Trennung ja, Scheidung nein: Welche Gründe gibt es?
Wie hier ja auch schon diskutiert wird Nicht geschieden, neue Partnerin - dennoch Bundespräsident? , ist der potentielle Bundespräsident Gauck, seit 20 Jahren von seiner Ehefrau getrennt lebend und lebt seit 12 Jahren in einer festen Beziehung mit seiner Freundin. Für ihn scheint es ja einen Grund zu geben, dass er sich nicht scheiden lassen will.
In meinem Bekanntenkreis hat sich der Mann von der Frau auch jetzt nach 13 Jahren getrennt. Er hat beim Auszug aber zu seiner Frau gesagt, dass er sich nicht scheiden lassen will, sondern nur eine Trennung will. Da er die Ehe aber so nicht aufrecht erhalten will, wird es nach seiner Meinung auch niemals wieder zu einem Zusammenleben kommen. Aber dennoch will er keine Scheidung. Ich persönlich frage mich, warum man, wie im Fall Gauck oder auch in anderen Fällen, an einer Ehe festhält, aber dennoch nie wieder mit der Frau zusammenleben will. Kinder können weder im Fall Gauck noch im Fall meiner Bekannten der Grund sein.
Was denkt ihr, warum ein Mensch sich vom Partner oder der Partnerin trennt, jahrelang getrennt lebt, schon eine neue Beziehung hat und das schon seit Jahren und sich dennoch nicht scheiden lässt? Eine Scheidung ist teuer. Aber kann das im Fall Gauck wirklich der Grund sein? Eine Scheidung ist langwierig. Aber in 20 Jahren sollte eine Scheidung nur noch Formsache sein. Käme für euch eine Trennung auf Dauer auch ohne Scheidung in den Sinn? Warum dann keine Scheidung, wenn man weiß, dass es kein zurück mehr gibt und man nie wieder zusammenleben wird?
Wenn man mal die "romantische Sicht" einer potentiellen Wiedervereinigung außer Acht lässt, gibt es keinen rationellen Grund dafür, sich auch "rechtlich" zu scheiden. Im normalen Leben ist es nämlich so, dass der Mann (sofern die Frau weiterhin eine Lebensweise gefunden haben sollte, nicht arbeiten zu müssen) die bessere Steuerklasse nutzen kann. Dann sammelt die Frau auch "Rentenpunkte" mit jedem Jahr das sie mit dem Mann weiter verheiratet ist.
Welchen Grund sollte es geben, auf die Scheidung zu bestehen, wenn im Leben die Trennung schon vollzogen wurde und diese klappt? Hier kann es eigentlich nur den Grund geben, dass ein Partner erneut das Verlangen hat, sich wieder formell zu binden. Dann muss die Scheidung natürlich eingereicht werden. Aber ansonsten sehe ich keine Vorteile und es entstehen auch keine echten Nachteile. Insbesondere wenn man sich z.B. mittels Ehevertrag auch sonst im beidseitigem Einvernehmen bzgl. der Vermögenswerte geeinigt und auch in der Frage der Erbschaft geeinigt hat.
Meine Schwiegereltern haben sich auch vor etwa einem Monat scheiden lassen. Sie leben schon 10 Jahre getrennt und beide haben neue Partnerinnen. Bei meinem Schwiegervater weiß ich, dass dieser immer noch gehofft hat dass seine Frau wieder zu ihm zurück kommt und deshalb nie die Scheidung wollte. Das Verhältnis zwischen den Beiden war bzw. ist noch sehr gut und keiner hat sich so recht getraut die Scheidung zu verlangen. Meine Schwiegermutter wollte sich nicht scheiden lassen, weil ihr Mann dann viel weniger Geld bekommt. ER muss nun zum Beispiel die Hälfte der Rente an sie abdrücken, obwohl sie schon so lange getrennt sind. So muss er nun einige Jahre wirklich am Existenzminimum leben.
Ich könnte nicht getrennt leben und nicht geschieden sein und sehe das als Abschluss an. Wenn ich mich mal scheiden lassen sollte dann aber auch direkt und nicht erst nach 10 Jahren. Hoffe jedoch, dass ich mir darüber nie wirkliche Gedanken machen muss.
Ich denke, dass es finanzielle Vorteile hat, wenn sich ein Paar trotz Trennung nicht scheiden lassen will. Oft kommt man durch eine Hochzeit ja in eine andere Streuerklasse und bekommt dann etwas mehr Geld heraus. Außerdem bringt eine Scheidung ja auch diverse Kosten mit sich. Und der Ex - Mann ist ja auch unter Umständen dazu verpflichtet Unterhalt an seine Ex - Frau zu zahlen.
Für einige Paare mag es trotzdem noch einen romantischen Hintergrund haben, so dass einer der Ex - Partner vielleicht noch immer hofft, dass der andere zu ihm zurückkehrt. Ich könnte gar nicht sagen, ob ich mich im Falle einer Trennung nicht scheiden lassen würde, wenn ich denn verheiratet wäre.
