Berufsstress als Beziehungskiller eine billige Ausrede?
Ein Ehepaar aus meinem Bekanntenkreis ist beruflich sehr angespannt. Und wenn sie zu Hause sind, dann haben sie immer Streit, weil sie gereizt sind und einfach immer die Gedanken im Job haben. Diesen Beziehungsstress führen sie auf den Berufsstress zurück. Ist das nicht aber eher eine Organisationsfrage? Sollte man Beruf und Privat nicht besser trennen? Wie schaffen es Leute, dass sie im Beruf zwar Stress haben, dennoch aber eine harmonische Beziehung führen? Oder ist dieser Beziehungsstress gar nicht vom Berufsstress und die Leute bilden es sich ein und reden es sich im Prinzip "schön"? Würden sie auch ohne Berufsstress den Beziehungsstress haben?
Kennt ihr es, dass man im Beruf Stress hat und den mit nach hause trägt? Wie schafft man es so abzuschalten, dass man den Stress nicht mit nach hause bringt? Oder denkt ihr vielleicht, dass man auch mit wenig Berufsstress den Beziehungsstress hat, weil Berufsstress einer Beziehung nicht viel ausmachen kann, wenn man sich liebt?
Ich denke die meisten Paare schleppen den einen oder anderen Berufsstress mit sich herum und eben nach Feierabend auch mit nach Hause. Ich kenne das auch und es gibt Tage, da fällt mir das Abschalten unglaublich schwer und ich habe dementsprechend richtig schlechte Laune. Aber auch meinem Freund geht es manchmal nicht anders und ist nach Arbeit auch mal schlecht drauf, je nachdem, was auf Arbeit so vorgefallen ist.
Auch wenn man sich dann zu Hause gegenseitig auf die Nerven geht oder die schlechte Laune nicht abschalten lässt, ist es in meinen Augen wichtig, dass man das dem Partner auch sagt. Bei mir und meinem Partner funktioniert das ganz gut. Ich teile ihm dann mit, wenn es auf Arbeit eben nicht so optimal gelaufen ist und dass ich einfach gerade ein wenig Zeit für mich brauche, dass es nicht persönlich gemeint ist, wenn ich so schlecht gelaunt bin und was eben in mir vorgeht. Dann weiß der Partner, was los ist, kann sich dementsprechend darauf einstellen und muss sich nicht angegriffen fühlen.
Ich finde es wirklich wichtig zu reden, auch wenn das abgedroschen klingen mag, es funktioniert. Man kann nicht immer gute Laune haben, es wird immer Dinge geben, die einen belasten aber man muss schon in der Lage sein, sich selbst so gut zu reflektieren, dass man das alles nicht an seinem Partner aus lässt, denn der kann ja nichts dafür. Im Gegenteil, er sollte ja in dem Moment den positiven Gegenpol zum beruflichen Leben darstellen, wenn da mal was schief läuft.
Wenn Paare nun beruflichen Stress als Beziehungskiller darstellen, schieben sie in meinen Augen einfach nur die Verantwortung für ihr eigenes Handeln ab. Wenn eine Beziehung das nicht aushält, dann stimmen in der Beziehung auch andere Dinge nicht. Dann ist das gegenseitige Miteinander gestört und der berufliche Stress ist nur ein weiterer Faktor, der das Gleichgewicht durcheinander bringt. Man kann auch ruhig mal streiten aber ansonsten finde ich, dass beruflicher Stress nicht der Grund für das Scheitern einer Beziehung sein kann, es ist die Art und Weise, wie Paare damit (und vor allem miteinander) umgehen.
Ich persönlich kann durchaus sagen, dass Berufsstress ein Beziehungskiller ist. Insbesondere wenn man es nicht schafft, den Stress zu ertragen. Damit meine ich, wenn man sich daran schlecht gewöhnt oder sogar gar nicht. Mir persönlich ist es damals so ergangen, wo ich meine erste Ausbildung angetreten bin.
Insbesondere muss man aber auch sagen, dass es auf den Beruf ankommt. Meine erste Ausbildung war zur Tourismuskauffrau mit dem Schwerpunkt Reiseveranstaltung. Da hat man schon echt mit den unterschiedlichsten Leuten wegen jeder Kleinigkeit Streitereien. Dies hat sich damals auch extrem auf mein Gemüt ausgewirkt. Anfangs zumindest.
Damals wurde ich von meinen (jetzigen) Freund immer als Zicke an gemeckert. Nun, es war wirklich so. Wegen jeden Mist habe ich mich dann im privaten Raum aufgeregt. Hatte keine Lust auf ihn oder irgendetwas anderes Spaßiges. Nach einem halben Jahr war ich jedoch schon so daran gewöhnt, dass man mich durchaus noch haben konnte am Abend.
