Fleisch - Lebensmittel der Unterschicht
In diesem schon etwas älteren Artikel auf der Internetseite der "Welt" wird die These aufgestellt, dass Fleisch mittlerweile zu einem Lebensmittel für die Unterschicht wird, beziehungsweise längst geworden ist. So ganz pauschal kann man das sicher nicht sagen, aber grundsätzlich würde ich dieser Überlegung durchaus zustimmen. In dem Artikel wird zum Beispiel auch geschrieben, dass immer mehr gut ausgebildete Menschen auf Fleisch verzichten und dass sogar gute Hochschulabsolventen, die einen Job in der Lebensmittelindustrie annehmen möchten und sich aussuchen können, wo sie arbeiten, sich eher für einen Job bei Keksherstellern entscheiden als für einen Job bei einem fleischverarbeitenden Unternehmen.
Wenn ich mich im weiteren Bekanntenkreis umschaue, fällt mir auch auf, dass diejenigen, die eher nicht so einen guten sozialen Status haben, gerade die sind, die massenweise Fleisch essen, teilweise mehrmals wöchentlich. Dabei kommt es dann auch nur auf die Quantität an, von Qualität kann man bei abgepackter Supermarktware ja ohnehin nicht sprechen. An die Tiere wird dabei auch nicht gedacht, es zählt nur der Wunsch, möglichst viel Fleisch für möglichst wenig Geld zu kaufen. Im Grunde genommen finde ich das schon erschreckend. Ich kenne zwei Leute, die nur ein sehr geringes Einkommen haben, aber wirklich fast täglich Fleisch essen, manchmal auch zwei bis drei Schnitzel am Tag. Dabei kann die Qualität natürlich nicht gut sein und es wird auch eher Fleisch von mäßiger Qualität gegessen - vor allem billige Schnitzel, billiges Schweinehackfleisch und ähnliches.
Mir fallen in diesen Supermarktprospekten auch oft Angebote auf, in denen besonders viel billiges Fleisch angeboten wird. Die Preise sind dabei wirklich lächerlich niedrig. Gerade die Discounter werben oft mit sehr viel Fleisch im Niedrigpreissegment. Die Abnehmer von Billigfleisch sind traditionell vermutlich eher Leute mit einem niedrigeren sozialen Status und einem geringen Einkommen. Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass gerade Leute mit wenig Einkommen zum Kauf von großen Mengen Billigfleisch animiert werden sollen. Wie seht ihr das? Würdet ihr diesem Artikel zustimmen?
Also mein Partner und ich gehören nicht zur Unterschicht, konsumieren aber trotzdem recht viel Fleisch. Bei uns gibt es zwar auch nicht täglich Fleisch, das variieren wir nach Lust und Laune und wir können auch mal auf Fleisch verzichten. Aus gesundheitlichen Gründen darf ich zum Beispiel nicht komplett verzichten. Wir kaufen unser Fleisch aber auch nicht an Supermarkttheken, in denen sich abgepacktes Fleisch befindet, sondern direkt beim Metzger, was in meinen Augen auch schon einen Unterschied macht.
Jedoch muss ich dir schon irgendwie zustimmen. Ich habe auch Freunde aus den verschiedensten sozialen Schichten. Manchmal bin ich auch mit den Leuten unterwegs, die finanziell nicht so gut gestellt sind und wir nehmen auch gerne mal in der Stadt einen Snack zu mir. Während ich gerne mal zu Salat oder Sushi tendiere, rennen diese Leute direkt zu McDonalds und stopfen sich dort voll. Ich gehe auch gerne mal zu McDonalds, aber nicht ständig und kaufe meistens nur ein kleines Produkt, meistens nur ein Cheeseburger.
Auch habe ich bei einer Freundin festgestellt, die in einem sozialen Brennpunkt lebt, dass sie überwiegend diese abgepackten Fleischpäckchen kauft, die immer als so günstig beworben werden. Der Metzger wäre ihr zu teuer und das Fleisch schmeckt angeblich genauso gut. Das kann ich jedoch nicht unterschreiben, mir persönlich schmeckt das abgepackte Supermarktfleisch nicht wirklich und ich habe teilweise das Gefühl, dass auch noch irgendwelche Zusatzstoffe hinzugefügt werden.
