Wieso muss man unbedingt Latein lernen?

Wieso gehört Latein zu den Hauptfächern? Latein braucht man ja hauptsächlich für die Medizin, und wenn ich schon im Voraus weiß, dass ich nichts mit Medizin oder Sachen, wo Latein wichtig ist, machen werde, wozu sollte ich dann in der Schule Latein lernen?

Latein ist für mich eine Qual. Es gibt viele grammatische Themen wie auch in Deutsch, Englisch und Französisch. Es gibt unzählige Zeiten und viele Deklinationen, wo es immer neue Regeln gibt. Wenn man dann noch viele Vokabeln aufbekommt, die man zum nächsten Tag lernen muss, und nebenbei Englisch oder Französisch lernen muss, ist es nur nervig.

Wozu soll ich also Latein lernen? Wie man schon sagt, Latein ist eine 'tote Sprache'. Ich kenne niemanden, der auf der Straße jemanden mit 'Salve' begrüßen würde . Wozu also der ganze Stress in der Schule? Ich finde es besser, wenn man den Hauptpunkt auf richtige Sprachen legt und die dann wenigstens richtig lernt. Denn wenn man so viele Fächer hat, wo man Vokabeln lernen muss, wird alles nur grob gelernt, sodass man am Ende doch nichts gelernt hat.

Wie findet ihr Latein in der Schule? Nervt euch diese Sprache bzw hat euch diese Sprache früher in der Schule genervt? Würdet ihr sie direkt in der 6. Klasse oder zumindest nach einem Lernjahr abwählen können?

Ich selbst habe kein Latein in der Schule aber kann gut nachvollziehen weshalb du es als "tote Sprache" bezeichnest. Jedoch gibt es heute noch einige lateinische Fachbegriffe, manche davon sind auch schon so sehr eingedeutscht, dass man sie überhaupt nicht für ausländisch hält. So kommt beispielsweise das Wort "Fenster" soweit ich weiß auch aus dem Lateinischen. Es wurde irgendwann übernommen und heute kennt das Wort jeder als normales deutsches Nomen. Latein wird ja immer als eine Art Sprache der Wissenschaft, der Bildung und der Medizin angesehen und gerade in den Berufen, die die meisten Schüler nach dem Abitur im Gymnasium ja anstreben, sind eben solche Berufe, für die man ein Studium benötigt.

Erstmal ist Bildung immer Sache der Bundesländer, sprich wo man Latein lernen "muss" und wo nicht dürfte sich bundesweit schon um einiges unterscheiden

Ich selbst hatte damals auf dem Gymnasium die Wahl, entweder Latein oder Französisch zu lernen (eins von beidem war neben Englisch aber ebenfalls Pflicht). Ich hatte mich damals eigentlich nur aus einer Laune heraus für Latein entschieden und musste damit aber von der 7. bis einschließlich zu 10. Klasse dann leben. Damals, als ich vor der Wahl stand, brauchte man für gewisse Studiengänge wie Medizin oder Jura noch auf jeden Fall das kleine Latinum, aber schon im Laufe meiner Schulzeit hat sich das deutlich gelockert und heute ist das soweit ich weiß auch nicht mehr verpflichtend, deshalb gibt es so gesehen keinen besonderen Grund mehr, warum man Latein unbedingt lernen müsste - zumindest auf die kurze Sicht.

Auf lange Sicht betrachtet kann Latein schon nützlich sein, wenn es beispielsweise um Fremdwörter geht, denn viele sind ja aus dem Lateinischen entlehnt. Außerdem bildet Latein aber auch die Grundlage der sogenannten romanischen Sprachen, sprich andere Sprachen wie Italienisch, Spanisch, Portugiesisch aber auch Französisch oder Rumänisch sind leichter zu lernen, wenn man Latein schon beherrscht, da sie alle recht "ähnlich aufgebaut sind" sag ich mal so lapidar.