Im Ganzen möchte ich damit deuten, dass dies keine billige Ausrede ist. Durch meine Erfahrung habe ich es selbst mitbekommen. Ich bin der Meinung, dass eine richtige Liebesbeziehung solche Phasen aushalten wird. Wer hier von Trennung oder sogar Scheidung spricht, liebt nicht.
Natürlich kann Stress auf der Arbeit zu einem echten Beziehungskiller werden. Es gibt durchaus Leute, die Berufliches und Privates nicht trennen können. Die schleppen dann die Probleme von der Arbeit mit nach Hause und können einfach nicht richtig abschalten. Der Leidtragende ist dann letztendlich der Partner, der einfach gar nichts dafür kann, was auf der Arbeit vorgefallen ist. Mein Ex war so einer. Jeder empfindet Stress ja anders, aber er war wirklich ständig gereizt, wenn wir uns nach der Arbeitszeit gesehen haben und irgendwann hat man dann auch keine Lust mehr, ständig nur der Fußabtreter zu spielen und daher kam es bei uns auch sehr oft zum Streit, der eigentlich vermeidbar gewesen wäre. Mit ihm reden konnte man dann auch nicht mehr und so habe ich es einfach vermieden, ihn nach Arbeitsschluss zu treffen. Solange man nicht zusammen wohnt, geht das ja noch.
Ich kann sehr gut verstehen, dass es Tage gibt, an denen man einfach nur noch gestresst und genervt ist, weil es einfach nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Ich habe auch des Öfteren Stress auf der Arbeit und ich komme dann auch mit einer miesen Laune nach Hause. Es bringt dann aber nichts, alles am Partner auszulassen. Das fällt oft nicht gerade leicht, weil man einfach keine Lust mehr hat, aber ich spreche das dann mit meinem Mann ab und dann ist es auch okay. Wenn ich schlecht gelaunt nach Hause komme, sage ich meinem Mann Bescheid, dass wieder etwas vorgefallen ist und ich habe dann auch eine halbe Stunden zum abschalten. In der Zeit komme ich dann einfach wieder runter und kann mich auch wieder beruhigen. Danach rede ich meistens auch mit ihm darüber, weil es mir danach meist deutlich besser geht als vorher. Er hört mir dann zu und ich kann mir den Ärger dann richtig schön von der Seele reden. Dafür bin ich ihm auch echt dankbar, muss ich sagen.
In einer Beziehung sollte man auch über solche Dinge, die einen im Beruf belasten, reden können. Ist das nicht der Fall, so stimmen meistens auch andere Dinge in der Beziehung nicht, wie das ja auch schon angemerkt wurde. Mein Mann ist bei beruflichem Stress mein absoluter Rückhalt und ich bin eigentlich froh, wenn ich dann daheim bin und alle Sorgen einfach mal vergessen kann. Habe ich mal absolut kein Bedürfnis, darüber zu reden, dann wird das auch problemlos akzeptiert. Ich bin der Meinung, dass man Privates und Berufliches trennen muss, auch wenn es noch so schwer fällt. Die schlechte Laune an einer anderen Person heraus zulassen, ist ohnehin der falsche Weg. Meist will der Partner einfach nur helfen und wir zum Dank dann angemeckert. Natürlich kommt es dann nicht selten zu einem heftigen Streit und das kann man einfach vermeiden, indem man kurz miteinander redet. So schwer kann das doch echt nicht sein und eine Beziehung hält das auf jeden Fall aus, wenn beide liebevoll und verständnisvoll miteinander umgehen!
Ich finde nicht, dass man sich so etwas einredet. Jeder von uns nimmt hin und wieder mal schlechte Laune und den Berufsstress nach der Arbeit mit nach Hause. Und das ist ganz normal. Man sollte dann auch mit dem Partner darüber reden können. Danach ist es möglich ab zu schalten, wenn man ganz klar privates und berufliches trennt. Man muss sich zu Hause ablenken und einen Schalter umlegen, bei den meisten ist das jedoch nicht so einfach. Sie steigern sich dann zu Hause noch in ihre beruflichen Probleme hinein. Am besten man sucht sich ein Hobby oder eine sportliche Aktivität, bei der man sich so richtig aus leben kann.