Ich würde auch tippen, dass häufig finanzielle Aspekte der Grund für solche Lösungen sind. Einmal wie schon beschrieben die verschiedenen Steuerklassen, zweitens aber auch eine eventuelle Vermögensteilung aufgrund der Scheidung (was einem der Partner möglicherweise zum deutlichen finanziellen Nachteil gereichen könnte). Die Kosten für die Scheidung an sich würde ich eher selten als Grund vermuten. Ja, es kostet Geld, aber wenn man keinen ellenlangen Streit vor Gericht ausfechten muss wie Geld und Güter aufgeteilt werden sollen, dann sind Kosten für die Anwälte beispielsweise bei Weitem nicht so hoch.
Außerdem bleibt die formale Verbindung, dass jemand für einen verantwortlich, dem man lange vertraut hat. Zum Beispiel wenn einer von beiden jetzt ins Koma fallen würde, dann dürfte der langjährige Partner alle formalen Entscheidungen fällen. Häufig war man ja auch so lange verheiratet dass man sich in wichtigen Dingen immer noch vertrauen würde, wenn es drauf ankommt. Und wenn man keine Familie mehr hat weil die Eltern schon verstorben sind und man keine Kinder hat, ist der frühere Partner auch noch der alleinige Erbe (soweit kein Testament etwas anderes sagt) bzw. bekommt immer noch mindestens den selben Pflichtanteil am Erbe. Dieses ganze Konstrukt macht solange Sinn, wie man sich für eine neue Ehe mit einem eventuellen neuen Partner noch nicht bereit fühlt - oder aber, weil die beiden Beteiligten sich einfach an das gegebene Versprechen "bis dass der Tod uns scheidet" halten wollen und für sie vorher vielleicht eine andere Liebe, aber einfach nie wieder "das Selbe" wie beim ersten Mal in Frage kommt.
Den wahren Grund kennen sowieso nur die Beteiligten und die Gründe werden von Fall zu Fall sicherlich unterschiedlich sein. Aber spekulieren kann man natürlich. Ist man gläubig, kann das sicherlich auch ein Grund sein. Immerhin heiratet man eigentlich bis das der Tod beide scheidet. Und eine Scheidung kann schon etwas sein, was man nicht möchte. Man hat eigentlich geheiratet um den Bund fürs Leben einzugehen. Nun ist es aber gerade im Fall Gauck ja so, dass er sowieso eine neue Partnerin hat und ganz offensichtlich will er eher mit dieser alt werden.
Aber Gauck und seine Frau sind ja auch schon etwas älter, vielleicht wollen sie sich deswegen nicht scheiden lassen. Oder sie haben eben noch diese Verbundenheit zueinander und wollen das so eben signalisieren. Sicherlich kann es einen finanziellen Vorteil haben sich nicht scheiden zu lassen. Aber das kann man in Gaucks Fall auch fast ausschließen. Man sollte sich eben im Klaren darüber sein, dass der Ehepartner, mit dem man nicht mehr zusammen lebt, eben alle Rechte hat. Er kann sämtliche Entscheidungen treffen, wenn man selber nicht mehr dazu in der Lage ist und die eigentliche Lebenspartnerin kann das nicht. Wäre man allein im Alter, dann ist es vielleicht gut jemanden zu haben, der die Verantwortung trägt, aber so?
Vielleicht ist es Gauck auch einfach zu teuer. Oder er will nicht, dass er seiner Frau so viel Unterhalt zahlen muss. Das kann bei einer Scheidung ja nun alles der Fall sein. Auch die Sachgüter müssen getrennt werden und vielleicht will man dem einfach aus dem Weg gehen.
Fälle, welche ich dabei kenne, haben immer einen finanziellen Hintergrund. Als Beispiel der Fall einer früheren Schulkameradin beziehungsweise ihres jetzigen Mannes. Dieser war vorher schon einmal verheiratet. War sich aber mit seiner Ex-Frau soweit einig, das eben die Scheidung erst vollzogen wird, wenn einer von beiden neu heiraten will. Er war auch weiterhin an der selben Adresse gemeldet, was steuerliche Vorteile für beide Parteien gebracht hat.
Denn eine Trennung ohne Scheidung, bedeutet auch im Jahr nach der Trennung die Steuerklasse für Ledige. Zumindest wenn es unterschiedliche Anschriften gibt. Aber selbst wenn man steuerlich keine Vorteile mehr hat, kann man damit die Kosten für das Scheidungsverfahren einsparen. Denn selbst bei einer problemlosen Scheidung, fallen da Kosten an. Wenn beide Seiten kein Problem damit haben, das sie noch verheiratet sind, kann man eben diese Ausgabe sparen.
Ich könnte wetten, dass so eine Entscheidung aus finanziellen Gründen getroffen wird. Immerhin ist man in einer Ehe schließlich steuerlich günstiger dran. Dies könnte meines Erachtens ein Grund sein. Ebenso können aber auch Gründe im Spiel sein, wie Gefühlschaos, Kinder oder Mitleid.
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