Trennung und die Kinder haben zwei zu hause
In meinem Freundeskreis haben sich letztes Jahr ein Paar getrennt. Kurz vor Weihnachten ist der Mann meiner besten Freundin ausgezogen. Er ist aber in die Nachbarschaft gezogen in eine 3 Raum Wohnung. Auch meine Freundin wohnt in einer 3 Raum Wohnung. Die beiden Mädchen (Zwillinge) haben ein gemeinsames Zimmer bei meiner Freundin in ihrem gewohnten zu hause und auch ein Zimmer beim Vater, was voll eingerichtet ist. Die Kinder sind 4 Jahre alt und können praktisch immer selber entscheiden, wo sie gerade sein wollen.
Bisher ist es so, dass sie, wenn sie aus dem Kindergarten kommen dann zu dem Elternteil gehen, welches sie auch abgeholt hat. Wenn sie dann draußen spielen, dann kann es durchaus vorkommen, dass sie dann beim anderen Elternteil bleiben. Absprachen sind nicht unbedingt da. Das jeweilige Elternteil sagt beim anderen nur telefonisch Bescheid, wenn die Kinder bei ihm ist.
Wie findet ihr es, wenn die Kinder quasi zwei zu hause haben? Ich persönlich denke, dass die Kinder überfordert sind und nicht wissen, was sie machen sollen und dass es für die Entwicklung auch nicht gut sein kann, wenn sie kein festes zu hause haben, sondern zwei zu hause. Würdet ihr so was machen? Auch, wenn der Vater im Nachbarhaus wohnt, welches mit einem Spielplatz verbunden ist?
Meine Freundin und der Noch-Ehemann halten das für die beste Lösung, damit die Kinder kein Elternteil vermissen müssen und selber entscheiden können, wo sie gerade hin gehen. Es passiert auch schon mal, dass ein Kind beim Papa ist und ein Kind bei der Mama.
Da Kinder meist nach einer Trennung bei der Mutter bleiben, ist es doch in Ordnung, wenn sie dann beim Vater auch ein eigenes Zimmer haben. Immerhin wollen Kinder auch an den Besuchszeiten nicht jede Sekunde mit dem anderen Elternteil verbringen und brauchen ihre Privatsphäre. Gerade, wenn sie auch bei den Besuchen dort übernachten, halte ich das für wichtig, dass Kinder einen Ort haben, wo sie sich mal zurück ziehen können.
Von den Regelungen, dass Kinder quasi zwei Wohnsitze haben, halte ich persönlich nichts. Denn sie fühlen sich meist bei keinem Elternteil wirklich heimisch. Vor allem ist dieses ständige Wechseln nach wenigen Tagen für einen geregelten Tagesablauf nicht wirklich zuträglich. Solange die Kinder noch nicht zur Schule gehen, mag das halbwegs funktionieren, da man im Kindergarten doch noch freier entscheiden kann, wann man das Kind bringt und abholt.
Kommen die Kinder dann zur Schule wird es eher Probleme geben. Zumindest sind mir nur Fälle bekannt, wo die Kinder durch dieses Hin und Her recht belastet sind. Selbst wenn es eine Regelmäßigkeit gibt und nur alle zwei Wochen gewechselt wird, muss sich ein Kind ständig umstellen. Denn der Alltag sieht bei den Eltern unterschiedlich aus und es ist schwer für Kinder ständig seine Abläufe umzustellen.
Ich finde die Regelung ehrlich gesagt auch nicht so optimal. Ich denke, ein Kind sollte ein festes zu Hause haben. Das bedeutet ja nicht, dass das andere Elternteil die Kinder dann überhaupt nicht sehen kann. Vor allem das Wochenende bietet ja eine gute Möglichkeit, mit den Kindern etwas zu unternehmen, wenn sie nicht sowieso bei einem wohnen.
Ich denke, die Kinder fühlen sich dabei auch nicht so wohl. Wenn sie noch kleiner sind finde ich es weniger unproblematisch, da sie sich dann wohl einfach daran gewöhnen, zwei Zuhause zu haben. Grundsätzlich denke ich, dass man kleine Kinder an so ziemlich alles gewöhnen kann. Für manche ist es ja auch unvorstellbar, dass die Eltern überhaupt getrennt sind und nicht mit den Kindern gemeinsam zusammen leben. Für mich ist das aber etwas ganz normales, weil ich es seit meinem sechsten Lebensjahr nicht anders kenne, dass meine Eltern getrennt sind. Aber die anderen kennen es eben nicht so, weil ihre Eltern schon immer zusammen sind und auch gewohnt haben.