Natürlich sollte man versuchen, Stress, den man im Beruf hat, nicht auf sein Privatleben übergreifen zu lassen, aber das funktioniert eben nicht bei jedem Menschen. Je nachdem, um was für einen Stress es sich bei der Arbeit handelt und ob man dort wirkliche Probleme hat, weil man auch persönlich angegriffen wird und nicht nur einem Zeitdruck standhalten muss, der ständig auf einen ausgeübt wird, ist man eben entsprechend belastet. Mir persönlich gelingt es auch nicht, das alles hinter mir zu lassen, wenn ich nach Hause komme. Wenn ich persönlich angegriffen wurde, dann habe ich einen Schaden genommen, der sicherlich auch in meinem Privatleben spürbar ist. In meinem letzten Job war das auch ganz besonders übel und ich konnte nicht anders als darüber mit Verwandten, Freunden und meinem Partner zu sprechen, weil ich eine Lösung für dieses Problem brauchte, das ich jeden Tag in der Arbeit hatte, in der ich auch noch wirklich viel Zeit verbracht habe.
Dass ich deshalb meinen Partner angegriffen hätte, kann ich nicht sagen, aber meine Stimmung war doch ziemlich oft wirklich weniger gut und ich war sicherlich auch insgesamt deutlich leichter angreifbar. Dass das alles eine reine Organisationsfrage ist, mag rein rational so betrachtet werden können, aber wenn ich persönlich angegriffen werde, dann sehe und verstehe ich das eben emotional und nicht mehr rein verstandsmäßig, das gelingt mir nicht. Möglicherweise bin ich charakterlich eben ein entsprechender Typ, und auch, wenn ich versuche, solchen Ärger in der Arbeit rational und mit entsprechender Distanz zu betrachten, so bleibt bei mir dennoch eine Angst zurück, dass es am nächsten Arbeitstag so weitergeht wie am Tag zuvor, der mich so runtergezogen hat. Angst ist aber ein Gefühl und hat mit dem Verstand nicht immer etwas zu tun. Was ich hier also einfach anders hätte organisieren sollen, bleibt für mich eine ungeklärte Frage.
Mein jetziger Partner ist übrigens jemand, der sich Ärger in der Arbeit wirklich extrem zu Herzen nimmt, deutlich mehr noch als ich das je getan habe. Seine Stimmung, die er nach einem entsprechend schlecht verlaufenen Arbeitstag hat, wirkt sich auch jeweils auf unsere Beziehung aus, weil sein Umgang mit mir dann ein anderer ist. Das stört mich teilweise wirklich sehr und ich gehe mittlerweile auch dazu über, ihm an solchen Tagen eher aus dem Weg zu gehen, weil ich keinen Sinn darin sehe, mich mit jemandem auseinanderzusetzen, der nach einem unguten Arbeitstag nichts und niemanden sehen will, keine Gesellschaft ertragen kann und auch keinen Trost will. Mein Partner zieht sich dann immer noch selbst runter, indem er sich Vorwürfe macht und sich als Versager sieht ganz unabhängig jeweils davon, ob er überhaupt die Schuld an dem Verlauf des jeweiligen Arbeitstages hatte oder nicht. Er gesteht sich selbst dann auch nicht zu, ebenfalls nur ein Mensch zu sein, dem eben auch mal Fehler passieren können. Und das kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen, da bin ich wohl gnädiger zu mir selbst.
Insgesamt meine ich aber, dass ein Mensch vor allem in der Lage sein sollte, seinen Ärger mit irgendwelchen Menschen nicht an Dritten auszulassen. Wer Ärger in der Arbeit hatte, sollte deshalb meiner Ansicht nach doch wenigstens in der Lage sein, diesen Frust, den er vielleicht verspürt, nicht an seinem Partner auszulassen, der dafür so gar nichts kann. So ist glücklicherweise weder mein Partner veranlagt noch bin ich selbst so, wir haben also bisher keinen Beziehungsstress wegen irgendwelcher stressigen beruflichen Situationen. Wenn ich nun mittlerweile einen stressigen Arbeitstag habe, dann handelt es sich dabei ausschließlich um solche Tage, an denen vieles zusammenkommt und ich ständig bei meiner eigentlichen Arbeit gestört werde und das Gefühl habe, für zwei oder drei Kollegen arbeiten zu müssen, die nicht anwesend sind. Das sind aber jeweils nur kurze Momente, in denen es so verläuft und ich kann diesen Stress auch tatsächlich gut von mir abfallen lassen, wenn diese Situationen dann vergangen sind.
Generell denke ich übrigens, dass Berufsstress und Beziehungsstress zwei getrennt voneinander zu betrachtende Dinge sind, die nur deshalb nicht selten zusammenfallen oder sich überlagern, weil beide schnell den emotionalen Bereich eines Menschen erreichen. Wer in der Arbeit Schlechtes erlebt, wird oft mit eigenem Scheitern oder irgendwelchen Unfähigkeiten seiner Selbst konfrontiert. Und offenbar ist es gerade dann wohl für einige Menschen schwierig, Menschen, die ihm emotional nahestehen, an sich heranzulassen, wenn sie emotional bereits angeschlagen sind. Daran sollte man meiner Meinung nach aber versuchen zu arbeiten, weil einem eigentlich klar sein sollte, dass es nicht fair ist, eine unbeteiligte Person, die es gut mit einem meint, am eigenen Ärger mit Dritten zu beteiligen.
