Warum lachen viele über die Beamten?
Ein Bekannter von mir arbeitet in einem Amt und ist auch beamtet. Seit er beamtet ist, muss er sich Sprüche anhören wie "Beamten schlafen bei der Arbeit" oder "Er solle mit zwei Büroklammern und einem Gummi doch Beamtenexpander spielen" usw.. Immer wieder wird sich über die Beamten lustig gemacht. Aber warum? Sie arbeiten doch genauso wie andere Büroangestellten. Warum haben Beamte den Ruf nicht richtig zu arbeiten?
Wenn mein Bekannter müde von der Arbeit kommt, dann sagen die Nachbarn schon "jaja, die Beamten schlafen bei der Arbeit und kommen müde nach hause". Es muss ja einen Grund haben, warum Beamte in dieser Beziehung so negativ belastet sind. Wisst ihr warum?
Ich kenne auch diese Sprüche, die man über die Beamten sagt. Ich finde schon, dass es irgendwo zutrifft. Wenn ich auf einem Amt bin, egal welcher Art, dann sehe ich schon sehr oft die Beamten dort herum laufen, manchmal auch mit einer Tasse in der Hand. Als ich letztens noch einen Termin beim Amt hatte, habe ich vor dem Zimmer gewartet. Als dann die Türe geöffnet wurde, kam ein anderer Beamter lachend heraus, wo die Beamten saß, zu der ich wollte. Die junge Frau saß ganz gemütlich in ihrem Stuhl, die Lehne zurück und eine Tasse stand auch neben ihr.
Ich sag ja nicht, dass Beamten nicht arbeiten oder nur schlafen, aber ich denke schon, dass sie einen ziemlich lauen Job haben. Ich denke auch, dass es besonders denjenigen auffällt, die eben keine Beamten sind. Und vielleicht ist auch etwas Ärger mit dabei, da man ja bekanntlich viel Wartezeit mitbringen muss, wenn man zum Amt geht. Und da macht man sich schon Gedanken, wieso es wohl so lange dauert. Und wenn man dann eben die Beamten auch noch so lässig durch die Gegend gehen sieht, dann kommen solche Vorurteile erst recht.
Dass Beamte den ganzen Tag nichts tun, hat schon eine lange Geschichte, aber ich denke mal, dass diese Zeit längst vorbei ist. Auch bei Beamten gibt es keine automatische Beförderung mehr, wenn man einen Posten 10 Jahre inne halt. Auch Beamte müssen bei einer Beförderung einiges tun und da ist ein Schlafen während der Arbeitszeit eher kontraproduktiv.
Trotzdem gibt es aber immer noch Beamte, die ihren Job sehr langsam machen, damit die Zeit schneller rum geht. Aber solche Leute gibt es in jeder anderen Firma auch. Der Großteil der Beamten versuchen aber immer das beste herauszuholen.
Ich kann senny nur recht geben. Da ich letztens in eine andere Stadt gezogen bin musste ich auch öfter zum Rathaus. Durch die langen Wartezeiten hatte ich genügend Zeit mir dort einmal das Treiben genauer anzuschauen. Die Büroräume waren trotz der Sprechzeiten oft verschlossen, kein Beamter drin, teilweise bis zu einer Stunde später kamen sie lachend mit einer Tasse Kaffee oder Tee aus dem Büro eines Kollegen, um sich dann gemütlich nochmal Nachschub zu holen. Aber wer glaubt, das sie in ihr eigenes Büro gingen, Pustekuchen.
Und wenn doch, kam aber nicht der Bürger dran, nein, da kam wieder irgend ein Beamter und belegte die Sprechzeit mit den Worten "dauert nur einen Moment" . Dann brauchen sich Beamte nicht wundern, das man behauptet, das sie nicht arbeiten.
Sie haben ja auch einen sicheren und fast unkündbaren Arbeitsplatz, also worum sollen sie sich Sorgen machen. Und wenn mal eine Beschwerde kommt, können die doch behaupten, das es ein unaufschiebbares Problem gab.
Mir ist so eine Arbeitsmoral auch schon bei Mitarbeitern der Stadt, die beim Grünflächenamt oder Stadtreinigung angestellt sind, aufgefallen. Wenn sie Hecken schneiden müssen, oder die Grünstreifen an den Bundesstrassen machen sollen, machen sie mehr Pause wie alles andere.
Aber wenn Normalarbeiter so eine Arbeitsmoral hätten, würden sie wohl ganz schnell die Kündigung ins Haus bekommen.
Beamter ist halt nicht der anstrengendste Job der Welt. Die Beobachtungen einiger hier kann ich zum Teil bestätigen, besonders bei Ämter, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Jedoch gibt es auch die andere Seite. Ich kenne auch Beamte, die dermaßen mit Arbeit zuliegen, dass da nicht die Zeit für einen Plausch im Büro des Kollegen existiert. Aber genau durch solche Beobachtungen in öffentlichen Stellen entstand wahrscheinlich die Ansicht, dass Beamte während der Arbeitszeit schön schlafen könnten und halt eine entspanntere Arbeitsmoral hätten.
