Kindererziehung - eher locker oder doch etwas streng?

vom 28.12.2011, 16:53 Uhr

Ich persönlich habe den Eindruck, dass von Generation zu Generation die Erziehung immer lockerer wird. Wenn ich mich an meine eigene Erziehung erinnere, dann würde ich mal sagen, dass ich sehr streng erzogen wurde. Meine eigenen Kinder habe ich schon lockerer erzogen und vor ca. 15 Jahren hat meine Freundin ein Kind bekommen, welches noch lockerer erzogen wurde und die Generation, die jetzt im Erziehungsalter ist, wird eigentlich wieder lockerer erzogen.

Mir ist aufgefallen, dass kaum noch Kinder, wenn sie sich in der Öffentlichkeit daneben benehmen irgendwie zurechtgewiesen werden. Im Gegenteil. Sie werden, wenn sie sich auf den Boden werfen und schreien, weil sie den Willen nicht bekommen in den Arm genommen und getröstet. Sicher sollte man nicht so erziehen, wie es meine Mutter gemacht hat. Sie hätte mich bei diesem Beispiel hochgezerrt, mir den Hinter verhauen und dann gesagt, dass ich nun einen Grund habe zu heulen. Bei meinen Kindern bin ich einfach weitergegangen und als sie merkten, dass Mama nicht reagiert, sind sie mir hinterhergelaufen und haben auch nicht mehr geweint. Dann habe ich sie in den Arm genommen.

Heute sehe ich, wenn ich einkaufen gehe, die Mütter, wie sie auf die Kinder zugehen, auf sie einreden, sie in den Arm nehmen und irgendwas versprechen, damit sie ruhig sind. Aber was ist richtig? Wie sollte man sich wirklich verhalten? Sollte man eher locker oder doch etwas strenger erziehen? Ist ein goldenes Mittelmaß da das Beste oder ist es völlig out auch mal ein wenig strenger zu sein? Warum werden die Generationen immer lockerer in der Erziehung?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde Kindererziehung ist ein schwieriges Thema, denn jeder steht diesem Thema anders entgegen. Ich glaube, dass es im Prinzip gar kein "richtig" oder "falsch" gibt. Jede Erziehungsweise hat seine Vor- und Nachteile. Zu streng ist nicht gut für die Kinder, aber zu locker ist auch nicht gut. Und das richtige Mittelmaß zu finden ist oftmals recht schwierig.

Ich habe schon in einem anderen Artikel geschrieben, dass ich es früher auch für falsche bzw. für zu lasche Erziehung gehalten habe, wenn solche Szenen im Supermarkt geschehen, wie du sie beschrieben hast. Inzwischen aber habe ich selber zwei Kinder im Baby- und Kleinkindalter, habe meine Meinung überdacht und bin der Meinung, dass es gar nicht so einfach ist, richtig zu reagieren.

Solche "Supermarktszenen" kommen hin und wieder einmal vor, vor allem, wenn die Kinder müde sind oder Hunger haben. Ich selber reagiere dann unterschiedlich, je nachdem wie "schlimm" sich mir die Situation darstellt. Ich gehe auch manchmal weiter ohne mein Kind zu beachten, so dass er ganz schnell merkt, dass er mit seinem Verhalten nicht weit kommt. Manchmal hilft aber dieses Verhalten von mir nicht und man muss sich etwas anderes einfallen lassen, eventuell sogar irgendetwas mit Belohnung, wenn Strafe nicht hilft.

Was mich beim Thema richtige Erziehung immer nervt ist auf jeden Fall eine doofe Bemerkung von fremden Personen, die sich versuchen in anderleuts Erziehung einzumischen, obwohl sie diese Kinder nur für einen Moment sehen und die Situation, in der sie sich gerade befinden nur unzureichend beurteilen können. Diese Leute kennen die fremden Kinder überhaupt nicht, können die Situation nicht beurteilen, urteilen dann aber über den Erziehungsstil. So können dann ganz schnell aus den bravsten und liebsten Kindern innerhalb ein paar Sekunden unerzogene, lärmende Bengel werden, obwohl sie einfach nur ihre momentane Situation überfordert.