Andererseits ist Latein natürlich für historisch Interessierte toll, denn zu Zeiten als der Buchdruck noch in den Kinderschuhen steckte war fast alles auf Latein, da es die Sprache aller Gelehrten war. Aber auch in anderen Wissenschaften merkt man noch überall einen Lateinischen Touch, und ich fand es immer ganz praktisch wenn ich - im Gegensatz zu meinen französisch lernenden Jahrgangskameraden - keine Probleme damit hatte mir Namen von Bakterien in Biologie zu merken oder zu wissen, was das chemische Element XY überhaupt ist.

Dass übrigens gar niemand mehr Latein spräche stimmt auch nicht zu hundert Prozent, wie mein alter Lateinlehrer uns einst bewies: Es gibt im Netz eine einigermaßen große Community in der die Kommunikation komplett auf Latein stattfindet. Dort treffen sich hauptsächlich Lehrer (und die meisten davon sind höchstwahrscheinlich auch Lateinlehrer ) oder Professoren usw.. Das interessante ist, dass sie auf ihrer Fachplattform so natürlich auch international aufgestellt sind, denn Latein wird ja nicht nur in Deutschland unterrichtet. In dieser Community hat also Latein seinen alten Rang als Gelehrtensprache wiederbekommen und dient dem internationalen Austausch, im Gegensatz zu vielen anderen Fachgebieten, in denen sich Professoren etc. ja hauptsächlich auf Englisch austauschen.

Mit deiner Abneigung gegen Latein in der Schule bist du sicherlich kein Einzelfall, sondern vertrittst vielmehr die Mehrheit der Schüler. In der Tat ist Latein an sich eine 'tote Sprache', aber man darf nicht den großen Einfluss vergessen, den Latein auf viele europäische Sprachen hatte. Durch die Verbreitung der Europäer auf andere Kontinente hat Latein auf Sprachen auf allen Kontinenten der Welt Einfluss genommen.

Folglich findet man Elemente der lateinischen Sprache in sehr vielen heute gesprochenen Sprachen. Vor allem lateinische Wortstämme findet man in modernen Sprachen häufig wieder, was das Erlernen dieser Sprachen ungemein erleichtern kann! Wenn du zum Beispiel an das Englischvokabeln lernen denkst, bemerkst du doch sicher beim lernen der Wörter viele Ähnlichkeiten zwischen lateinischen und englischen Vokabeln. Genauso wirst du Ähnlichkeiten mit dem Französischen, Spanischen, Italienischen und natürlich Deutschen (und vielen anderen Sprachen der romanischen Sprachfamilie) entdecken. Um nur ein Beispiel zu nennen: Du sollst das englische Wort 'deposit' lernen, kannst dir die Bedeutung 'Kaution', 'Pfand' oder auch 'Hinterlegung' allerdings nicht merken. Da du aber die lateinische Vokabel 'deponere' mit der Bedeutung 'setzen', 'legen' oder 'stellen' kennst, fällt es dir nun viel leichter, die englische Vokabel im Kopf zu behalten! Du kannst es dir auch mit dem deutschen (französischstämmigen) Wort 'Depot' merken. Du siehst also wie Wörter in vielen Sprachen vernetzt sind, da sie alle einen lateinischen Stamm haben.

Ein weiterer großer Vorteil des Beherrschens der lateinischen Sprache sind die Fach- und Fremdwörter, die in modernen Sprachen aus lateinischen Stammvokabeln gebildet wurden. Latein wurde in der jüngeren Geschichte und wird als die Sprache der gebildeten empfunden. Die Sprache der Wissenschaft war vor allem im letzten Jahrtausend Latein. Da Übersetzungen oft nicht genau der Bedeutung des original lateinischen Wortes entsprechen, hat man lateinische Begriffe aus der Wissenschaft schlichtweg übernommen bzw. 'eingedeutscht'. Nicht nur Mediziner müssen sich in der lateinischen Sprache zurechtfinden, auch Wissenschaftler anderer Fachbereiche benutzen täglich (wahrscheinlich eher minütlich) Fremdbegriffe, die der lateinischen Sprache entstammen. Hat man den Wortstamm im Hinterkopf, kann man sich die Bedeutung des Fremdwortes häufig herleiten und versteht damit sogar Wörter, die man noch nie gehört hat.

