Trennungskinder, wie habt ihr die Trennung erlebt?
Durch den Thread Vater verkauft Sachen der Kinder bin ich darauf gekommen, wie es eigentlich den Kindern in dieser Beziehung gehen mag. Wenn man sich nämlich über Trennungskinder informiert ist es häufig so, dass Erziehungswissenschaftler oder Psychologen über Trennungskinder schreiben und dann Verallgemeinerungen ziehen. Wie die ganz individuelle Perspektive von Trennungskindern aussieht, das würde mich allerdings interessieren.
Klar, eure Erlebnisse als Trennungskinder sind sicher ganz anders, als die der Kinder in dem Fall. Aber vieles ist ja in den meisten Trennungen vergleichbar: Die Kinder erleben, wie sich die Eltern immer mehr streiten und dann schließlich trennen oder sich plötzlich nach einem gewichtigen Zwischenfall trennen. Die Kinder pendeln zwischen den Elternteilen, müssen mit verschiedenen Umwelten klar kommen und eventuell auch anderen Regeln und Erziehungsstilen bei jedem Elternteil. Jedes Elternteil erzählt seine eigene Sicht mehr oder weniger genau den Kindern. Manche Eltern suchen die Kinder als Ersatzpartner und heulen sich bei ihnen aus. Das nur als einige Beispiele.
Wie habt ihr die Trennung eurer Eltern erlebt? In welchem Alter habt ihr gedacht, dass ihr nun versteht, warum die Eltern so handeln wie sie handeln und wann habt ihr das tatsächlich verstanden, wenn ihr heute zurück blickt? Haben eure Eltern versucht den anderen Elternteil schlecht zu reden und wie habt ihr da reagiert und wie habt ihr euch gefühlt? Habt ihr vielleicht den Kontakt zu einem Elternteil abbrechen wollen oder sogar abgebrochen? Was würdet ihr heute vielleicht anders machen, wenn ihr mit dem Wissen von heute noch mal in der Situation damals wärt? Warum wart ihr euren Eltern böse? Was haben eure Trennungseltern gut gemach und was hättet ihr euch von ihnen gewünscht? Habt ihr Geschwister und hat das euch über die Trennung hinweg geholfen?
Meine Eltern haben sich getrennt, als ich sechs Jahre alt war. Für mich war es ehrlich gesagt nicht sonderlich schlimm. Es war so, dass mein Vater bereits einige Monate vor der Trennung ausgezogen war, um sich um seinen pflegebedürften Vater zu kümmern. Er lebte aber immer noch in der gleichen Ortschaft wie ich und so habe ich ihn immer noch regelmäßig gesehen. Irgendwann hat er angefangen, nach und nach seine Sachen mit in das Haus seines Vaters zu nehmen. Er hatte oft ernste Gespräche mit meiner Mutter. Dann kam der Tag, an dem er seinen Plattenspieler mitgenommen hat, da kann ich mich komischerweise noch sehr genau daran erinnern. Ich habe gerade "Pumuckl" geschaut und habe zum ersten Mal so richtig realisiert, dass mein Vater nicht hier wohnen bleiben wird, sonst hätte er niemals seinen geliebten Plattenspieler mitgenommen. Ich habe dann ein paar Tränchen verdrückt, aber ich wurde dann von meiner Mutter in den Arm genommen und dann war alles wieder gut.
Das war der einzige Moment, wo ich wirklich traurig war, soweit ich mich erinnern kann. Es wurde dann die Regelung getroffen, dass ich jedes zweite Wochenende bei meinem Vater verbringen werde (mein Opa war mittlerweile verstorben). Ich habe mich dann immer riesig auf diese Wochenenden gefreut, weil mein Vater immer besondere Ausflüge plante. Klar, da er sonst nicht so viel Zeit für mich hatte, wollte er die Wochenenden immer ganz besonders gestalten. Und er hatte wirklich Erfolg damit, denn ich kann mich heute noch an viele tole Dinge und Erlebnisse erinnern, die wir gemeinsam hatten. Mit meiner Mutter dagegen verbinde ich mehr das alltägliche Leben.
Wofür ich immer noch sehr dankbar bin, ist, dass meine Eltern sich nach der Trennung immer noch gut verstanden haben. Die Eltern einer Klassenkameradin von mir haben sich kurz danach getrennt und ich erinnere mich, wie sie im Unterricht geweint hat, weil es so schrecklich für sie war, dass sich ihre Eltern ständig anschreien. Meine Eltern haben das nie getan, zumindest nicht so, dass ich es mitbekommen habe. Und sie können nun auch zusammen sitzen in ihrer Stammkneipe mit dem neuen Freund meiner Mutter, ohne dass es zu giftigen Kommentaren oder ähnlichem kommt. Ganz im Gegenteil, alle verstehen sich wunderbar. Das ist bei einer Scheidung nicht selbstverständlich und deswegen bin ich auch unendlich dankbar dafür.
Als sich meine Eltern getrennt haben, war ich noch ein Baby. Meinen Vater habe ich dadurch nie wirklich gekannt. Darum war die Trennung für mich überhaupt nicht schlimm. Ich habe immer so empfunden, als hätte ich gar keinen Vater. Diese Person existierte in meinem Leben eben nicht und was man nicht kennt, kann man auch nicht vergessen.
Mein größtes Problem war immer, dass ich andere Kinder unbewusst verletzen tat, wenn sie von ihren Vätern sprachen. Als eine Freundin einmal in großer Sorge war, weil ich Vater mit dem Moped umgekippt war, haute ich einfach raus, ist ja nur der Vater. Klar, dass sie richtig sauer auf mich war. Ich habe mich damals ja selbst nicht verstanden. Das Wort Vater nicht für mich nicht diese Bedeutung wie das Wort Mutter. Aber genau aus diesem Grunde habe ich nie unter der Trennung gelitten.
Ich war auch 6 Jahre alt, als sich meine Eltern getrennt haben. So kam es, dass ich zu meinem Schulanfang quasi schon zwei Väter hatte, da meine Mutter sich von meinem Vater getrennt hatte, da sie sich in jemand anderes verliebt hatte, mit dem sie auch heute noch glücklich zusammen ist. Natürlich war ich damals traurig, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich so schwer damit getan hätte, es zu akzeptieren. Ebenso habe ich keines der beiden Elternteile beim jeweils anderen schlecht geredet.
Ich weiß nur noch ganz genau, dass ich mich immer geärgert habe, dass der Umgang zwischen den beiden so kalt und unfreundlich war, zumindest in der Anfangszeit. Das habe ich immer nicht verstanden, erst mit den Jahren kam die Erkenntnis, dass man niemals direkt nach einer Beziehung in eine Freundschaft übergehen kann. Nun können sie freundlich miteinander umgehen.
Durch die Trennung habe ich viele neue Menschen kennengelernt, Stiefgeschwister bekommen und sogar vor 3 Jahren einen kleinen Halbbruder. Ich finde es gut, dass sie sich getrennt haben, denn so sind beide jetzt glücklich.
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