So erging es mir auch schon, als ich im Supermarkt war und mit meinem hundemüden Sohn einkaufen war. Klar, dass er in seinem Zustand nichts mehr machen wollte, was ich gesagt habe und nur noch gequengelt hat. Es ging aber nicht anders, wir mussten an diesem Tag zu dieser Stunde einkaufen. Da beschimpfte mich auch eine ältere Dame, dass ich mein Kind wohl nicht erziehen könnte. Diese Dame sah meinen Sohn das erste Mal und danach auch nie wieder und sie urteilte über ein überaus liebes und anständiges Kind, was einfach nur noch heim ins Bett gehen wollte.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Was die Erziehung angeht, so bin ich ja eigentlich eher für die Goldene Mitte, aber die Beispiele die du nennst, beziehen sich ja nun nur auf das Beispiel eines heulenden Kleinkindes, das irgendwas nicht bekommen hat, was es haben wollte. Wenn es also nur speziell um diesen Fall geht, habe ich noch einige mehr Beispiele, die ich da aktuell anführen kann. Ich habe beispielsweise mal an einer Tankstelle eine ausländische (türkische) Familie mit einem Kleinkind gesehen.

Dieses hatte sich eine Wundertüte ausgesucht und als die Mutter es der Kassiererin gab, heulte das Kind los. Die Mutter dann, blaffte die Kassiererin an, sie solle sich gefälligst beeilen, weil das Kind heule. Ein anderes Mal sah ich eine ausländische Familie im Supermarkt, wo dass Kind losheulte, weil es nicht an die Süßigkeiten heran kam und die Eltern es ihm nicht geben wollten. Daraufhin schmiss das Kind andere Süßigkeiten in den Einkaufskorb und die Eltern nahmen es einfach hin und gingen weiter.

Derartige Dinge habe ich in ähnlicher Form immer wieder gesehen, auch sehr viele Eltern, die ihren Kindern einfach irgendeinen Ersatz anbieten, wenn sie nicht das bekommen können, was sie haben wollen. Das verstehe ich unter einer lockeren, erzieherischen Handlung, eigentlich ist das überhaupt keine Erziehung, sondern einfach nur laissez-faire. Ich finde, dass man einem Kind auch ruhig in dem Alter schon zeigen sollte, dass es nicht alles haben kann, was es haben will und es auch nicht vertrösten sollte.

Ich habe bislang nur sehr wenige Menschen kennengelernt, die gut mit dieser Situation umgehen können und einer davon, ist ganz sicher mein Freund. Mein Freund ist nicht gerade ein Witzbold und auch sonst kein großer Spaßvogel, aber wenn er kleine Kinder oder Babys heulen sieht, dann findet er das meist unheimlich witzig und schreit oder lacht einfach mit. Kein Kind hält das lange aus und fängt über kurz oder lang dann doch an zu lachen und spielen.

Deshalb finde ich, sollte man diese Situation ruhig mit Humor angehen, letztendlich ist es auch ziemlich idiotisch, dieses Benehmen, auch wenn es sich natürlich um ein kleines Kind handelt. Bei der Erziehung generell würde ich keine zu lockerere, aber auch keine zu strenge Variante wählen, ich finde eine demokratische Erziehung super, denn das Kind sollte kompromissfähig sein und lernen, zu argumentieren und sich Fehler einzugestehen. Das geht leider nur sehr schlecht, wenn man es einfach alles machen lässt oder ihm alles vorschreibt. Trösten oder ignorieren ist meiner Meinung nach bei dem Beispiel mit dem Kleinkind auch nicht besonders effektiv.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Erziehung ist nicht wirklich lockerer geworden. Aber die Öffentlichkeit schaut anders darauf, wie man als Mutter reagiert. Denn deine Mutter würde in der heutigen Zeit recht schnell eine Anzeige haben, wenn sie öffentlich ihr Kind schlägt. Daher ist das Verhalten hinter der verschlossenen Wohnungstür dann bei manchen noch extremer wie es vor 20 oder 30 Jahren der Fall war.