Da fällt mir als erstes der Witz: "Beamtenmikado - wer sich zuerst bewegt, hat verloren" ein. So pauschal kann man das jedoch nicht sagen. Es kommt da immer noch auf die genaue Berufsgruppe an. Denn es sind ja nicht nur Leute, die irgendwo auf dem Amt sitzen, verbeamtet, sondern viele andere Berufsgruppen. Mir fallen da zum Beispiel die Zollbeamten, Polizeibeamten, Feuerwehrbeamte, Justizvollzugsbeamte, Forstbeamte und dann noch Lehrer, Bundeswehroffizier, Richter und zum Teil auch Ärzte ein, die verbeamtet sind. Und es gibt noch wesentlich mehr Berufsgruppen. Dass die nun alle auf der faulen Haut liegen, kann man nun nicht gerade sagen.
Ich denke, die vielen Sprüche kommen daher, dass man als Beamter eben in der Regel nicht gekündigt werden kann. So könnte man meinen, die Beamten ruhen sich darauf aus und schlafen mehr, als dass sie arbeiten. Außerdem ist es ja oft so, dass gerade bei Ämtern immer lange Wartezeiten entstehen. Damit meine ich nicht nur die Zeit, die man vor Ort warten muss, sondern auch die Zeit, die man wartet, wenn man Anträge und so weiter gestellt hat. Dass das manchmal lange dauert, liegt übrigens nicht unbedingt an den einzelnen Beamten, sondern an der Bürokratie. Und da es diese ganzen Vorschriften und Wege gibt, die man einhalten muss, kann es gar nicht schneller gehen.
Warum genau über Beamte gelacht wird weiß ich leider auch nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass hier Vorurteile einfach auf alle Beamten übertragen werden. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns schon mal genervt in einer öffentlichen Behörde war oder unmöglichen bürokratischen Papierkram erledigen musste. Das machte uns natürlich wütend und da liegt es doch nahe, dass man die dort Verantwortlichen einfach grundlos der Faulheit oder ähnlichen bezichtigt.
Ich finde es eigentlich nicht in Ordnung, wenn man jeden Beamten in die passende stereotypische Schublade steckt. Dabei muss ich allerdings zugeben, dass auch ich schon unmögliche Beamte getroffen habe und sicherlich ähnliche Äußerungen aus Wut von mir gegeben habe. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir das doch sicherlich alle schon mal getan, wenn auch unbewusst.
Ich war selbst Beamte, habe zwei Beamte in meiner Familie und ich habe außerdem auch nach meiner Zeit als Beamte im öffentlichen Dienst mit Beamten zusammengearbeitet, sodass ich vermutlich einen relativ unvoreingenommenen Blick auf die Sachlage als „Betroffene“ und Kollegin habe, also nicht nur den Blick von außen auf die Thematik, der häufig verfälscht ist. Was ich sagen kann, ist allerdings, dass das Vorurteil, dass Beamte faul seien, tatsächlich gar nicht so weit hergeholt ist. Dieser Eindruck verstärkt sich spätestens dann, wenn man erfährt, welche wöchentlichen Arbeitszeiten in Arbeitsverträgen in der freien Wirtschaft vereinbart werden und welche es im öffentlichen Dienst oder bei den Beamten gibt. So werde ich auch nicht vergessen, dass ich wirklich lachen musste, als meine Schwester, die im öffentlichen Dienst arbeitet, sich vor einigen Jahren bei mir darüber beschwert hat, dass sie nun 38,5 Stunden in der Woche arbeiten sollen – ich hatte 41 wöchentliche Arbeitsstunden als Regelarbeitszeit in meinem Arbeitsvertrag stehen, allerdings wurden 50 reguläre Wochenstunden vorausgesetzt.
Darüber hinaus ist mir als Beamte, aber auch im öffentlichen Dienst damals wirklich häufiger aufgefallen, dass die Feierabendzeiten sehr ernst genommen werden. Ich kann auch nicht sagen, dass ich als Beamte jemals Stress gehabt hätte, eher im Gegenteil. Dort, wo ich jeweils gearbeitet habe, kam jedenfalls kein Druck auf, sondern jeder dümpelte mehr oder weniger vor sich hin und hat in seinem ganz eigenen Tempo gearbeitet. Druck von oben gab es ebenfalls nicht wirklich, weil jeder wiederum einen Vorgesetzten hat und die Hierarchie so hoch aufgebaut ist, dass im Endeffekt niemand so richtig wissen kann, wer denn nun der höchste Chef von allen ist. Klar gibt es eine Spitze und einen Chef über alle, aber um eine flache Hierarchie handelt es sich eben nicht, ganz im Gegenteil. In diesem hierarchischen System gibt es allerdings so viele Vorgesetzte, dass es ausreicht, wenn nur ein Zahnrad die Ruhe weg hat, um nach unten hin eben alles andere als Druck auszustrahlen.