Wer Fleisch liebt, sollte eher auf Qualität anstatt auf Quantität achten und für gutes Fleisch auch mal bereit sein auch tiefer in die Tasche zu greifen anstelle dieses Massenprodukt, welches teilweise auch noch von niederer Qualität ist, zu kaufen. Gutes Fleisch hat nun einmal seinen Preis und diesen Preis kann man auch wenn man finanziell schlecht gestellt ist zahlen. Oder man vertilgt halt einfach keine vier bis fünf Schnitzel mehr bei einer Mahlzeit. Man kann auch nur mit zwei Schnitzeln eine nahrhafte Mahlzeit für eine Familie zubereiten, in dem man die Schnitzel in Streifen schneidet und Gemüse oder Kartoffeln in einer Pfanne mit anbrät und dieses Essen dann reicht.
Gerade Discounterfleisch ist durchaus als Unterschichtenlebensmittel zu bezeichnen, allerdings würde ich das nicht am Einkommen fest machen, sondern fast ausschließlich am Bildungsgrad der Personengruppe. Denn wenn ich mir ansehe wie viel Bratverlust beispielsweise ein Minutensteak vom Discounter aufweist, schwindet der ursprüngliche Preisvorteil sehr schnell dahin.
Aber selbst wir mit einem eher gutbürgerlichem Restaurant bemerken ganz klar den Trend zu fleischloses Gerichten. Die Bilanz von 2011 habe ich zwar noch nicht vollständig aufgestellt, aber der Trend geht bei uns ganz klar zu Fischgerichten und zwar definitiv deutlicher als in den beiden Jahren davor. Zwar verkaufen wir insgesamt mit 65% noch deutlich mehr Fleischgerichte, aber das dürfte teilweise auch mit der Preisgestaltung zusammen hängen.
Gerade Sonntags Mittags wird bei uns im übrigen hauptsächlich Fleisch verzehrt, so lohnt es teilweise gar nicht mehr Fischgerichte mit auf die Mittagskarte zu setzen, sobald Schweinebraten oder Flugente drauf stehen, geht der Fisch in den Bestellungen unter.
So bewusst war mir das bisher noch nicht, aber wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich mich durchaus von Personen entfernt, die eher der unteren Mittelschicht und Unterschicht zuzuordnen sind, weil wir zu viele Meinungsverschiedenheiten hatten. Unter anderem war eines der Themen, zu denen wir grundverschiedene Meinungen hatten, das Thema Lebensmittel und hier insbesondere Fleisch und Wurst. Ich vertrete da nämlich die Meinung, dass ich nicht völlig auf Fleisch und Wurst verzichten möchte und daher lieber mal ein gutes Stück Fleisch verzehre als Fleisch in Massen und das auch noch vom Discounter oder die abgepackten Produkte einiger großer Warenhäuser. Da gehe ich lieber zum Metzger und kaufe nur wenige dafür aber ausgesuchte Produkte.
Dass Fleisch unterbewusst noch immer ein Statussymbol ist, das hatte ich vor dem Lesen das Artikels auch schon vermutet. Wobei ich es von mir und auch aus dem Bekanntenkreis ebenso kenne, dass man aus gesundheitlichen Gründen die eigenen Ernährungsgewohnheiten genauer unter die Lupe nimmt und dann oft genug feststellt, dass Fleisch und Wurst zu einer Verschlechterung, der Verzicht zu einer Verbesserung führt. So kam ich stark auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Da wird man dann auch automatisch kritischer.
Übrigens stand in dem verlinkten Artikel ja auch eindeutig, dass ein höherer Preis leider oft genug nicht für höhere Qualität steht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man für höhere Qualität nicht unbedingt viel Geld ausgeben muss. Ich kaufe beispielsweise gern bei einem Hausschlachter, der nur an ein bis drei Tagen pro Woche verkauft, da an den restlichen Tagen geschlachtet und frisch produziert wird.
Also, ich habe einen Hochschulabschluss und esse „trotzdem“ sehr gerne Fleisch, auch mehrfach wöchentlich. In der Kantine auf Arbeit wähle ich wähle ich meistens Gerichte mit Fleisch, weil mir die vegetarischen Süppchen etc. meistens nicht zusagen (meine Sympathie für Blumenkohl und Rosenkohl hält sich wirklich in Grenzen). Nur, dass es dann meistens kein großes Schnitzel ist, sondern z.B. eine Geflügelroulade, ein kleines Klößchen oder einfach nur ein paar Stückchen Kassler im Eintopf.
Dort gibt es zwar auch mal Gemüselasagne, die ich sehr gern mag, aber im Prinzip esse ich gern Fleisch und finde meine auch nicht, aus irgendwelchen Weltverbesserungsgründen darauf verzichten zu müssen.
