Ist heute noch ein Leben ohne psychische Störung möglich?

vom 12.08.2012, 21:10 Uhr

Die wenigen, die glauben, dass sie keine psychische Störung haben, werden aber bestimmt die Dunkelziffer sein, wenn man den Medien so glauben kann. Denn in einer Zeitschrift beim Arzt, die ich gelesen habe, stand drin, dass die Zahl der disgnostizierbaren Krankheiten von Jahr zu Jahr und gar von Monat zu Monat steift. Die Pharmaindustrie würde sich wohl darüber freuen, weil der Markt dadurch erweitert wird. Einen interessanten Artikel hat hier der Spiegel online veröffentlicht. Da geht es darum, dass Forscher vor Millionen Scheinpatienten warnen.

Wenn man in den Foren im Internet so liest und man eine Recherche anstellen will über die verschiedenen psychologischen Erkrankungen, könnte man meinen, dass die Pharmaindustrie da voll ins schwarze getroffen hat.

Erschöpfte und müde Arbeitnehmer haben Burn Out, unerzogene Kinder haben ADS, wenn man sich nicht mehr vom Sofa erhebt und nur noch die Chipstüte in der Hand hält, dann ist man depressiv. Aber bitte nicht falsch verstehen. Natürlich gibt es auch Kinder, die an ADS oder ADHS erkrankt sind oder Menschen, die eine Depression haben. Aber ständig kommen neue Depressionen hinzu und neue Krankheitsbezeichnungen werden gepusht.

Muss man wirklich, wenn man eine Lebenskrise hat und mehr heulen als lachen kann gleich zu einem Psychologen oder zum Psychiater? Wenn ein Kind nichts mehr im kleinen Hirn speichern kann, liegt es nicht eher an Fernsehen und Computer, die als Babysitter eingesetzt werden? Ist es nicht normal, dass Kinder aggressiv reagieren, wenn sie keine Grenzen kennen? Ist denn alles wirklich eine psychische Störung? Gibt es bald keine gesunden Menschen mehr auf der Welt? Ist es in der heutigen Zeit noch möglich völlig normal zu sein oder gibt es keine Normalität mehr, weil wir alle eine psychologische Störung haben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Vielleicht ist es auch einfach normal, eine psychische Störung zu haben, ohne das daraus nun unbedingt die Notwendigkeit entsteht, etwas dagegen zu machen. Wenn kann körperliche Krankheiten betrachtet, ist es ja auch so. Wie viele Menschen haben etwa eine Sehschwäche, haben Rückenschmerzen, ab und an Kopfweh oder ein Loch im Zahn? Das könnte man alles auch in Form von ärztlichen Diagnosen ausdrucken, d.h. im Prinzip sind all diejenigen körperlich krank, auch wenn die sich gar nicht so fühlen und gelegentliche Kopfschmerzen nicht als Problem sehen.

Genauso ist es doch bei psychischen Störungen. Bestimmt hat jeder mal eine depressive Phase, fühlt sich mal ausgebrannt oder erschöpft. Man kann das als normal ansehen und eben „ertragen“, genauso wie man gelegentliche Kopfschmerzen ertragen kann. Man kann aber auch zu einem Psychologen gehen. Vielleicht geht es damit schneller wieder besser. Aber im Prinzip muss eine Störung, die man als Diagnose formulieren kann, weil sie irgendwelche Störungskriterien erfüllt, ja vom Betroffenen nicht als schlimm interpretiert werden. Erst dann, wenn jemand unzufrieden damit ist, dass er vom Sofa nicht mehr hoch kommt oder wenn jemand andere gefährdet, dann muss man auch was dagegen machen, ansonsten nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Du wirst sicherlich keinen Menschen auf der ganzen Welt finden, der nichts hat. Sowohl körperlich als auch seelisch kann ein Mensch Probleme haben. Aber das heißt ja nicht, das man das auch behandeln lässt.

Viele Menschen haben psychische Probleme. Angststörungen zum Beispiel oder depressive Phasen. Das heißt nicht immer das man sofort zum Psychologen gehen muss, aber bei einer dauerhaften Störung kann man eben muss aber auch nicht dorthin. Du sieht den Psychologen anscheinend, als etwas negativ Behaftetes an, ich sehe das nicht so. Die psychischen Schäden nehmen nun mal durch den Leistungsdruck in der Gesellschaft zu. Alle müssen immer mehr Leistung erbringen. Da kommt es eben nun mal zu Schäden. Sowohl körperlich als auch seelisch. Meiner Meinung nach ist es auch nicht schlimm und früher gab es das aus es war eben nur nicht so anerkannt. Heutzutage darf man sich eben Hilfe suchen. Man kann auch völlig normal sein und krank sein. Das schließt sich nicht aus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In diesem Beitrag geht es mir nicht um die körperlichen Beschwerden, die die Menschen haben, sondern speziell um die psychischen Störungen, die immer mehr werden und wo die Pharmaindustrie ihr Geld mit macht. So viele psychische Erkrankungen wie es heute gibt, gab es nie und immer werden neue bezeichnet, damit immer wieder neue Medikamente geschaffen werden. Der Artikel, den ich verlinkt habe, sagt doch schon viel aus, dass eigentlich sehr viele Fehldiagnosen gestellt werden, was psychische Erkrankungen betrifft, nur damit "das Kind einen Namen hat" wie man so schön sagt.

