Burnout etabliert sich als Renner auf dem Gesundheitsmarkt

vom 27.03.2013, 21:15 Uhr

Gerade lief ein Bericht im TV über das Thema Burnout (kann den Ausdruck schon langsam nicht mehr hören) worüber berichtet wurde, dass gerade beim Thema Burnout mal so richtig Kasse gemacht wird, sich als absoluter Renner auf dem Gesundheitsmarkt etabliert und die Tendenz weiterhin steil nach oben zeigt. Eine 3-wöchige Burnout Kur kostet mal lockere 3000 Euro, aber unter 6 Wochen kommt da selbstredend kaum ein Patient raus.

Auch andere Einrichtungen haben diesen Markt natürlich mittlerweile für sich erkannt und bieten Burnout Vorträge, Vorsorgetrainings und Seminare bis zum abwinken an. Was soll man denn von diesem ganz Burnout-Gezeter noch halten? Etabliert sich hier ein Milliardenmarkt der natürlich von geeigneten Stellen flankiert und legitimiert wird? :think:

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» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hier etabliert sich nicht gerade erst ein Markt. Er existiert bereits. Es gibt in meinem Einzugsgebiet 3 Kurheime, die nur Burnout-Opfer behandeln. Nicht zu sprechen von den ganzen Trainern und Coaches, die Kurse und Einzelbehandlungen gegen Burnout anbieten.

Vor kurzem habe ich mit einem Trainer gesprochen, der die 2. Ebene eines großen Konzerns in Österreich zur Burnout-Vorsorge ein Wochenende lang beraten hat. Die Teilnehmer haben sich die Tipps zu Herzen genommen und ihr Verhalten geändert. Der Trainer bekommt aber zukünftig keine Aufträge der Firma mehr.

Das soll heißen, oft sollen diverse Seminare nur zur Abwehr von Vorwürfen gegen den Arbeitgeber dienen.

» baecki01 » Beiträge: 26 » Talkpoints: 12,06 »


Bei dem Thema habe ich auch langsam das Gefühl, dass sich hier eine neue "Volkskrankheit" entwickelt. Mir geht es auch so, dass ich dieses Wort allmählich nicht mehr hören kann, weil es mittlerweile zu oft gebraucht wird. Die Preise für eine solche Kur kannte ich noch nicht, aber die finde ich auch erschreckend hoch. Wenn man wirklich von dieser Krankheit betroffen ist, ist es sicher sehr unangenehm. Ich war auch mal kurz davor, mich in ärztliche Behandlung zu begeben, weil ich vermutet habe, kurz vor einem Burnout zu stehen. Das war aber, bevor diese Erkrankung von den Medien so aufgebauscht wurde.

Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass durch die häufige Berichterstattung viele Menschen einen neuen Markt für sich entdeckt haben und diesen natürlich auch nutzen oder auch ausnutzen. Dann kommt diesen Menschen die häufige Berichterstattung natürlich auch zugute und sie werden dafür sorgen, dass es damit weitergeht. Ich sehe die Sache auch kritisch. So schlimm ein Burnout ist, durch diese Art des Umgangs damit wird die Krankheit auch ein Stück weit unglaubwürdig, weil viele plötzlich angeblich darunter leiden. Wenn man dann wirklich betroffen ist, hat man sicher einige Probleme, das auch glaubhaft zu versichern.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Burnout ist eine Volkskrankheit. Burnout ist schick, modern, das ist ein Wort, das man in den Mund nehmen kann, das klingt nach etwas, das ist Englisch, da muss sich keiner schämen, wenn er sagt, ich habe Burnout. Es verwenden mittlerweile so viele, die "Burnoutindustrie" boomt, alle haben Burnout.

Ich glaube im Übrigen den meisten Menschen, dass sie tatsächlich "Burnout" haben, wenn sie es sagen. Es ist eine ernst zu nehmende Krankheit, über die man sich nicht lustig machen sollte und die in Behandlung gehört. Das Interessante ist dabei nur, dass sich dahinter wahrscheinlich einfach nur eine ganz andere Krankheit versteckt (bzw. ein Komplex an Krankheiten), die man in unserer Gesellschaft bislang immer verstecken musste: eine Depression.

Ich hatte erst letztens eine gute Unterhaltung mit dem Psychologen auf einer Station. Er sagt, dass der Begriff "Burnout" eine kleine Merkwürdigkeit im "Krankheitsregister" sei. Man diskutiert viel darüber, aber man geht davon aus, dass Burnout einfach "nur" eine Art eben von Depression ist. Dem stimme ich absolut zu.