Als Mitarbeiter im öffentlichen Dienst oder als Beamter bekommt man also wirklich schnell den Eindruck, dass es völlig ausreicht, wenn man das tut, was man tun soll und das wird so auch praktiziert. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Beamte immer noch nur in seltenen Ausnahmefällen aus ihrem Dienst entlassen werden und wirkliche große Vorzüge genießen. Das weiß man als Staatsbediensteter allerdings aber auch, warum sollte man sich also hetzen oder drängen lassen, wenn man doch wegen zu langsamen Arbeitens ohnehin nicht entlassen wird? Als wir Beamten damals ausgebildet wurden, hat man uns von Beginn an erklärt, unter welchen Voraussetzungen wir entlassen werden, nämlich nur dann, wenn wir uns wirklich grob etwas zuschulden kommen lassen. In unserem Fall wurde vor allem Diebstahl genannt, viel mehr gab es da wohl nicht an Fallkonstellationen. Mit dieser Information im Gepäck fühlt man sich allerdings tatsächlich sehr sicher an seinem Arbeitsplatz. Da kann eine sehr ruhige und gelassene Arbeitsweise und Dienst nach Vorschrift sich tatsächlich schnell einschleifen, denn mehr wird auch wirklich nicht von einem verlangt.
Vermutlich ist es allerdings auch heute noch allgemein bekannt, dass Beamte auch abgesehen von ihrer sichereren Anstellung im Staatsdienst, sofern sie nicht – beispielsweise im Rahmen ihrer Berufsausbildung – auf Widerruf verbeamtet sind, auch noch weitere große Vorteile genießen, weniger Abzüge von ihrem Einkommen haben, eine großzügige Pension beziehen, günstigere Konditionen bei der Kfz-Versicherung und sogar bei Handyverträgen, wie ich neuerlich erfahren habe und diverses mehr. Ich denke, dass hier schnell Neid unter der arbeitenden Bevölkerung aufkommt, die nicht von diesen Vorzügen profitieren kann und sich zurückgesetzt fühlt, obwohl sie teilweise doch de facto länger arbeiten muss und weniger Sicherheit aus ihrem Arbeitsverhältnis zieht. Ich kann mir gut vorstellen, dass zur Äußerung dieser Missgunst dann entsprechend das am häufigsten herhalten muss, was am offensichtlichsten ist: Beamte haben in den häufigsten Fällen keine Eile und sehr viel Zeit - von Ausnahmen mal abgesehen, aber die gibt es auch im umgekehrten Fall, also in der freien Wirtschaft. Und ein (Vor-)Urteil bildet sich wohl im Allgemeinen eher auf Grundlage der Mehrzahl der Beteiligten, wird also verallgemeinert, wenn die meisten Betroffenen einer bestimmten Regel entsprechen.
Vieles was Beamte so machen mutet oft seltsam an. So müssen Schreiben bestimmte Vorgaben erfüllen um gegenüber möglichen Klagen absolut wasserdicht zu sein, auch zum eigenen Schutz. Dabei kommt es dann zu verklausulierten Texten die kaum ein Mensch noch verstehen kann. Texte werden nach alter preußischer Manier gestempelt mit Kopie oder Entwurf, je nach Verwendungszweck. Es gibt Verpflichtungen zu handschriftlichen Büroverfügungen die man locker auf eine Seite Länge ausdehnen kann obwohl ein Schriftstück nur in die Akte zur Ablage kommen soll und das für die Registratur eigentlich eindeutig ist wenn so ein Schriftstück in der Ablage liegt. So etwas führt zur allgemeinen Heiterkeit, auch unter den Beamten. Alles ist irgendwo immer geregelt. Wenn ein Beamter während der Dienstreise stirbt ist die Dienstreise beendet, so einfach ist es leider nicht immer.
Eigentlich ist es doch egal wenn über Beamte Witze gemacht werden, selbst die Polizisten erzählen sich die dollsten Polizeiwitze und können herzlich darüber lachen. Wenn es nicht die Beamten sind dann sind es die Ostfriesen, die Schwulen oder eben die Sachsen. Ich auf jeden Fall nehme es als Beamter mit Humor, ärgerlich werde ich höchstens wenn ich oder meine Berufsstand unfair angegangen wird. Es gibt durchaus Beamte die wirklich etwas tun für ihr Geld.
Einer der Gründe ist, dass viele Leute neidisch sind. Wenn man verbeamtet ist, dann kann einem eigentlich, beruflich, nichts viel besseres mehr passieren. Schließlich werden die Leute dann nicht mehr gefeuert, bekommen Krankenurlaub und haben auch bessere Arbeitszeiten als Leute, die nicht verbeamtet sind.
Ich denke, dass der weitere Grund ein weiteres Vorurteil ist. Schließlich gibt es wirklich viele Beamte, die es ausnutzen und die dann bei der Arbeit wirklich nur noch schlafen und nichts mehr tun, weil sie wissen, dass ihr Lohn gesichert ist. Aber ich denke, dass es ein Vorurteil ist und dass sehr viele Leute trotzdem hart arbeiten, auch wenn sie verbeamtet sind.
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