Ich fahre etwa einmal pro Woche auch abends, wenn ich auf dem Heimweg bin, mal kurz bei McDonalds oder einem Dönerstand vorbei. Das ist bestimmt auch nicht das höchstwertigste Bio-Fleisch, aber ich schmecke den Unterschied ehrlich gesagt auch kaum heraus. So ein Cheseburger ist doch eigentlich sehr lecker.
Bin ich nun eine Ausnahme? Mir sind auch im Studium nur sehr wenige begegnet, die wenig Fleisch essen oder vegetarische leben. Meistens waren das dann aber (links-)politisch Aktive, die eben aus Weltverbesserungsgründen bewusst auf tierische Lebensmittel verzichtet haben.
Ich kann die These zwar auch nicht zu hundert Prozent bestätigen, aber so gewisse Parallelen fallen mir dann doch auf. Ich habe ebenfalls studiert und bin auch während meines Studiums Vegetarier geworden. Ich hatte auch wirklich einige Kommilitonen, die ebenfalls gänzlich auf Fleisch verzichtet haben, aber es gab natürlich auch Leute, die sich gerade im Sommer zu Grillfesten getroffen haben, und da stand das Grillen von Würstchen und Fleisch natürlich im Vordergrund. Ich habe aber auch Bekannte, die meinen Vegetarismus gar nicht nachvollziehen können und mindestens 5 Mal die Wochen Fleisch konsumieren. Diese beziehen ihr Fleisch dann auch vom Discounter in der Nähe und bei einer Diskussion über Ernährungsgewohnheiten wurde dann auch sehr schnell klar, dass sie die Herkunft des Fleisches gar nicht hinterfragen - Hauptsache, es ist günstig. Auf die Qualität wird da echt weniger geachtet.
Ich möchte jetzt nicht sagen, dass diese Menschen irgendwie dumm sind oder der Unterschicht angehören, aber es fällt schon auf, dass die Leute, die sich mehr Gedanken machen, auch automatisch zu hochwertigerem Fleisch greifen und dafür eben nur wenig davon konsumieren, als ständig Billigfleisch aus dem Discounter zu essen. Insofern stimmt die These, dass Fleisch immer mehr zu einem Lebensmittel für die Unterschicht wird, ja schon ein bisschen, obwohl man das natürlich auch nicht total verallgemeinern kann. Ich habe mir eben so meine Gedanken gemacht und daher auch den Job bei einem Fast-Food-Restaurant gekündigt und lieber etwas anderes gemacht. Ich denke schon, dass die Hauptabnehmer des Billigfleisches wirklich Leute sind, die wenig verdienen. Die besser gestellte Bevölkerung greift da eben auf hochwertigeres Fleisch zurück, dass meistens auch deutlich mehr kostet.
Zur Unterschied gehören mein Freund und ich sicherlich nicht. Dennoch gibt es bei uns Fleisch, wenn ich am Wochenende koche. Und ich gebe zu, das die billigen Angebote aus dem Discounter oftmals wesentlich besser sind, als wenn ich zum privaten Metzgergeschäft gehen würde. Da habe ich in den letzten Jahren schon bemerkt, das diese zwar wesentlich teurer sind, aber die Qualität mehr und mehr darunter leidet. Allein beim Hackfleisch könnte ich da sicherlich schon fast Romane verfassen.
Nun arbeitet mein Freund ja in der Landwirtschaft, welche ihre eigenen Tiere schlachten und verarbeitet. Als Angestellter bekommt er entsprechende Rabatte und die Qualität ist auch gut. Daher hat sich unser Fleischkonsum auch erhöht. Allerdings haben wir auch einiges im Tiefkühlschrank, was wir direkt von seinen Arbeitskollegen aus eigener Zucht oder Jagdpacht bekommen haben. Und wenn man solche Vorteile genießen kann, dann eben auch beim Mittagessen.
Das nun Menschen mit geringerem Bildungsstand mehr Fleisch konsumieren als ich, kann ich weder bestätigen, noch dieser These widersprechend. Aber das liegt daran, das ich wenig mit den Essensgewohnheiten dieser Menschen zu tun habe.
In früheren Zeiten war es der Unterschicht nicht immer möglich, jeden Sonntag einen „Sonntagsbraten“ für die Familie zum Essen zu bringen. Während aber die Oberschicht sich diesen durchaus geleistet haben und konnten. So nach und nach wurde das Fleisch billiger durch die Massentierhaltung. Das war der Moment, wo diejenigen weniger Betuchten aufholten. Sie kauften das billige Massenprodukt und hatten nun überwiegend jeden Tag ihr Schnitzel, Ihre Bratwurst oder ihren Braten. Während die anderen – bedingt durch ihre Bildung – Abstand von diesem billigen Massenprodukt nahmen und beim Metzger das etwas teurere, aber bessere Fleisch kauften, aber eben nicht so oft dieses Fleisch aßen.