"Burnout"; schon das Wort steht für Fassade, finde ich. Man weiß gar nicht so richtig, wo das auf einmal herkommt, also das Wort. Ob es die Medien, die Industrie hervorgebracht haben oder ob das jemand war, der einen Weg gesucht hat, um das schwere Krankheitsbild der Depression mal zum Thema machen, damit man endlich darüber reden kann, damit sich Betroffene nicht mehr verstecken müssen, sondern zum Arzt gehen, sich helfen lassen und damit Menschen mit Depressionen nicht mehr verurteilt werden.

Burnout war lange ein anerkanntes Krankheitsbild. Es taten sich Menschenmengen auf, die auf einmal dazu gestanden haben, Burnout zu haben. Für mich ist das ein kleiner Aha-Effekt, denn die Dunkelziffer an Patienten mit Depressionen wird deutlich höher geschätzt, als die, die sich tatsächlich auch in Behandlung begeben. Die Ursachen sind oft Angst und Scham. All die ganzen Betroffenen von Depressionen haben sich erhoben, haben die Gelegenheit genutzt, um in diesen Burnout-Zug mit einzusteigen. Das ist ein Phänomen. Und das war im Grunde genommen sehr gut!

Aber zum Problem wird es jetzt wieder, wenn viele zu viel vom Burnout gehört haben und genervt sind und die Menschen jetzt wieder verurteilen, weil sie eine "Modekrankheit" vorgeben. Auch für die Patienten selbst könnte es problematisch werden, denke ich, wenn sie das einzige Problem nur hinter den Ansprüchen auf Arbeit sehen. Ich kann mir vorstellen, dass es Patienten geben wird, Manager, viel Beschäftigte, die jetzt sagen: was, Persönlichkeitsstörungen, was, Depressionen, Psychosen, Neurosen, niemals, ich habe doch NUR Burnout! Ich habe nur zu viel gearbeitet!

Ich denke nämlich nicht, dass das einzige Problem die Überlastung durch Arbeit ist. Ich denke, dass das nur die Spitze vom Eisberg ist, aber dass das viele Patienten nicht eingestehen können, weil sie sich hinter dem Begriff "Burnout" verbarrikadieren. Und da können Arzt und Psychologe schwer ansetzen, wenn der Patient keine oder keine ausreichende Krankheitseinsicht hat. Die meisten Menschen sehen die Ursachen hinter ihren seelischen Erkrankungen bei den anderen, bei Dingen, die von außen kommen. Aber da kommt auch ganz viel von innen; krankheitsbedingt eben.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann es auch nicht mehr hören, denn jeder der etwas gestresst von der Arbeit kommt und mal zum Arzt geht, leidet heutzutage an dem Burnout Syndrom. Selbst mein Arzt meinte einmal zu mir, als ich ihn wegen einer Erkältung aufsuchte, das ich an einem Burnout leiden würde. Hallo, ich wollte eigentlich nur etwas gegen meinen Husten und meine Halsschmerzen und nicht gleich total abgeschrieben werden. Meiner Meinung nach ist diese Volkskrankheit doch zu extrem ausgeartet und sobald man etwas Stress hat, was ja normal ist, wenn man arbeitet, dann hat man Burnout.

Anscheinend haben einige Menschen erkannt, das man damit viel Geld verdienen kann und andere haben erkannt, das sie eine Ausrede für ihre Faulheit gefunden haben. Wie haben es denn die Menschen früher, die teilweise im Bergbau tätig waren, ohne Burnout überlebt? Oder all die anderen Menschen, die früher geackert haben, wie verrückt. Da war noch keine Rede von solchen Erkrankungen. Anscheinend kann man mit dieser Krankheit heutzutage sehr viel Geld verdienen, denn sonst wären ja sicherlich nicht so viele davon betroffen. Ich finde einfach, das es sich hierbei nur um eine medizinisch unterstützte Ausrede handelt, wenn man nicht wirklich arbeiten möchte oder einfach nicht mit Stress umgehen kann. Wenn das ganze nicht so aufgebauscht werden würde, dann wären auch sicherlich kaum Leute daran erkrankt. Aber es hört sich eben besser an, wenn man sagt, das man unter Burnout leidet, als wenn man zugeben muss, das man keine Lust auf arbeiten hat.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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