Knapp 4-jähriges Kind auf Beerdigung mitnehmen?

vom 17.06.2012, 13:55 Uhr

Meine Oma ist gestorben und ich möchte natürlich auf die Beerdigung gehen. Einen Babysitter für meinen fast 4-jährigen Sohn werde ich zu dem Zeitpunkt vermutlich nicht haben. Außer es passt zeitlich mit dem Kindergarten, aber die Beerdigung könnte auch auf den Tag fallen, wo der wegen Betriebsausflug zu hat.

Ich kenne meinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass er sich in solchen "öffentlichen" und für ihn fremden Situationen immer ruhig verhält und sicher niemanden stören wird. Und wenn das unerwartet doch passieren sollte, könnte ich immer noch mit ihm vor die Tür gehen. Er hat seine Uroma nicht wirklich gekannt, war zwar ein paar Mal dabei, als ich sie im Altenheim besucht habe, aber eine Beziehung hat sich da nicht aufgebaut.

Er würde wahrscheinlich gar nicht wissen, wen ich meine, wenn ich ihm erklären würde, dass sie gestorben ist. Außerdem hat das Wort "Tod" für ihn wahrscheinlich noch keinerlei Bedeutung, weil es noch keine Situation gab, wo er damit in Kontakt kam. Da er sprachentwicklungsverzögert ist, kann ich ihm wohl auch nicht allzu viel über eine Beerdigung erklären. Er kann nur mit Wörtern etwas anfangen, deren Bedeutung er wirklich kennt.

Aber das ändert alles nichts daran, dass ich ihn wohl oder übel mitnehmen muss. Oder die Beerdigung verpassen. Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich würde ihm versuchen zu erklären, was eine Beerdigung ist. Ich meine man muss sich ja anpassen und auf so einer Veranstaltung ist man ja eher betrübt, dass könnte das Kind ja verschrecken, wenn er nicht weiß was ist.

Du musst schon sagen wer es war, egal ob er sie kannte oder nicht. Sag das sie dir viel bedeutet hat und das jetzt einige Menschen traurig sind, weil es sie nicht mehr gibt. Du musst es erklären, da du sonst deinem Kind schadest. Er ist noch klein und kleine Kinder sind eher fröhlich, was dazu führt das er so eine komische Umgebung nicht versteht, wenn du ihm nicht erklärst, dass die Leute traurig sind und warum. Für ein Kind ist es sicher komisch an einen Ort zu gehen, wo sich Erwachsene treffen um gemeinsam traurig zu sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das ist eigentlich eine schwierige Frage, aber Kinder müssen irgendwann auch wissen, dass es den Tod gibt und irgendwann muss es sich auch mehr oder weniger mit dem Thema auseinandersetzen. Du sagst, dass dein Kind kein enges Verhältnis zu seiner Uroma hatte. Vielleicht ist das die richtige Situation, um das Kind mit diesem Thema vertraut zu machen, da er nicht richtig schockiert sein wird. Ich denke, wenn dein Sohn eher etwas ruhig ist, wird es eigentlich wenige Probleme geben.

Du sagst, dass dein Sohn Probleme in der Sprachentwicklung hat. Meinst du, du könntest ihn fragen ob er mit möchte und trotzdem kurz erklären, was auf einer Beerdigung passiert und was man macht?

Ich denke, ein Kind kann so ein Erlebnis doch ziemlich gut verarbeiten, mit Sicherheit werden ihn Fragen zum Leben und zum Tod beschäftigen, aber meistens sind Kinder doch in diesem Fall eher unbeschwert, oder?
Kinder sind sehr empathisch und merken, wenn etwas nicht mit den Eltern stimmt. Wenn er etwas von deiner Trauer mitbekommen hat, könnte die Beerdigung vielleicht deine Trauer für ihn erklären - und zwar ohne viele Worte.

