Trennung nach 35 Jahren Ehe

vom 06.03.2012, 09:56 Uhr

Ich habe unlängst eher durch Zufall wieder eine ehemalige Arbeitskollegin getroffen. Wir haben uns schon länger nicht gesehen und so tauschten wir ein wenig unsere Neuigkeiten aus. Sie ist rund 60 Jahre alt und ist seit 35 Jahren verheiratet. Es gab wie in jeder Ehe natürlich Höhen und Tiefen, aber gröbere Unstimmigkeiten oder Probleme gab es eigentlich nie.

Scheinbar hat sich das aber in den letzten Monaten geändert. Sie hat mir erzählt, dass sie total unglücklich in ihrer Beziehung ist. Es gäbe zwar keinen besonderen Auslöser dafür, aber es passt einfach von vorne bis hinten nicht mehr. Sowohl sie als auch ihr Mann denken deswegen ernsthaft über eine Trennung nach. Irgendwie passt es für beide nicht mehr, aber verständlicher Weise haben auch beide große Angst vor der Trennung.

Eine Trennung ist denke ich nie einfach, aber nach 35 Ehejahren muss es denke ich noch einmal ein wenig heftiger sein. Sie haben gemeinsam ein Haus. Keiner der beiden könnte das Haus alleine erhalten. Demnach müsste es verkauft werden. Ein Haus, welches voller Erinnerungen steckt, weil immerhin haben sie ja auch 35 glückliche Jahre hier verbracht. Aber nur aus finanziellen Gründen wollen sie einfach nicht zusammen bleiben.

Kennt jemand Fälle, denen es ähnlich ergangen ist? Wie ist die Trennung nach so langer Zeit abgelaufen und wie erging es beiden danach? Wie hat das Umfeld reagiert? Kann man in so einem Fall irgendwelche guten Ratschläge geben?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Traurige Geschichte. Man kann nur raten, jede Chance zu ergreifen, so etwas zu verhindern. Das kann ja auch nur eine Phase sein, in der einem oder beiden einfach nur der Blick verstellt ist. So eine Phase kann auch dauern, aber viele kennen doch so etwas. Man verknallt sich z. B. in eine Frau oder einen Mann und plötzlich steht der eigene Partner (blödes Gendering) von einem Tag auf den anderen in einem ganz anderen Licht da, als wäre es eine unbekannte Person. Aber man weiß auch, so etwas kann wieder komplett vergehen. Und dann wäre es schade, wenn man sich wegen einer "Kleinigkeit" getrennt hätte. Das kann etwas sein, was man den Rest seines Lebens bereut.

"Paartherapie" klingt so fremd und so weit weg, aber ehrlich gesagt würde ich zu so etwas raten und sei es nur, um der Sache eine Chance zu geben oder sich über Dinge bewusster zu werden. Wenn man es sich leisten kann. Aber eine eventuelle gemeinsame Zukunft sollte man sich dann vielleicht was kosten lassen. Ich kann mir auch vorstellen, dass man bei einer Trennung auch neutrale Hilfe braucht. Man sagt ja nicht: "Morgen um 15 Uhr trennen wir uns." Da wüsste ich schon praktisch nicht, wie man in Frieden auseinander geht. Vor alllem, wenn man dann noch solche Dinge wie ein Haus am Bein hat und sich aus finanziellen Gründen z. B. getrennte Haushalte gar nicht leisten kann. "Trennungsbegleiter", das wäre ja schon fast eine Marktlücke. Es gibt zwar "Moderatoren", aber da spielen wohl eher Streitschlichtung und juristische Fragen eine Rolle. So ein "Trennungsbegleiter" würde viel weiter gehen. Oder gibt es das?

