Psychisch krank durch Arbeit? Wie diagnostiziert man das?

Vielleicht sind dem ein oder anderen von euch in den letzten Tagen in der Presse Berichte aufgefallen wie dieser hier. Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umsehe, fallen mir einige Beispiele ein. Eine ehemalige Kollegin beispielsweise trat zwei Jahre früher ihre Rente an, weil sie in ihren vorhergehenden zwei Arbeitsjahren nur Terror auf der Arbeit hatte und in der Zeit viel gefehlt hat.

Nun frage ich mich, wie diagnostiziert man das. Ich meine, wenn ich zum Arzt gehe, dann doch in der Regel weil etwas weh tut, dann bekommt man ein Medikament und es wird wieder. Aber gehe ich zum Hausarzt und sage "Hallo Doc, ich fühle mich heute psychisch nicht gut, weil mein Chef eine Pappnase ist"? Macht man das so? Bekommt man dafür einen Krankenschein? Oder wie kommt ein Arzt darauf, dass die Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Fußkrämpfe psychische Hintergründe haben?

Ich war in der Ausbildung auch psychisch erkrankt. Damals gab es auf der Arbeitsstelle viele Probleme und ich litt über mehrere Monate an Depressionen. Man merkt halt, dass es einem nicht gut geht und es gibt zahlreiche Symptome, welche auf psychische Erkrankungen hindeuten können. Ein Hauptsymptom ist zum Beispiel, dass man ständig müde und gereizt ist, dass man häufig Heulanfälle bekommt, dass man immer schlechte Laune hat und perspektivlos ist. Ein guter Hausarzt erkennt die Symptome schnell und kann die Krankheit während der Anamnese schon feststellen.

Es muss ja nicht immer eine körperliche Untersuchung stattfinden, damit man sieht was der Patient hat. Es reicht ja auch die Symptome zu erklären. Wenn man nun zum Arzt kommt und sagt, dass man sich in den Finger geschnitten hat, wird auch nicht weiter untersucht, sondern aufgrund der Symptomatik direkt behandelt. So kannst du dir das bei psychischen Erkrankungen auch vorstellen.

In meiner Ausbildung wusste ich damals gar nicht was mit mir los ist. Ich hatte Bauchschmerzen wenn ich zur Arbeit gegangen bin und erst als ich in der Arbeitsstelle zusammengebrochen bin, habe ich einen Facharzt aufgesucht. Ich schilderte ihm, dass es mir nicht gut geht und er wollte mir gleich Medikamente verschreiben. Das wollte ich jedoch nicht und habe dann mit Hilfe meines Hausarztes die Ursachen bekämpft und erst einmal herausgefunden woran meine schlechte Laune überhaupt liegt.