Letztendlich solltest du, egal wie sich dein Kind entscheidet (wenn es sich überhaupt entscheidet), dich auf dein Bauchgefühl verlassen. Ich denke, eine Mutter liegt mit ihrem Bauchgefühl meistens richtig und weiß, wie sie mit dem eigenen Kind umgehen muss.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn es absolut keine andere Möglichkeit gibt, Deinen Sohn anderweitig unterzubringen und es Dir gleichzeitig wichtig ist, selbst zur Beerdigung zu gehen, so würde ich ihn mitnehmen. Sicherlich weiß ein fast vierjähriges Kind noch nicht allzu viel mit dem Begriff und der Bedeutung des Todes anzufangen, aber andererseits ist der Tod auch etwas vollkommen alltägliches, wenngleich e mit Tabus versehen ist und man bloß nicht darüber reden kann.

Ich weiß nicht, wie sich die Sprachentwicklungsstörung genauer auswirkt, da ich noch nichts mit dieser Art der Störung zu tun hatte, aber dennoch solltest Du ihn dann ein wenig vorbereiten. Es gibt auch tolle Kinderbücher, die sich mit dem Thema Tod beschäftigen, wie zum Beispiel diese Seite: klick mich empfiehlt und vielleicht ist da auch etwas dabei, was auf Eure spezielle Situation passt, auch, wenn der Junge zu seiner Urgroßmutter keinen Bezug hatte. Ich würde es auch als einen kleinen "Vorteil" sehen, sofern man es in diesem Moment bezeichnen darf und kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich selbst finde es nur aus einem einzigen Grund verwerflich, Kinder mit zu einer Beerdigung mitzunehmen und das ist der, dass ich Angst hätte, die Kinder könnten anfangen herumzuschreien und man würde alle Leute auf der Beerdigung stören. Das finde ich ehrlich gesagt dann nicht mehr so pralle, denn ich musste das leider selbst auf der Beerdigung meines Opas erleben und war ganz und gar nicht begeistert davon. Eine Mutter sollte den Charakter ihres Kindes kennen und wenn sie mehr oder minder sicher ist, dass das Kind auf der Beerdigung nicht anfängt zu grölen, dann würde ich es meinetwegen mitnehmen, sofern man eben keinen Babysitter findet.

Aber wenn ohne hin klar ist, dass das Kind weinen wird, zumal man auch bedenken sollte, dass viele andere Leute ebenfalls weinen werden und das eventuell begünstigen könnten, dann würde ich das Kind zu Hause lassen oder aber, ich würde selbst zu Hause bleiben. In einigen Situationen ist das sicherlich schmerzhaft, vor allem wenn es um sehr geliebte und enge Verwandtschaft geht, hier würde ich dann vielleicht eine Ausnahme machen und das Kind dennoch mitnehmen, auch wenn es schreit. Das erscheint mir zumindest besser, als darauf zu verzichten auf die Beerdigung meiner Oma oder meines Opas zu gehen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meinte Tochter war nicht mit auf der Beerdigung meines Vaters, als sie gerade 4 Jahre alt war. Natürlich muss ein Kind auch irgendwann mit dem Tod konfrontiert werden, aber in meinem Fall wollte ich einfach nicht, dass meine Kleine ihre Mama so heftig trauernd erlebt. Ich wusste vorher nicht, wie ich in dem Moment reagieren würde, obwohl ich nicht der Typ bin, der ausflippt. Ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater und habe ihn im Kampf gegen seine Krankheit nach besten Möglichkeiten, vor allem moralisch - unterstützt. Gott sei Dank konnte jemand meine Tochter in der Zeit beaufsichtigen.

Ich wollte nicht, dass mein Kind vielleicht einen Schock bekommt und eventuell nicht damit fertig wird, dass ich - und natürlich auch noch andere Menschen - so furchtbar traurig sind. Wenn Du davon ausgehen kannst, Dich im Griff zu haben und meinst, dass Dein Sohnemann damit umgehen kann, dann nimm ihn mit. Ich würde aber trotz allem versuchen, ihn in der Zeit betreuen zu lassen.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn ich jetzt von meinem dreijährigen Sohn ausgehe, würde ich ihn auf jeden Fall mit zu der Beerdigung deiner Oma nehmen. Du solltest ihm vielleicht vorher irgendwie erklären, dass deine Oma gestorben ist. Ich habe den Tod vor einiger Zeit anhand eines verstorbenen Wellensittichs meinem Sohn versucht zu erklären. Seitdem sagt er öfters, dass unser verstorbener Wellensittich nun tot ist, aber er sich im Himmel befindet und auf uns herunter schaut. Zudem kann er nun auch mit seinen anderen Freunden wieder zusammen sein, die ebenfalls schon verstorben sind. Mein Sohn hat das ganz gut aufgenommen und verstanden und trauert dem verstorbenen Tier nicht mehr so nach, wie er es zu Anfang getan hat, als der Vogel frisch verstorben war.

