Kostenübernahme bei Diabetes- Therapie?
Man hört ja immer wieder, dass die Krankenkassen nicht mehr alle Leistungen bei der Behandlung kranker Patienten übernehmen. Nun gibt es aber wohl doch recht sehr viele Diabetes- Patienten, die regelmäßig eine Therapie brauchen und auch viele Hilfsmittel brauchen. Wer übernimmt dafür die Kosten?
Sind die Leistungen alle noch im Zuzahlungskatalog der Krankenkassen? In welchen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten? In welchen Fällen übernimmt die Krankenkasse keine Kosten?
Die Therapie in Form von Tabletten oder auch Insulin als Spritzen wird von den Krankenkassen auf jeden Fall übernommen, wenn der Arzt die Therapie für nötig erachtet. Bei den Hilfsmitteln gibt es allerdings schon einige Unterschiede. Die Teststreifen, die zur regelmäßigen Messung des Blutzuckers notwendig sind, werden von den gesetzlichen Krankenkassen nur noch dann übernommen, wenn auch Insulin gespritzt wird.
Menschen, die ihren Diabetes mit Tabletten behandeln, müssen hier die Teststreifen selber bezahlen, wenn sie ihren Blutzucker kontrollieren möchten. Bei der Anzahl der Teststreifen ist es weniger von der Krankenkasse und mehr von dem verschreibenden Arzt abhängig. Hausärzte sind hier bei weitem nicht so verschreibungsfreudig wie Diabetologen, weil sie ihr Budget nicht belasten möchten.
Diabetes ist eine anerkannte Krankheit und die Therapie wird selbstverständlich von allen Krankenkassen bezahlt. Nicht insulinpflichtige Patienten bekommen ihre Tabletten ganz normal auf Rezept verordnet und insulinpflichtige Patienten bekommen ihr Insulin, ihre Teststreifen, für die sie nichts bezahlen müssen, auch keine Zuzahlung und ihre Nadeln und gegebenenfalls noch andere Hilfsmittel, die sie benötigen.
Das einzige, was nicht verschrieben wird, weil man es nicht unbedingt benötigt, sind die Teststreifen bei nicht insulinpflichtigen Patienten, die nur Tabletten einnehmen. Diese müssen, wenn sie ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren möchten, die Teststreifen selber bezahlen.
Die Therapien bei Diabetes können unterschiedlich sein und genauso unterschiedlich sind die Kosten. Wie bereits gesagt wurde, kommt es auf den Diabetestyp an und dazu noch, ob es sich dann um einen insulinpflichtigen Diabetes handelt. Bei Typ 1 ist er ja definitiv insulinpflichtig und da fängt es schon mit der Auswahl des richtigen Insulins an. Aus Kostengründen verwenden nämlich Diabetologen gern einmal das günstigste Insulin, was aber mit Zwischenmahlzeiten einhergeht. Andere Insuline, die schnell wirken, bedürfen eben keine Zwischenmahlzeiten. Da gibt es gravierende Unterschiede. Und auch die Zufuhr des Insulins ist unterschiedlich, ob man nun einen Pen oder eine Spritze nimmt, oder doch auf die Insulinpumpe zurückgreift. Letzteres ist erheblich teurer, dafür kann eine Einstellung nahezu dem eines gesunden Menschens ähnlich sein. Allerdings ist der Anschaffungswert bei mehreren tausend Euro angesetzt, zusätzlich kommen noch Zubehörteile dazu, da es ja nun nur mit der Pumpe allein nicht getan ist.
Bei den Teststreifen wird gern auch mal geknausert, was aber auch bereits wie erwähnt am Budget liegt. Jemand, der bei einem Typ 2-Diabetes eher nur Ernährung und Sport als Therapie hat oder diese mit Tabletten unterstützt, soll vielleicht mal wöchentliche Bestandsaufnahmen machen und da reichen dann eben auch eine Packung Teststreifen zum Blutzuckermessen aus. Bei Patienten, die nun natürlich Insulin spritzen und damit ihre Therapie im Grunde selbst beeinflussen, reicht eine wöchentliche Bestandsaufnahme nicht aus. Da wird dann mehrmals am Tag gemessen - nur als Beispiel: bei mir sind es etwa fünf bis sechs Male im Idealfall, bei einer Person aus dem Verwandtenkreis mit Typ 2-Diabetes ist es nur einmal am Tag. Wobei die Person aber eben auch Insulin spritzt, aber noch eine relativ veraltete Methode verwendet.