Zudem muss man sagen, dass die Benutzung von Fremdwörtern eine gewisse Bildung voraussetzt und die Person, die sie benutzt auch gebildet erscheinen lässt. Ich vermute, dass du an einem Gymnasium bist, wo Schüler hauptsächlich zu Akademikern ausgebildet werden sollen. Du sollst dich also irgendwann einmal wissenschaftlich betätigen (damit meine ich z.B. dein Studium) und du wirst später einmal sehr dankbar sein, dass du Latein in der Schule lernen durftest, denn es wird dir in vielen Bereichen hilfreich sein. Kurz gesagt, Latein ist ein Teil der Allgemeinbildung, genau wie Grundlagen der Mathematik oder Biologie. Du darfst Latein nicht nur als Sprache als solches sehen, sondern musst die Vernetzung mit anderen Wissensbereichen sehen, die zu einer umfassenden Allgemeinbildung führen!

[...]Wenn du zum Beispiel an das Englischvokabeln lernen denkst, bemerkst du doch sicher beim lernen der Wörter viele Ähnlichkeiten zwischen lateinischen und englischen Vokabeln. Genauso wirst du Ähnlichkeiten mit dem Französischen, Spanischen, Italienischen und natürlich Deutschen (und vielen anderen Sprachen der romanischen Sprachfamilie) entdecken.

Nur, dass Deutsch und Englisch nicht zur romanischen, sondern zur germanischen Sprachfamilie gehören. Ansonsten stimme ich dir vollkommen zu, und die Einflüsse der Sprachfamilien untereinander sind auch deutlich erkennbar.

Ich selbst habe auch Latein in der Schule. Ich muss Latein allerdings nicht als Fach haben, sondern habe es freiwillig gewählt, da es mir Spaß macht. Dafür, dass ich Latein habe, durfte ich Englisch abwählen. Bei uns wählen eigentlich die wenigsten Latein, da viele Englisch machen. Ich wusste nicht, dass es Schulen gibt, an denen man Latein machen muss.

Ich denke auch nicht, dass ich die Sprache irgendwann einmal wieder in meinem Leben brauchen werde. Allerdings finde ich es gut sie zu können, da man sich viele Sachen in anderen Fächern wie zum Beispiel Chemie oder anderen Sprachen mit Hilfe von Latein herleiten kann. Wenn Latein einem allerdings keinen Spaß macht, kann ich mir gut vorstellen, dass es für denjenigen eine Qual ist, da manche Dinge wirklich nicht so einfach sind.

. Ich wusste nicht, dass es Schulen gibt, an denen man Latein machen muss.

Ist leider so. Bei uns an der Schule ist es ab der 6.Klasse Pflicht. Da wird nicht gefragt, wer es lernen will und wer nicht. Man hat aber die Chance, Latein nach der 9. Klasse abzuwählen, da man da die Fächer für die Oberstufe selber wählen kann.

Ich selbst habe Latein trotz meiner großen Abneigung weiter gewählt, da mir nur noch ein Jahr fehlt, um das Latinum zu haben. Hätte ich Latein abgewählt, müsste ich Französisch weiter lernen. Aber da ich dieses Fach erst ab der 8. Klasse hatte, habe ich mich für Latein entschieden da es dumm von mir wäre, nach 4 Jahren Latein noch dieses eine Jahr bis zum Latinum nicht zu machen.