Ich denke, dass ein Vierjähriger schon ganz gut mit dem Thema Tod umgehen kann. Klar verstehen es die Kinder in diesem Alter vielleicht noch nicht komplett, aber dass jemand fehlt und nicht wieder kommt und dass das durchaus traurig ist, verstehen sie auf jeden Fall.

Du solltest deinen Sohn mitnehmen und auf die Beerdigung gehen. Wenn du zu Hause bleiben würdest, würdest du es vielleicht irgendwann bereuen, dass du deiner verstorbenen Oma nicht die letzte Ehre erweisen konntest. Das würde ich nicht riskieren wollen. Zudem wird auch sicherlich die Verwandtschaft verstehen, wenn ein vierjähriges Kind eben noch nicht alles genau versteht und vielleicht einmal etwas lauter bei der Beerdigung ist oder eben etwas herum tollt. Das würde ich auf jeden Fall nicht als Grund sehen, die Beerdigung zu verpassen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Für mich gibt es keinen Grund nicht Verständnis dafür zu haben, wenn du deinen Sohn mitnehmen würdest. Ebenso würde ich trotz tiefer Trauer Verständnis haben, wenn er sich etwas unruhiger verhalten würde, denn es handelt sich um ein Kind. Jedoch könntest du ihm schon versuchen zu erklären, dass seine Uhroma Tod ist und ihr euch an diesem Ort verabschiedet und auch eventuell traurig seid, damit der Junge versteht, worum es geht. Er wird es nicht komplett verstehen, aber je nachdem wie weit dein Sohn bereits ist, weiß er schon, dass dies ein wichtiger Anlass ist, um sich ein wenig zu benehmen.

Ich denke man sollte dafür schon Verständnis haben, denn es ist nicht leicht ein Babysitter zu finden und zudem würde ich auch nicht gerne einen vorerst fremden mein Kind anvertrauen. Das Kind gehört zu Dir und darf somit ohne Weiteres an der Beerdigung teilnehmen, und wenn du keine andere Wahl hast, dann ist das nun ein Mal so. Wer auch in Trauer kein Verständnis dafür hätte, dass dein Kind vielleicht Mal kurzzeitig quengelt, der hat halt ehrlich gesagt Pech gehabt.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich sehe nichts was dagegen spricht, deinen Sohn mit auf die Beerdigung zu nehmen, zumal du ihm noch vorab sicherlich kindgerecht einige Erklärungen gibst. Auch Kinder sind daran interessiert, was passiert. Da der Tod nun mal eng mit dem Leben verbunden ist, muss auch ein Kind wissen, was eine Beerdigung ist. Je früher er eine Begegnung mit einer Beerdigung hat, desto normaler wird er damit umgehen und auch den Tod akzeptieren. Erwachsene tun sich da viel schwerer als Kinder. Du kennst dein Kind und wirst wissen, dass du keine Probleme zu erwarten hast. Versuch es mit ihm.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Meine kleine Schwester war ebenfalls mit vier Jahren auf der Beerdigung unseres Großvaters, zu dem wir Kinder ein sehr enges Verhältnis hatten, und war mit der Situation heillos überfordert, weil sie meiner Meinung nach die Abstraktion des Todes nicht verstand und noch lang nicht realisieren konnte, was mit unserem Großvater geschehen war, immerhin hatte man ihn noch eine Woche zuvor im Heim besucht und da lag er zwar im Bett, machte aber noch einen recht fidelen Eindruck. Was der Tod bedeutete, begriff sie wohl erst nach einigen Monaten, als sie wirklich erkennen konnte, dass man den Großvater nie wieder besuchen fahren würde, seine Stimme nicht mehr am Telefon hören konnte, er eben wirklich im Alltag fehlte. Die Beerdigung war für sie eher eine Belastung, weil sie zumindest zu diesem Zeitpunkt die Trauer der anderen Menschen noch nicht nachvollziehen konnte und von den Tränen der Anderen so verunsichert wurde, dass sie selbst zu weinen begann und den Ort des Geschehens mit meinem Vater verlassen musste.