Aber ich denke, dass, wenn die Kinder es bisher gewohnt sind, ein Zuhause zu haben, die Umstellung doch ziemlich schwer fällt. Irgendwie ist es auch blöd, wenn sie Freunde zu sich einladen und die Freunde dann immer woanders hin eingeladen werden. Und auch mit den zwei Kinderzimmern stelle ich es mir schwierig vor. Dann möchte man als Kind zum Beispiel Playmobil spielen, aber das Playmobil ist in dem Kinderzimmer bei der Mutter und man ist gerade aber bei dem Vater, wo es nur Lego gibt. Das stelle ich mir schon ziemlich doof vor, auch wenn das jetzt wie ein Luxusproblem klingt.
Ich vermute mal, dass die Kinder, je älter sie werden, eine Vorliebe für ein Elternteil entwickeln werden. Man sollte auf jeden Fall immer aufmerksam sein, was die Kinder wollen und das eventuell auch nur als vorübergehende Lösung ansehen, bis die Kinder eben selbst entscheiden können, bei welchem Elternteil sie lieber wohnen wollen.
Zuerst einmal sehe ich persönlich an dieser Regelung ein Problem, das mit der Aufsichtspflicht der beiden Elternteile zusammenhängt. Wenn scheinbar nicht klar ist, bei welchem Elternteil die Kinder nach ihrem Aufenthalt auf dem Spielplatz zu erscheinen haben, kann es schnell zu Irritationen kommen. Natürlich kann man immer sagen, dass sich möglichst umfassend per Telefon abgesprochen wird, aber ich hätte da meine Zweifel, ob das immer funktionieren kann. Was ist, wenn die Kinder beim Vater sind und die Mutter mal nicht erreicht werden kann und sich sorgt? Oder was ist, wenn Kinder das alles ausspielen und beiden Elternteilen erzählen, sie wären beim jeweils Anderen, um sich ein bisschen elternfreie Zeit zu verschaffen? Ganz davon abgesehen kann ein bisschen mehr Planung auch für die Eltern selbst wunderbar erlösend sein, ein freier Abend mit eventueller Verabredung kann nun wirklich besser genossen werden, wenn man nicht jeden Moment damit rechnen muss, unangemeldeten Besuch von den Sprösslingen zu bekommen.
Diese Problematik außer Acht lassend gebe ich Punktedieb insofern recht, dass Kinder feste Tagesabläufe und eine gewisse Sicherheit benötigen, gerade im Schulalter wird diese meiner Meinung nach unabdingbar und es kann für Kinder kaum sinnvoll sein, sich an zwei verschiedene Abläufe zu gewöhnen und sich unregelmäßig umstellen zu müssen, zumal irgendwann auch ein Alter kommt, indem Kinder wohl bewusst in das andere Zuhause flüchten würden, wenn es Ärger mit der Mutter bzw. dem Vater gibt. Dass beim Vater ein eigenes Zimmer für die Kinder vorhanden ist, finde ich wiederum toll, denn auch beim Vater haben Kinder ein Bedürfnis nach Rückzug und ein bisschen Privatsphäre. Allerdings wäre es wohl vermutlich doch besser, feste Zeiten zwischen den Elternteilen zu vereinbaren und die Kinder beispielsweise über das Wochenende dem Vater anzuvertrauen.
Also ich bin auch ein Scheidungskind und leider ist es im Moment sogar so, dass sich mein Vater wieder trennen wird. Eigentlich stört mich das nicht so wirklich, allerdings wird dann auch meine Schwester mit meiner Stiefmutter weggehen und dann auch noch in ein anderes Land.
Als sich meine Eltern geschieden haben war es so, dass ich jedes zweites Wochenende zu meinem Vater gegangen bin. Ich habe vier Jahre bei meiner Mutter gelebt und wollte danach für immer zu meinem Vater. Leider war es immer so, dass der Elternteil, bei dem ich nicht gelebt habe, in einem anderen Land war. Beziehungsweise bin ich in einem anderen Land gewesen. Als ich bei meiner Mutter gelebt habe, war mein Vater in Ägypten und als ich dann zu meinem Vater gezogen bin, sind wir gemeinsam in die Schweiz gezogen. Ich fand das immer wieder schlimm und hätte mir lieber gewünscht, dass meine Eltern nah beieinander wohnen würden, da ich dann beide Elternteile gleichmäßig hätte sehen können.
Deswegen finde ich es eine gute Idee, wenn man es so lösen kann, wie du es beschrieben hast. Das ist einfach nur eine sehr coole Lösung und ich hätte es mir auch sehr gerne so gewünscht.
Ich finde das gar keine so schlechte Lösung, aber auch nicht ganz perfekt. Sicher haben sie zwei zu Hause, aber irgendwie sollten sie doch ein Zu Hause haben wo sie so wirklich hin gehören. Ich finde es super wenn sie immer zum anderen Elternteil gehen können wenn sie möchten, aber irgendwie sind zwei Zuhause für Kinder immer ein wenig anstrengend. Ich finde das man das auch noch ein wenig anders lösen könnte, aber der Lösungsansatz wäre schon so in der Art wie ich es vermutlich auch machen würde.
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