Die ganzen Skandale in der Fleischherstellung und im Verkauf haben dazu geführt, dass doch mittlerweile weniger Fleisch gegessen wird, was ich begrüße. Sehe ich mir jedoch den wöchentlichen Prospekt der Supermärkte an, wird billiges Fleisch in Massen angeboten. Zwei Seiten alleine im Prospekt von Edeka werden ausgefüllt von Fleisch- und Wurstangeboten, dazu kommt dann noch auf der Titelseite oft ein weiteres Sonderangebot. Es sieht aus, als ob es nur noch Fleisch zu kaufen gibt. Dass Leute mit weniger Geld viel Fleisch kaufen hängt sicherlich auch mit ihrem Denken zusammen, dass man meinen könnte, sie könnten es sich nicht leisten. Aber dass dieses Zuviel an Fleisch auch krankmachen kann, daran denken sie nicht. Ich muss deiner Annahme zustimmen.
Puh, ich bin jemand, der gern Fleisch isst, aber schon eher auf die Qualität achtet. Diese Supermarktsonderangebote finde ich auch nicht so wirklich klasse und kaufe lieber beim örtlichen Metzger mein Fleisch, oder eben, wenn mal etwas von Ökotest mit "gut" oder "sehr gut" ausgezeichnet wurde. Aber ich greife sehr selten auf einen abgepackten Braten zurück, von dem ich nicht weiß, wie und wo er produziert wurde. Beim Metzger vor Ort, der zwar auch nicht gerade teuer ist, habe ich mehr Vertrauen und ich muss sagen, dass ich da dennoch eher selten Fleisch, wie einen Braten kaufe. Der muss sich schon lohnen, was es aber bei zwei Personen nicht tut, wenn man nicht eben drei Tage davon essen möchte. Manchmal habe ich Schmacht darauf, dann gibt es eben doch einen Braten.
Gehöre ich nun als Fleischesserin ohne Abitur zur Unterschicht? Ich würde mich dennoch nicht darin sehen, und würde viel Fleisch nicht unbedingt als ein typisches Merkmal einer Unterschicht betrachten. Klar würde ich jetzt auch eher in einer Keksfabrik als in einem Schlachthof arbeiten, was auch am Geruch liegt, aber ich denke, das geht doch auch fast jedem so. Jedenfalls wäre mir die Keksfabrik wesentlich lieber, obwohl ich nun wohl mehr Wurst und Fleisch als Kekse esse.
In meinem Umfeld kann ich diese Behauptungen auch nicht ganz bestätigen, ich will sie aber auch nicht gleich rabiat von der Hand weisen. Aber irgendwie halte ich es doch schon für ein ziemliches Vorurteil, dass jemand, der gern und viel Fleisch ist, gleich automatisch zur Unterschicht zählt oder für weniger gebildet gehalten wird. Ich kann da so keine Parallelen ziehen und werde es auch nicht tun.
Ich habe mal eine Untersuchung gelesen, die sich mit dem Einkommen und den Ernährungsgewohnheiten im allgemeinen beschäftigt hat. Darin wurde unter anderem gesagt, dass sich Menschen mit geringerer Bildung tendenziell weniger gesund und weniger abwechslungsreich ernähren.
Auf den ersten Blick hat das mit dem Fleischkonsum nichts zu tun, aber "wenig abwechslungsreich" bedeutet in vielen Fällen wahrscheinlich schon, dass es sehr oft Fleisch gibt. Es gibt ja genug Menschen, für die eine Hauptmahlzeit aus Fleisch und Beilage besteht und die sich nicht so recht vorstellen können, dass man auch ein vollwertiges und leckeres vegetarisches Gericht kochen kann. Tendenziell ist es wahrscheinlich auch so, dass sich ein gebildeter Mensch eher Gedanken darüber macht, wo seine Nahrung her kommt. Und das wird bei manch einem vielleicht auch dazu führen, dass er seinen Fleischkonsum dann etwas einschränkt und bewusster einkauft.
Und es ist doch bei jeder Statistik so, dass irgendjemand schreit "ich aber nicht!", aber das sagt doch überhaupt nichts aus, weil für eine Statistik tausende von Fällen untersucht werden und nicht nur Lieschen Müller und ihre Freunde.
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