Kindern Osterhase und Co. vorlügen - pädagogisch sinnvoll?
Meine Kinder haben natürlich, wie wohl alle Kinder an den Osterhasen und Weihnachtsmann und auch an das Christkind und den Nikolaus geglaubt. Aber als sie herausbekommen haben, dass es den Osterhasen und Co. nicht gibt, waren sie doch ein wenig sauer, weil ich sie ja doch die ganzen Jahre angelogen habe. Beim Nikolaus und beim Christkind konnte ich mich ein wenig herausreden, weil es diese Personen ja vor vielen vielen Jahren mal gab und man eben an diesen Tagen an sie denkt. Aber beim Osterhasen und beim Weihnachtsmann ist mir nicht mehr so viel eingefallen. Meine Kinder haben es mir aber verziehen .
Man lügt den Kindern aber im Prinzip jahrelang etwas vor. Dabei erzieht man sie von Klein auf, dass sie immer die Wahrheit sagen sollen und dass man nicht lügen darf. Wie kann man das vereinbaren? Wie kann man den Kindern denn die Wahrheit beibringen wollen, wenn man sie mit solchen fiktiven Figuren derart anlügt? Oder kann man das nicht als Lüge bezeichnen? Wie haben eure Kinder reagiert, als sie herausgefunden haben, dass diese Figuren keine Geschenke bringen? Wie habt ihr als Kind auf die plötzliche Wahrheit reagiert? Wie pädagogisch sinnvoll ist die Lüge überhaupt von Osterhase und Co?
Über dieses Thema wurde hier schon einmal diskutiert: Christkind, Weihnachtsmann, Zahnfee & Co. Ich persönlich habe meinem Sohn auch vom Christkind und vom Osterhasen erzählt. Ich denke nicht, dass es Kinder großartig schadet. Ganz im Gegenteil. Kinder leben durchaus gerne in einer Fantasiewelt und ich kenne eigentlich kaum jemanden, der seinen Eltern oder wem auch immer böse ist, weil sie ihm die Geschichte vom Osterhasen aufgetischt haben.
Allerdings verwende ich diese Figuren nicht dazu, um meinen Sohn zum brav sein zu animieren. Also ich drohe ihm nicht damit, dass das Christkind oder der Osterhase nicht kommt, wenn er nicht brav ist. Davon halte ich nur wenig, vor allem, was macht man, wenn das Kind dann weiterhin schlimm ist? Zieht man es dann wirklich durch und hat dann kein Osternestchen für das Kind? Das macht man dann ja auch nicht und ich drohe meinem Kind eigentlich nur Konsequenzen an, die ich dann auch wirklich durchziehen kann.
Dann ist es zum Beispiel zu Ostern auch so, dass ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern auch dann die Osternester gesucht habe, als wir längst alle wussten, dass es den gar nicht wirklich gibt. Es ist eben ein Brauch, den ich auch sehr nett finde. Dann dürfte ich meinem Sohn nun aber auch keine Geschichten von Feen, Winnie Pooh und Co vorlesen, weil die gibt es ja auch nicht. Es ist eben auch eine Fantasiewelt. Ich finde es jedenfalls nicht nur nicht schlimm, wenn Kinder an Osterhase, Christkind und Co glauben, sondern ich würde es sogar schade finden, wenn man ihnen diese Fantasiewelt in den ersten Jahren nimmt.
Schlimm finde ich es nicht. Ich glaube kaum, dass man davon irgendeinen "Schaden" bekommt. Es hängt letzten Endes von Kind ab. Wenn es das glaubt, ist es doch OK. Dann erfreut es sich an den Geschichten, etc. Wenn man dann aber so ein Kind ist, wie ich es war, welches es einem nicht glaubt, dann lacht man schon als Kind die Eltern aus, und fragt sich, warum sie einem so einen Mist erzählen wollen .
Die Kinder sollen möglichst von den vielen "bösen Wahrheiten" des Lebens verschont bleiben und möglichst nichts mitbekommen, sodass das Erzählen vom Weihnachtsmann, Osterhasen oder sonstigen Geschichten diese Traumwelt erhalten soll, bis sie von alleine darauf kommen. Vielleicht sind sie im ersten Moment sauer, warum denn die Eltern einen so etwas erzählen, aber dann werden sie schnell merken, dass die Eltern es nur gut meinten. Letztlich werden sie sich nur über sich ärgern, dass sie es geglaubt haben.
Meine Söhne sind noch so klein, dass der eine noch überhaupt nicht weiß, was ein Osterhase oder Weihnachtsmann ist und mein anderer noch an beide glaubt. Ich finde es total niedlich, wie er sich jetzt den Osterhasen herbeiwünscht und wie er schon nach ihm Ausschau hält.
Ebenso haben mir meine Eltern früher auch erzählt, dass es den Osterhasen gibt. Irgendwann habe ich dann selber herausgefunden, dass meine Eltern die Osterhasen sind und die Süßigkeiten und Geschenke selber verstecken, die ich dann suchen durfte. Inwiefern es pädagogisch sinnvoll oder weniger sinnvoll ist, kann ich nicht sagen, aber auf jeden Fall hat es weder mir noch anderen geschadet, wenn sie daran geglaubt haben und insofern werde auch meinen Söhnen den Spaß am Osterhasen und auch am Weihnachtsmann nicht verderben.