Letztendlich kommt es also doch auch auf den Typ an und was benötigt ist. Eine Insulinpumpe ist eben recht teuer, weshalb sie gern mal von Krankenkassen abgelehnt wird, da hilft dann nur ein Widerspruch und notfalls ein weiterer Widerspruch. Der Antrag auf die Kostenübernahme wird aber vom Arzt gestellt, und der muss eben diese Form der Therapie natürlich auch unterstützen.
Mein Neffe ist glücklicherweise bei einer sehr entgegenkommenden Krankenkasse versichert. Vielleicht liegt deren Entgegenkommen aber auch daran, dass er noch so klein ist. Seine Krankenkasse hat der Insulinpumpe sofort zugesagt. Und da er auch Typ I Diabetiker ist, werden ihm selbstverständlich auch die Messstreifen, Nadeln, Piekser und was er sonst alles benötigt bezahlt. Vorgesehen ist reichlich Material. Es muss an nichts gespart werden. Sein Insulin wird auf ihn abgestimmt gemischt und dann knapp 500km quer durch Deutschland gefahren.
Seit einigen Wochen trägt er eine neue Art der Insulinpumpe, die sich bei Unterzuckerung selber ausschaltet. Das hat die alte Pumpe nicht gekonnt und somit kam es öfters vor, dass er unterzuckert ist. Vor allem nachts hatte meine Schwester Angst, dass etwas passieren könnte und ihn auch da 2-3 Mal gemessen. Es war also eine ziemliche Belastung. Und obwohl diese neuen Pumpen ziemlich teuer sind, wurde die Kostenübernahme sofort telefonisch zugesagt. Er durfte auch zu einer Therapie auf Sylt fahren. Dort waren dann mehrere Kinder mit Diabetes und deren Geschwister sowie Eltern. Und auch mein anderer Neffe sowohl die Mama konnten ohne Eigenbeteiligung mitfahren. Das alles ging dank guter Krankenkasse und Arzt ohne langem Betteln.
Es geht aber leider auch ganz anders. Vor knapp einem halben Jahr wurde in der Nachbarschaft bei einem Jungen Diabetes diagnostiziert. Leider hat man ihn in die falsche Klinik gebracht. Dort gab es nicht einmal eine entsprechende Station. Als mein Neffe damals eingeliefert wurde, kam er in ein Nebengebäude nur für Diabetespatienten. Dieses war dann auch noch unterteilt und so lagen auf seiner Station nur Kinder mit demselben Leiden. Die Eltern konnten sich da schon zusammenschließen und wurden was Therapie und Ernährung angeht geschult. Dem Jungen aus der Nachbarschaft wurde keine Insulinpumpe verschrieben. Die Mutter musste ständig spritzen und auch sonst waren die weit ab vom aktuellen Stand. Der Wissenstand bzw die Methoden des behandelnden Arztes waren völlig veraltet. Sofern sich in den letzten 3 Wochen nichts getan hat, hat er noch immer keine Insulinpumpe bekommen. Und das bei einem Vorschulkind.
@Sonty, leider sind eben nicht alle Ärzte der Meinung, dass eine Insulinpumpe für jeden tauglich ist. Manchmal liegt es auch am Budget. Daher ist es vielleicht angebracht, wenn die Therapie sonst auch zu wünschen übrig lässt, den Arzt zu wechseln. So habe ich es seinerzeit auch gehandhabt und bin darüber wirklich sehr froh und glücklich, da es wirklich nichts besseres gibt, sofern man eben sich im Bewusstsein ist, dass man quasi rund um die Uhr ein Anhängsel hat.
Ich kann da auch schon die Krankenkassen verstehen, die so etwas dann erst einmal vermeiden wollen, aber letztendlich ist es die Lebensqualität, die zählt und gerade bei so einem Kind ist da auch noch nicht das Bewusstsein für alles da.
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