehlen die sogenannten "Augen" (Oculus) mittels eines scharfen Messers. Die Augen sind die Wachstumszonen, also jene Zonen, aus denen vorher die Blätter wuchsen. Diese sollten nicht zu flach und nicht zu dick entfernt werden: 1 - 2 mm Tiefe bei einer Gesamtfläche (Länge des so entstehenden Schildes) von 2 cm sind ideal. Wenn man noch Schnittrosen übrig hat kann man das Verfahren an diesen üben.

In die Stengel der WIldrose / Unterlage schneidet man anschließend eine Tasche mittels eines T Schnittes. Hierzu verwendet man erneut das Okuliermesser und schneidet die "Haut" der Wildrose zweimal ein - längs und quer in Form eines Ts. Der Schnitt sollte nicht zu tief sein, da ansonsten die Wachstumszonen der Unterlage beschädigt werden. Danach wird das Auge in die so gebildete Tasche eingeschoben und wieder mit den dreieckigen Seitenflügeln bedeckt. Anschließend wir der aus dieser Tasche überstehende Teil des Schilds mit dem Okularmesser entfernt und das eingeschobene Auge, z. B. mit einem Gummiband, fixiert.

Hat man alles richtig gemacht wird die Wachstumsschicht des Auges mit der der Unterlage in dem Stengel verwachsen und nach einigen Wochen wird das Auge austreiben.

Ist dies soweit geglückt werden nun die Wildtriebe im Frühjahr oberhalb der Veredelungsstelle gekappt und die restlichen tief abgeschnitten um ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Die Wildtriebe sollte also nicht bei oder kurz nach der Veredelung entfernt werden, da dies den Erfolg beeinträchtigt.

Übrigens: veredelt wird immer möglichst tief, die Regel lautet: 3 Finger breit unter die Erde ! Gründe:
- optische und ästhetische Gründe, damit nicht jeder die Veredelungsstelle und den "Knick" sieht
- Schutz der Veredelung um Schäden durch Frost oder Trockenheit zu vermeiden

Wer Probleme mit einer tiefen Verdelung hat sollte die Unterlage im Frühjahr locker einpflanzen, "sacken lassen", veredeln und dann Erde auf dem normalen Bodenniveau anhäufen. Die Frostgefahr ist bei veredelten Rosen nicht zu unterschätzen, daher sollte man im Winter, auch wenn die Veredelungsstelle tief, liegt zusätzlich Erde anhäufen und im Frühjahr wieder abhäufeln, da Licht Neuaustriebe in Bodennähe begünstigt.

Sollten noch einmal Wildtriebe durchbrechen empfehle ich die Erde abzuhäufen um die möglichst tief zu kappen um die Versorgung und das Wachstum der veredelten Pflanze nicht zu beeinträchtigen. Der Abschnitt sollte nicht nahe der Oberfläche erfolgen da, siehe im Frühjahr abhäufen, so das Wachstum und ein starker Austrieb begünstigt werden. Die Schnittstelle ist, um Pilzkrankheiten vorzubeugen, danach mit Wundbalsam abzudecken. Diesen gibt es entweder bei Gärtnereien oder im Gartenbaumarkt. Bis dieser abgetrocknet ist keine Erde anhäufen, erst danach! Wildtriebe erkennt man meist daran, wenn man die Wuchsform nicht mehr im Kopf hat dass sich die Blätter von denen der Zuchtrose stark unterscheiden: Sie sind meist blasser, dünner, kleiner und graziler als die der Zuchtrose.

Übrigens: Rein theoretisch kann man eine Vielzahl von verschiedenen Rosen auf eine Unterlage veredeln und sich so einen Rosenstock mit verschiedenen Rosen zusammenmixen.

Zum Abschluss: Prinzipiell kann man so alle Zuchtrosen und Rosen die es im Supermarkt zu kaufen gibt auf Wildunterlagen okulieren wenn sie sehr gut gefällt - aber: diese Rosen sind lizenzrechtlich geschützt, somit darf man sie zwar im eigenen Garten haben und kultivieren, jedoch nicht verkaufen!

Momentan bin ich mit der Veredelung meiner Rosen durch - wenn ich mal wieder welche kaufe liefere ich noch erklärende Bilder zu den Arbeitsschritten nach.

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