Ich kenne solche Fälle nicht, aber vorstellen kann ich mir bei Menschen alles. Und ich denke, das kann auch jeden treffen. Moment ich suche mal eben Holz.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Solche Fälle wurden schon im Forum diskutiert:
Wenn Eltern sich nach 25 Jahren Ehe trennen...
Sollte man sich auch nach 20 Jahren Ehe scheiden lassen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne ein Paar, was sich nach über 30 Jahren des Zusammenseins getrennt hat. Sie haben gemeinsame Kinder, waren aber nur am Anfang glücklich miteinander. Als die Kinder noch klein waren fang es schon an zu kriseln, wie mir berichtet wurde. Nun lebten sie eben die ganzen Jahre nebeneinander her. Sie war nie arbeiten und hat immer nur die Kinder gehütet. Eine Ausbildung hat sie dann angefangen, als sie die Nase endgültig von dem Mann voll hatte. Nun war sie bei der Trennung aber noch nicht fertig damit. Finanziell sieht es für die Frau schlecht aus, aber ihr Ex Mann gibt ihr immer noch Geld auch, weil die Kinder beide bei ihr leben wollen.

Eine Trennung ist in so einem Fall immer schwierig, weil man ja auch im Alltag vieles zusammen gemacht hat und auch finanziell einiges zusammen gestemmt hat. Mal eben gehen erscheint da schwieriger als nach wenigen Jahren der Beziehung. Man hat sich gemeinsam eben etwas aufgebaut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das ist schon ziemlich heftig. Fünfunddreißig Jahre ist eine lange Zeit und es ist sicherlich sehr hart, sich nun zu trennen. Ich bin der Meinung, dass so etwas in jedem Fall gut überlegt sein muss. Man sollte eine langjährige Partnerschaft innerhalb weniger Wochen aufgeben, nur weil es ein paar Unstimmigkeiten gab und man der Meinung ist, dass es plötzlich nicht mehr passt. So etwas würde ich mir wirklich dreimal durch den Kopf gehen lassen, bevor ich es dann tatsächlich durchziehen würde. In dem Fall scheint es aber auch ziemlich eindeutig zu sein. Wenn beide schon seit mehreren Monaten unglücklich in der Beziehung sind, dann gibt es wohl nicht mehr viel Hoffnung. Ich würde es wohl aber als allerletzten Versuch mit einem gemeinsamen Urlaub probieren. Wenn man nicht mal mehr einen gemeinsamen Urlaub genießen kann, in dem man nicht dem Druck der Arbeit oder ähnlichem ausgesetzt ist, dann ist die Beziehung wohl wirklich am Ende.

Du hast ja selbst geschrieben, dass so eine Trennung in dem Fall auch mit viel Aufwand verbunden ist. Die beiden müssen nicht nur ihren Alltag komplett umstellen, sondern auch ihr Haus verkaufen, sich nach einer Wohnung umsehen und sich komplett neu orientieren. Das ist wirklich extrem schwierig und auch wenn „Neuanfang“ auf den ersten Blick immer wie eine ganz tolle Sache klingt, hängt es eben auch viel mit Loslassen zusammen und das ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Ich kenne so einen Fall aus meinem Bekanntenkreis nicht, auch wenn meine Eltern beispielsweise auch geschieden sind. Sie waren zu dem Zeitpunkt allerdings noch lange keine fünfunddreißig Jahre verheiratet. Ich wünsche das auch absolut niemandem.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne keinen solchen Fall aus meinem direkten Umfeld. Letztens hat sich in meinem Freundeskreis ein Pärchen nach sechs Jahren Beziehung getrennt, aber das war eigentlich absehbar. Schon vor zwei Jahren war da die Rede von einer möglichen Trennung. Es hat mich gewundert, dass die beiden überhaupt noch so lange zusammen geblieben sind und kurz vor der Trennung noch ihre erste gemeinsame Wohnung bezogen haben. 35 Jahre sind natürlich noch eine deutlich längere Zeit und ich kann mir vorstellen, dass eine Trennung nach dieser langen Beziehungsdauer schon allein aufgrund der zwangsläufig entstandenen Routine und Gewohnheit nicht einfach ist.