Ist es nicht enorm, dass bei jedem 20. Kind schon mal ADHS diagnostiziert wurde? Ich will nicht über körperliche Krankheiten diskutieren, sondern nur über die psychischen Krankheiten, ohne die bald kein Mensch mehr hier auf Erden ist, weil die Ärzte sie viel zu schnell diagnostizieren. Ist doch gut, wenn ein Mensch, der immer dicker wird eine Depression hat und man gar nicht mehr untersuchen muss, ob vielleicht eine körperliche Krankheit daran Schule ist. Ist doch gut, wenn man schnell die Diagnose Burn Out stellen kann, wenn jemand ständig müde ist. Warum sollte man dann nach physischen Krankheiten suchen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Normal ist und war noch nie jemand. Nur heutzutage wird nicht mehr toleriert, dass die Menschen verschieden sind und jeder so seine Macken hat. Sobald man ein bisschen von der Norm - was immer das sein mag - abweicht, wird man als psychisch krank definiert. Die Norm ist das Wunschbild, was man von einem Menschen hat, der sich allen gesellschaftlichen Anforderungen ohne Aufbegehren anpasst und dabei noch zufrieden ist. Natürlich gibt es Krankheiten wie ADHS und Depressionen, aber ich glaube auch, dass diese Sachen zu oft und zu früh diagnostiziert werden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde den Spiegel-Artikel ganz schön polemisch formuliert. Etwa wenn es heißt, dass eine pädagogische und keine psychopathologische Betrachtung wichtig sei. Dass sich die Therapie meist genau der erzieherischen und pädagogischen Methoden bedient, die hier gefordert werden, wird natürlich weggelassen. Und ob man dann Eifersucht auf kleine Geschwister "Trennungsphobie" oder schlicht "Eifersucht" nennt, ist doch auch egal, dahinter wittere ich nicht gleich eine Verschwörung der Pharmaindustrie.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Diamante, wenn in deinem Link, ein Kind plötzlich von heute auf morgen nicht mehr in den Kindergarten gehen will und weint, ist das Kind sicherlich nicht psychisch gestört. Ich denke, dass irgendetwas im Kindergarten vorgefallen ist, was unbedingt geklärt werden muss. Aber anstatt das zu klären, werden die Kinder einem Psychologen vorgestellt. So etwas kommt immer mal vor. Solch ein Kind würde ich mir als Scheinpatientin vorstellen können.

Wenn ich deinen Beitrag so lese, muss ich dir recht geben. Es wird für alles und jedes eine Störung diagnostiziert. Viele Arbeitnehmer flüchten sich in ein Burn-Out-Syndrom. Manche von ihnen sind wirklich krank und der Rest? Na, kann sein, dass der es einfach versucht, warum auch immer. Da so viele Menschen neuerdings psychisch krank sind, haben die Psychologen so viel zu tun, dass die wirklich Kranken kaum noch Termine bekommen, um ihre Krankheit in den Griff zu bekommen. Ich denke schon, dass sie darunter sehr leiden und es ihnen auch nicht besser gehen wird.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Die wenigen, die glauben, dass sie keine psychische Störung haben, werden aber bestimmt die Dunkelziffer sein, wenn man den Medien so glauben kann.

Also ich fühle mich eigentlich nicht psychisch gestört. Wobei man diese Aussage wahrscheinlich auch zum Anlass nehmen könnte um bei mir eine psychische Störung zu diagnostizieren, denn es gibt da ja einige, bei denen die Verleugnung ein Teil der Störung ist. :wink:
Ist es in der heutigen Zeit noch möglich völlig normal zu sein oder gibt es keine Normalität mehr, weil wir alle eine psychologische Störung haben?

Vielleicht sollte man sich einfach langsam vom Begriff der Normalität verabschieden, wenn es um Menschen geht. Normalität wird ja entweder über die Mehrheit oder über den Durchschnitt definiert. Bei der Mehrheit hat man oft keine absolute Mehrheit, weil Menschen einfach zu verschieden sind, und deshalb ist auch keine absolute Aussage möglich und wie ein Durchschnitt, also ein durchschnittliches Verhalten aussehen sollte, wüsste ich jetzt eh nicht.
Wenn ein Kind nichts mehr im kleinen Hirn speichern kann, liegt es nicht eher an Fernsehen und Computer, die als Babysitter eingesetzt werden? Ist es nicht normal, dass Kinder aggressiv reagieren, wenn sie keine Grenzen kennen?