Ich fand den Gedanken, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt als Kind immer sehr schön. Ich war dann eher sauer, dass meine Oma mir gesagt hat, dass es ihn nicht gibt und weniger, dass man mich jahrelang angelogen hat. Mir wäre es in dem Moment tatsächlich lieber gewesen, sie hätte mir das nicht gesagt. Seitdem hat dann Weihnachten für mich auch seinen Reiz verloren und mittlerweile feiere ich Weihnachten gar nicht mehr gerne (was aber nun weniger daran liegt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt).
Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals geglaubt habe, dass es den Osterhasen gibt. Ich konnte mir natürlich vorstellen, dass es einen alten Mann gibt mit langem weißen Bart, welcher an Weihnachten Geschenke an liebe Kinder verteilt, aber nicht, dass es einen Hasen gibt, der Eier verteilt. Soweit ging mein Vorstellungsvermögen irgendwie selbst als Kind nicht.
Ich finde es schön, wenn man seinen Kinder so etwas erzählt. Der Moment in dem man sie aufklärt ist dann sicherlich weniger schön, aber immerhin hat man einige schöne Jahre, in denen man daran glauben kann. Sicherlich nutzt man das als Eltern auch aus, denn nur liebe Kinder bekommen ja etwas. Und sicherlich ist es auch komisch, wenn man seinen Kindern sagt, dass sie nicht lügen sollen und dann lügt man selber. In dem Fall kann man das aber, finde ich, nicht unbedingt miteinander vergleichen. Zumal es schade ist, wenn es das einzige Kind im Umkreis ist, was nicht an den Weihnachtsmann glaubt. Vielleicht hat das dann auch etwas mit Gruppen"zwang" zu tun.
Ich verstehe den Standpunkt schon, irgendwie ist es eine Lüge, die man den Kindern da erzählt. Ich kann mich gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie es bei mir war, als ich herausfand, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Es war bei mir irgendwie ein schleichender Prozess, weil immer mehr Kinder im Kindergarten gesagt haben, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Ich habe dann mal genauer hingeschaut und festgestellt, dass die Geschenke von meinen Eltern kommen.
Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich sauer über diese Lüge gewesen wäre. Es ist ja auch so, dass diese Geschichte eigentlich jedem Kind so erzählt wird und deshalb auch anerkannt wird. Ich kann mir eher vorstellen, dass ein Kind, welches die Wahrheit kennt, im Kindergarten bei den anderen Kindern anecken wird, weil alle anderen eben davon überzeugt sind, dass es den Weihnachtsmann und den Osterhasen tatsächlich gibt.
Im Prinzip ist es ja schon eine Lüge, aber ich würde es nicht so ansehen wie eine normale Lüge im späteren Leben. Die Kinder brauchen ja etwas um sich zu freuen und sollen doch nicht sofort die Wahrheit erzählt bekommen. Sie würden es doch gar nicht verstehen.
Wie es bei mir war, weiß ich es gar nicht mehr, aber ich wusste es recht früh, dass man nicht die Wahrheit erzählt bekommt. Dies könnte daran gelegen haben, dass ich größere Geschwister habe, die schon recht früh immer erzählt haben, dass es den Weihnachtsmann etc. nicht wirklich gibt und dass die Geschenke von den Eltern gebracht werden. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass ich deswegen sauer war.
Von der pädagogischen Seite würde nicht sagen, dass es irgendwelche Gefahren mit sich bringt. Die Welt wird einem ja eher als etwas schöneres und positiveres dargestellt. Ich denke, dass die Kinder sich eher schlechter entwickeln würden, wenn man sie sofort mit allem konfrontieren würde. Wo wäre die Freude und wo der Spaß und sie hätten nichts mit ihren Altersgenossen gemeinsam. Viele würden sie dann ausschließen, weil sie nicht daran glauben. Später muss man aber auch den richtigen Zeitpunkt finden, wo man dann die Wahrheit erzählt, damit die Kinder nicht noch in der Grundschule daran glauben, wo ihre Klassenkameraden sie deshalb auslachen könnten.
Für mich ist es nicht nachzuvollziehen wieso Menschen Geschichten wie den Osterhase, die Zahnfee, den Weihnachtsmann oder Nikolaus erfinden. Sinnvoll ist wirklich das falsche Wort dafür, denn es ist für mich total unverantwortlich. Wir predigen Kindern immer ein, dass Lügen verkehrt sei, aber finden eine positive Lüge wie den Weihnachtsmann nicht als das Selbe. Eine Lüge ist immer eine Lüge, dabei ist es für mich völlig egal, ob diese Lüge aus der Not oder aus einer guten Geschichte besteht.
Wir erzählen Kindern, dass der Weihnachtsmann die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legt und dies über Jahre hinweg. Später wird dem Kind jedoch bewusst, dass dies eine Lüge war und damit wird ihm auch ein Stück Kindheit genommen, denn alles, woran das Kind geglaubt hat, hat sich dann in dem Moment der Erkenntnis als eine Lüge herausgestellt. Ich denke somit, dass es sinnvoll ist, auf derartige Geschichten komplett zu verzichten. Jedenfalls werde ich in keinem Falle diese Geschichten aufrechterhalten.
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