Buch schreiben - Aber in welcher Perspektive?

vom 20.01.2012, 15:28 Uhr

Also ich habe mir fest vorgenommen ein Buch zu schreiben. Zumindest versuche ich das. Mit Kurzgeschichten hat es bisher ganz gut funktioniert und im Prinzip wird das Buch auch nicht vielmehr als viele Kurzgeschichten zusammen. Inhaltlich soll es um so eine Art Hangover-Story gehen. Ein Typ wacht immer auf, befindet sich in einer komischen Situation und versucht zu rekonstruieren was passiert ist. Die Ideen für die einzelnen Kapitel habe ich schon. Ich weiß allerdings nicht, ob ich aus der Perspektive des allwissenden Erzählers oder aus der Ich-Perspektive schreiben soll. In manchen Kapiteln helfen ihm auch seine Freunde bei der Rekonstruktion der Geschehnisse. Da einige Pointen eingebaut sind, weiß ich auch nicht ob sie sich aus der jeweiligen Sicht alle so gut rüberbringen lassen. Bitte um Hilfe!

» ffas1994 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 30,85 »



Ich könnte mir genau so eine Story sehr gut als Ich-Erzähler vorstellen, weil gerade ein allwissender Erzähler hier vielleicht einfach zu allwissend ist. Im Grunde könntest du ja im Bedarfsfall auch die Ich-Erzähler wechseln. Du hast dann die Schnapsnase als Haupterzähler und lässt im nächsten Kapitel einen Freund erzählen, da könnte man eventuell auch ein witziges Wechselspiel entstehen lassen. Ich habe aber auch schon Bücher gelesen, in denen zwei Handlungsebenen sich abwechselten. So wurden die aktuellen Ereignisse von einem Ich-Erzähler beschrieben und die vergangenen von einem allwissenden. Man muss sich da nicht zwangsläufig total festlegen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hier kann dir kaum einer weiter helfen, zumal ja gerade die Frage der Perspektive sehr entscheidend für die Akzeptanz einer Geschichte sein kann. Vorstellbar sind wirklich verschiedenste Varianten. Auch die, dass die Perspektive (laufend) wechselt oder aber nur bei einem besonderem Bedarf, wie von "Bellikowski" vorgeschlagen.

Ob das Konzept sich hier selbst trägt, ist aber auch eine Frage. Denn hier kann ich mir vorstellen, dass das Ganze schon bei der vierten oder fünften Szene nicht mehr witzig ist und die Gefahr der Wiederholung wächst. Was nicht heißen soll, dass du es lassen sollst. Wer den ersten Schritt nicht geht, kommt schließlich nie an!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ist es denn dein erstes Buch? Wenn Nein, wie hast du dass Thema denn in den anderen Büchern angewandt? Ich denke, es wäre besser, wenn du die Story aus der Ich-Perspektive schreibst, auch um Emotionen und Aufregung echter darzustellen. Du müsstest sonst wahrscheinlich zwischen den verschiedenen Personen zu viel hin und her hüpfen.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich persönlich kann dir nur einen sehr einfachen Tipp geben: Fang einfach mal an zu schreiben. Dir wird man hier nicht sagen können, aus welcher Perspektive die Geschichte besser klingen wird. Dazu müsste man eigentlich auch erst etwas lesen und man kann dann sagen, ob das so gut klingt oder eben nicht. Letzten Endes kannst du das sowieso am besten entscheiden, weil du ja der Autor sein wirst. Da wird am Ende wohl keiner sagen, dass es aus anderer Sicht besser gewesen wäre. Man kann die Story ja auch ein bisschen an die Perspektive anpassen.

Es wird auch immer Leser geben, die die Ich-Perspektive vorziehen und andere mögen die vielleicht nicht und lesen lieber etwas anderes. Und wieder anderen ist es vollkommen egal und da geht es vordergründig um die Story. Die Ich-Perspektive hat den Vorteil, dass man sich mit der Person in der Regel besser identifizieren kann. Aber Vorsicht, manchmal ist es besser -je nach Story - ein bisschen Distanz zu wahren. Und genau da kann dir eben keiner von uns sagen, ob das angebracht ist oder nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ohne nun genau zu wissen, was du schreiben möchtest oder welche Ideen dir da im Kopf rumfliegen lässt sich nun schlecht sagen, welcher Perspektive besser ist. Mein erster Gedanke wäre auch gewesen, dass die Ich-Perspektive sicherlich ganz gut wäre, solange es um den Typen geht, der keine Ahnung mehr hat, was passiert ist und man nun seinem Gedanken-Wirrwarr folgen kann. Wenn es um die Freunde geht die ihm helfen sollen, kannst du natürlich in deren Perspektive springen, damit man deren Gedanken an den Abend folgen kann.