Aus meiner Erfahrung heraus bin ich der Meinung, dass frühestens Grundschulkinder etwas auf einer Beerdigung zu suchen haben, Ausnahmefälle bestätigen natürlich die Regel, wobei ich nicht denke, dass es sich bei dir um einen solchen handelt, weshalb ich hoffe, dass der Kindergarten am Tag der Beerdigung geöffnet sein wird, sodass du nicht in diese Zwickmühle gerätst. Du schreibst zwar, dass du vermutlich keinen Babysitter auftreiben können wirst, sollte die Einrichtung aber am Tag der Beerdigung geschlossen sein, würde ich mich dennoch darum bemühen und überlegen, ob tatsächlich alle Möglichkeiten hierzu ausgeschöpft wurden. Vielleicht gibt es ja doch noch eine ältere Dame aus der Nachbarschaft, die man fragen könnte? Oder die Mutter eines anderen Kindergartenkindes, die sich wegen des Betriebsausfluges ohnehin freigenommen hat und deinen Sohn übernehmen könnte?

Wichtig wäre auch zu wissen, wie viel dir selbst an dieser Beerdigung liegt. Ich selbst nehme lieber im stillen Abschied, mag den kirchlichen Aufstand nicht besonders und finde den Leichenschmaus eher fürchterlich, deswegen wäre es für mich kein großes Opfer, die Beerdigung wegen meines Sohnes nicht zu besuchen, wobei man dann natürlich auch sehen müsste, wie die eigene Familie diese Entscheidung aufnimmt und mit wie viel Kritik man deswegen zu rechnen hat. Tendenziell würde ich aber viel daran setzen, dem Kind zumindest in diesem Alter die Belastung zu ersparen und es zu Hause lassen zu können.

Wenn alle Stricke reißen und die Beerdigung dir am Herzen liegt, musst du deinen Sohn aber vermutlich doch mitnehmen, da bliebe dir dann kein Ausweg mehr, wobei ich denke, dass man ihn davor ausführlich auf das Ereignis vorbereiten müsste, damit er die Prozedur und die Trauer der anderen Besucher nachvollziehen kann und davon nicht abgeschreckt wird. Ich kenne mich mit einer Verzögerung der Sprachentwicklung nicht aus, denke aber, eine Erklärung, die sich darauf stützt, dass die Uroma im Alter eingeschlafen ist und nie wieder aufwachen würde, könnte er verstehen, immerhin kennt er den Schlaf aus seinem eigenen Erleben und kann vermutlich etwas damit anfangen. Je nachdem, wie gläubig ihr seid, könntet ihr wohl auch die Seele einbauen, die nun in den Himmel fliegt, ich fürchte aber, das dürfte fast noch zu abstrakt sein.

Bücher wurden dir ja bereits empfohlen, ich erinnere mich aber auch noch an eine Folge aus der Reihe „Löwenzahn“, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Wenn ich mich richtig erinnere, wird dort genau beschrieben, was vom Tod bis zur Beerdigung passiert, und die Kinder können auf einfühlsame Weise verfolgen, wie der Tote für den Sarg zurechtgemacht und letztlich auch vergraben wird, all das unterlegt mit kindgerechten und wenig abstrakten Erklärungen. Allerdings ist diese Sendung wohl eher für Grundschüler gedacht und ich vermute fast, dass du dich daneben setzen und den Film oftmals stoppen solltest, um Fragen deines Sohnes sofort beantworten und über das Gesehene sprechen zu können.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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