Bei häuslicher Gewalt zur Verwandtschaft oder Frauenhaus?
Es gibt ja einige Menschen, die schon einmal häusliche Gewalt erlebt haben. Viele flüchten dann zu Verwandten und manche gehen auch ins Frauenhaus. Und wer sich einfach schämt in ein Frauenhaus zu gehen und auch nicht zur Verwandtschaft will, der hält aus, bis es nicht mehr geht.
Mal angenommen, ihr würdet in dieser Situation sein. Würdet ihr eher zur Verwandtschaft gehen oder würdet ihr in ein Frauenhaus flüchten? Würdet ihr sogar aushalten, bis ihr es wirklich nicht mehr ertragen könnt? Bitte schreibt jetzt nicht, dass euch das niemals passieren würde, weil ihr es euch nicht gefallen lassen würdet. Das habe ich auch mal gesagt, bis ich die häusliche Gewalt erlebt habe und mich selber nicht verstehen konnte. Ich habe es ausgehalten, bis es gar nicht mehr ging und dann bin ich stark geworden und habe mich getrennt. Ich hatte zum Glück damals sehr gute Freunde, die mir geholfen haben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das irgendwann mal erleben werde, weil ich immer gesagt habe, dass ich mir das niemals gefallen lassen würde.
Natürlich kann man nicht schreiben, dass einem das nie passieren würde. Sowas ist meistens ohnehin ein schleichender Prozess. Käme der von heute auf morgen, würden sich die meisten Frauen das in der Form gar nicht bieten lassen. Kommt es schleichend, merkt man mitunter erst dann, dass was nicht stimmt, wenn es bereits zu spät ist. Und dann steht man da, denkt sich, dass man sich das früher hätte nie bieten lassen und schämt sich, dass man so schwach ist.
Ich habe schon Frauen erlebt, die das erlebt haben und die hätte ich nicht als schwach eingestuft. Im Gegenteil. Und die waren vorher starke Persönlichkeiten und nicht erst durch diese Erfahrung. Aber Fakt ist, dass man nicht sagen kann, was man tun würde, wenn man so etwas erlebt. Das muss man ja dann entscheiden. Ich gehe davon aus, dass ich immer zu meinen Eltern kommen könnte und da würde ich mich sicher fühlen. Ich weiß nicht, ob ich bei Freunden das Vertrauen hätte, aber in ein Frauenhaus würde ich vielleicht nicht. Wichtig ist wohl, dass man in der Zeit dann nicht alleine ist (weder generell, noch das die Person bei der man sich befindet arbeiten ist)
Wie man nun wirklich in einem solchen Fall reagieren würde, lässt sich hier in einem Forum im Internet zwar immer so schön beschreiben, aber ob dies in der Realität dann auch wirklich so umgesetzt werden würde, ist natürlich auch noch mal eine andere Frage, zumal dann hier ja auch einiges mehr dazu gehört. Ich selbst würde jetzt daher spontan auf jeden Fall sagen, dass ich mir häusliche Gewalt auf keinen Fall gefallen lassen würde - Aushalten würde ich eine solche Situation sicherlich nicht. Ich bin jetzt keine Frau und statistisch gesehen sind es ja eher Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, aber auch das Gegenteil soll schon mehr als nur einmal vorgekommen sein. Ob es überhaupt so etwas wie ein Frauenhaus für Männer gibt, weiß ich nicht, aber ich gehe jetzt in deinem Beispiel einfach mal davon aus.
Wäre ich ein Opfer von häuslicher Gewalt und würde mich dazu entschließen, der Situation jetzt erst mal schnell zu entfliehen, dann würde ich sehr wahrscheinlich auch als erstes meine Verwandten aufsuchen und dort Unterschlupf suchen, bis ich mal Zeit zum nachdenken hatte und einen Plan für alles weitere zurecht gelegt habe. Hier könnte ich mich dann sicherlich auch sehr gut auf meine Familie verlassen und ich weiß auch, dass diese mir mit Rat und Tat zur Seite stehen würden und mich unterstützen würden.
Hätte ich aber eben nicht diese Möglichkeit und ich müsste irgendwo einen Unterschlupf finden, dann wäre auch das "Frauenhaus" (Für Männer) eben eine Option für mich. Manch einer wird hier sicherlich einige Hemmungen haben und vielleicht davon abgeschreckt sein, einen solchen Ort aufzusuchen, ich selbst würde hierbei aber eigentlich nichts schlimmes empfinden. Eine solche Einrichtung wurde doch genau für solche Fälle geschaffen und wenn man in einer solchen Situation fest steckt, dann sollte man auch die gegebenen Hilfen annehmen, so gut es eben nur geht. Hier hätte man sicherlich auch noch den Vorteil, dass man sich mit anderen Opfern häuslicher Gewalt austauschen kann, mit Menschen eben, die das alles schon mal durchgemacht und miterlebt haben. Vielleicht könnten diese dann sogar eine bessere Hilfe darstellen, als die eigenen Verwandten.