Wenn man nicht mehr glücklich in seiner Beziehung ist, sollte man sich trennen, unabhängig davon, ob man zwei oder zwanzig Jahre zusammen ist. Eine glückliche gemeinsame Vergangenheit ist kein Garant für eine glückliche Zukunft und die lange Beziehungsdauer sollte auch nicht dazu führen, dass man zusammen bleibt, auch wenn die Beziehung längst nicht mehr intakt ist.

Gemeinsame Immobilien sind immer ein Problem und ich finde, dass man an solche Dinge eigentlich vorher denken sollte. Bei dem Paar, das du kennst, wird sich nun keine Alternative zu einem Verkauf ergeben, es sei denn, die beiden möchten zukünftig getrennt voneinander, aber als eine Art Wohngemeinschaft weiterhin in dem Haus leben. Aus finanziellen Gründen sollte man aber nicht an einer Beziehung festhalten, die längst gescheitert ist.

Die Angst vor der Trennung ist verständlich. Beide sind daran gewöhnt, in dieser Beziehung zu stecken und das Leben hat eine bestimmte Struktur. Eine Trennung bricht diese Gewohnheiten in jedem Fall auf. Dazu kommt eventuell noch der Trennungsschmerz, selbst wenn die Beziehung vielleicht von beiden seit einiger Zeit als gescheitert angesehen wird. Vor allem ist es aber die neue und unbekannte Situation, die hier sicher für einige Angst sorgen dürfte. Dennoch scheint die Trennung ja unausweichlich zu sein.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde, dass es völlig egal ist, wie lange man zusammen ist. Wenn man nicht glücklich in einer Beziehung ist, sollte man sich trennen. Immerhin bringt es nichts, nur aufgrund der Dauer und der Routine mit jemandem zusammen zu sein. Wenn man selbst nicht glücklich ist, sollte man sich trennen. Auch wenn es ein großer Schritt ist, so ist dieser manchmal eben notwendig. Und auch wenn ich niemanden kenne, der sich nach solch einer langen Zeit getrennt hat, denke ich, dass es wohl öfters vorkommt. Ich denke, dass Zeit keine Rolle spielt. Ob man nun fünf Jahre oder dreißig Jahre zusammen ist, ist doch egal. Beides ist eine sehr lange Zeit und beides ist schmerzhaft. Doch manchmal ist es einfach besser so.

Ich denke, dass man es auch einfach ausprobieren kann, wie es sich ohne den anderen lebt. Das heißt, dass man sich vorerst trennt, was aber nicht heißen muss, dass es endgültig vorbei ist. Wenn man sich nicht hundertprozentig sicher ist, ob man sich nun trennen möchte, kann man erst einmal einige Monate den Kontakt abbrechen oder zumindest stark mindern. Danach kann man sich dann wieder treffen und schauen, ob man sich neu verliebt. Dabei sollten aber zunächst wieder eigene Wohnungen behalten werden. Das fände ich die perfekte Lösung.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Eine Trennung nach so vielen gemeinsam verbrachten Ehejahren kommt mir unüberlegt vor. Ich würde eine Paartherapie versuchen und hoffen, dass die Missverständnisse oder die Probleme, die vorliegen, geklärt werden können. Es ist wirklich sehr traurig, dass sie nicht wieder zueinanderfinden, was doch eventuell noch möglich sein könnte. Auch wenn es nicht mehr die glühende Liebe ist wie vor 35 Jahren, aber irgendetwas muss doch noch vorhanden sein.

Vor allem ist es auch für beide schwer, da sie ein gemeinsames Haus haben und auch das vermissen würden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie finanziell nicht so gut dastehen würden, wenn jeder sich eine Wohnung nimmt. Und außerdem sind sie in einem Alter, wo man sich nicht mehr allzu viel aufbauen kann. Ich meine, sie sollten es gemeinsam mit einem Therapeuten besprechen, der ihnen helfen kann.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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