Also ich kann das ehrlich gesagt schon verstehen. Bei mir ist es beispielsweise in Prüfungsphasen auch immer so, dass ich total angespannt und gereizt bin und da drehe ich dann schnell mal am Rad und explodiere, obwohl das eigentlich total unnötig ist. Daher denke ich schon, dass das gut sein kann.
Manchmal kann man das einfach nicht trennen und wenn es einem allgemein gerade irgendwie schlecht geht, dann ist man natürlich auch dementsprechend merkwürdig und das überträgt sich dann auch schnell auf die private Situation und dann eben auch in die Beziehung, das finde ich eigentlich ziemlich normal. Allerdings sollte man eben schauen, dass es nicht zu krass wird, denn sonst wird ja auch die Beziehung in ernsthafte Gefahr gebracht und das ist sicherlich nicht gut. Wenn ich extreme Stressphasen habe, dann gehe ich auch zu meinen Lieben auf Abstand, damit ich die eben nicht anfahren kann und das scheint mir in dieser Situation auch eine gute Idee.
So richtig nachvollziehen kann ich diese Begründung ehrlich gesagt nicht. Ich bin aber nun einmal auch in der Lage, berufliches von privaten zu trennen und ich denke, dass man daran arbeiten sollte dies ebenfalls zu beherrschen wenn man merkt, dass berufliche belange seiner eigenen Beziehung langsam aber sicher Schaden zufügen.
Man kann absolut auch ohne einen beruflichen Stress einen Beziehungsstress haben! Warum auch nicht, es spielen in einer Beziehung ja wohl wesentlich mehr Dinge eine Rolle als einfach nur der eigene Beruf oder der seines Partners. Man kann auch Stress in einer Beziehung haben, weil ein Partner ein Hobby hat. Oder umgekehrt eben sogar, weil der eine Partner einfach kein Hobby hat. Und das hat ja wohl beides nichts mit dem Beruf zu tun. Aber auch hier bin ich der glasklaren Meinung, dass man seine belange so gut wie es eben geht von seiner Beziehung trennen sollte und sich wenn man merkt, dass es erste Anzeichen für Stress oder eine Krise gibt, darauf besinnen sollte wieder eine einigermaßen funktionsfähige und harmonische Beziehung auf die Beine zu stellen. Und das geht auch dann, wenn man einen stressigen Beruf hat. Ich würde sogar sagen, dass dies ein Anreiz wäre um im Privatleben nach Entspannung zu suchen und das geht ja auch ganz besonders gut zu zweit .
Ich verstehe es selbst sehr gut, dass es nicht immer ganz so einfach ist wie es sich anhört berufliches von privaten zu trennen. Wenn es wirklich großer Stress ist, bzw. auch mit Sorgen verbunden kann man auch nicht wirklich abschalten, obwohl man das eigentlich oft will. Ich hatte in einem Pflichtpraktikum meiner Ausbildung große pychische Probleme und diese haben mich Zuhause auch nicht losgelassen und ich konnte nicht wirklich abschalten und habe die innerlich angestaute Wut irgendwie mit an meinem Freund ausgelassen, obwohl ich das eigentlich garnicht wollte.
Bei mir hat sich das geändert, als ich angefangen habe autogenes Trainung zu machen und mich nach der Arbeit zu entspannen. Ich denke die Person die wegen der Arbeit gestresst ist fühlt sich dabei sehr schlecht und würde sicher sehr gerne abschalten, nur leider ist das nicht immer so einfach. Ich denke soviel Vertrauen gehört dazu, dem Partner das zu glauben. Natürlich gibt es auch Partner, die Dinge behaupten nur um einen z.B. aus dem Weg zu gehen, allerdings sollte man sich eigentlich gut genug kennen um das auszuschließen.
Ich glaube schon, dass Berufsstress eine Beziehung zerstören kann und nicht eine billige Ausrede ist. Für eine Beziehung braucht man Muße und gemeinsame Themen. Wenn man gedanklich immer beim Job ist, kann man sich geistig nicht entspannen und sich mit gemeinsamen Themen beschäftigen.
Berufsstress zerstört nicht nur eine Beziehung, sondern auch Freundschaften, für die man dann keine Zeit mehr hat. Die Leute haben im Beruf immer mehr Stress, weil die Arbeit in allen Bereichen verdichtet wird. Außerdem üben immer mehr Leute geistige Arbeit aus. Von dieser kann man sich schlechter erholen als von körperlicher Arbeit. Ich sehe da eine große Gefährdung von Beziehungen.
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