Ich kenne eine Frau, welche es erlebt hat. Das war dann schon die zweite Frau im Leben dieses Mannes. Und ich weiß auch, dass man der ersten Frau damals nicht glaubte, als sie sich zu Freunden geflüchtet hat. Man traute es diesem Mann einfach nicht zu. Daher würde ich eher in ein Frauenhaus gehen, da man doch wohl eher nicht mit Zweifeln an der Sache empfangen wird.
Denn Verwandte wären auch einfach zu weit weg und ich würde in einer solchen Situation auch nicht noch ewig mit dem Auto fahren wollen, um Schutz zu finden. Da muss es schnell gehen und im Frauenhaus wäre ich hier innerhalb von 10 Minuten.
Ich denke, dass es schwierig ist, sich als Unbeteiligter oder Unerfahrener in eine solche Situation hineinzuversetzen und kann daher nicht mit Sicherheit sagen, ob meine rein theoretische Einschätzung im Fall eines solchen Falles dann immer noch dem entsprechen würde, was ich auch tatsächlich als Betroffene in Betracht ziehen würde. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass ich eher zur Verwandtschaft gehen würde als in ein Frauenhaus, weil ich in einer solchen Situation vermutlich das Bedürfnis danach hätte, mich in einem gewohnten und eben nicht völlig fremden Umfeld aufzuhalten, vor allem aber eben bei Menschen, die ich kenne und die mich kennen und bei denen ich mich schon allein aus diesem Grund wohlfühle. Vermutlich wäre das für mich als Opfer häuslicher Gewalt einer der wichtigsten Aspekte. Ein Frauenhaus kenne ich nur aus der Fiktion und ich stelle es mir eher kühl vor, weil ich dazu so gar keinen Bezug habe und wohl auch nur schwerlich aufbauen könnte.
Allerdings will ich aber auch sagen, dass meine Freunde für mich nichts anderes sind als Familie. Auch, wenn sie nicht blutsverwandt mit mir sind, so sind meine Freunde doch tatsächlich wie Geschwister für mich, was meine Bindung an sie angeht. Insofern würde ich mich also auch dann, wenn ich mich zu einer Freundin oder einem Freund begeben würde, nachdem ich Opfer häuslicher Gewalt geworden wäre, fühlen wie im Schoß meiner Familie, also sicher und geborgen, so gut man das in einer entsprechend heftigen Situation wie dieser hier angefragten eben kann.
Dass ich häusliche Gewalt aushalten würde, bis ich sie nicht mehr ertragen könnte, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Gewalt ist nach meinem Empfinden etwas, das zwischen zwei Menschen nicht sein darf und ich unterscheide da auch nicht zwischen körperlicher und psychischer Gewalt. Spätestens aber, wenn ein Mann gegen mich die Hand erheben würde, würde ich diese Beziehung nicht mehr ertragen könne und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich zu einer solchen Person irgendwann noch einmal Vertrauen aufbauen könnte. Damit wäre aber auch die Basis für eine Beziehung entzogen, also müsste ich bereits beim ersten Auftreten eines solchen Falles von häuslicher Gewalt meine Konsequenzen ziehen und gehen.
Natürlich ist das eine rein theoretische Einschätzung und auch ich kann sicherlich nicht mit Gewissheit sagen, dass ich in einem solchen Fall, wenn er denn einträte, was hoffentlich niemals passieren wird, nicht doch anders reagieren würde. Jedenfalls würde ich aber doch hoffen wollen, dass ich dann noch klar genug wäre, um den richtigen Weg zu wählen – eben weg von diesem Menschen.
Ich wohne nicht mit einem Partner zusammen, deshalb kann ich nicht sehr viel dazu sagen, wenn ein Partner brutal mit Gewalt vorgeht. Es ist schön, wenn diejenigen, die das betrifft, von Freunden und Verwandten aufgefangen werden. Aber bevor ich da noch mit Fragen, auch mit ungläubigen Fragen, gelöchert würde, würde ich die Anonymität eines Frauenhauses vorziehen. Ich denke auch, dass man dort einer Person, die Gewalt erfahren musste, mit Rat und Tat zur Seite steht. Dort gibt es Fachleute, die oft besser helfen können, als die Verwandtschaft.
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