Viele Kinder werden heute seelisch im familiären Haushalt misshandelt, weil sie einfach von den Eltern mehr oder weniger ignoriert werden. Diese Kinder hoffen dann, das Mama sich mehr kümmert, wenn sie sich dann in der Öffentlichkeit daneben benehmen.

Ich habe da mehrere Beispiele in meinem direkten Umfeld. Bei dem einen Kind merkt man richtig, wie es aufdreht, wenn Besuch da ist. Nicht wegen dem Besuch selbst, sondern weil es hofft, das dann Mama nicht gleich meckert, sondern sich kümmert.

Und ich selbst behaupte mal, das ich teilweise strenger erziehe, als es meine Eltern gemacht haben. Wobei diese mir eben viel Freiheit ließen, weil sie selbst von Kindheit an zu Hause eingespannt waren. Dies wollten sie mir halt ersparen. Ich dagegen übertrage auch meinen Töchtern gewisse Aufgaben im Haushalt, welche sie ihrem Alter entsprechend auch problemlos bewältigen können.

Benehmen sich meine Damen in der Öffentlichkeit daneben, dann kriegen sie auch vor anderen Leuten eine Ansage gemacht. Klar, schauen die Leute dann eher anerkennend, weil man als Mutter durchgreift und sich nicht auf der Nase rumtanzen lässt. Allerdings ist das bei meinen Mädels auch selten nötig, da sie wissen wie peinlich es ist, wenn sie vor allen Leuten von Mama ausgeschimpft werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich sehe es auch nicht so, dass die Kindererziehung unbedingt lockerer geworden ist. Was aber auf jeden Fall verändert ist, ist die Wahrnehmung durch Außenstehende. Früher fanden Kinder und deren Erziehung eher nebenher statt und es waren viele Menschen daran beteiligt, was niemanden störte. Heute stehen nicht nur die Erziehenden und ihre Methoden viel mehr im Fokus auch die Kinder werden viel mehr beobachtet. Allein durch eine veränderte Sicht ist es wohl schwer zu beurteilen, ob sich die Erziehungsmethoden heute eher lockerer gestalten als früher oder eben doch nicht; ebenso wenig kann man aus einigen Beobachtungen nicht auf die allgemeine Befindlichkeit schließen.

Die meisten meiner Freunde sind ebenso wie ich weder deutlich lockerer als früher noch deutlich strenger, auch wenn wir bestimmte Dinge anders handhaben als unsere Eltern. Dass man daraus eine lockerere Erziehung schließen mag, kann ja sein, aber ich würde es nicht so sehen. Bei den so genannten Szenen im Supermarkt würde ich da beispielsweise ohnehin vorsichtig sein mit der Beurteilung. Normalerweise würden meine Kinder da auch nicht mit Trotz durchkommen, aber wenn ich beispielsweise weiß, dass sie einen äußerst blöden Tag hatten, beispielsweise einen Test trotz Lernen verhauen, durch Mutterns Schuld als Letzter vom Hort abgeholt und deswegen von der Erzieherin angemault wurden, und dann auch noch etwas anderes durch äußere Umstände im Supermarkt nicht klappt, beispielsweise der Lieblingsjoghurt ausverkauft ist, dann würde ich auch eher trösten als dann noch schimpfen; und gleichzeitig auch erklären, dass Trotz aber keine Lösung ist. Wäre einfach nur der Joghurt ausverkauft, dann würde ich ein solches Verhalten nicht tolerieren. Daher denke ich, dass man in der Erziehung auch immer die Situation beurteilen sollte um wirklich die richtige Wahl zu treffen, was denn nun zu tun ist. Denn unbedingte Strenge ist sicher nicht immer richtig, zu wenig Strenge ist aber auch nicht immer richtig.