Ich habe mich in der Schule bewusst für Latein entschieden. Französisch fand ich nie besonders toll und hatte auch kein Interesse daran, diese Sprache zu lernen. Daher habe ich Latein belegt, auch wenn es mich oft ebenfalls ziemlich genervt hat. Abgesehen davon habe ich Latein auch als sinnvoller erachtet, da ich mir dadurch eine Erleichterung erhofft habe für den Fall, dass ich studiere. Mittlerweile studiere ich auch Medizin, allerdings wäre es auch problemlos möglich gewesen, ohne Lateinkenntnisse aus der Schule den Terminologie-Schein zu bekommen. Man muss also nicht unbedingt Latein belegen, wenn man später mal Medizin studieren möchte. Ich würde mich in der Schule für die Sprache entscheiden, die mir am ehesten zusagt. Ich empfinde Latein irgendwie als logisch, als sinnvoll. Für mich ist Latein eher mit Mathematik vergleichbar als mit anderen Sprachen.

Gab es bei euch nicht die Möglichkeit, eine andere Sprache zu wählen? Ich kenne es von einem Gymnasium auch, dass man dort mit Latein beginnt und später die Möglichkeit hat, sich zwischen Englisch und Französisch zu entscheiden. Die meisten Schulen beginnen allerdings mit Englisch und bieten die Möglichkeit, sich zwischen Latein und Französisch zu entscheiden. Falls das an deiner Schule nicht möglich ist und du nun Latein belegen musst, musst du dich eben durchbeißen. Ich finde es auch schrecklich, wenn man Fächer belegen muss, auf die man keine Lust hat, gerade wenn es sich um eine Sprache handelt. Letztendlich ist das aber alles machbar, auch wenn es dir keinen großen Spaß bereitet. Vielleicht kannst du später doch einmal von deinen Lateinkenntnissen profitieren, entweder im Studium oder beim Erlernen einer verwandten Sprache.

Ich selbst hatte damals auf dem Gymnasium die Wahl, entweder Latein oder Französisch zu lernen (eins von beidem war neben Englisch aber ebenfalls Pflicht). Ich hatte mich damals eigentlich nur aus einer Laune heraus für Latein entschieden und musste damit aber von der 7. bis einschließlich zu 10. Klasse dann leben.

Mit ging es genauso und ich habe oft Schüler anderer Schulen beneidet, die mehr Sprachen zur Auswahl hatten und/oder nach einem "Probejahr" abwählen konnten. Trotzdem hatte ich dann auf dem Kolleg in der Erwachsenenbildung wieder dasselbe Problem: Latein oder Französisch- und letzteres kann ich absolut nicht aussprechen, mir nicht merken und es sagt mir gar nicht zu. Mein Latein von früher konnte ich mir zwar anerkennen lassen, bei wenig Leistungskursen kommt es aber regelmäßig in der Jahrgängen zu Enttäuschungen bei der Wahl der Fächer.

x_MKD_x, du hast Deutsch, Englisch, Französisch und Latein? Und Latein musstest du auf jeden Fall noch nehmen/wählen? Gab/Gibt es keine Alternativen? Zwar gibt es doch manche Leute, die Spaß an dieser Sprache haben und manches ist ja auch einfacher, aber es gibt doch eigentlich in jeder Klasse genügend Leute, die mit Latein so gar nichts anfangen können und deshalb würde ich mich an der Schule in dem Fall wohl für mehr Wahlmöglichkeiten einsetzen.

Ich hatte auch Latein in der Schule und habe das ein Jahr vor dem Latinum abgebrochen, was ich mittlerweile wirklich bereue. Ich brauche das nämlich jetzt für mein Studium und damit war alles umsonst und ich muss nun nochmal ganz von vorne anfangen. Latein braucht man für wirklich viele Studiengänge, daher würde ich das an deiner Stelle auf jeden Fall durchziehen, bevor du dich später so wie ich nochmal durch den ganzen Quark quälen musst.

Auch basieren eben die meisten Sprachen irgendwie auf Latein und in vielen Fachbereichen werden noch sehr viele lateinische Begriffe verwendet und dafür braucht man das wohl.

Ich weiß aber nicht, wieso du in der Schule zwingend Latein machen musst? Wir mussten das jedenfalls nicht und hätten auch Französisch wählen können und ich habe auch wirklich noch nie gehört, dass man da zwingend Latein nehmen musst.