Im Prinzip läuft das alles auf das gleiche hinaus - es ist so am einfachsten. Es ist einfacher das Kind vor die Glotze zu setzen als sich mit ihm zu beschäftigen. Es ist einfacher das Kind einfach machen zu lassen als sich mit ihm auseinander zu setzen und ihm Grenzen aufzuzeigen. Es ist auch einfacher das Kind zum Arzt zu schleppen und mit Medikamenten vollzupumpen als seine eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen und an sich selber etwas zu ändern. Und für den Arzt ist es einfacher Medikamente zu verschreiben als sich intensiv mit dem Patienten zu unterhalten, denn für die Zeit wird er nicht bezahlt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ja, ich denke schon dass es noch möglich ist "normal" zu sein, aber mittlerweile gibt es ja wirklich für alles Mögliche eine Diagnose, dazu kommt - meiner Meinung nach - auch noch die Tatsache, dass viele Menschen sich bei jedem Pieps den der Körper macht im Internet umsehen, was das sein könnte; und gerade bei psychischen Störungen ist die Brandbreite an Symptomen doch so groß, dass mindestens eine wohl auf jeden zutrifft. Dass trifft ja besonders auf Burn-Out zu; wie oft habe ich in den letzten Jahren von Menschen gehört, dass sie Burn-Out haben, und das "nur" weil sie mal ein paar stressige Tage auf der Arbeit hatten. Da habe ich oft das Gefühl, dass es einfach ist zu sagen man hätte Burn-Out, als sein Leben und den Stress mal neu anzupacken und selbst zu versuchen, eine Balance zu finden.

Besonders bei Kindern habe ich auch das Gefühl, dass diese gar nicht mehr normal sein können, weil ja wirklich jedes Kind welches nicht 5 Minuten auf dem Stuhl ruhig sitzen kann zum Arzt geschleppt wird. Ich sehe das zur Zeit bei meinem Neffen; der wurde vor seiner Einschulung auch untersucht da er motorisch nicht so auf der Höhe war und Probleme mit Links und Rechts hatte. Dazu kam dann eine angebliche Konzentrationsstörung und noch irgendwelche "Krankheiten" dessen Namen ich schon vergessen habe. In der Schule ist er ganz gut (erste Klasse), nur hat er angeblich immer noch Probleme mit der Konzentration. Das letzte Mal meinte die Psychologin, dass man ihn noch auf eine visuelle Wahrnehmungsstörung (oder so) untersuchen sollte. Meine Schwester ist total verwirrt, da sie seit Jahren mit dem Kleinen von einer Untersuchung zur nächsten rennt; auf die Frage ob denn die Ärztin denkt, dass er da Probleme haben könnte, kam nur: Das müssen Sie selbst entscheiden.

Meine Schwester will natürlich, dass dem Kleinen "geholfen" wird und dass ein Problem, wenn es denn eins gibt, beiseite geschafft wird; nur möchte sie auch nicht jede erdenkliche Ursache untersuchen lassen weil die Ärzte ständig mit etwas neuem ankommen. Sie fragt sich jetzt auch, ob das wirklich nötig ist und mein Neffe eben einfach so ist, wie er ist. Zumal ja auch Erwachsene sich nicht immer und überall 100% konzentrieren können; warum sollte ein Kind das können?

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


In der heutigen Zeit werden leider immer mehr Menschen psychisch Krank. Die liegt teilweise auch an den schrecklichen Arbeitsbedingungen. Aber auch schlimme Ereignisse können zu psychischen Krankheiten führen. Solche Ereignisse sind zum Beispiel ein Todesfall in der Familie oder wenn man Opfer einer Vergewaltigung wurde. Solche Ereignisse können vor allem die labilen Personen unter uns nicht verarbeiten und kriegen daher oftmals einen Nervenzusammenbruch und sind unglücklich mit ihrem Leben.

Um die Fälle von psychisch erkrankten Personen zu verringern, sollten nicht die Arbeitsbedingungen verbessert werden, sondern auch die eigene Sicherheit. Um zum Beispiel einem Verbrechen aus den Weg zu gehen sollte man vor allem in der Dunkelheit nicht alleine auf den Straßen sein. Dadurch passieren viel weniger Verbrechen, wie zum Beispiel eine Vergewaltigung.

Aber auch die Ärzte bzw. Psychologen könnten teilweise eine bessere Ausbildung gebrauchen. Nur so kann man auch den schwierigsten Fällen einer psychischen Erkrankung helfen.

» Stefan569 » Beiträge: 558 » Talkpoints: 1,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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