Es ist aber sicherlich auch deswegen der Eindruck entstanden, dass Erziehung heute lockerer ist, weil die Erziehung auch von außen viel stärker reglementiert wird. Wie schon geschrieben ist Gewalt in der Erziehung heute nicht mehr erlaubt und dies wird auch von der Außenwelt viel stärker wahrgenommen und verfolgt. Daher wird man schlagende Eltern kaum noch in der Öffentlichkeit sehen und die Eltern machen vielleicht auch manchmal einen etwas unsicheren (und damit zu laschen) Eindruck, wenn sie denn erst einmal kurz überlegen müssen, wie sie reagieren.

Zur Unsicherheit trägt aber auch heute bei, dass sich viel mehr Menschen ungefragt einmischen und dabei widersprüchliche Botschaften senden, mir ist es schon passiert, dass ich blöde angeschaut wurde, weil ich meinem Kind an der Kasse etwas kaufte, ein anderes Mal weil ich es nicht tat. Was soll man da als leicht beeinflussbarer Mensch denken? Dann hat man heute auch viele Informationsquellen, die es früher nicht gab. Da waren dann eben die in der Familien weiter gegebenen Tipps richtig, heute gibt es zig Bücher und andere Medien und dazu noch zig Foren mit scheinbaren Experten, die Ratschläge geben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Erstmal finde ich, dass man auf keinen Fall eine bestimmte Regelung festlegen kann. Manche Kinder sind von alleine lieb und die kann man dann auch mit ein bisschen lockerer Hand erziehen und die muss man dann nicht mit Strafen erpressen. Jedoch brauchen manche Kinder diese Strafen, weil sie sonst aus der Reihe tanzen und den Eltern nicht mehr gehorchen.

Von daher finde ich, dass man das nicht festlegen kann. Jedes Kind braucht eine individuelle Erziehung und ich habe zum Beispiel mehr Freiheiten als mein Bruder, was die Schule angeht. Während mein Bruder immer sehr angetrieben wurde, werden mir mehr Freiheiten gelassen, weil meine Eltern wissen, dass ich auch aus eigenem Antrieb lerne.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde es wichtig, Kindern in einem festgesetzten Rahmen durchaus ihre Freiheiten zu lassen. Sie müssen auch einmal ausprobieren dürfen. Dadurch lernen sie ja auch. Aber Regeln sind dann auch wirklich Regeln und werden eingehalten. Da bin ich dann auch durchaus streng und lasse mich nur selten erweichen. Dafür lernen die Kinder Ausnahmen zu schätzen und sie sind sich dann auch durchaus bewußt, dass es auch nur Ausnahmen sind.

Ich käme nie auf den Gedanken meinem Kind, das sich im Supermarkt bockig auf den Boden wirft, auch noch zig Sachen zu versprechen, damit bloß wieder Ruhe ist. Ich bin schon einen kompletten Einkauf lang mir einem brüllenden Kind im Einkaufswagen seelenruhig durch den Supermarkt spaziert, habe meine Einkäufe zusammengesucht und mich nicht von den Blicken anderer Leute stören lassen. Sicher wurde ich auch schon angesprochen, was denn "der arme Kleine" hat, aber dann erkläre ich kurz und knapp die Tatsachen und lasse mich weiter nicht auf etwaige Diskussionen ein.

Gutes Benehmen in der Öffentlichkeit ist mir durchaus auch wichtig. Ich erkläre den Kindern warum man sich so und nicht anders verhält, warum man bestimmte Sachen unterlässt, was Höflichkeit und Hilfsbereitschaft sind. Es klappt nicht immer, aber doch meistens ganz gut. In Situationen, wo sich meine Kinder absolut daneben benehmen und ich es mit ruhigen Erklärungen nicht schaffe, abzustellen, werde ich dann schon streng und, wenn das nichts hilft, nehme ich das Kind aus der Situation heraus. So hat mein Sohn einmal schon nach kurzer Zeit von einer Geburtstagsfeier eines Spielkameraden aus dem Kindergarten wieder mit mir nach Hause gehen müssen. Er machte im Haus sämtliche Türen auf, schaute sich alle Zimmer an, sprang auf den Betten umher, war laut und frech, fluchte herum und wollte partout nicht auf mich hören. Also wurde sich verabschiedet und er mußte mit nach Hause. Es gab Tränen und Geschrei, dann wurde er ruhig, hat sich meine Erklärung zu der Sache angehört und so etwas kam seitdem nicht mehr vor.

