Machtkampf wegen Alternativmedizin, Professor gegen Prinz

vom 18.07.2012, 14:00 Uhr

Seit zwölf Jahren ist Edzard Ernst britischer Staatsbürger. Der ehemalige Deutsche liebt sein neues Heimatland. Als Professor für Alternativmedizin erforscht er Risiken und Nutzen dieser Medizin in Exeter an der University. Er spricht mit den Medizinstudenten über Homöopathie. Chiropraktik und Akupunktur und auch über Ethik.

Dazu kommen Gespräche über Prinz Charles. Dieser hat vor zwei Jahren mit seiner eigenen Firma Tropfen auf Artischockenbasis herausgebracht. Die Tropfen sollen zur Entgiftung des Körpers sein. Edzard Ernst, der alternative Heilmethoden erforscht, bezeichnet die Tropfen als Quacksalberei. Nun versucht der Prinz, den Professor mundtot zu machen. Die Auseinandersetzungen werden zunehmend aggressiver, in Deutschland und in England. Hier geht es um Macht, Geld und Leid, um lügen und betrügen.

Wirkt ein Placebo genauso gut oder ist die Homöopathie besser in der Wirkung? Ist Chiropraktik gefährlich und Akupunktur? Der Zentralverband deutscher, homöopathiescher Ärzte schimpfte gegen Edzard Ernst. Die Organisation britischer Chiropraktiker wandte sich an die Presse. Ernst erforschte den Nutzen mit wissenschaftlichen Methoden. Er machte klinische Studien und bewertete sie kritisch. Risiken und Nebnwirkungen alternativer Heilmethoden wurden von ihm offen behandelt. ADHS, Asthma und Migräne wurden von einigen Chiropraktikern durch Schieben und Drücken von Wirbeln behandelt. Vermeintlich Therapieerfolge wurden fragwürdig, nahm man sie genau unter die Lupe. Gefährliche Nebenwirkungen können entstehen; Arterien können beschädigt werden; Querschnittslähmung und Schlaganfälle können die Folgen sein und Todesfälle können eintreten.

Ernst machte hochwertige Studien und stellte fest, dass Homoöpathie nicht besser ist, als wenn der Patient ein Placebo schluckt. Traditionelle Ärzte in China und Südkorea mögen Ernst nicht, weil er auch die Akupunktur kritisch bewertete. Vor Alternativmedizinern hielt er hunderte von Vorträgen über Chiropraktik und Homöopathie und diskutierte mit den Ärzten. Er schrieb Kolumnen für Zeitungen über seine Forschung. Er wurde zum führenden Scharlatan-Schreck Großbritanniens. Er bloggte und lernte twittern.

Der Entwurf einer Kommission, die Prinz Charles über Untersuchungen des Nutzens der Alternativmedizin beauftragte hatte, schockte Edzard Ernst. Er trat aus der Expertengruppe aus und protestierte. Einem Reporter gegenüber äußerte er sich über den Prinzen, dass dieser die verfassunsgemäßen Kompetenzen überschritten hätte. Die Story druckte die Times auf der Titelseite. Wenig später erhielt der Vize der Uni vom Sekretär des Prinzen einen Brief und somit Ernst ein Disziplinarverfahren. Ernst wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. Seine Abteilung wollte man schließen. Er selbst wurde behandelt wie Dreck. Zur Zeit arbeitet er halbtags im Rahmen eines Beratervertrages.

Durch seine Forschung der Alternativmedizin auf wissenschaftlicher Basis – und der negativen Ergebnisse hat er sich eine Menge Feinde gemacht, bis hinein in das britische Königshaus. Diejenigen, die immens an der Alternativmedizin verdienen – egal ob Hersteller oder Ärzte, werden immer ihr Einkommen auf dieser Basis verteidigen. Was kümmert sie die Not der Patienten. für die es oft der letzte Strohhalm ist, nach dem sie greifen. Hauptsache, es klingelt im Geldbeutel. Woher Patienten, denen diese Medizin aufgeschwatzt wird, das Geld nehmen sollen, ist egal. Könnt ihr mir beipflichten? Oder sehr ihr das anders? Wenn ja, was denkt ihr darüber?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke, dass du die klassische Schulmedizin etwas seltsam darstellst, wenn du hier darauf hinweist, dass die Scharlatane mit bestimmten "Präparaten" für die Homöopathie viel Geld machen. Die Pharmaindustrie ist jedenfalls nicht in Verruf geraten, weil sie im Zweifel lieber auf Geld verzichtet und Menschenleben retten möchte. Auch ich bin eher ein Befürworter der Schulmedizin, sehe aber den Trend dahingehend, dass Mediziner (Schulmediziner) immer mehr als Außendienstmitarbeiter im Vertrieb der Pharmakonzerne arbeiten und hier zum Teil große Beträge verdienen, indem sie ihren Patienten "die gute Medizin" eines bestimmten Konzerns verkaufen. Hier gibt es wesentlich mehr an Geld zu verdienen - und hier wird auch wesentlich mehr Geld eingenommen. Woher der Patient dann das Geld für Medikamente nehmen soll, ist der Pharmaindustrie ja auch egal.

Das es bei der Homöopathie natürlich auch sehr viele "Quacksalber" und selbsternannte Propheten und Heiler gibt, die im besten Fall niemanden gefährden, steht außer Frage. Wie weit aber wissenschaftlich eine Wirksamkeit oder Nicht-Wirksamkeit nachzuweisen ist, ist ja gar nicht geklärt. Verzweifelt die Schulmedizin, greift man in den verschiedensten Fällen zu seinem "Wundermittel" Cortison, ohne dass dann klar wäre, wie dies letztlich wirkt. Die Schulmedizin ist sicher noch nicht so weit, selbst auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Und solange es noch genügend Krankheiten ohne klassische Heilmethode gibt, werden Menschen Alternativen suchen. Und hier hat der Recht, der heilt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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