Was nun deine Pointen angeht, kann man dir sicher auch nicht genau sagen, wie so aus welcher Perspektive rüber kommen würden. Von daher würde ich dir auch eher erstmal dazu raten, anfangen zu schreiben und dann siehst du ja doch recht schnell, ob die Perspektive gut gewählt ist, oder ob es anders doch besser rüber kommen würde.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich an deiner Stelle würde keinen allwissenden Erzähler nehmen, da dieser nicht wirklich mit der "Hangover"-Story harmoniert. Wenn der Erzähler schon im vornherein weiß, warum bestimmte Dinge passiert sind, wo soll dann die Spannung herkommen?

Ich würde einen "neutralen" Erzähler oder einen "Ich"-Erzähler bevorzugen, da dieser hier besser angebracht wäre. Der neutrale Erzähler zeichnet sich dadurch aus, dass er quasi aus der Kamera-Perspektive heraus das Geschehen verfolgt und so dem Leser nicht zu viel Hintergrundwissen darlegen kann. Der Leser würde sich also genauso wie in einem Film fühlen und bei guter Schreibweise mit dem Protagonist / den Protagonisten mitfiebern oder mitsuchen. Andererseits kann ein neutraler Erzähler so gut wie gar nichts über die Gefühle und Gedanken der "Hauptdarsteller" erzählen, da er nur als Zuschauer agiert. Hierfür bräuchtest du den Ich-Erzähler.

Dieser könnte dem Leser genau über seine Gefühle und Eindrücke erzählen, wird aber im Gegenzug weniger auf andere Protagonisten eingehen. Wenn du dich an den Film Hangover erinnerst, so wirst du feststellen, dass du auch hier keinen Ich-Erzähler hast, da dies bei Filmen allgemein eher selten vorkommt. Auch bei Büchern und geschriebenen Texten ist es meiner Meinung nach schwieriger, aus der "Ich"-Perspektive zu schreiben, da man wesentliche Gedankengänge anderer Personen weglassen muss und so eventuell Verständnisschwierigkeiten beim Leser auftreten können.

An deiner Stelle würde ich also einen neutralen Erzähler bevorzugen, da dieser dem Leser deine Story wissensfrei und objektiv, also unvoreingenommen, näher bringen kann. Du verrätst nicht zu viel und nicht zu wenig und der Leser kann, vorausgesetzt du kannst einigermaßen gut schreiben, mit den Protagonisten mitfiebern und der Wahrheit hinterherjagen.

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» GerTuts » Beiträge: 132 » Talkpoints: 63,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zuerst einmal wirfst du zwei völlig unterschiedliche Dinge in einen Topf, indem du die Erzählperspektive mit der Erzählperson gleichsetzt. Als Erzählperspektive stehen dir drei Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Der auktoriale Erzähler ist allwissend, er kennt die Gedanken und Gefühle aller beteiligten Personen und hat zudem einen Gesamtüberblick über Vergangenes und die Zukunft; oftmals fließen auch direkte Äußerungen des Autors in diesen Erzähler mit ein. Der personale Erzähler hingegen kennt nur die Gedanken, Sinneseindrücke und Gefühle eines bestimmten Protagonisten, aus dessen Sicht er erzählt; jegliche vorgriffe das Thema betreffend sind somit nicht möglich. Zu guter Letzt gibt es noch den neutralen Erzähler, er nur Sinneswahrnehmungen schildern kann, sonstige Empfindungen aller beteiligten Personen sind ihm nicht bekannt. Jede dieser drei Perspektiven lässt sich nun mit einer Erzählperson kombinieren, die meist entweder die 1. Person Singular oder die 3. Person Singular sein kann. Du könntest also sechs verschiedene Erzähler kreieren.

Ich kenne deine Geschichte nicht und deswegen kann ich kaum eine Aussage darüber treffen, welche Form für dich am besten geeignet wäre. Von der auktorialen Perspektive würde ich aber in jedem Fall abraten. Gerade, wenn ich davon ausgehe, dass am Schluss ein Zusammenhang zwischen all den seltsamen Erlebnissen hergestellt werden soll, wären jegliche Kommentierungen oder Vorgriffe eher deplatziert und würden vermutlich die Spannung ruinieren. Zugegebenermaßen habe ich auch noch nie einen Roman gelesen, in dem die neutrale Erzählperspektive durchgängig beibehalten wurde. Ich finde sie immer gut geeignet, um bestimmte Bilder zu vermitteln oder eine einzelne Szene zu beschreiben, aber ein ganzes Buch gefüllt mit neutralen Erzähleindrücken dürfte eher langweilig zu lesen sein, weil man sich viel zu wenig in deinen Protagonisten hineinversetzen könnte. Somit bliebe dir noch die personale Erzählperspektive in zwei Ausführungen, für die ich mich an deiner Stelle vermutlich entscheiden würde. Ob du aber kurzfristig auktoriale oder neutrale Momente einstreuen willst, ist nun wirklich deine Entscheidung und hängt maßgeblich von deinem Buch ab.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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