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» felis.silvestris » Beiträge: 642 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke durchaus, dass viele Eltern von heute das Erziehungsthema sehr viel lockerer angehen, als die Eltern von früher und dass sich das auch im Benehmen ihrer Kinder zeigt. Viele meiner Vorredner ziehen nur das Beispiel des sich trotzig und heulend auf dem Boden wälzenden Kindes heran, das von den nur kurzzeitig anwesenden Fremden negativ bewertet wird. Aber ich erlebe aufgrund meines Berufes regelmäßig auch andere Situationen, in denen ich mich frage, was einige Eltern unter dem Begriff "Erziehung" verstehen. Ich sehe Kinder, die von ihren Eltern gebeten werden, ihre Sachen zusammen zu packen, damit man nach Hause fahren könne. Die Reaktionen von teilweise erst sechs Jahre alten Kindern reichen von "Machs doch selbst, wenn du es eingepackt haben willst!" bis hin zum Tritt vors Schienbein. Die Eltern packen dann ganz selbstverständlich den Kram ihres Kindes selbst ein und bitten das Kind auch gern fünf, sechsmal, sich doch von den Spielkameraden zu verabschieden. Ich kenne Kinder, die im Alter von acht oder neun Jahren noch nicht in der Lage sind, sich selbsttätig an zuziehen, geschweige denn eine Schleife zu binden. Stattdessen stellen sie den schmutzigen Schuh auch gern mal auf einen gepolsterten Stuhl und fordern ganz selbstbewusst: "Mach mir mal eine Schleife!" Und ich kenne auch Kinder, wegen derer ich meine Arbeitsmaterialien stets im Blick behalten muss, weil sie ohne zu fragen auch meine Taschen durchwühlen, weil sie gerade ein Taschentuch benötigen. Ich arbeite dabei wohl gemerkt nicht mit schwer erziehbaren Kindern, sondern mit "normalen".

Natürlich kann man nicht alle Kinder über einen Kamm scheren. Es gibt selbstverständlich auch solche, die man im Allgemeinen nicht anders als brav, lieb und wohlerzogen bezeichnen kann. Nur leider werden diese Kinder meinen Beobachtungen zufolge immer mehr zur Minderheit. Einer meiner Vorredner meinte, dass die Kindererziehung früher eher "so nebenbei" lief und heute der Fokus mehr auf den Eltern und ihren Erziehungsmethoden liege. M.E. ist das genaue Gegenteil der Fall. Die Kinder von heute werden mehr nebenbei groß, die Eltern legen immer weniger Wert auf Regeln und Normen und freuen sich noch, dass ihre frechen Kinder ach so "selbstbewusst" auftreten.

Kinder brauchen aber klar definierte Regeln, an denen sie sich orientieren und an denen sie sich auch reiben können. Nur so können sie sich sicher und geborgen fühlen. Eltern, die nur reagieren, indem sie ihre Kinder einfach machen lassen, was sie wollen, sind ihren Kindern weder ein vernünftiges Vorbild noch eine Stütze, um sich in der Welt zurecht zu finden. Kinder, die in der von mir beschriebenen Weise agieren und reagieren, wollen doch letztlich nur eins: eine erwachsene Bezugsperson, die ihnen Regeln gibt, an denen sie sich orientieren können. Dazu braucht es nicht einmal irgendwelches Dauerschimpfen oder gar Schläge. Und es braucht genauso wenig langwierige, sich verzettelnde Erklärungen, warum ein Kind dieses oder jenes nicht machen soll. Ganz salopp gesagt, genügt deutliches "Nein, das darfst du nicht!" dann und wann eigentlich völlig. Wenn das Kind eine Erklärung möchte, wird es von ganz allein nach dem "Warum?" fragen.

Das Problem der Eltern von heute liegt wohl am Ehesten daran, dass sie kaum wissen, wie sie in der Kindererziehung richtig handeln sollen. Früher bekam man einfach mit, wie die eigenen Eltern die Erziehung handhabtden und orientierte sich an dem, was einem selbst daran gefallen hatte. Heute dagegen wird man mit zig sich teilweise völlig widersprechenden Erziehungsratgebern überflutet, sodass man kaum noch weiß, was richtig und was falsch ist.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wie schon einige gesagt haben, sollte man wirklich versuchen die Mitte zu finden, weder locker sein noch streng. Ich bin übrigens auch der Meinung, dass die Kindererziehung früher strenger war. Heute sieht man das eher seltener, dass die Kinder auf den Hintern gebatscht werden. Bei Situationen welche man locker angehen sollte, sollte man auch nicht streng reagieren und umgekehrt auch.

» uA_Musti » Beiträge: 542 » Talkpoints: 25,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin da ein Verfechter der gesunden Mitte, wobei es schwer ist die zu finden. Ich denke man muss es einfach ausprobieren, wenn es nicht gelingt die Kinder mit der lockeren Schiene zu bändigen dann ist nur Strenge angesagt. Nicht jedes Kind reagiert gleich auf die Erziehungsversuche und es entwickelt sich ja auch weiter. Für mich ist einfach die wichtigste Erziehungsmethode absolut konsequent zu sein. Die Kinder müssen wissen dass genau das passiert was angekündigt wurde wenn gegen irgendwelche Richtlinien verstoßen wurde.

Bei unserem Sohn sind wir damals mit der lockeren Methode ganz gut verfahren, er war aber auch ganz verträglich. Wir hatten nichts dagegen wenn er sich den Bauch vor dem Abendbrot mit Getränken und Süßigkeiten vollschlug, aber wir ließen dann auch keine Ausreden gelten wenn zum Abendbrot nicht mehr so der Appetit da war. Er wusste dass er seine zwei Schnitten essen musste, sonst gab es Ärger und natürlich auch keine Süßigkeiten mehr. Auch gestatteten wir ihm dass er im Bett noch eine Stunde lang seine Kassetten hören konnte, allerdings im Bett und die Zeit musste auch eingehalten werden. Erstaunlicherweise hat das auch immer gut geklappt, so gewöhnte er sich unter anderem auch schnell an die Uhrzeiten. Natürlich prüften wir das auch regelmäßig nach, aber wie gesagt, es funktionierte. Auch so andere Sachen wie das Abmelden wenn man das Haus verließ oder die Körperhygiene lernte er schnell.

Er hatte aber auch immer seinen missratenen Neffen vor Augen der ein Ausbund der Boshaftigkeit war, das war sogar ihm zu viel. Bei ihm gab es anscheinend keine Erziehung außer Anschreien, aber leider auch keine Konsequenzen. Der Junge hatte selber einmal zu mir gemeint dass sowieso nichts passiert wenn seine Mutter sagt dass sie gleich kommt. Das ist schon schlimm wenn ein Kind das sagt, hier haben die Eltern wirklich versagt. Ich denke aber auch hier dass man mit meinem Grundsatz der Konsequenz doch einiges verbessern konnte. Wir hatten den Jungen ja auch öfters über die Ferienzeit, die Eltern haben ihn gerne mal für ein paar Wochen abgeschoben. Bei uns ging es einigermaßen mit seinem Verhalten, jedenfalls für seine Verhältnisse. Er testete zwar täglich seine Grenzen neu aus was auch recht anstrengend sein kann aber bei meiner Frau und mir biss er auf Granit.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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